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Also, das ist ja mal wieder so eine Sache, ne? Ich wollte euch heute mal so ein bisschen... ja, über so ein Kapitel aus einem Buch erzählen, das ich gelesen habe. Und zwar geht's da um, ja, wie wir so Dinge teilen, kleine Dinge, die wir so weitergeben.
Also, da war dieser Eric, ne? Der hat auf so einer Dating-App rumgeswipt, wie das halt so ist, und ist dann auf das Profil von Laura gestoßen. Und die war, also optisch schon mal top, und dann auch noch so, ja, intellektuell irgendwie interessant, ne? Und dann gab's da so ein Foto von ihr im Laborkittel, aber auch eins beim Aerobic, total begeistert. Und Eric dachte sich so, Mensch, die nimmt sich nicht zu ernst, das ist ja mal was. Also, hat er ihr dann so 'ne virtuelle Rose geschickt, kostet ja extra, und kurz danach hat er mir 'ne Voicemail weitergeleitet, die sie ihm hinterlassen hatte. Mit so 'nem britischen Akzent, total süß, und sie war auch noch begeistert von Kirschtomaten! "A good tomato is a thing of beauty," hat sie da gesagt. Da war's um mich geschehen, ehrlich gesagt.
Warum er mir das geschickt hat? Wahrscheinlich, weil er so aufgeregt war, so stolz, mit ihr zu reden, und das einfach teilen wollte. Und er wusste ja auch, dass ich 'ne gute Tomate zu schätzen weiß. Hab ich natürlich gleich gesagt: "Du musst die sofort heiraten!" War natürlich nur 'n Scherz.
Aber dieses Teilen, ne, diese kleinen Gesten, die sind eigentlich total wichtig für unsere Beziehungen. Denk mal drüber nach, was du so in den letzten 24 Stunden geteilt hast. Vielleicht 'nem Freund von deinem Tag erzählt, dein Wissen mit 'nem Kollegen, irgendwas auf Social Media gepostet, deine Katze gezeigt, oder 'n Urlaubsbild, wo du besonders gut aussiehst (nicht, um andere neidisch zu machen, aber manche machen das ja schon). Oder vielleicht war's auch was Ernstes. Vielleicht hast du dich total über die Nachrichten aufgeregt, über Waldbrände, Überschwemmungen, Kriege, und hast mit 'nem Freund drüber geredet oder 'n Artikel geteilt. Vielleicht warst du gar nicht so wütend, aber wolltest zeigen, dass dir das Thema wichtig ist.
Oder es war was ganz Intimes. Am Hochzeitstag meiner Eltern haben meine Mama, Oma und ich über meinen Papa gesprochen, der ja schon gestorben ist. Meine Mama hat dann so 'ne Geschichte erzählt, die ich noch gar nicht kannte, von den Liedern, die er ihr immer auf die Mailbox gesungen hat. Wie er sie einfach in den Arm genommen hat und sie in der Küche getanzt haben oder auf Partys die ganze Nacht. Und ich hab mich daran erinnert, wie stolz mein Papa auf die Gedichte meiner Mama war und wie viel Spaß die beim Tanzen auf der Bar Mitzvah von meinem Freund Alex hatten. Und meine Oma hat gelächelt und von seinem Garten erzählt, wie er meine Mama immer mit ihren Lieblingsblumen überrascht hat. Und meine Mama hat erzählt, wie gerne er Dinge geteilt hat, und dass er sich mal gewünscht hat, dass er ihr zwei Wochen lang alle Mahlzeiten zubereiten, ihr Artikel vorlesen und mit ihr fünf Dokus gucken darf. Ja, das war schon... dadurch waren wir uns alle so nah, nicht nur meinem Papa, sondern auch untereinander.
Durch das Teilen fühlen wir uns eben verbunden und weniger allein. Und wir geben anderen auch 'n Einblick in unser Leben, ne? Zeigen, wer wir sind. Und das beeinflusst dann auch wieder, was andere über uns denken. Und im Großen und Ganzen beeinflusst das dann auch die Kultur. Was Leute für wahr halten, was sie mögen, wie politische Bewegungen entstehen.
Klar, diese gleichen Motive, ne, dieses Dazugehören, Macht und Status, die können auch zu echt schädlichen Dingen im Internet führen. Dieser Wunsch nach Verbindung kann ausgenutzt werden, damit wir endlos scrollen und klicken. Und das kann dann auch zu Extremismus, Mobbing, Betrug, Hass und Hetze führen, die dann ja auch in der echten Welt zu Gewalt führen können. Und Politiker und Marketingleute können unsere Meinung so beeinflussen, dass die Demokratie gefährdet wird. Aber das ist jetzt ein bisschen zu kompliziert, um das alles zu erklären. Aber, ja, da gibt's viel Forschung zu dem Thema, wie sich Falschinformationen verbreiten und wie das Gehirn darauf reagiert. Aber die meisten Studien, die es bisher gibt, die beschäftigen sich eher mit den positiven Aspekten vom Teilen, ne? Wie man Beziehungen aufbaut oder gesunde Verhaltensweisen verbreitet. Aber trotzdem ist es wichtig zu verstehen, was Leute überhaupt dazu bringt, etwas zu teilen. Dann können wir vielleicht besser erkennen, wie wir diese Vorteile nutzen können und uns gleichzeitig vor den negativen Auswirkungen schützen.
Letztendlich ist es halt 'ne Abwägung, ne? Was ist mir wichtig, was ist anderen wichtig? Und das, was wir teilen, beeinflusst uns und andere, aber nicht immer so, wie wir das erwarten.
Was bringt uns denn überhaupt dazu, zu teilen? Ich hab mich das erste Mal damit beschäftigt, als ich in Los Angeles studiert habe. Ich hab eigentlich an der Neurowissenschaft von Gesundheitskampagnen gearbeitet, aber alle um mich herum waren in der Filmindustrie. Überall hingen riesige Werbeplakate für neue Filme und Serien. Und viele meiner Freunde haben als Assistenten von Produzenten oder als Bühnenbildner gearbeitet.
Und bei Spieleabenden haben die dann immer von ihren verrückten Chefs erzählt, die einen mit 'ner Pflanze bewerfen, wenn man zu spät mit ihrem Proteinriegel kommt. Und von Leuten, die Drehbücher lesen und dann entscheiden, ob die was taugen. Und diese Entscheidungen, die haben dann beeinflusst, was populär wird und was viele andere Leute dann cool und relevant finden.
Und ich hab versucht, effektivere Gesundheitskampagnen zu entwickeln. Und mein Doktorvater, Matt Lieberman, und ich, wir haben gedacht, dass solche Kampagnen viel stärker wären, wenn die Leute, die man überzeugt, ihr Verhalten zu ändern, auch ihre Freunde dazu bringen würden, mitzumachen. Und Studien haben gezeigt, dass das tatsächlich so ist. Aber natürlich erzählen die Leute ihren Freunden nicht von jeder neuen Idee, die sie haben. Wir wollten verstehen, was Leute dazu bewegt, manche Informationen zu teilen und andere nicht. Und was im Gehirn passiert, wenn sie diese Entscheidungen treffen. Und dann hab ich an meine Freunde gedacht, die Drehbücher lesen. Und Zack! Da war die Idee für 'ne Studie.
Wir haben dann so ein Experiment entworfen, bei dem Studenten von der Uni UCLA so taten, als wären sie Praktikanten und Produzenten in einem Fernsehstudio, die Drehbücher bewerten. Wir haben dann ungefähr zwei Dutzend Ideen für neue TV-Shows gesammelt. Eins, Mafia, handelte von zwei besten Freunden, die versuchen, in einer Mafia-Familie aufzusteigen. Irgendwann bringt der eine seinen Freund um, um der neue Boss zu werden. Eine andere, Athletic Adventures, war so 'ne College-Komödie über ein Sportteam, das keiner beachtet und das deshalb total viel Blödsinn macht. Dan, der Starspieler, ist eigentlich total nett, aber außerhalb des Spielfelds ist er 'n ganz anderer Mensch. Also, wir hätten damit wahrscheinlich keinen Emmy gewonnen, aber wenn ich mir so angucke, was in den letzten zehn Jahren so produziert wurde, dann waren wir gar nicht so schlecht... vielleicht hätten wir einfach 'ne Serie über unser Labor machen sollen, weil "The Big Bang Theory" ja so erfolgreich war.
Nachdem wir die Ideen hatten, haben wir Freiwillige gesucht und ihre Gehirnaktivität gemessen, während sie sich vorstellen sollten, dass sie Praktikanten sind, die entscheiden müssen, welche Ideen sie ihrem Chef, dem Produzenten, vorstellen sollen. Sie haben dann so 'ne Diashow mit unseren 24 Ideen gesehen, mit 'nem Titel und 'ner kurzen Beschreibung und 'nem Bild. Und nach jeder Idee sollten sie bewerten, wie wahrscheinlich es ist, dass sie die Idee weiterempfehlen würden.
Nachdem sie dann aus dem Hirnscanner raus waren, haben sie noch Videos aufgenommen, in denen sie die Serien vorgestellt haben, die sie gut fanden, und die kritisiert, die sie schlecht fanden. Manche haben sich da richtig reingesteigert und sich schon vorgestellt, wie sie die Serien gucken oder wie sie vermarktet werden. Und dann haben wir diese Videos einer zweiten Gruppe von Teilnehmern gezeigt, den "Produzenten". Und die sollten dann bewerten, ob sie die Infos auch weiterempfehlen würden. So konnten wir dann nicht nur rausfinden, wer von uns Wissenschaftlern vielleicht 'ne Karriere in Hollywood starten könnte, sondern vor allem, was im Gehirn passiert, wenn die Praktikanten entscheiden, was sie teilen wollen. Und ob diese Gehirnaktivität dann auch vorhersagt, welche Ideen sich wirklich von den Praktikanten zu den Produzenten und darüber hinaus verbreiten.
Also, es wird dich jetzt wahrscheinlich nicht überraschen, aber wir haben rausgefunden, dass die Aktivität im medialen präfrontalen Cortex und im posterioren cingulären Cortex, also den Regionen, die für Selbstbezug, soziale Relevanz und Bewertung zuständig sind, mit der Wahrscheinlichkeit korreliert hat, dass die "Praktikanten" die Idee ihrem Produzenten empfehlen würden. Aber das Wichtigste war, dass eine höhere Aktivierung in diesen Schlüsselregionen auch vorhergesagt hat, wie wahrscheinlich es ist, dass die "Produzenten" die Ideen später auch weiterempfehlen würden.
Was sagt uns das jetzt darüber, warum Leute teilen? Auf einer Ebene können uns die Hirnscans zwar nicht genau sagen, was die Leute denken, aber Überlegungen zum Selbstbezug könnten beinhalten, ob die Idee für mich relevant ist oder was ich generell darüber denke und fühle. Und Überlegungen zur sozialen Relevanz könnten beinhalten, ob die Idee für die Leute relevant ist, mit denen ich sie teilen will, oder was sie generell von dem Inhalt halten. Und im Schnittpunkt von Selbst- und Fremdbezug stehen dann Gedanken darüber, was es über mich aussagt, wenn ich das mit anderen teile (erinnere dich an meine Sorgen, meine Musik mit meinen Freunden zu teilen!).
Auf einer anderen Ebene finde ich, dass diese Ergebnisse auch zu einer tieferen Funktion des Teilens passen. Eine, die über die kleinen Entscheidungen hinausgeht, ob wir jetzt 'n Meme oder 'ne Serienidee an unseren Chef weiterleiten oder nicht. Sie sprechen unsere grundlegenden menschlichen Bedürfnisse an, uns gut zu fühlen, uns mit anderen zu verbinden und unseren sozialen Status zu erhalten. Mit anderen Worten, unsere kleinen, alltäglichen Entscheidungen zum Teilen können tiefere Bedürfnisse ansprechen, die uns vielleicht gar nicht bewusst sind.
Was sagt das über mich aus? Drei Tage und eine Video-Date-Cookie-Back-Session, nachdem Eric Laura die virtuelle Rose geschickt hatte, hatte Eric sich entschieden. "Ich wollte das Ding festzurren", sagte er mir. Er hatte Laura noch nicht persönlich getroffen, weil es ja die Hochphase der COVID-19-Pandemie war, und deshalb war es ihm besonders wichtig, das perfekte virtuelle Date zu planen. Und dann hat er sich an die Kartenstapel erinnert, die ich ihm vor einem Jahr in seinem Haus gelassen hatte.
Damals hatten er und ein Freund mir geholfen, einen Workshop für eine Gruppe von Führungskräften vorzubereiten. Und in dem Workshop hatte ich Forschungsergebnisse darüber geteilt, was im Gehirn passiert, wenn Leute die Möglichkeit haben, Informationen über sich selbst mit anderen zu teilen. Und ich hatte die Teilnehmer auch mit diesem Kartenstapel arbeiten lassen, wobei auf jeder Karte eine andere Frage stand. Das war, du ahnst es schon, "Fast Friends". Jetzt hat Eric die Karten mit Laura im Hinterkopf durchgeblättert.
"Er hat mit den einfachen Fragen angefangen", erzählte mir Laura. Aber dann kamen sie zu den tiefergehenden Fragen im dritten Stapel. "Da war so 'ne Frage wie: 'Wenn du heute Nacht stirbst, was ist etwas, das du noch sagen wolltest?'" Laura lachte, als sie von dem Date erzählte. "Ich dachte: 'Ich glaube, ich verliebe mich gerade in diese Person', aber das habe ich damals noch nicht gesagt." Erics Plan hat funktioniert, und bald haben sich die beiden dann auch persönlich getroffen.
Wichtig ist, dass nicht nur frisch verliebte Paare die Möglichkeit schätzen, Dinge über sich selbst zu teilen. Ich erinnere mich noch daran, wie mein Kind, Theo, sich das erste Mal auf meinen Schoß gekuschelt hat und mich gefragt hat: "Wie war dein Tag?" Ich hab gelächelt und ihm erzählt, wie ich am Morgen an blühenden Magnolienbäumen vorbeigelaufen bin, von 'nem Gespräch mit 'ner Studentin, die 'n paar schwierige Wochen hatte, und von 'nem Vortrag, den ich über Zoom gehalten habe, um meine Forschungsergebnisse mit Kollegen in anderen Bundesstaaten zu teilen.
Er hat aufmerksam zugehört, und als ich fertig war, hat er gesagt: "Wir haben so 'ne Freundlichkeits-Bingo-Karte in unserer Klasse. Wenn man fragt: 'Wie geht's dir?' oder 'Wie war dein Tag?', dann bekommt man ein Feld."
Ich hab gelacht. Ist das wirklich 'ne freundliche Geste? Aber als ich dann drüber nachgedacht hab, hab ich gemerkt, dass es sich wirklich gut angefühlt hat, ihm von meinem Tag zu erzählen. Er schien so interessiert zu sein. Und ich hab mich an die Gutenachtgeschichten erinnert, die meine Eltern mir früher immer erzählt haben, von ihrer Kindheit. Ich hab es geliebt, Details zu hören, wie mein Papa Würstchen am Bach gegessen hat oder wie meine Mama überlegt hat, ob sie Bananenscheiben aus dem Fenster ihrer Wohnung werfen soll, als sie klein war. Und meine Eltern haben diese Geschichten auch gerne geteilt.
Ob in Gesprächen mit Freunden, bei Dates oder bei der Arbeit, du hast wahrscheinlich schon tausende Male Geschichten und Details über dich selbst geteilt. Ich gehe einfach mal davon aus, weil Menschen halt nun mal über sich selbst reden. Und zwar viel. Warum tun wir das?
Als Theo gefragt hat, wie mein Tag war, hat es sich gut angefühlt, ihm das zu erzählen. Und damit bin ich nicht allein. Die Psychologin Diana Tamir von der Uni Princeton hat herausgefunden, dass es sich für Menschen von Natur aus lohnend anfühlt, Informationen über sich selbst mit anderen zu teilen. Als ihr Team die Gehirnaktivität von Freiwilligen untersucht hat, die entscheiden sollten, ob sie Informationen über sich selbst oder über andere Themen teilen wollen, haben sie eine höhere Aktivität im Belohnungssystem des Gehirns festgestellt, wenn sie Informationen über sich selbst preisgegeben haben. Tatsächlich waren die Freiwilligen bereit, auf Geld zu verzichten, um Informationen über sich selbst zu teilen, obwohl sie mehr hätten verdienen können, wenn sie Quizfragen beantwortet hätten. Informationen über uns selbst zu teilen, ist also Belohnung genug.
Das mag jetzt egoistisch klingen, aber es gibt gute Gründe, warum unser Gehirn die Selbstoffenbarung so schätzt. Zum einen können wir uns durch das Teilen unserer Vorlieben besser mit anderen abstimmen. Wenn ich die Spitze der Pizza mag und du den Rand, dann sollten wir das besprechen, damit wir nicht beide versuchen, nett zueinander zu sein und jeder die Teile bekommt, die er am wenigsten mag. Und das ist auch ein Grund, warum ich mich so für Laura gefreut habe. Sie mag den Pizzarand und ich liebe die Füllung. Das passt perfekt!
Ein weiterer Grund, warum Selbstoffenbarung so wichtig ist, ist, dass wir im Alltag durch das Teilen über uns selbst unsere Beziehungen zu anderen Menschen stärken. Es ist schwer, sich jemandem nahe zu fühlen, über den man nichts weiß. Und obwohl es sich natürlich anfühlt, dass wir mehr über uns mit Leuten teilen, die wir mögen, zeigen Experimente, dass es manchmal auch andersrum funktioniert. Das Teilen persönlicher Informationen führt dazu, dass wir uns der Person, mit der wir sie teilen, näher fühlen. Und Menschen mögen andere, die ihnen persönliche Informationen anvertrauen (innerhalb gewisser Grenzen).
Das ist auch ein Grund, warum "Fast Friends" so gut funktioniert. Aber es ist wichtig zu erwähnen, dass diese persönlichen Informationen nicht unbedingt "persönlich" sein müssen. Das Teilen von Ideen, Nachrichten, Memes und anderen Informationen, die nicht direkt mit uns zu tun haben, ist auch eine Möglichkeit, anderen zu zeigen, wer wir sind und was uns wichtig ist. Das hilft uns, schädliches Verhalten im Internet zu verstehen (wie z. B. Polarisierung, Extremismus), aber ich denke auch an meinen Papa, der mir und anderen Freunden und Familie mal 'ne E-Mail geschickt hat, um zu erklären, warum er ein zehntägiges Meditationsretreat gemacht hat, und 'n paar YouTube-Videos über Meditation angehängt hat. Oder Eric, der mir Lauras Voicemail über Tomaten geschickt hat. Oder ich, die meine Musikplaylist mit meinen Freunden teilt. Ich war so nervös, weil es sich wie ein Ausdruck dessen anfühlt, wer ich bin.
Das Teilen als eine Form des Selbstausdrucks zu verstehen, zu dem Menschen von Natur aus motiviert sind, hilft uns zu verstehen, warum Menschen bestimmte Arten von Nachrichten im Internet verstärken. In einer Reihe von Studien unter der Leitung von Dani Cosme, Christin Scholz und Hang-Yee Chan hat mein Team untersucht, wie wir Menschen dazu ermutigen können, hochwertige Nachrichtenartikel oder Social-Media-Posts zu teilen, die einen gesunden Lebensstil fördern, den Klimawandel diskutieren oder dazu aufrufen, bei politischen Wahlen zu wählen. Wenn viele Menschen hochwertige Informationen in diesen Bereichen teilen würden, so argumentierten wir, könnten wir möglicherweise Normen verändern und es den Menschen erleichtern, gesunde Entscheidungen für sich selbst und für ihre Gemeinschaften zu treffen. In diesen Studien haben wir Leute rekrutiert, die online an einer Studie teilnehmen sollten. Diejenigen, die sich anmeldeten, wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um entweder kurze Beiträge zu schreiben, in denen sie hervorhoben, warum bestimmte Nachrichten für sie relevant waren, oder in denen sie einfach beschrieben, worum es in der Nachricht ging. Dann bewerteten sie, wie relevant die Nachricht für sie und für andere war und ob sie bereit wären, sie online zu posten.
Es war nicht sehr überraschend, dass die Leute, wenn sie uns sagten, dass die Nachrichtenartikel und Social-Media-Posts sich für sie persönlich relevant anfühlten, auch eher bereit waren, die Informationen mit anderen zu teilen. Interessanter war, was passierte, wenn wir die Leute baten, eine kurze Beschreibung darüber zu schreiben, wie ein bestimmter Nachrichtenartikel oder Social-Media-Post für sie persönlich relevant sein könnte. "Das Haus meiner Familie wurde von einem kürzlichen Hurrikan heimgesucht", schrieb ein Teilnehmer. "Der Klimawandel könnte immer mehr Menschen immer stärker betreffen, jetzt und in der Zukunft." Diese einfache Handlung, die Informationen mit ihren Selbstkonzepten und persönlichen Erfahrungen zu verbinden, veranlasste sie, die Artikel eher mit anderen zu teilen, als wenn sie nur über den grundlegenden Inhalt der Artikel nachdachten. In einer Reihe von Folgestudien stellten wir fest, dass je mehr Leute Nachrichtenartikel als für sich selbst relevant einstuften, desto mehr Aktivierung zeigten sie im Selbstbezugssystem und desto eher waren sie bereit, die Artikel online zu teilen.
Wir teilen eher Informationen, die wir als selbstbezogen wahrnehmen, und einfache Aufforderungen, die die Leute einladen, darüber zu schreiben, warum Inhalte für sie wichtig oder relevant sind – sie zu bitten, mitzuteilen, warum ihnen eine Idee oder Sache am Herzen liegt, zusätzlich zu der Idee oder Sache selbst – können ihre Motivation zum Teilen erhöhen. Wie wir gesehen haben, sind Menschen bestrebt (und sogar bereit, effektiv zu bezahlen!), Informationen über sich selbst mit anderen zu teilen. Wenn es also eine Idee gibt, von der du hoffst, dass andere darüber reden und sie teilen wollen – sei es ein Gesundheitsratgeber aus einer vertrauenswürdigen Quelle oder ein neues Produkt, von dem du begeistert bist – können diese Art von Aufforderungen andere dazu ermutigen, sie zu verbreiten und selbst etwas Wertvolles daraus zu ziehen. Du könntest auch eine Pause einlegen, wenn andere ähnliche Taktiken anwenden, um deine Aufmerksamkeit zu erregen und dich dazu zu ermutigen, Dinge zu teilen, die nicht aus seriösen Quellen stammen oder die politische Spaltungen schüren oder zu Mobbing anregen könnten.
Klug, cool und fähig aussehen
Das Teilen ist eine soziale Aktivität. Es ist also logisch, dass die Hirnbildgebung die soziale Relevanz als weiteren Schlüsselfaktor für die Entscheidungen der Menschen beim Teilen zeigt. Am Schnittpunkt von Selbst- und sozialer Relevanz fragen wir uns: Was wird meine Entscheidung zum Teilen über mich aussagen? Wie werden andere reagieren? Und vor allem: Wie wird es unsere Beziehungen beeinflussen?
Ich erinnere mich noch an das erste Mal, als ich Ruth Katz traf, eine bahnbrechende Musikwissenschaftlerin, die mit meinem verstorbenen Kollegen Elihu Katz verheiratet war. Wir waren auf einer Veranstaltung, bei der Elihus Beiträge zum Bereich der Kommunikation gewürdigt wurden, und Elihu war damit beschäftigt, mit den Personengruppen zu lachen und zu scherzen, die sich um ihn versammelt hatten. Obwohl ich sie nicht kannte, lud Ruth mich ein, mich neben sie zu setzen und mich auf einer der geschwungenen, gepolsterten Bänke im Atrium des Annenberg School im Untergeschoss zu unterhalten. Sie blickte auf die Studentengruppen, die Teller mit Essen und Weingläser balancierten, und auf Elihu mit unseren Kollegen neben dem Podium in der Mitte des Raumes.
Ich dachte, wir würden unsSmalltalk unterhalten, da wir uns nicht gut kannten, aber Ruth fragte mich nach meinem Leben, schaute mich direkt an und gab mir Ratschläge. Kinder, Freunde und Karriere fordern viel Zeit und Energie, sagte sie, und manchmal teilen die Leute ihre intellektuellen Ideen nur mit Arbeitskollegen und diskutieren nicht die Ideen, die ihre Neugier und ihre Karriereleidenschaften mit ihrem Partner antreiben. Sie sah mir in die Augen und sagte mir, dass ein Schlüssel zu einer guten Ehe darin besteht, seinen Partner zum "primären Publikum" zu machen. Ihrer Meinung nach hatte die Zusammenarbeit mit Elihu, um sich gegenseitig zum primären Publikum zu machen, sowohl ihre Karrieren als auch ihr Leben bereichert.
Zum Glück ist mein Partner, Brett, ein hervorragendes "primäres Publikum", wenn ich über das Gehirn oder über Dinge sprechen möchte, die mich bei der Arbeit beschäftigen. Ich denke auch an Ruths Worte zurück, wenn Brett seine Kryptografiearbeit detaillierter besprechen möchte, als ich mich angemeldet habe (jetzt haben wir die Regel, dass er so detailliert über Mathematik sprechen kann, wie er will, solange er mit meinen Haaren spielt). Aber ich denke auch an sie, wenn es um die scheinbar alltäglicheren Dinge geht, die Brett in unserem gemeinsamen Leben teilt – auch diese sind Annäherungsversuche und Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme.
Brett hat mir zum Beispiel kürzlich einen Link zu einem Artikel über die "urkomischen und seltsamen E-Mail-Sign-offs" der Gen Z-Arbeiter geschickt. Ich erfuhr, dass eine solche Mitarbeiterin namens Celine ihre berufliche Korrespondenz mit "Seeyas later" abschließt, während ein anderer namens Bryant "F*ck you, I'm out" verwendet. Weitere Abmeldungen sind "Das ist alles" und "Das ist es ungefähr. Ähm . . . ja." Ich dachte, Brett hat den Artikel mit mir geteilt, um unsere gemeinsame Erfahrung hervorzuheben, dass wir zu alt sind, um zu wissen, was cool ist. Ich verlasse mich auf meine viel jüngere Schwester und die Mitglieder des Gen Z-Labors, um mir die oft kontraintuitiven Generationsverschiebungen in wichtigen Fragen wie der zu erklärenden Angelegenheit zu erklären, welche Emojis akzeptabel sind (wusstest du, dass viele junge Leute Smileys als herablassend empfinden?).
Später an diesem Tag, zu Hause, wurde mir klar, dass der Artikel Brett auf die Nerven gegangen war und er darüber reden wollte. "Warum interessierst du dich so für die E-Mail-Abmeldungen der Gen Z?", fragte ich. Ich hatte gedacht, er wollte mich nur zum Lachen bringen, indem er sie schickte, da wir beide im Umgang mit jüngeren Leuten solche E-Mails bekommen. Stattdessen erklärte er in einem sachlichen Ton, dass die Lektüre der Zusammenstellung süßer und alberner E-Mail-Abmeldungen die Gen Z für ihn weniger bedrohlich gemacht habe. Eine Reihe neuerer Nachrichtenartikel, in denen detailliert beschrieben wurde, wie Mitglieder der Gen Z Familie, Freunde und Spaß zunehmend über lange Arbeitszeiten stellten, hatten ihm das Gefühl gegeben, dass seine eigenen arbeitssüchtigen Tendenzen verurteilt wurden – als ob diese jüngere Generation ihm sagte, dass er betrogen worden war, eine Lüge darüber verkauft wurde, was es bedeutet, glücklich und gesund zu sein. Doch irgendwie gaben ihm diese E-Mail-Sign-offs, die BoredPanda.com zusammengestellt hatte, ein anderes Gefühl gegenüber seinen jüngeren Kollegen: weniger so, als ob sie heimlich seine Lebensstilentscheidungen verachteten, und mehr so, als ob sie einfach nur Spaß an ihrer Arbeit hätten – und es so sagen, wie es ist. Im Gegenzug teilte ich mit, dass ich die Art und Weise liebe, wie jüngere Leute in meinem Labor auf mehr Work-Life-Balance drängen; ich halte es für ein wichtiges Element, um die Akademie gerechter zu machen, und es gibt mir das Gefühl, mich auch freier entspannen zu können.
Wir haben vorhin gesehen, wie das Teilen von Informationen über uns selbst uns hilft, unsere Bindungen zu anderen Menschen zu stärken, aber das Teilen anderer Arten von Informationen – Ideen, Geschichten, Nachrichten – kann dasselbe bewirken. Im Laufe unserer Beziehung ist mir bewusster geworden, wie Brett durch das Teilen von Artikeln versucht, mit mir in Kontakt zu treten. Er schätzt es, wenn ich die vollständigen Artikel lese, die er teilt, und fühlt sich manchmal vor den Kopf gestoßen, wenn ich zugebe, dass ich noch nicht die Gelegenheit hatte, einen zu öffnen. Ich denke an Ruth – die mich dazu drängt, Brett nicht nur als primäres Publikum zu behandeln, sondern auch aufmerksam und ermutigend zu sein, wenn er mich als sein Publikum behandelt – ich verstehe es. Die Artikel sind eine Chance, miteinander in Kontakt zu treten, unsere Bindung zu stärken und noch mehr übereinander zu erfahren. Und laut der Forschung meines Teams nutzen auch andere Menschen das Teilen, um ihre Beziehungen zu vertiefen.
Ein Team unter der Leitung von Joe Bayer mit Matt O'Donnell, Dave Hauser, Kinari Shah und mir stellte die Idee auf den wissenschaftlichen Prüfstand, indem wir College-Studenten einluden, in unserem Labor ein Spiel namens Cyberball zu spielen. Cyberball ist ein Computerspiel mit drei Spielern, die sich gegenseitig einen virtuellen Ball zuwerfen. Die Freiwilligen in unserer Studie glaubten, sie würden mit zwei anderen Freiwilligen spielen, aber in Wirklichkeit wurden die anderen Spieler von einem Computer gesteuert. Diese "Spieler" waren vorprogrammiert, entweder ein "faires" Fangspiel zu spielen, bei dem sie den Ball an alle, auch an den menschlichen Teilnehmer, gleichmäßig warfen, oder ein "unfaires" Spiel, bei dem sie ihn ein paar Mal dem Teilnehmer zuwarfen, aber bald nur noch einander zuwarfen und den echten Spieler außen vor ließen. Das mag sich nicht so schlimm anhören, aber die Leute fühlen sich am Ende ausgeschlossen und es fühlt sich nicht gut an. Wir waren somit in der Lage, Gefühle des Einbezogen- oder Ausgeschlossenseins zu simulieren, ähnlich wie sich Brett fühlte, als er sich von der Sicht der Gen Z auf die Arbeit bedroht fühlte.
Nachdem sie das Spiel beendet hatten, baten wir die Freiwilligen, uns bei einer Aufgabe zu helfen, von der sie glaubten, dass sie völlig unrelated sei – dem Betatest einer neuen News-Sharing-App. Wir haben die App mit einer Reihe von Leuten vorbestückt, die die Freiwilligen als enge Freunde und Familie bezeichnet hatten, sowie mit Freunden oder Familie, von denen sie berichteten, dass sie weniger enge Bindungen zu ihnen hätten. Wir stellten fest, dass die Leute in diesem Kontext im Allgemeinen die meisten Nachrichtenartikel mit ihren engen Freunden und Familienmitgliedern teilten, wie man es erwarten würde – aber nachdem sie in Cyberball ausgeschlossen worden waren, erhöhten sie die Menge, die sie speziell mit engen Freunden teilten, erheblich. Angesichts einer sozialen Bedrohung (selbst so etwas Trivialem wie dem Ausgeschlossensein in einem Computerspiel mit Fremden) versuchten unsere Freiwilligen, zu teilen, vielleicht als eine Möglichkeit, mit ihren Freunden in Kontakt zu treten, ihre Bindungen zu stärken und sich besser zu fühlen.
Es ist daher natürlich, dass Regionen des Gehirns, die uns helfen zu verstehen, was andere denken und fühlen könnten – also das soziale Relevanzsystem – auch oft das Interesse der Menschen am Teilen von Ideen verfolgen. Denk an einige der Dinge, die du kürzlich geteilt hast oder die andere mit dir geteilt haben. Laura hat kürzlich zum Beispiel eine Podcast-Episode über Elternschaft mit mir geteilt. Sie wusste, dass der Podcast – in dem es darum ging, wie wir unsere Kinder so erziehen können, dass wir ihnen Respekt entgegenbringen, auch wenn wir ihn nicht immer zurückbekommen – für meinen Alltag als Elternteil kleiner Zwillinge relevant ist. Wie sollen wir Grenzen setzen? Wie sollen wir uns verhalten, wenn wir das Verhalten anderer Leute nicht kontrollieren können? Ich fand die Folge nachdenklich und lustig, und obwohl sie keine wirklich bahnbrechenden Ratschläge enthielt, fand ich sie unterhaltsam und hielt sie für relevant genug für meine Erfahrungen als Elternteil, um sie auch mit anderen zu teilen. Ich beschloss, den Podcast mit Anna und Ashley zu teilen, die beide Kinder im gleichen Alter wie meine Zwillinge haben. Ich habe ihn nicht mit Emma geteilt, die kinderlos ist und von der ich daher vermutete, dass sie ihn nicht so interessant finden würde. Als Ashley mir jedoch erzählte, dass sie unsere Heimatstadt in einer neuen HBO-Serie gesehen hatte, leitete ich den Screenshot sofort an Emma weiter, da ich wusste, dass sie sich freuen würde, unsere alten Stammorte im Prestige-Fernsehen zu sehen.
Wir alle stellen solche Berechnungen an, wenn wir entscheiden, ob wir etwas teilen wollen und mit wem. Zum größten Teil erfordern diese Entscheidungen keine tiefen Überlegungen; ich habe automatisch (und nur halb bewusst) Vermutungen über die soziale Relevanz des Podcasts und der HBO-Show angestellt, als ich entschieden habe, ob und mit welchen meiner Freunde ich sie teilen soll. Wird Anna das gefallen? Wird die Show sie zum Lachen bringen? Wird der Erziehungsrat zu offensichtlich erscheinen? Was wird sie über mich und unsere Beziehung denken? Auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind, können wir diesen Prozess im Gehirn bei der Aktivierung des sozialen Relevanzsystems beobachten, wenn Menschen Entscheidungen zum Teilen treffen. Interventionen, um die Wahrnehmung der sozialen Relevanz einer Botschaft durch die Menschen zu verändern (z. B. indem man die Leute bittet, einen Beitrag zu schreiben, der "jemandem hilft", anstatt nur zu beschreiben, worum es in dem Artikel geht), erhöhen auch die Aktivierung im sozialen Relevanzsystem des Gehirns (sowie im Wert- und Selbstbezugssystem) und erhöhen die Motivation der Menschen, zu teilen.
Das Nachdenken über die soziale Relevanz kann auch über den Wunsch hinausgehen, anderen zu helfen und sich mit ihnen zu verbinden. Es kann auch den Wunsch beinhalten, Status zu erlangen, cool oder klug oder fähig auszusehen oder andere zu überzeugen. Tatsächlich haben wir in der gleichen Forschung, in der wir herausfanden, dass die Selbstrelevanz das Interesse der Menschen am Teilen erhöhen kann, auch die breiten Auswirkungen der sozialen Relevanz getestet. Wir stellten fest, dass ebenso wie einfache Aufforderungen, die die Leute einladen, Inhalte über sich selbst einzubeziehen, auch ähnliche Einladungen, Inhalte für ihr Netzwerk anzupassen, das Teilen fördern können. Dies könnte alles beinhalten, von der Hervorhebung von Möglichkeiten, wie sich andere durch den Inhalt fühlen könnten ("wessen Tag kannst du mit diesen Nachrichten aufhellen?") bis hin zu dem, was ihre Freunde durch die Informationen gewinnen können ("markiere einen Freund, der das wissen muss, und sag, warum"). Darüber hinaus zeigten die Leute, die den Inhalt als relevanter für die Leute in ihren Netzwerken einstuften, parallel zu den Auswirkungen der Selbstrelevanz auch eine stärkere Aktivierung im sozialen Relevanzsystem des Gehirns.
Aber was, wenn du die Möglichkeit hast, anonym zu teilen? Würde sich das soziale Relevanzsystem anders verhalten? In einer Studie der Shenzhen University zeigten die Forscher Fang Cui, Yijia Zhong, Chenghu Feng und Xiaozhe Peng Studenten Nachrichten, während ihre Gehirne gescannt wurden. Einige der Geschichten berichteten über moralische Taten (Leute helfen, retten oder spenden anderen), und einige berichteten über unmoralische Taten (Leute verletzen, verlassen oder betrügen andere). Die Studenten hatten die Möglichkeit, diese Geschichten mit anderen zu teilen, aber es gab einen Haken: Für die Hälfte der Geschichten wurde den Studenten gesagt, dass die Geschichte anonym gepostet würde, aber für die andere Hälfte wurde ihnen gesagt, dass die Geschichte zusammen mit ihrem echten Namen gepostet würde.
Die Forscher wussten, dass Selbst- und soziale Relevanz wichtige Motivationen für das Teilen sind, aber sie fragten sich, ob die Möglichkeit, anonym zu posten, die Tendenz der Menschen, das soziale Relevanzsystem zu nutzen, verändern würde. Vereinfacht gesagt: Macht uns die Anonymität weniger geneigt, die Gehirnsysteme zu nutzen, die uns helfen zu verstehen, was andere denken und fühlen? Sie stellten fest, dass die Studenten im Allgemeinen die moralischen Schlagzeilen mehr teilten als die unmoralischen. Dies galt insbesondere dann, wenn sie mit ihrem echten Namen posteten, und spiegelte sich auch in der Aktivierung ihrer sozialen Relevanzsysteme wider. Anschließend nutzte das Team eine nicht-invasive Gehirnstimulationstechnik, um die Aktivierung des sozialen Relevanzsystems zu verändern – und die Leute reagierten entsprechend auf diese Aktivierung. Wenn die Gehirnstimulation die Aktivierung in einem Schlüsselteil des sozialen Relevanzsystems dämpfte, zeigten die Leute weniger Besorgnis darüber, unmoralische Geschichten mit ihrem echten Namen zu posten. Mit anderen Worten, als das Forschungsteam das soziale Relevanzsystem der Leute störte, schien es sie weniger vorsichtig zu machen, welche Art von Inhalten sie online teilten.
Wenn Leute glauben, dass viele andere ihre Meinung teilen, verändert dies auch die Art und Weise, wie sie ihr soziales Relevanzsystem nutzen. Meine ehemaligen Doktoranden Chris Cascio und Elisa Baek haben Studien durchgeführt, die zeigen, dass Leute eher bereit sind, Informationen über Produkte wie mobile Spiele-Apps zu teilen, wenn sie glauben, dass andere auch das Gleiche empfehlen würden. Die gleiche Art von Psychologie und Neurowissenschaften, die wir früher in dem Buch erforscht haben, als ich Benedict Cumberbatch attraktiver fand, nachdem ich von der gängigen Meinung erfahren hatte, kann auch die Vorlieben für das, was man teilt und empfiehlt, zusammen mit den entsprechenden Reaktionen im Gehirn verändern. Leute bevorzugen im Allgemeinen, Ideen zu teilen, die bereits etwas populär sind.
Diese Tendenz kann nach hinten losgehen, wenn unsere Überzeugungen darüber, was populär ist, falsch sind. Forschung zu dringenden gesellschaftlichen Problemen wie dem Klimawandel hat zum Beispiel gezeigt, dass Leute oft fälschlicherweise glauben, dass sie sich zwar selbst um die globale Erwärmung kümmern, andere aber nicht. Dieses Phänomen, das Gelehrte pluralistische Ignoranz nennen, führt dazu, dass Leute weniger bereit sind, ihre Ansichten zu Themen wie klimabezogene Politik zu äußern und zu teilen, weil sie unterschätzen, wie sehr andere ihrer Meinung zustimmen oder sie wertschätzen werden (denk an die Geschichte von den neuen Kleidern des Kaisers!).
Andere Studien haben jedoch gezeigt, dass die Hervorhebung der Anzahl der Leute, die bereits bestimmte Maßnahmen geteilt oder ergriffen haben, wie z. B. die Annahme umweltfreundlicher Verhaltensweisen, manchmal unsere Motivation erhöhen kann, dasselbe zu tun. Forschung unter der Leitung der Stanford-Psychologen Gregg Sparkman und Gregory Walton zeigt, dass das Hervorheben des steigenden Trends (immer mehr Leute steigen ein) in den frühen Phasen des Aufbaus von Dynamik für eine Idee oder Sache die Bereitschaft der Leute erhöht, zu handeln. Leuten zu helfen, sich als Teil eines größeren Ganzen zu fühlen, kann auch dazu führen, dass sie nicht nur eher persönlich Maßnahmen ergreifen, sondern auch mit anderen teilen