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Also, ich hab' dann, also, so Ende '95, nach so... zwanzig Jahren, in denen ich mich mit Wissenschaft beschäftigt hab und die Weltreligionen erforscht hab, und, ähm, deren Perspektiven auf wirklich jedes wichtige Thema, das mir so eingefallen ist, verglichen hab, da hab ich dann endlich 'ne Entscheidung getroffen. Ich hatte, muss man sagen, wichtige und hilfreiche Lehren aus jeder Religion gelernt und hab sie alle echt tief respektiert. Aber ich hab mich dann für die christliche Weltanschauung entschieden, und zwar aus mindestens zwei wichtigen Gründen, die auch heute noch absolut stimmen.
Erstens mal, die christliche Weltanschauung beantwortet meine Fragen am besten. Jetzt nicht alle meine Fragen, ne? Also, keine Weltanschauung kann das, nicht mal die Wissenschaft.
Und zweitens, die christliche Weltanschauung passt am besten zur wissenschaftlichen Weltanschauung. Also, für mich ist es total einfach, sowohl Wissenschaftler als auch Christ zu sein.
Gibt's da jetzt Meinungsverschiedenheiten zwischen Wissenschaft und Christentum? Na klar, und ein paar davon kriegen auch die meiste Aufmerksamkeit. Aber wenn's um die grundlegenden Dinge geht, dann stimmen die beiden Weltanschauungen eigentlich total überein.
Das ist so wie bei meiner Frau und mir. Wir haben unsere Streitereien, und manche davon sind auch echt heftig. Aber wenn's um die Kernprinzipien geht, dann sind wir uns total einig.
Nachdem ich zu meiner Überzeugung gekommen war, hab ich das erst mal für mich behalten.
Warum?
Na ja, erstens, auch wenn ich damals schon 'ne Person des öffentlichen Lebens war, war ich im Herzen immer noch so'n wissenschaftlicher Mönch. Ich war immer noch total auf meine Privatsphäre bedacht.
Und zweitens, als Wissenschaftler und Journalist hab ich Objektivität als was Heiliges angesehen. Ich hab echt hart gearbeitet, um so 'ne Art Firewall zwischen meiner öffentlichen Berichterstattung und meinen persönlichen Überzeugungen aufrechtzuerhalten. Übrigens, das seh ich auch heute noch so.
Aber dann kam 'n Morgen, ich glaub' so 1997, den ich nie vergessen werde. Ich saß da an 'nem Tisch in dem ABC News Times Square Studio, zusammen mit 'ner kleinen Gruppe von Experten aus verschiedenen Bereichen, und wir haben da 'ne Live-Sendung für "Good Morning America" gemacht. Es ging um die Ethik des Klonens.
Einige Monate vorher hatte der britische Wissenschaftler Sir Ian Wilmut die Welt mit etwas verblüfft, von dem die Wissenschaft immer gesagt hatte, dass es unmöglich sei: Er hatte nämlich ein Säugetier geklont, ein Schaf namens Dolly, und zwar mit 'ner Technik, die man somatischer Zellkerntransfer nennt. Sie wurde nach der Country-Sängerin Dolly Parton benannt und wurde sofort genauso berühmt.
Ich war der erste amerikanische Fernsehkorrespondent, der Sir Ian Wilmut interviewt hat, und danach hab ich die Geschichte natürlich genau verfolgt. Das war 'ne echt große Sache.
Tag für Tag hat das die Aufmerksamkeit wirklich aller großen Nachrichtenorganisationen der Welt auf sich gezogen, von AP und BBC bis Kyodo News und Agence France-Presse. Selbst die ehrwürdige National Academy of Sciences, also das amerikanische Wissenschafts-Äquivalent zum Vatikan, hat sich da eingeschaltet und offizielle öffentliche Foren einberufen, um die Wissenschaft und die Ethik dessen zu diskutieren, was da vor sich ging.
Inmitten dieses Medienrummels hab ich's irgendwie geschafft, verschiedene Untergrundgruppen zu infiltrieren, die geschworen hatten, einen Menschen zu klonen, darunter auch so 'n besonders bizarrer Kult namens Raelians. Wenn irgendeine dieser Gruppen Erfolg gehabt hätte, wäre das wissenschaftlich, ethisch und kulturell historisch gewesen.
Als das GMA-Segment sich dem Ende zuneigte – als die Countdown-Uhr kurz vor 'nem harten Ende stand, also so 'nem computergesteuerten Übergang zur Werbung – da hat Charlie Gibson, der Co-Moderator der Sendung, mich nach meinen abschließenden Gedanken gefragt. Schnell hab ich dann irgendwie gesagt: "Na ja, Charlie, ich bin besorgt, dass Wilmuts Klontechnik eines Tages dazu verwendet werden könnte, einen Menschen zu klonen. Das beunruhigt mich nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Wissenschaftler, der zufällig an Gott glaubt."
In dem Moment bin ich sofort erstarrt. Was hatte ich da gerade im nationalen Fernsehen gesagt?
Ich war mir total sicher, dass die Zuschauer ABC News anrufen und sich beschweren würden. Ich würde die Fangemeinde verlieren, die ich mir so hart aufgebaut hatte. Meine Chefs würden nicht gerade begeistert sein, dass ihr Top-Wissenschaftskorrespondent gerade gestanden hatte, an Gott zu glauben.
Total benebelt bin ich dann von meinem Stuhl aufgestanden und bin durchs Studio gegangen. Aber dabei ist dann was echt Unglaubliches passiert.
Bühnenarbeiter, Kameraleute und Sicherheitsleute kamen auf mich zu, um mir die Hand zu schütteln. Die hatten mich jahrelang im Fernsehen gesehen und waren davon ausgegangen, dass ich Atheist bin – nur weil ich Wissenschaftler war. Die waren total verblüfft – begeistert –, zu erfahren, dass ich an Gott glaube.
Als ich zurück in meinem Büro war, hat meine Produzentin, Melissa Dunst, mir gesagt, dass die Telefonzentrale mit Anrufen über das Klon-Segment überflutet wurde. Ich hab die Luft angehalten. Jetzt geht's los, hab ich gedacht, der Anfang vom Ende.
Aber es war überhaupt nicht so. Melissa hat mir gesagt, dass fast alle Anrufe total positiv waren. Die Zuschauer waren total begeistert, dass ich an Gott geglaubt hab. Sie sagte sogar, dass ich Heiratsanträge bekommen hab!
Fünf Jahre später hab ich ABC News verlassen, um andere Dinge zu tun, unter anderem Vater zu werden. Ich hatte schon lange entschieden, dass so'n Leben als jetsettender Korrespondent zwar aufregend ist, aber kein Leben für 'nen Familienvater ist.
Eines der ersten Dinge, die ich dann gemacht hab, war, ein Buch zu schreiben, in dem ich mein Konzept der spirituellen Intelligenz, also SQ, formal vorgestellt hab. "Kann ein kluger Mensch an Gott glauben?" war mein erster Versuch, das, was ich über Wissenschaft, Atheismus und Christentum entdeckt hatte, in Worte zu fassen. Und hinten im Buch hab ich dann den allerersten SQ-Test überhaupt eingefügt.
Unter anderem hab ich erklärt, dass SQ so 'ne Art kognitive Superkraft ist, die nur der Homo sapiens sapiens hat. Sie ermöglicht es dir und mir, wenn auch unvollkommen, gödelische Wahrheiten und translogische Realitäten zu erfassen, die man nicht sehen, beweisen oder sich auch nur vorstellen kann.
Zu der Zeit, als das Buch veröffentlicht wurde, also so 2004, hat die medizinische Wissenschaft erst langsam die Bedeutung der menschlichen Spiritualität erkannt und ihre sehr realen Vorteile für unser Wohlbefinden dokumentiert – also so 'ne Art mächtige Widerlegung von Atheisten, die Religion verhöhnen.
Ich hab erklärt, dass die veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen, dass so 'n Lebensstil mit hohem SQ mit geringeren Risiken für Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Krebs, Schlaganfall, Depressionen, Selbstmord, Drogenmissbrauch und kriminelle Vergehen verbunden ist. Und ich hab geschrieben:
Die größte Studie bis dahin hat das Leben und den Tod von 21.204 Erwachsenen über ein ganzes Jahrzehnt verfolgt. Die durchschnittlichen Ergebnisse? Eine Person, die mindestens einmal pro Woche in die Kirche ging, lebte sieben Jahre länger als jemand, der überhaupt nicht ging. Bei Afroamerikanern war der Unterschied sogar noch krasser: vierzehn Jahre!
Heute kommen immer noch ähnliche Ergebnisse rein, also gibt's keinen Zweifel: So 'n Lebensstil mit hohem SQ ist extrem gut für deine Gesundheit – genauso gut oder sogar besser als 'ne nahrhafte Ernährung und regelmäßige körperliche Betätigung.
Ich erkläre SQ in Form von so 'nem 3D-Film. Erinnerst du dich, wie du mal versucht hast, so einen ohne diese alten Papp-Rot-Blau-Brillen anzuschauen? Die Bilder auf dem Bildschirm sahen alle unscharf aus, oder?
Im übertragenen Sinne sieht das Universum für jedes nichtmenschliche, geistlose Tier auf der Erde genauso aus: verschwommen und verwirrend. Die Welt hat keine Tiefe; was du siehst, ist das, was du kriegst.
Bambi hat nie in den Nachthimmel geschaut und sich gefragt, ob es einen Gott gibt, noch hat er ihm die sinnlose Ermordung seiner Mutter vorgeworfen. Er hat einfach nur Sterne gesehen.
Das gilt auch, wenn du das Universum nur mit deinem IQ oder nur mit deinem SQ betrachtest. Das Universum – das Leben – macht keinen Sinn. Alles ist so ein bisschen verwirrend und ohne Tiefe, ohne Bedeutung, bis hin zu deprimierend oder noch schlimmer.
Dein IQ und dein SQ sollen zusammenarbeiten, synergistisch, wie die Gläser dieser 3D-Brille. Stell dir deinen IQ als das rote Glas und deinen SQ als das blaue Glas vor.
Wenn du das Universum durch die beiden Gläser, IQ und SQ, betrachtest, dann wirkt es nicht mehr verschwommen oder flach. Du nimmst Tiefe und Bedeutung wahr. Du siehst das Universum in seiner vollen physischen und spirituellen Pracht.
Du erkennst gödelische Wahrheiten und translogische Realitäten, die faszinierender sind als sogar dunkle Materie und dunkle Energie; Wahrheiten und Realitäten, die dir helfen, den Alltag und den Grund deines Seins zu verstehen.
Laut dem Christentum ist das so 'ne Art Vorgeschmack auf die privilegierte Perspektive, die du nach deinem Tod erhalten wirst, wenn dein unsterblicher Geist zu seinem Schöpfer zurückkehrt. Zu diesem Zeitpunkt wirst du nicht nur das ganze Universum betrachten können, das du zurückgelassen hast, sondern die ganze Realität. Du wirst in der Lage sein, alles zu erfassen – die volle, zeitlose Pracht der Realität –, weil dein Geist sie mit den Augen eines Gottes "sehen" wird, der allwissend ist.
Das Neue Testament beschreibt die schockierende Veränderung so:
"Denn jetzt sehen wir die Dinge wie in einem Spiegel und sind verwirrt; aber dann werden wir sie von Angesicht zu Angesicht sehen. Denn jetzt ist das Wissen, das ich erlange, unvollkommen; aber dann werde ich vollständig erkennen, so wie ich vollständig erkannt bin."
Laut 'ner großen Umfrage von Reuters/Ipsos glauben 82 Prozent der Weltbevölkerung, dass Gott (oder Götter) oder ein anderes höchstes Wesen (oder Wesen) definitiv oder möglicherweise existiert. Nur 18 Prozent sagen, dass solche metaphysischen Wesen nicht existieren.
Das ist 'n klarer Beweis für unseren SQ, für die Einzigartigkeit unserer Art. Das ist 'n klarer Beweis für unser spirituelles Bewusstsein.
Atheisten machen sich routinemäßig über spirituelles Bewusstsein lustig; aber wie du siehst, sind sie in der Minderheit. Sie sind, behaupte ich mal, in der Verleugnung. Aber dazu später mehr.
Eines der Lieblingsargumente des Atheismus ist das "God of the Gaps"-Theorie. Sie besagt, dass jede Erklärung, die Gott oder andere übernatürliche Wesen einbezieht, abergläubisch ist und keiner echten wissenschaftlichen Erklärung das Wasser reichen kann. Je mehr das wissenschaftliche Wissen zunimmt, so behaupten Atheisten, desto weniger muss man Gott oder ein höchstes Wesen bemühen.
Die Wurzeln von dieser Theorie lassen sich bis zu einem Säkularismus aus dem 19. Jahrhundert zurückverfolgen, der von positivistischen Philosophen wie Auguste Comte, dem Vater der modernen Soziologie, populär gemacht wurde. Positivisten lieben die Wissenschaft nicht nur, so wie ich; sie verehren sie, so wie ich es mal getan hab.
Für Positivisten ist die Wissenschaft 'ne Religion und die Rettung der Menschheit. Sie glauben, dass die Wissenschaft mit genügend Zeit alle anderen Religionen übertrumpfen wird, indem sie alle Geheimnisse aufklärt.
Einer dieser Gläubigen war Anthony F. C. Wallace, ein kanadisch-amerikanischer Anthropologe. In seinem enorm einflussreichen Buch mit dem Titel "Religion: An Anthropological View" macht er diese krasse Vorhersage:
"Die evolutionäre Zukunft der Religion ist das Aussterben. Der Glaube an übernatürliche Kräfte ist dazu verdammt, auf der ganzen Welt auszusterben, und zwar aufgrund der zunehmenden Angemessenheit und Verbreitung wissenschaftlichen Wissens."
Wenn du Wallace zustimmst, dann ignorierst du das, was die Wissenschaft über unsere Art entdeckt hat. Du behauptest, dass unsere religiösen Empfindungen ein Fehler sind, anstatt ein einzigartiges, spektakuläres, definierendes Merkmal von Homo sapiens sapiens.
Aber die Beweise unterstützen weder Wallaces Vorhersage noch die "God of the Gaps"-Theorie.
Erstens, die religiöse Zugehörigkeit nimmt zu, nicht ab, während das wissenschaftliche Wissen immer weiter steigt. Eine Studie des Pew Research Center mit dem Titel "The Changing Global Religious Landscape" drückt es ganz klar aus: "Der globale Anteil der religiös nicht gebundenen Menschen wird voraussichtlich sinken." Basierend auf den aktuellen Welttrends werden "Menschen ohne Religion im Jahr 2060 etwa 13 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, gegenüber etwa 16 Prozent im Jahr 2015."
Zweitens, je mehr das wissenschaftliche Wissen steigt, desto geheimnisvoller wird das Universum, nicht weniger. Nirgendwo zeigt sich dieser mystifizierende Trend deutlicher als in der modernen Physik.
Quantenmechanik, spezielle Relativitätstheorie, allgemeine Relativitätstheorie – die theoretischen Säulen der modernen Physik – grenzen an das Übernatürliche. Ihre Ideen über Quarks, Gluonen, das Quantenvakuum, virtuelle Teilchen, Quantenverschränkung, dunkle Materie, dunkle Energie, gekrümmte Raumzeit, Multiversen, zehn-dimensionale Strings, Gravitationswellen, schwarze Löcher, weiße Löcher, Wurmlöcher – und so weiter – sind nicht weniger jenseitig als der Gott, die Götter, das höchste Wesen oder die Wesen irgendeiner Religion.
Infolgedessen hat die moderne Physik im letzten Jahrhundert die Welt nicht entmystifiziert – ganz und gar nicht. Stattdessen hat sie unser Bewusstsein für die tiefen, atemberaubenden Geheimnisse des Universums um ein Vielfaches gesteigert.
Selbst einige ehrliche Atheisten geben es zu. Hier ist der Neurowissenschaftler Sam Harris:
"Ich weiß nicht, ob unser Universum, wie J. B. S. Haldane sagte, 'nicht nur seltsamer ist, als wir annehmen, sondern seltsamer, als wir annehmen können'. Aber ich bin mir sicher, dass es seltsamer ist, als wir als 'Atheisten' es darstellen, wenn wir den Atheismus befürworten. Als 'Atheisten' geben wir anderen und sogar uns selbst das Gefühl, dass wir auf dem besten Weg sind, das Universum von Geheimnissen zu befreien. … Tatsächlich gibt es gute Gründe zu der Annahme, dass das Geheimnis aus unserer Situation nicht ausrottbar ist, denn egal wie viel wir wissen, es scheint, dass es immer Fakten geben wird, die wir nicht erklären können."
Die "God of the Gaps"-Theorie mag sich immer noch als wahr erweisen, aber ich würde nicht darauf wetten. Schon gar nicht würde ich mein Leben darauf verwetten.
Wie du gesehen hast – und in den folgenden Kapiteln noch sehen wirst – ist die Botschaft eindeutig. Unser religiöses Bewusstsein, unser SQ, ist kein Fehler. Gott ist keine Täuschung.
Mit offenem, ehrlichem Verstand bewertet – und mit dieser 3D-Brille fest auf der Nase – sind die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse vollkommen vereinbar mit dem Glauben, dass es im Leben und im Universum weit mehr gibt, als man mit dem IQ erfassen kann. Und mit dem Glauben, dass der Gott der Bibel real ist.
So im September 2000 – also nur drei Jahre nachdem ich im nationalen Fernsehen meinen Glauben an Gott bekannt hatte – wurde meine noch junge wissenschaftlich-christliche Weltanschauung auf 'ne harte Probe gestellt. Ich hab's überhaupt nicht kommen sehen.
Es fing damit an, dass ich 'ne Einladung bekam, die Titanic zu besuchen. Ja, die Titanic. Das angeblich unsinkbare Schiff, dessen verrottendes Eisenskelett auf dem Grund des Nordatlantiks liegt.
Ehrlich gesagt hatte ich gemischte Gefühle wegen dieser außergewöhnlichen Einladung. Ich war natürlich aufgeregt, aber auch total verängstigt, weil ich 'ne panische Angst vor Wasser hatte.
Ich führe diese Angst auf meine Eltern zurück, Gott hab sie selig. Zum einen hat Mama das Wasser gehasst, und das hab ich als Kind mitbekommen.
Und dann hatte ich so 'n schreckliches Erlebnis am Strand, als ich nicht älter als fünf war. Papa, mit mir in den Armen, und mein Onkel Marte – beide tolle Schwimmer – wateten ins tiefe Wasser, wo sie dann anfingen, mich wie 'n Football hin und her zu werfen. Das war alles nur Spaß, und ich war sicher in ihren Händen, aber ich war total verängstigt vom Meer.
Was sollte ich also wegen der Titanic-Einladung tun? Nach einigem Zögern hab ich sie dann doch angenommen – und zwar aus zwei Gründen.
Erstens, die Chance zu haben, als erster Reporter überhaupt die Titanic zu besuchen, war 'ne einmalige Gelegenheit; ich konnte einfach nicht kneifen.
Und zweitens hatte ich im Fernsehen inzwischen 'nen Ruf für Gefahr und Katastrophen. Und ich will mal so zwei Beispiele dafür nennen, was ich meine.
Am 17. Oktober 1989 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,9 San Francisco und forderte 67 Todesopfer und verursachte Schäden in Höhe von 5 Milliarden Dollar. Ich hab damals für "Good Morning America" gearbeitet, und wie viele andere Reporter aus der ganzen Welt bin ich sofort zum Schauplatz der Katastrophe geflogen, um darüber zu berichten.
Als ich ankam, hat mich 'ne leitende Geologin vom Katastrophenschutzbüro des kalifornischen Gouverneurs auf 'ne große Neuigkeit aufmerksam gemacht. (Einer meiner Vorteile als Journalist war schon immer, dass Wissenschaftler mir eher vertrauen als irgendwelchen anderen Reportern; deshalb hab ich die Konkurrenz immer wieder ausstechen können.) Ihr Team, so sagte sie mir, hatte das Epizentrum des Bebens in den zerklüfteten Santa Cruz Mountains, etwa 60 Meilen südlich von San Francisco, lokalisiert. Es sollte von 'nem riesigen Oberflächenriss gekennzeichnet sein.
An diesem Abend bin ich dann mit der Geologin und meinem Kameramann losgezogen – trotz der Einwände meines in LA ansässigen Produzenten, der das Ganze für zu gefährlich hielt. Stundenlang sind wir in völliger Dunkelheit an Polizeikontrollen und Erdrutschen vorbei gefahren, die die kurvenreichen Straßen mit riesigen Felsbrocken übersät hatten.
Schließlich, in den frühen Morgenstunden, haben wir ihn gefunden: 'ne klaffende Wunde im Boden, die breit genug war, dass wir hinein klettern konnten. Die Nacht war stockdunkel, also mussten wir den riesigen Riss mit dem Licht unserer SUV-Scheinwerfer filmen.
Nachdem wir fertig waren, bin ich schnell zurück nach San Francisco geeilt, hab das Videoband abgegeben und bin in mein Hotelzimmer gefahren, um zu duschen und mich für den Beginn der Sendung zu rasieren. Es war knapp, aber die Aufnahmen vom Epizentrum und mein Kommentar waren so dramatisch, dass GMA beide Stunden mit meinem Bericht eröffnet hat. Das kam echt selten vor.
Anfang 1991 bin ich nach Kuwait City geflogen, um über den Persischen Golfkrieg zu berichten. Kurz vor meiner Abreise hab ich mir 'nen Bericht von "60 Minutes" angesehen, in dem der wissenschaftliche Berater des syrischen Präsidenten und Carl Sagan, mein alter Professor von Cornell, zu Wort kamen.
Beide Männer sagten voraus, dass die von irakischen Soldaten in Kuwait gelegten Ölquellen verheerende Folgen haben würden. Der Rauch, so sagten sie, würde hoch in die Luft steigen und bald anfangen, das Sonnenlicht abzuhalten, was die Erde in 'nen nuklearen Winter stürzen würde, 'ne katastrophale Zeit planetarer Abkühlung, wie sie unserer Meinung nach die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren ausgelöscht hat.
Seit meinen Jahren bei Carl Sagan in Cornell war er nicht nur berühmt geworden, sondern auch hyperpolitisch. Insbesondere hatte er sich hart, aber erfolglos dafür eingesetzt, dass die USA abrüsten, und behauptet, dass ein umfassender, globaler Atomkrieg 'nen nuklearen Winter verursachen würde.
Ich hab sofort erkannt, dass Sagans Behauptung über die kuwaitischen Ölquellen politisch war, nicht wissenschaftlich. Das wusste ich, weil Stratosphärenwinde die einzigen sind, die stark und global genug sind, um irgendeine Art von Umweltverschmutzung auf dem ganzen Planeten zu verbreiten. Und ich hatte von Wissenschaftlern vor Ort in Kuwait gelernt, dass der Rauch, der aus den Ölquellen in die Luft schoss, nicht annähernd 'ne ausreichend hohe Injektionsgeschwindigkeit hatte, also genügend Auftrieb, um die Stratosphäre zu erreichen, die in mittleren Breitengraden etwa sechs Meilen über der Erdoberfläche beginnt.
Sobald ich in Kuwait City ankam, bin ich deshalb auf Sendung gegangen, um die Sache richtigzustellen. Im schlimmsten Fall, so hab ich unseren Zuschauern erklärt, wäre der Rauch ein regionales Problem und würde sich schnell verflüchtigen.
Aber das war nur der Anfang.
Ein paar Tage später freundete sich mein Produzent mit 'nem jungen Aramco-Ingenieur an, der uns anbot, uns sicher an den unzähligen Landminen vorbei zu eskortieren, die die brennenden Ölfelder schützten. In dieser Nacht, und wir haben natürlich darauf geachtet, dass die anderen Reporter nichts mitbekommen, setzte sich unser Konvoi in Bewegung. Stundenlang hielten wir alle den Atem an, während wir uns an unzähligen Sprengfallen vorbei manövrierten. Schließlich, als die Sonne über der weiten Wüstenlandschaft aufging, kamen wir an den Ölfeuern an.
Die sahen aus wie gigantische, senkrechte römische Kerzen, die wie Düsentriebwerke brüllten. Schon aus der Ferne konnte man ihre sengende Hitze spüren; ich kam mir vor, als würde ich vor 'nem riesigen Hochofen stehen.
Ich wollte für meinen Aufsager, also meine kurze Rede vor der Kamera, noch näher ran. Aber mein südafrikanischer Kameramann weigerte sich, weil er befürchtete, dass die Hitze seine teure neue Ausrüstung braten würde.
Nach einigem Hin und Her hab ich ihm dann 'nen Vorschlag gemacht. "Ich lerne meinen Text auswendig", hab ich gesagt, "und auf drei rennen wir beide rein, drehen den Aufsager beim ersten Mal und machen uns dann aus dem Staub, okay?"
Er war einverstanden. Und so wurde ich zum ersten Korrespondenten, der von den höllischen Ölfeuern berichtet hat.
Kurz nach dem Ende des kuwaitischen Teils des Krieges half Red Adair, der berühmte texanische Ölbrunnenfeuerwehrmann, innerhalb weniger Monate alle sechshundert lodernden Brände zu löschen. Und wie ich berichtet hatte, gab's keinen nuklearen Winter – und auch nie 'ne Gefahr dafür.
Angesichts meines Rufs bei ABC News für Waghalsigkeit schien die Titanic-Geschichte genau ins Bild zu passen. Das war das, was meine Zuschauer von mir erwarteten.
Aber dieses Mal sollte was total Unerwartetes passieren.
Das Abenteuer begann, als mein Produktionsteam und ich nach Halifax, Nova Scotia, flogen, um uns mit dem Kapitän und der Besatzung der Akademik Mstislav Keldysh zu treffen, 'nem russischen Forschungsschiff mit 6.240 Tonnen. Die beiden kleinen, bemannten Tiefsee-U-Boote der Keldysh, Mir 1 und Mir 2, waren in der Lage, bis zum Grund des Atlantischen Ozeans runterzufahren.
Die Keldysh legte ab und kam etwas mehr als 'nen Tag später an unserem Ziel an. Der Kapitän gab bekannt, dass wir uns jetzt genau an der Stelle befinden – 400 Meilen südöstlich von Neufundland –, wo die Titanic mit 'nem Eisberg kollidiert, in zwei Teile zerbrochen und gesunken war.
In dieser Nacht stand ich an der Reling des Oberdecks des Schiffes und starrte auf die hellen, flackernden Sterne über mir. Dann senkte ich meinen Blick und schaute auf das unruhige Meer, das sich vor mir erstreckte, so weit das Auge reichen konnte.
Mit meinem Headset auf den Ohren hörte ich mir den Titanic-Soundtrack an und versuchte mir vorzustellen, wie es für diese armen, dem Untergang geweihten Passagiere gewesen sein muss. Mir wurde klar, dass dieser eiskalte, bedrohliche Ozean das allerletzte auf der Erde war, was sie vor dem Untergang gesehen haben.
Ich hab echt hart gekämpft, um die Angst vor dem Wasser zu unterdrücken, die in mir aufstieg.
Ein paar Tage später, nach vielen Orientierungsveranstaltungen, war es dann so weit. Mit 'nem Herzen, das wie 'ne Basstrommel schlug, kletterte ich zusammen mit meinem Tauchpartner – dem berühmten britischen Comedy-Autor Brian Cooke – und unserem Piloten Viktor in eines der kleinen U-Boote.
Im Inneren der engen Kabine des U-Bootes lagen Brian und ich mit dem Bauch nach unten auf kleinen, gepolsterten Bänken und starrten durch kleine Bullaugen mit 'nem Durchmesser von etwa neun Zoll. Viktor setzte sich zwischen uns und blickte auf 'n viel größeres Bullauge, über dem sich 'ne Schalttafel mit allen möglichen Anzeigen, Schaltern und Lichtern befand.
Mir 1 schraubte sich mit etwa einer Meile pro Stunde nach unten und brauchte ungefähr zweieinhalb Stunden, um den Grund zu erreichen. Das ist 'ne Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Als Viktor die Scheinwerfer des U-Bootes einschaltete, erblickten meine Augen 'n riesiges Bett aus hellem Sand, das wie die Mondoberfläche aussah.
Es gibt nicht viele Meereslebewesen, die in dieser extremen Tiefe überleben können. Ich hab nur titanweiße, schlanke, rattenschwänzige Fische und titanweiße, zarte Seesterne gesehen. Die Kreaturen haben keine Farbe, weil es auf dem Meeresgrund kein Sonnenlicht gibt, um sie zu versorgen.
Kurz nachdem Mir 1 den Grund berührt hatte, schaltete Viktor das Licht aus. Sofort spürte ich, wie wir aufstiegen und vorwärts glitten. Ich presste mein Gesicht gegen das Bullauge und bemühte mich, irgendetwas in der stockfinsteren Dunkelheit zu sehen.
Minuten später tauchte plötzlich 'ne riesige Wand direkt vor meinen Augen auf. Sie war mit riesigen – was? Ich konnte es nicht erkennen. Dann wusste ich es. Nieten! Ich starrte auf die vernietete Hülle des gesunkenen Schiffes.
"Titanic", sagte Viktor mit seinem dicken russischen Akzent.
Das war einer der schaurigsten Momente meines Lebens. Aber das elektrisierende Gefühl von Ehrfurcht und Unglaube wich schnell 'nem überwältigenden Gefühl der Trauer.
Als unser winziges U-Boot vor dem hoch aufragenden Bug des Schiffes schwebte, legten Brian und ich 'ne Schweigeminute ein. Ich schäme mich nicht, es zuzugeben: Ich hab geweint, als ich an die vielen Menschen dachte, die dort ertrunken waren.
Während der nächsten Stunde nahm uns Viktor mit auf 'ne große Tour durch das Wrack. Nachdem wir den vorderen Teil des Schiffes erkundet hatten, flogen wir über das Trümmerfeld. Unter mir konnte ich, halb im Sand eingebettet, Damenschuhe, Lederkoffer, ungeöffnete Champagnerkisten sehen – alles, was aus dem zerbrochenen, sinkenden Schiff gefallen war.
Als wir uns dem Ende des Trümmerfelds näherten, sah ich in der Nähe das Heck der Titanic und eine ihrer riesigen, überraschend glänzenden Propeller. Ich hatte das Gefühl, dass wir zu schnell darauf zusteuerten – und schlimmer noch, beschleunigten! Später erfuhr ich, dass unser U-Boot versehentlich in 'ne schnell fließende, tiefe Unterwasserströmung geraten war.
'Ne Sekunde später krachte Mir 1 gegen den Propeller der Titanic. Ich spürte den Schock der Kollision; Scherben von rötlichen, rostigen Trümmern regneten auf unser U-Boot und versperrten mir die Sicht durch das Bullauge.
Brian und ich wechselten besorgte Blicke, als wollten wir sagen: Was ist gerade passiert? Was ist los? Aber keiner von uns sagte ein Wort. Viktor saß jetzt aufrecht in seinem Sitz und starrte aufmerksam auf das Bedienfeld. Wir wollten ihn nicht ablenken.
Ich starrte immer wieder durch mein Bullauge, aber ich konnte kaum was sehen. Ich schaute auch immer wieder zu Brian, der unruhig zu werden schien.
"Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht zum Heck will", murmelte er. Und es stimmte. Aus irgendeinem Grund hatte Brian mir das gesagt, als wir uns auf unseren Tauchgang vorbereiteten. Aber ich hatte es bis jetzt vergessen.
Ich erinnerte mich an 'ne Geschichte, die uns der Kapitän während einer unserer Orientierungsveranstaltungen erzählt hatte. Ein Mann, der in 'nem defekten U-Boot gefangen war, war in Panik geraten. Er hatte nach der Luke gegriffen, um zu entkommen, und sie geöffnet. Meerwasser strömte herein und ertränkte ihn sofort.
Als Vorsichtsmaßnahme, falls Brian was Ähnliches tun sollte, verlagerte ich meinen Körper auf der Bank und stellte meinen linken Fuß auf den Boden des U-Bootes. Mein Gedanke war: Ich werde Brian umhauen, wenn er auch nur auf die Luke unseres U-Bootes schaut.
Zehn Minuten vergingen. Zwanzig. Dreißig …
Die ganze Zeit konnte ich hören, wie sich der Motor abmühte, Mir 1 zu lösen, indem er ihn vorwärts und rückwärts bewegte. Es war klar, dass Viktor versuchte, uns aus unserer festgefahrenen Position herauszurütteln. Genauso klar war aber auch, dass es nicht funktionierte.
Während dieser Zeit kommunizierte Viktor auch dringend mit verschiedenen Personen über Hydrophon. Der angespannte Dialog war auf Russisch, also hatte ich keine Ahnung, was gesagt wurde.
Die Stimmen am Hydrophon klangen wellig und hallend, als kämen sie aus 'ner anderen Welt. Die Unheimlichkeit des Ganzen und Viktors düsteres Auftreten verstärkten die Furcht vor unserer misslichen Lage noch.
'Ne Stimme in meinem Kopf meldete sich zu Wort: "So wird es für dich enden." Selbst jetzt, wo ich diese Geschichte schreibe, kann ich diese genauen Worte hören.
Ich erinnerte mich an all die gefährlichen Nachrichten, die ich gemacht hatte. Die unzähligen Erdbeben, Vulkane und Hurrikane, die ich überlebt hatte. Die Schlammlawinen, Ölteppiche und Kriege.
Ich dachte an das tödlich kalte Wetter, das ich am Nord- und Südpol erlebt hatte; daran, von ägyptischen Soldaten in Kairo festgenommen zu werden; daran, auf der Insel Cebu auf den Philippinen gestrandet zu sein.
Ich hatte sie alle überlebt. Aber jetzt …
"So wird es für dich enden."
Plötzlich, wie 'n Tritt in den Hintern, setzte meine wissenschaftliche Weltanschauung ein. Ich fing an, über mögliche Lösungen nachzudenken. Ich hatte immer nach dem Motto gelebt: Für jedes Problem gibt es 'ne optimale Lösung.
Aber es war nicht einfach, überhaupt irgendwelche Lösungen zu finden. Ich konnte ja nicht einfach den ADAC rufen, um uns rausschleppen zu lassen.
Ich wusste, dass Mir 2 im Wasser war; aber ich wusste nicht genau, wo. Außerdem, selbst wenn sie uns rechtzeitig erreichen könnte, wie sollte sie uns rausziehen, ohne sich selbst zu gefährden?
Als ich mich damit abgefunden hatte, dass es kein Entkommen gab, fing ich an, zu berechnen, wie viel Sauerstoff wir wahrscheinlich noch hatten. Ich schätzte, dass wir höchstens noch acht bis zehn Stunden Zeit hatten. Dann würden wir langsam ersticken.
In dem Moment dachte ich an meine Frau – und 'ne schwere, erdrückende, deprimierende Traurigkeit befiel mich. Ich würde sie nie wiedersehen. Niemals. Ich konnte es nicht glauben.
Dann dachte ich an all die Passagiere, die auf der Titanic ihr Leben verloren hatten. Bald würde ich mich ihnen anschließen und wie sie zu 'ner geisterhaften Erinnerung werden.
Dann übernahm meine noch junge christliche Weltanschauung. Ich fragte mich, ob es wirklich stimmte, dass der Tod so 'ne Art Übergangsritus ist, so 'n Phasenübergang von 'ner Art Existenz zu 'ner anderen. Wie 'ne Geburt.
Meine wissenschaftliche Weltanschauung mischte sich wieder ein.
Vielleicht war der Phasenübergang ähnlich wie bei 'nem schmelzenden Eiswürfel, bei dem Wasser von 'nem Festkörper in 'ne Flüssigkeit übergeht, wobei es seine chemische Identität beibehält. Oder vielleicht war es wie Teilchenvernichtung, bei der Materie augenblicklich zu Energie wird. Oder vielleicht war es wie 'ne Metamorphose, bei der sich 'ne Raupe in 'nen Schmetterling verwandelt.
Leben nach dem Tod, so sinnierte ich, war sicherlich nicht abwegig. Es gibt viele natürliche Prozesse, die mit dem christlichen Konzept vom Leben nach dem Tod vergleichbar sind.
Dann passierte was, das schwer zu beschreiben ist. Das Gefühl für den Innenraum des U-Bootes veränderte sich irgendwie abrupt. Es war, als wäre 'ne unsichtbare Präsenz eingetreten. Gleichzeitig überkam mich 'n unheimliches und unerwartetes Gefühl des Friedens.
Kurz darauf wurde alles still. Der Motor von Mir 1 hörte auf zu brüllen. Plötzlich fühlte es sich an, als würden wir schweben.
Ich tauschte Blicke mit Brian, als wollte ich sagen: Könnte es sein …? 'N Moment später schaute ich in Viktors Richtung. "Okay?", fragte ich.
Viktor drehte sich zu mir um, schenkte mir 'n breites Grinsen und sagte nur zwei Worte mit seinem dicken russischen Akzent: "Kein Prro-blehem!"
Viktor hatte es irgendwie geschafft, Mir 1 von dem Propeller zu befreien. Später erfuhr ich, dass er 'n erfahrener MiG-Pilot war, der es gewohnt war, mit Krisen umzugehen.
Ein paar Monate nach dem Vorfall lasen meine Frau und ich in der Bibel, als wir auf diesen Psalm stießen:
"Wohin soll ich gehen vor deinem Geist?
Oder wohin soll ich vor deiner Gegenwart fliehen?
Wenn ich zum Himmel hinaufsteige, bist du da!
Wenn ich mein Lager in der Scheol mache, bist du da!
Wenn ich die Flügel des Morgens nehme
und in den äußersten Teilen des Meeres wohne,
auch dort wird deine Hand mich führen,
und deine rechte Hand mich halten."
Als gewissenhafter Wissenschaftler und Journalist hab ich immer mein Bestes gegeben, um meine Erfahrungen genau wiederzugeben. Dazu gehört auch die an Bord von Mir 1 vor zwanzig langen Jahren. Ich behaupte nicht, sie vollständig zu verstehen, und überlasse es gerne dir, selbst zu entscheiden.
So viel kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Solange ich lebe, werden Psalm 139 nie wieder nur Worte in der Bibel sein.
Da unten in den äußersten Teilen des Nordatlantiks, gefangen in 'nem winzigen russischen U-Boot, glaube ich, dass