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Also, it is important to understand that this is just a crude test to get a sense of how you typically react to low-stimulation environments. Your true gear personality might change over time, and it might be quite different at different stages of your life.
Ja, hallo erstmal, ähm, ich wollte heute mal so ein bisschen über… ja, wie soll ich sagen… über deine, äh, deine “Gear-Persönlichkeit” quatschen. Also, was das eigentlich ist, so im übertragenen Sinne, ne? Ist ja nicht so, dass wir Zahnräder im Kopf haben, haha. Aber so vom Prinzip her…
Kennst du das Sprichwort: “Wenn’s hart auf hart kommt, werden die Harten härter”? So ähnlich ist das. Es geht darum, wie leicht oder schwer es dir fällt, von einem Modus in den anderen zu schalten. Manche Leute, die haben so super-sensitive, quasi “federnde” Zahnräder, die springen schon bei der kleinsten Berührung hoch. Andere, die haben eher so “steife” Zahnräder, da brauchts schon nen ordentlichen Schubs. Und die meisten, ja, die liegen halt irgendwo dazwischen, ne?
Diese Unterschiede, die erklären halt auch, warum manche Leute mehr Unsicherheit aushalten als andere, warum manche sich leichter “in die Zone” bringen können und warum die gleiche Umgebung für den einen total stressig ist, und der andere nur gähnt.
Stell dir mal so einen Börsenparkett vor, in einer großen Investmentbank. Auf der einen Seite, da sitzen so abgebrühte Trader, die ganz cool auf diese ganzen blinkenden Zahlen auf den Bildschirmen starren. Und auf der anderen Seite, da sitzen vorsichtige Mathematiker, die überlegen, ob da vielleicht ein winziger Fehler in so nem Algorithmus drin ist, selbst wenn's nur ein paar Stellen hinterm Komma sind. Beide sind vielleicht im “zweiten Gang”, aber der eine braucht halt viel mehr Stimulation dafür.
Um deine “Gänge” effektiv zu kontrollieren, ist es echt hilfreich, zu wissen, wo du so auf diesem “Gear-Persönlichkeitsspektrum” stehst. Magst du es eher, wenn viel los ist, oder lieber weniger? Arbeitest du besser unter Druck? Bist du schneller gestresst als andere?
Wir fühlen uns ja instinktiv zu Umgebungen hingezogen, die zu unserer “Gear-Persönlichkeit” passen. Es sei denn, da spielen noch andere Faktoren rein. Viele Ärzte, die fangen mit den besten Absichten an, und viele Unternehmer wollen die Welt verändern, aber dann merken sie irgendwann, dass der Job überhaupt nicht zu ihnen passt. Wenn du deine “Gear-Persönlichkeit” kennst, dann kannst du besser erkennen, in welchen Umgebungen du dich wohlfühlst und erfolgreich sein kannst.
So, und was bedeutet das jetzt, wenn du eher so eine “steife” Gear-Persönlichkeit hast? Naja, wenn du Druck magst, Deadlines brauchst, um dich zu motivieren, und dich Herausforderungen eher beflügeln als auslaugen, dann ist dein “Gang” wahrscheinlich eher am steifen Ende des normalen Spektrums. Du brauchst dann mehr Anstrengung, um in den “zweiten Gang” zu kommen und auch, um nicht wieder in den “ersten Gang” zurückzufallen.
Ich kenn da so nen Typen, PNC, der ist ein erfolgreicher Trader bei so ner Investmentbank in New York. Der handelt da mit Millionen und trifft jeden Tag riskante Entscheidungen, aber der ist von dem ganzen Druck so unbeeindruckt, dass der nach dem Mittagessen manchmal sogar noch ein Nickerchen macht! Der hat mir mal erzählt, dass er Yoga anfangen wollte. Die meisten Leute brauchen ja Jahre, um die Posen zu lernen. Aber PNC, der hat sich vorgenommen, innerhalb von wenigen Tagen den Kopfstand zu lernen, ohne sich abzustützen. Er hat gesagt, dass er keine Freude an Gefahr hat, sondern daran, sie zu kontrollieren. Weil er Unsicherheit besser verträgt als der Durchschnitt, hat er in normalen Situationen eher selten das Bedürfnis, die Kontrolle zu übernehmen. Er braucht halt Umgebungen mit viel Unsicherheit, wie so ein Trading-Floor oder das Skifahren auf nem gefährlichen Berg, um richtig aufzublühen. Für die meisten Leute wäre das total unangenehm, aber für PNC ist das genau das richtige Maß an Herausforderung, das er durch Kontrolle bewältigen kann.
Apropos Herausforderung… ADHD, also Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Es gibt Forschungen, die besagen, dass manche Erwachsene mit ADHS eher im “ersten Gang” festhängen und es schwer finden, in den “zweiten Gang” zu kommen. “Hyperaktivität”, “Sensationslust” und “Risikobereitschaft” sind dann quasi Versuche, den “Gang” hochzuschalten. Die brauchen mehr Stimulation und mehr Unsicherheit, um ihren “Gang” nach oben zu bewegen. Aber wenn sie dann mal im “zweiten Gang” sind, dann ist ihre Konzentration oft optimal – sogar besser als bei Leuten ohne ADHS.
Es gibt da so ein Modell, das besagt, dass ADHS innerhalb einer Population dazu beigetragen haben könnte, Veränderungen und Herausforderungen zu überleben. Menschen mit ADHS waren die Risikobereiten: Sie haben das Unbekannte erkundet und nach Wissen gedürstet. Sie haben in kritischen Momenten keine Zeit mit Analysieren verschwendet. Wenn jeder in einer Population diese Eigenschaften hätte, wäre die ganze Population ständig Risiken ausgesetzt. Aber wenn nur eine Minderheit sie hat, können diese Individuen die gesamte Population schützen, ohne alle einem Risiko auszusetzen. Obwohl ADHS in der von Menschen geschaffenen, vorhersehbaren Welt der Wissensarbeit nachteilig sein kann, kann es der menschlichen Spezies Robustheit verleihen und unser Überleben maximieren, falls jemals eine Katastrophe in großem Umfang eintreten sollte.
Viele Leistungsträger mit ADHS lernen, Aktivitäten zu vermeiden, die sie langweilen und ablenken, und suchen sich stattdessen das, was sie interessiert und inspiriert, um herausragende Leistungen zu erbringen. Der Rugby-Champion James Haskell zum Beispiel hat sein ADHS als eine “Superkraft” bezeichnet, die ihn zum Rugby geführt hat, und er führt seine außergewöhnlichen sportlichen Leistungen auf sein ADHS zurück. Einige andere berühmte Namen mit vermutetem oder berichtetem ADHS sind Leonardo da Vinci, Richard Branson, Jamie Oliver und Michael Phelps.
So, und was ist jetzt mit der “federnden” Gear-Persönlichkeit? Naja, wenn dein “Gang” schon bei der kleinsten Berührung hochspringt und du Schwierigkeiten hast, ihn wieder runterzubringen, dann ist dein “Gang” wahrscheinlich eher “federnd”. “Federnde” Gänge schießen schon bei der leichtesten Stimulation nach oben, oft über den “zweiten Gang” hinaus in den “dritten Gang”. Du reagierst auf ein Flüstern wie auf ein Brüllen und auf einen SMS-Ton wie auf einen Feueralarm – und wenn dein “Gang” erst mal hochgeschaltet ist, ist es schwer, ihn wieder runterzudrehen. Niedrigere Stimulationslevel und ruhige, langsamere Umgebungen fühlen sich für Menschen mit “federnden” Gängen wohler an.
Deine “Gear-Persönlichkeit” kann sich übrigens auch durch Erfahrungen verändern. Ein Soldat braucht vielleicht nach einem Kampfeinsatz eine höhere Grundstimulation, um in den richtigen mentalen Zustand zu kommen. Jemand aus einer kleinen Stadt kann sich anfangs von dem Lärm und der Hektik einer Großstadt überwältigt fühlen, bevor er sich daran gewöhnt.
Manchmal ist diese Veränderung ganz schleichend. Wenn wir uns an immer mehr aufmerksamkeitsstarke Reize in unserer Umgebung gewöhnen, dann brauchen wir die irgendwann, um unseren “Gang” hochzuschalten, und verlernen, das selbst zu tun. Es wird schwieriger, deine Aufmerksamkeit auf normale, alltägliche Dinge zu richten, wenn deine Aufmerksamkeit ständig woandershin gelenkt wird. Das könnte erklären, warum manche Studien einen Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit mit achtzehn Jahren und der Diagnose ADHS mit zweiundzwanzig Jahren festgestellt haben.
Aber das Problem enthält ja auch die Lösung! Wenn sich deine “Gear-Persönlichkeit” in die eine Richtung verändern kann, dann kann sie sich auch in die andere Richtung verändern. Du kannst besser darin werden, deinen “Gang” zu regulieren und dich selbst in den “zweiten Gang” zu bringen, indem du einfach übst, aufmerksam zu sein. Fokussierte Meditation wird schon lange verwendet, um die Aufmerksamkeitskontrolle zu trainieren, und im digitalen Zeitalter gibt es digitale Optionen für diese Praktiken. In einer Studie verbesserte die Verwendung einer App zur fokussierten Meditation die Fähigkeit der Probanden, aufmerksam zu sein (und somit in den “zweiten Gang” zu gelangen) in nur sechs Wochen.
Wenn du deine “Gear-Persönlichkeit” identifiziert hast, dann ist es hilfreich, noch einen zweiten Faktor zu berücksichtigen: deine persönlichen Beschleuniger. Was bringt dich besonders aus der Fassung? Was fürchtest du? Was bringt dich mehr auf die Palme als alles andere? Deine Antworten auf diese Fragen werden die Auslöser identifizieren, die speziell bei dir deinen “Gang” übermäßig hochschalten.
Diese persönlichen Beschleuniger… ich kann dir da ein Beispiel geben. Da war mal ein Kind, BK, der hatte in der Schule total Probleme, aufzupassen. Er hat die anderen Schüler gestört, wollte nichts lernen, hat in der Klasse rumgealbert. Irgendwann haben sich die Eltern beschwert und er hat sich eine neue Strategie überlegt. Er hat so getan, als ob er aufpasst und ganz still da gesessen, während seine Gedanken auf Reisen waren. Seine Noten sind immer schlechter geworden. Eines Abends hat ihm sein Vater zufällig ein Schulbuch für ältere Kinder gegeben. Plötzlich war BK total gefesselt von dem Inhalt des Buches und hat über eine Stunde lang konzentriert gelesen. Die Lehrer haben daraufhin ihren Unterricht angepasst und BK hat seinen Schulabschluss als einer der Besten gemacht. BK brauchte also eine große Herausforderung, um seinen “Gang” hochzuschalten. Aber wenn er dann mal im “zweiten Gang” war, war seine Leistung außergewöhnlich. Das hat sich auch in anderen Bereichen seines Lebens gezeigt. Er hatte keine Angst, als er mal einem bewaffneten Einbrecher gegenüberstand, und er war total begeistert, als er zum ersten Mal mit Haien geschwommen ist. BK scheint also eher in die Kategorie “steifer Gang” zu fallen. Aber es gibt da einen Haken. BK war total ruhig und gelassen, bis er irgendwann einen Zug erwischen oder einen Termin einhalten musste. Seine steifen Gänge wurden total “federnd”, wenn es um Zeitdruck ging.
Heute arbeitet BK in einem IT-Unternehmen und ist sehr erfolgreich in seinem Job. Am Anfang seiner Karriere hat er gemerkt, dass Aufgaben, die ihm mehr Kontrolle geben, wie z.B. Organisieren und Ordnen, ein gutes Mittel gegen die Angst vor Deadlines sind. Und dann hat er sich da reingestürzt, obwohl das noch mehr Arbeit bedeutet hat. Je höher er in der Firma aufgestiegen ist, desto weniger Deadlines hatte er und desto besser konnte er schwierige Herausforderungen meistern. Jetzt ist er einer der besten Führungskräfte in seinem Unternehmen.
Wir alle haben ja so eine einzigartige Mischung aus Veranlagung und Erziehung, die unsere Reaktion auf die Welt beeinflusst. Jemand, der gerne schwarze Pisten runterfährt, hat vielleicht totale Angst vor Pferden, weil er als Kind mal runtergefallen ist. Jemand, der sich leicht von seinen eigenen Gedanken ablenken lässt, ist vielleicht immun gegen den Lärm in einem Großraumbüro.
Wir wären als Spezies schon längst verschwunden, wenn wir alle die gleiche “Gear-Persönlichkeit” hätten. Die Tatsache, dass manche Menschen Berufe mit viel und andere mit wenig Unsicherheit bevorzugen, hat uns ermöglicht, eine Reihe von Herausforderungen zu meistern, was zum Überleben und zum Fortschritt der Zivilisation beigetragen hat. Unerschütterliche Ruhe in Todesgefahr hat zum Sieg über Raubtiere in den Savannen Afrikas geführt, und die Zufriedenheit mit einem langsameren Leben hat den Wunsch beflügelt, einen unscheinbaren Strauch zu studieren. In jüngerer Zeit hat das Bedürfnis nach Abenteuer und Aufregung zu Expeditionen ins Unbekannte angeregt, und die Vorliebe für ruhige Kontemplation hat zur Entwicklung mathematischer Gesetze und Theoreme geführt.
Es ist gut möglich, dass sich Menschen mit unterschiedlichen “Gear-Persönlichkeiten” unterschiedlich an die sich verändernde Welt anpassen werden. Manche werden in einer Welt der Beschleunigung, der Unsicherheit und der Informationsflut aufblühen, aber für andere könnte das eine unüberwindbare Herausforderung darstellen.
Und wie kannst du jetzt deine “Gear-Persönlichkeit” einschätzen? Es gibt da so einen groben Test. Leg dich mal für zwanzig Minuten in ein ruhiges, dunkles Zimmer und schließ die Augen. Am besten am späten Vormittag oder am späten Nachmittag. Du solltest nicht müde oder übermüdet sein und vorher keinen Kaffee trinken.
Wenn du ganz schnell einschläfst, dann ist deine “Gear-Persönlichkeit” wahrscheinlich eher am steifen Ende des normalen Spektrums.
Wenn du am Ende der zwanzig Minuten nicht müder bist als am Anfang, dann ist deine “Gear-Persönlichkeit” vielleicht eher am “federnden” Ende des normalen Spektrums. Viele Leute mit Schlafstörungen sind ja ständig im “hohen Gang”. Wenn die diesen Test machen, bleiben die wach und aufmerksam.
Die meisten von uns werden nach zwanzig Minuten schläfrig. Wenn das bei dir der Fall ist, dann liegt deine “Gear-Persönlichkeit” irgendwo zwischen den Extremen des Spektrums.
Am besten machst du diesen Test mehrmals über mehrere Tage verteilt, um irgendwelche Störfaktoren auszuschließen.
Aber es ist echt wichtig zu verstehen, dass das nur ein grober Test ist, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie du typischerweise auf reizarme Umgebungen reagierst. Deine wahre “Gear-Persönlichkeit” kann sich im Laufe der Zeit verändern und in verschiedenen Lebensphasen ganz anders sein.