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Also, ich muss sagen, das Schwierigste ist ja nicht, die Dinge zu tun, auf die man Bock hat, sondern eher zu wissen, was man überhaupt will, ne? Das ist echt so ne Sache.
Und mal ehrlich, es gibt doch gar keine "Erwachsenen" in dem Sinne. Es gibt einfach nur Leute, die so tun, als ob, und irgendwann sind's dann halt viele. Man muss seinen eigenen Weg finden, seinen eigenen Stil, seine eigenen Entscheidungen treffen, ganz klar. Erstmal checken, was man will, und dann ran an die Buletten, quasi.
Weißt du, meine Werte haben sich auch so ein bisschen...verschoben, würde ich sagen. Früher war Freiheit für mich das Allerwichtigste, so richtig mein Kernwert. Ist es eigentlich immer noch, gehört zu meinen Top 3, aber ich verstehe Freiheit jetzt anders, irgendwie tiefer.
Früher war Freiheit für mich "machen, was ich will, wann ich will", so dieses "anything goes". Jetzt ist es eher so eine innere Freiheit, dieses "sich keine Sorgen machen müssen", dieses Loslassen können. Frei sein von Wut, von Trauer, nicht reagieren müssen, nicht gezwungen sein, Dinge zu tun. Früher war's dieses "ich will tun können, was ich will", jetzt ist es eher "ich will nicht tun müssen, was ich nicht will". So eine innere und äußere Unabhängigkeit, verstehst du?
Wenn ich meinem jüngeren Ich einen Rat geben könnte, dann wäre das wohl sowas wie: "Sei einfach du selbst!". Sich zu verstellen, das heißt ja, jahrelang in Beziehungen und Jobs festzustecken, die einen fertigmachen, und das ist es echt nicht wert.
Loslassen, das ist auch so ein Thema. Ich bewerte meine Effizienz überhaupt nicht, ehrlich gesagt. Ich halte nichts von Selbstbewertung, ist doch nur Selbstzwang, Selbstbestrafung und Stress pur.
Wenn andere enttäuscht sind, weil sie Erwartungen an dich haben, dann ist das deren Problem. Wenn es eine Abmachung gab, okay, dann ist es dein Problem. Aber wenn sie sich einfach nur irgendwas einbilden, dann ist das komplett deren Ding und hat nichts mit dir zu tun. Leute haben immer Erwartungen ans Leben, je früher man die ihnen nimmt, desto besser.
Mut ist ja nicht, im Kugelhagel nach vorne zu rennen, sondern sich einfach nicht darum zu scheren, was andere denken.
Alle, die mich kennen, wissen, dass ich zwei Macken habe: Ich bin ungeduldig und total stur. Ich hasse Warten, hasse Zeitverschwendung. Wenn ich auf einer Party, einem Event oder einem Abendessen merke, dass es Zeitverschwendung ist, dann bin ich weg, ganz egal, was die Etikette sagt. Ist halt so.
Zeit ist so wertvoll. Das Einzige, was du wirklich hast, ist deine Zeit. Die ist wichtiger als Geld, wichtiger als Freunde, wichtiger als alles. Deine Zeit ist dein Leben. Verschwende sie nicht.
Zeit schätzen heißt nicht, dass man sich nicht entspannen darf, ganz im Gegenteil. Solange du das tust, worauf du Bock hast, verschwendest du keine Zeit. Aber wenn du deine Zeit nicht mit Dingen verbringst, die du tun willst, und dabei weder Geld verdienst noch was lernst, dann frag dich mal, was du da eigentlich machst.
Und verschwende deine Zeit nicht damit, anderen Leuten zu gefallen. Ob andere glücklich sind, ist deren Problem, nicht deins. Wenn du glücklich bist, sind andere auch glücklich. Wenn du glücklich bist, fragen sie dich, wie du das machst, und lernen was davon. Aber du bist nicht dafür verantwortlich, andere glücklich zu machen.
Wut, das ist auch so ein Ding, von dem man sich befreien muss. Was ist Wut eigentlich? Eine heftige Gefühlsäußerung, jemand zeigt, dass er bereit wäre, Gewalt anzuwenden. Wut ist der Vorbote von Gewalt, quasi.
Beobachte dich mal, wenn du wütend bist. Wut ist, wenn du die Kontrolle verlierst. Wut ist ein Deal mit dir selbst, du erlaubst dir, körperlich, geistig und emotional aus dem Gleichgewicht zu geraten, bis sich die Situation ändert.
Wut ist schon Strafe genug, eigentlich. Jemand, der wütend ist, versucht, dich unter Wasser zu drücken, aber ertrinkt dabei selbst.
Und dann noch das Thema Job, oder besser gesagt, sich vom Job zu befreien. Leute, die viel weniger ausgeben, als sie verdienen, haben eine Freiheit, von der die, die immer versuchen, ihren Lebensstandard zu erhöhen, nur träumen können.
Wenn du dein Leben selbst in die Hand nimmst, egal ob gut oder schlecht, dann lässt du dir nie wieder von anderen sagen, was du tun sollst.
Wenn du einmal Freiheit geschmeckt hast, willst du nie wieder angestellt sein.
Ich versuche gerade, mir eine echt wichtige Angewohnheit anzueignen, nämlich, meinen Affengeist zum Schweigen zu bringen. Als Kind ist man ja wie ein unbeschriebenes Blatt, lebt im Moment, reagiert instinktiv. Ich glaube, das ist das "echte Leben". In der Pubertät kommen dann die Wünsche, das erste Mal willst du wirklich was haben. Du fängst an, langfristig zu planen, viel nachzudenken, eine Identität aufzubauen, ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, um das zu bekommen, was du willst.
Stell dir vor, du läufst durch eine Fußgängerzone mit tausend Leuten. Diese tausend Leute reden die ganze Zeit mit sich selbst. Sie bewerten alles, was sie sehen, denken über gestern nach, träumen von morgen. Das Einzige, was sie nicht tun, ist, die Realität im Moment wahrzunehmen. Klar, diese Denkweise ist gut, wenn man langfristig plant oder Probleme löst, hilft uns beim Überleben und Fortpflanzen.
Aber ich glaube, sie ist Gift für das persönliche Glück. Für mich sollte das Gehirn ein Diener und ein Werkzeug sein, nicht der Chef. Ich will mich nicht rund um die Uhr vom Affengeist kontrollieren und treiben lassen.
Das Gehirn denkt immer unkontrolliert, und ich will das abgewöhnen. Ist natürlich nicht einfach.
Und, das ist echt krass, ständiges Nachdenken lässt die Zeit schneller vergehen, zumindest gefühlt.
Selbsterkenntnis und Selbstfindung sind ein lebenslanger Prozess, da gibt es kein Ende. Das Leben hat keine einfache Antwort, niemand kann alle Fragen des Lebens beantworten, außer vielleicht ein Erleuchteter. Vielleicht schafft das ja jemand, aber ich glaube, ich eher nicht, bin da zu sehr im Hamsterrad gefangen. Im besten Fall schaffe ich es, mal kurz in den Himmel zu schauen.
Ich glaube, die meisten Menschen merken höchstens, dass sie ein Hamster im Rad sind, mehr nicht.
Ist schon ein moderner Kampf, oder? Ein einsamer Mensch, der mit eiserner Willenskraft fastet, meditiert, Sport treibt... gegen Heerscharen von Wissenschaftlern und Statistikern, die mit Essen, Medikamenten und Bildschirmen bewaffnet sind und Junkfood, Clickbait-Nachrichten, endlose Pornos, unendliche Spiele und süchtig machende Drogen produzieren. Verrückt, oder?