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Also, ich wollte euch heute mal was erzählen. Es geht darum, wie man so seine Zweifel und Unsicherheiten in was Positives umwandeln kann, quasi in Experimente. Ja, genau. Also, da gibt's ja diesen Alexander Kallaway, der war, glaub ich, ein ganz normaler Schüler in Russland. Hat dann aber irgendwie Bock gehabt, die Welt zu sehen, ne? Was Neues kennenzulernen und so. Und deswegen hat er sich entschlossen, in Japan zu studieren und danach noch 'n MBA in Kanada zu machen. Voll krass eigentlich.
Und dann hat er in Kanada angefangen, im Online-Marketing zu arbeiten, lief auch alles super, aber er hat gemerkt, dass ihm was fehlt. Nämlich Coding-Skills. Wenn er mit Entwicklern zusammenarbeiten wollte, musste er halt auch selber programmieren können. Aber er hatte schon so viele Schulden wegen seines Studiums, dass er sich kein Informatikstudium mehr leisten konnte. Also, hat er sich einfach selber beigebracht, nach der Arbeit, mit kostenlosen Online-Kursen.
Klar, das war nicht immer einfach. Toronto ist ja ne echt coole Stadt mit vielen Möglichkeiten, und dann war da auch noch die Versuchung, einfach nur zu Hause zu chillen und fernzusehen. Aber er hat sich dann 'ne Accountability-Gruppe gesucht. Also, er hat einfach gesagt, er organisiert Lerntreffen in Cafés. Und das Ding ist voll durch die Decke gegangen, die Gruppe wurde immer größer, und irgendwann waren sie in 'nem Coworking Space. Und was als kleine Lerngruppe angefangen hat, wurde dann eine der größten Entwickler-Communitys in Kanada. Mega, oder? Und das hat sich dann auch ausgezahlt, weil er irgendwann seinen ersten Job als Entwickler bekommen hat.
Und dann hätte er sich ja eigentlich zurücklehnen können, ne? Job war cool, Geld hat gestimmt, und er kannte viele interessante Leute. Aber er hat gemerkt, dass er irgendwie auf der Stelle tritt. Und dann hatte er die Idee, sich öffentlich zu verpflichten, jeden Tag mindestens eine Stunde zu coden. Und zwar für hundert Tage. Ja, genau, #100DaysOfCode. Das war quasi sein Commitment-Device, ne? Damit er auch wirklich jeden Tag nach der Arbeit coded, auch wenn er eigentlich lieber fernsehen würde. Und das hat ihn nicht nur motiviert, sondern er hat auch noch viel über sich selbst gelernt und viele coole Leute kennengelernt.
Und am Ende der 100 Tage war er nicht nur ein besserer Programmierer, sondern er hat auch noch viele andere Leute dazu inspiriert, ihre eigenen Challenges zu starten. Und jetzt ist er halt das Herzstück einer riesigen Community von Entwicklern, die alle zusammen lernen und wachsen.
Und die Frage ist jetzt halt, wie kann man das auch für sich nutzen? Wie kann man sein Leben in so ein riesiges Labor verwandeln, wo Zweifel und Unsicherheiten nicht bremsen, sondern inspirieren?
Es geht darum, kleine Experimente zu starten. Man muss so ein bisschen seine Denkmuster aufbrechen und Daten über sein Leben sammeln. Und dann überlegen, was man testen könnte. Und dann daraus einen Pakt machen. Also, so eine Art Verpflichtung, die man für einen bestimmten Zeitraum eingeht.
So ein Pakt ist eigentlich nur eine einfache und wiederholbare Aktivität, die dich deinen Zielen näherbringt, egal was dabei rauskommt. Der ist ganz einfach aufgebaut: "Ich werde [Aktion] für [Dauer]". Zum Beispiel "Ich werde jeden Tag eine Stunde programmieren für hundert Tage."
Der Pakt ist so die Basis für persönliches Experimentieren, ne? Eine Einladung, was Neues auszuprobieren und daraus zu lernen. Und das Coole daran ist, dass es nicht um die Ergebnisse geht, sondern um die Outputs. Also, nicht darum, wie viele Newsletter-Abonnenten du bekommst, sondern darum, wie viele Newsletter du schreibst. Das gibt dir Selbstvertrauen, weil es kein Falsch oder Richtig gibt. Du musst einfach nur anfangen.
So ein Pakt sollte halt sinnvoll sein. Es muss nicht gleich der große Lebenssinn sein, aber es sollte dich begeistern und dir Spaß machen. Außerdem sollte er machbar sein. Also, du solltest die Aktion auch wirklich durchführen können, mit den Ressourcen, die du gerade hast. Und wichtig ist auch, dass es kontinuierlich ist. Also, dass du die Aktion regelmäßig wiederholst, zum Beispiel jeden Tag, jedes Wochenende oder jede Woche. Und du solltest deinen Pakt tracken können. Also, einfach nur ja oder nein. Habe ich es gemacht oder nicht? Das macht es einfach, den Fortschritt zu überwachen.
Im Vergleich zu normalen Zielen fördert so ein Pakt so 'ne Art experimentelle Denkweise. Also, Offenheit, Neugier, Bereitschaft zu lernen und keine vorgefertigten Meinungen. Wenn man mit Problemen spielt, werden sie zu 'ner Art Sandkasten, wo man experimentieren kann, ohne die Kontrolle über das Ergebnis zu haben.
Egal, was du dich fragst oder was dich interessiert, du kannst daraus einen Pakt machen. Ob du ein neues Hobby ausprobieren willst, 'ne neue Fähigkeit lernen willst, 'nen potenziellen Karriereweg erkunden willst oder 'ne neue Routine ausprobieren willst. Der Pakt kann einfach sein, wie zwei Wochen lang jeden Tag dehnen, oder er kann ambitionierter sein, wie jede Woche eine digitale Illustration erstellen für drei Monate. Es kann dir helfen, deine Annahmen zu testen, zum Beispiel im Job, indem du dir montags zwei Stunden Zeit nimmst zum Lesen und Nachdenken. Oder bei deiner Gesundheit, indem du jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett gehst. Oder in deinen Beziehungen, indem du alle zwei Samstage ein Date mit deinem Partner machst.
Wir haben ja nicht so viel Kontrolle darüber, wie wir uns fühlen. Deswegen ist es auch so schwer, sich selbst zu motivieren. Aber ein Pakt löst das Problem, indem er das Machen über das Planen stellt. Wie schon William James gesagt hat: "Handlung scheint auf Gefühl zu folgen, aber in Wirklichkeit gehen Handlung und Gefühl zusammen. Und indem wir die Handlung regulieren, die direkter unter der Kontrolle des Willens steht, können wir indirekt das Gefühl regulieren, das es nicht ist."
So wie das Protokoll bei einem wissenschaftlichen Experiment basiert ein Pakt auf klaren und einfachen Anweisungen. Deswegen ist "Ich werde programmieren lernen" kein guter Pakt, aber "Ich werde jeden Tag für hundert Tage programmieren" ist ein super Pakt. Anstatt "Ich werde ein Buch schreiben" sag lieber "Ich werde jeden Werktag für sechs Monate schreiben". Ersetz "Ich werde einen Marathon laufen" mit "Ich werde jeden Sonntag für sechs Wochen laufen". Dieses Format hilft dir, dich wirklich zu verpflichten und dich auf den Schwung zu verlassen, anstatt auf die Motivation. Du musst einfach nur anfangen und darauf vertrauen, dass du durch die Wiederholung automatisch mehr Selbstvertrauen bekommst.
Also, wichtig ist die Wiederholung. Khe Hy hat fünfzehn Jahre an der Wall Street gearbeitet und dachte, er hätte alle seine Träume erreicht. Aber tief im Inneren hat er sich leer gefühlt. Also, hat er gekündigt und 'nen Blog gestartet. Und er hat gesagt: "Ich hab angefangen zu schreiben und Content zu erstellen, und ich hab mir vorgenommen, Sachen einfach mal für einen Monat auszuprobieren. Ich probiere Snapchat für einen Monat aus und schaue, was passiert. Oder ich mache einen Podcast für zweiundfünfzig Wochen."
Wichtig ist diese konkrete Anzahl an Wiederholungen. Wenn du dich im Voraus auf eine bestimmte Dauer festlegst, zwingt dich das, so lange zu warten, bis du eine Entscheidung triffst. So brichst du den Pakt nicht gleich ab, wenn mal was nicht so gut läuft. Du kannst zuversichtlich bleiben, auch wenn unerwartete Hürden auftauchen.
Selbstvertrauen ist ja nichts, was man von Geburt an hat oder was plötzlich passiert. Das muss man sich erarbeiten. Und jedes Mal, wenn du was tust, wettest du auf dich selbst und sammelst Beweise dafür, dass du das schaffen kannst, was du dir vorgenommen hast.
Also, Wiederholungen sind super wichtig. Du brauchst genügend Wiederholungen, um Ergebnisse zu bekommen, denen du vertrauen kannst. Stell dir vor, du und dein Freund werft Dart und wollt wissen, wer besser zielt. Du kannst ja nicht nach einem Wurf sagen, dass du der beste Dartspieler bist. Du musst mehrmals werfen, um zu sehen, ob du konstant ins Schwarze triffst oder ob das nur Glück war. Genauso kannst du nicht entscheiden, ob du in einer Stadt leben willst, wenn du nur einen Nachmittag dort verbracht hast. Und du kannst nicht wissen, ob deine Texte gut ankommen, wenn du nur einen Artikel veröffentlicht hast.
Durch die Wiederholungen bekommst du verlässlichere Infos, um Entscheidungen zu treffen. Außerdem wird jede Wiederholung wahrscheinlich besser sein als die vorherige. Das nennt man den Serial-Order-Effekt. Es zahlt sich also aus, zu iterieren.
Der Serial-Order-Effekt zeigt sich besonders bei kurzfristigen Aufgaben. Aber Kreativität kann man ein Leben lang fördern. Es heißt ja oft, dass Start-ups nur mit jungen Gründern erfolgreich sind. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gründer in seinen Fünfzigern erfolgreich ist, ist fast doppelt so hoch wie bei einem Gründer in seinen Dreißigern. Und das gilt auch für wissenschaftliche Durchbrüche. Die höchste Produktivität von Wissenschaftlern liegt etwa bei vierzig Jahren.
Früher Erfolg ist zwar faszinierend, aber der sicherste Weg zum Erfolg ist, es zu versuchen, zu scheitern, zu lernen und es wieder zu versuchen. Deswegen werden so viele erfolgreiche Start-ups und wissenschaftliche Erfindungen von Leuten in ihren Vierzigern und älter gegründet oder gemacht. Die haben einfach mehr Wiederholungen hinter sich und aus ihren Fehlern gelernt.
Aber wie viele Wiederholungen brauchst du, um vom Serial-Order-Effekt zu profitieren? Expertise braucht oft Jahrzehnte. Und je länger der Pakt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass du vorher aufgibst. Du willst ja keine langfristige Kompetenz erreichen, sondern einfach nur Selbstvertrauen für die nächsten Schritte bekommen.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Wiederholungen, desto mehr Daten. In ein paar Tagen wirst du wahrscheinlich keine bahnbrechenden Erkenntnisse gewinnen. John Maxwell hat mal gesagt: "Je mehr du tust, desto mehr scheiterst du. Je mehr du scheiterst, desto mehr lernst du. Je mehr du lernst, desto besser wirst du." Aber das funktioniert nur, wenn du auch wirklich jeden Schritt abschließt. Deswegen solltest du dir realistische Ziele setzen. Es bringt ja nichts, wenn du dir was für drei Monate vornimmst und nach ein paar Tagen schon aufgibst.
Kürzere Zeiträume sind oft effektiver. Wenn du was ganz Neues ausprobierst, ist ein Zehn-Tage-Pakt ein guter Start. Das reicht, um Muster zu erkennen, und ist nicht zu einschüchternd. Wenn du schon mal was ausprobiert hast, dann kannst du einen Ein-Monats-Pakt machen. Und wenn es was ist, was du schon in deinem Leben hast, aber regelmäßiger machen willst, dann ist ein Drei-Monats-Pakt gut, um die Muster zu verstärken und bessere Daten zu sammeln. Drei Monate ist übrigens auch die Länge der #100DaysofCode-Challenge.
Aber lass dich davon nicht abhalten, auch längere Pakte zu machen. Sarah Tate, eine ehemalige Kollegin von mir bei Google, hat sich zwölf Monate Zeit gegeben, um herauszufinden, ob Coaching ein erfüllender Karriereweg für sie sein könnte. Sie hat gesagt: "Ich hatte die Hypothese, dass ich als Coach das tun kann, was ich liebe, auf meine Art und Weise, und genug Geld verdienen kann." Also, hat sie sich ein Jahr Zeit gegeben, um ihre Hypothese zu testen. Und nach zehn Monaten wusste sie, dass es der richtige Weg für sie ist.
Die Dauer des Pakts kann dir schon mal zeigen, ob du wirklich Interesse an dem Experiment hast. Bist du bereit, dich für diese Dauer zu verpflichten? Wenn du schon beim Gedanken daran erschöpft bist, dann solltest du dir lieber einen kleineren Pakt vornehmen. Wichtig ist: Es geht nicht um die Länge des Pakts, sondern um die Erkenntnisse und das Wachstum.
Aber was ist denn so ein Pakt eigentlich nicht? Weil es ja so viel um Wiederholungen geht, könnte man es mit anderen Sachen verwechseln, zum Beispiel mit Gewohnheiten oder Zielen.
Also, ein Pakt ist keine Gewohnheit. Eine Gewohnheit hat keinen festen Zeitrahmen, zum Beispiel jeden Tag Sport machen, und das Ziel ist ein bestimmtes Ergebnis, zum Beispiel 'ne bessere Gesundheit. Wenn man mal was auslässt, ist das nicht schlimm, aber man versucht, wieder in die Spur zu kommen. Ein Pakt hat aber eine bestimmte Anzahl an Wiederholungen, zum Beispiel hundert Artikel schreiben, und das Ziel ist Neugier. Wenn was nicht klappt, ist das 'ne wertvolle Info, um den Kurs zu korrigieren oder den Pakt sogar ganz abzubrechen, wenn er nicht zu deinen Zielen passt. Ein Pakt kann sogar nützlich sein, bevor du dich für 'ne neue Gewohnheit entscheidest. Man hält Gewohnheiten eher durch, wenn sie sich gut anfühlen. Aber woher sollst du wissen, was sich gut anfühlt, wenn du nicht rumexperimentiert hast? Durch Experimentieren kann ein Pakt zu 'ner Gewohnheit werden, wenn er sich so in deinen Alltag integriert hat, dass er über die anfängliche Verpflichtung hinausgeht. Ich hab zum Beispiel mit dem Journaling angefangen, um Achtsamkeit zu üben. Und durch das Experimentieren hab ich die perfekte Methode und Zeit gefunden, und jetzt journal ich schon seit drei Jahren jeden Tag.
Ein Pakt ist auch kein Neujahrsvorsatz. Wenn du Probleme hast, deine Neujahrsvorsätze einzuhalten, bist du nicht allein. Es gibt ja viele Beweise dafür, dass Neujahrsvorsätze nicht funktionieren. Eine Umfrage von Strava hat gezeigt, dass die meisten Neujahrsvorsätze schon am 12. Januar aufgegeben werden. Das nennen die Quitter's Day. Neujahrsvorsätze scheitern, weil die Leute sich zu viel auf einmal vornehmen. Wir lieben die Idee, uns anzustrengen, aber eigentlich wollen wir es ja nicht. Das nennt man das Effort-Paradox. Wir denken, dass wir glücklicher sind, wenn wir 'ne größere Herausforderung meistern, und deswegen wählen wir oft schwierige Wege, obwohl wir dann eher scheitern. Ein Pakt besteht aber nur aus einer einfachen Aktion, die über einen bestimmten Zeitraum wiederholt wird. Viele Challenges im Internet, wie #The100DayProject oder #100DaysOfCode, dauern zum Beispiel weniger als ein Drittel des Jahres. Das ist viel realistischer als die meisten Neujahrsvorsätze.
Ein Pakt ist auch keine Kennzahl. Bei Google hatten wir OKRs, Objectives and Key Results. Und andere Firmen haben KPIs, Key Performance Indicators. Die sind alle darauf ausgelegt, bestimmte Ziele zu erreichen. Ein Pakt konzentriert sich aber nicht auf das Ergebnis, sondern auf den Output. Der Erfolg ist, dass du mitmachst, egal was am Ende rauskommt. Ali Abdaal hat sechs Jahre Medizin in Cambridge studiert und ist dann Online-Unternehmer geworden. Er hat gesagt: "Ich versuche, nicht an die Zahlen zu denken. Immer wenn ich an die Zahlen denke, bin ich ausgebrannt. Dann macht es keinen Spaß mehr. Aber wenn ich mir sage, dass meine einzige Aufgabe ist, mitzumachen, dann läuft's." Anstatt sich Sorgen zu machen, wie er außerhalb der Medizin klarkommt, hat er darauf vertraut, dass er einen Weg findet. Und jetzt hat sein YouTube-Kanal Millionen von Abonnenten. Er hat seine Einstellung zu Leistung geändert und das war der Schlüssel zum Erfolg. Er hat gesagt: "Die Leute sagen, man soll sich SMART-Ziele setzen. Aber ich setze mir nie Ziele, die ich nicht kontrollieren kann. Ich muss einfach nur ein oder zwei Videos pro Woche veröffentlichen."
Ein Pakt ist auch kein ressourcenintensives Projekt. Es gibt zwar Ressourcen, die du brauchst, um deine Experimente durchzuführen, aber das sind nicht Zeit und Geld. Experimente können schnell gehen, zum Beispiel zehn Minuten am Tag für zehn Tage. Und auch wenn manche Experimente ein gewisses Maß an finanzieller Freiheit erfordern, kann man viele kostenlos machen. Du kannst mit Meditieren experimentieren, mit Laufen, Schreiben, Fotografieren, Präsentationen halten, Programmieren lernen oder mit deinen Kindern spielen. Du könntest sogar damit experimentieren, einfach mal ein paar Minuten am Tag nichts zu tun.
Im Grunde ist ein Pakt ein kleines Protokoll für ein persönliches Experiment. Er sagt dir, was du tun sollst und wie oft. Er weckt nicht nur deine Neugier, sondern ist auch eine Garantie für Wachstum und Entdeckung.
Also, wie wählst du jetzt deinen Pakt aus? Wenn deine Neugier geweckt ist, solltest du aufpassen, dass du dich nicht zu viel vornimmst. Es gibt da zwei psychologische Effekte, die dazu führen, dass wir uns für die ambitionierteste Version entscheiden. Das ist einmal der Overconfidence-Effekt, also dass wir uns überschätzen. Und dann noch die Planning Fallacy, dass wir die Zeit, die wir brauchen, unterschätzen. Und das kann dazu führen, dass wir uns zu viel aufhalsen.
Wenn du dich nicht entscheiden kannst, welche Version du machen sollst, dann fang klein an. Was ist die kleinste Version von dem Experiment, die du machen kannst? Es ist ja leicht, seinen Pakt an guten Tagen einzuhalten. Aber denk lieber an deine schlechten Tage. Der Schauspieler und Autor Henri Brugère hat zum Beispiel erst mal angefangen, jeden Tag 250 Wörter Drehbuch zu schreiben. Und erst als er sich sicher gefühlt hat, hat er angefangen, Videos von sich selbst zu machen, wo er die Drehbücher vorliest.
Es ist auch verlockend, mehrere Pakte gleichzeitig zu machen, besonders wenn du noch nie so ein persönliches Experiment gemacht hast. Aber es gibt ja unendlich viele Möglichkeiten, interessante Wege zu gehen. Du musst nicht alles auf einmal machen.
Corin Delgay hatte 'ne Firma für Duftkerzen, die nicht so gut lief. Aber dabei hat er gemerkt, dass er Zahlen und Bilanzen nicht so mag. Aber viele Leute haben ihm gesagt, dass er total kreativ ist. Also, hat er beschlossen, seine künstlerische Seite zu erkunden. Und zwar mit einem kleinen Experiment: "Ich hab gesagt, ich male zwanzig Bilder, ohne zu versuchen, ein Meisterwerk zu erschaffen." Die ersten Bilder waren nicht so toll, aber er hat jeden Tag weitergemacht und sich online Tutorials angeschaut. Er hat gesagt: "Ich hab einfach nach Fehlern gesucht, aus denen ich lernen kann." Und dann hat er nach drei Wochen 'ne Ausstellung gemacht, wo er fünf Bilder verkauft hat. Und jetzt hat er 'ne kleine Galerie in Barcelona, die super läuft. Und er malt immer noch jeden Tag, oft öffentlich in der Galerie oder bei Veranstaltungen in der Stadt. Er hat gesagt: "Wenn man erst mal diesen positiven Schwung hat, fühlt es sich nicht mehr wie Arbeit an."
Du musst auch nicht gleich deinen Job kündigen. Albert Einstein hat die meisten seiner Forschungen gemacht, als er noch Patentprüfer war. Haruki Murakami hat seine ersten beiden Bücher geschrieben, als er noch einen Jazzclub betrieben hat.
Valentin Loredo hat auch seinen Job behalten, als er andere Interessen erkundet hat. Er kommt aus 'ner Familie, wo Essen wichtig ist, und er hat nach der Arbeit immer gern gekocht. Er wollte seine Kochkünste verbessern, aber nicht auf andere Sachen verzichten. Er hat gesagt: "Ich hab 'nen Job, der viel Zeit in Anspruch nimmt, ich reise gern und gehe gern aus. Aber ich wollte wieder was lernen und mich persönlich weiterentwickeln." Also, hat er sich für 'nen Online-Kurs angemeldet und sich jedes Wochenende drei bis fünf Stunden Zeit genommen, um in seiner kleinen Küche in Paris zu kochen. Er hat gesagt: "Ich hab neue Sachen ausprobiert, online recherchiert, wenn ich nicht weiterkam, Fotos gemacht und Notizen aufgeschrieben. Ich hab mich darauf konzentriert, mich jedes Mal ein bisschen zu verbessern. Und abends hab ich meine Freunde zu 'nem mehrgängigen Menü eingeladen, damit sie das Ergebnis probieren können."
Nach anderthalb Jahren hat er die Prüfung für einen der anspruchsvollsten Kochkurse in Frankreich bestanden. Und er hat noch keine konkreten Pläne, was er mit dem Zertifikat machen wird. Er hat gesagt: "Es hat mir 'ne Welt voller Möglichkeiten eröffnet. Vielleicht eröffne ich in zehn Jahren ein Restaurant, vielleicht auch nicht, aber die Fähigkeiten gehen nicht verloren."
Also, wähl deinen Pakt danach aus, was dich neugierig macht. Vergiss alte Entscheidungen, Erwartungen und Annahmen. Was begeistert dich? Was willst du lernen? Der Autor Tasshin Fogleman unterscheidet zwischen kalter Neugier, die funktional und berechnend ist, und brennender Neugier, die fieberhaft und irrational ist. Dein Pakt sollte irgendwo dazwischen liegen. Warme Neugier, die pragmatisch zu deinen Interessen passt und dich gleichzeitig antreibt, Neues zu entdecken.
Das war's eigentlich schon. Du musst nicht alles wissen, bevor du anfängst. Jedes Experiment ist eine Chance, mehr über dich selbst und die Welt zu lernen, deine Fähigkeiten und dein Wissen zu erweitern und deinen Ansatz anzupassen.
Wenn du bereit bist, nimm dir ein paar Minuten Zeit und schreib deinen Pakt auf:
Ich werde [Aktion] für [Dauer].
Herzlichen Glückwunsch! Du hast dich jetzt für Aktion entschieden und nicht für Stagnation. Du hast deinen kreativen Motor neu gestartet. Leute, die das in meinen Workshops machen, sagen, dass sie jetzt zuversichtlich sind. Der KI-Ingenieur Artur Piszek hat geschrieben: "Der Pakt war meine Lieblingsaktivität, weil die Wahl, woran man arbeitet, am wichtigsten ist."
Indem du deinen ersten Pakt formuliert hast, hast du dich für ein Leben im ständigen Wandel entschieden. Aber nicht für ein beängstigendes Niemandsland, sondern für eine Reihe von Experimenten.
Es gibt ja den Unterschied zwischen einer linearen Denkweise und einer experimentellen Denkweise:
Lineare Denkweise:
- Reaktion auf Unsicherheit: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Wenn man das Ziel nicht kennt, macht das Angst.
- Wachstumsmodell: Leitern. Also, Listen mit Meilensteinen und vorhersehbaren Ergebnissen.
- Definition von Erfolg: Ergebnisorientiert. Erfolg ist ein festes Ziel ("Ich veröffentliche bis Ende des Jahres ein Kochbuch").
- Zielsetzung: SMART. Also, spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert.
Experimentelle Denkweise:
- Reaktion auf Unsicherheit: Engagement, Erkundung, Experimentieren. Wenn man das Ziel nicht kennt, macht das neugierig.
- Wachstumsmodell: Kreisläufe. Also, Experimente mit unvorhersehbaren Ergebnissen.
- Definition von Erfolg: Output-orientiert. Erfolg ist experimentieren ("Ich schreibe jede Woche ein neues Rezept bis Ende des Jahres").
- Zielsetzung: PACT. Also, sinnvoll, machbar, kontinuierlich und trackbar.
Also, keine SMART-Ziele mehr, keine Fünf-Jahres-Pläne, keine Lebens-Roadmaps. Solange du jeden Schritt abschließt, ist der Erfolg garantiert, auch wenn du nicht weißt, wie er aussieht. So wie Amelia Earhart, die den Atlantik überquert hat, aber nicht an ihrem Ziel gelandet ist.
Es gibt ja viele neue Möglichkeiten, wenn du von einer linearen Denkweise zu einer experimentellen Denkweise wechselst und dich darauf konzentrierst, mitzumachen, anstatt alles zu perfektionieren. Egal ob du dich wie Kallaway jeden Tag zum Coden verpflichtest, wie Abdaal jede Woche ein Video veröffentlichst, wie Delgay zwanzig Bilder malst oder wie Loredo jedes Wochenende ein mehrgängiges Menü für Freunde kochst. Du hast jetzt die Möglichkeit, Experimente zu machen, die auf deiner Neugier basieren.