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Calculating...

Also, ich hab da mal so'n... ja, nennen wir's mal 'nen Traum gehabt. Oder, nee, eigentlich war's ja nicht wirklich 'n Traum, eher so... 'ne Vorstellung. Die Sonne, die war irgendwie futsch, total aus, und die Sterne, die hingen da halt so rum, ganz komisch... das hat schon was gehabt. War von so'm Typen, Byron, der hat da irgendwas von "Dunkelheit" gefaselt.

Und dann, boah, da war dieser Vulkanausbruch in Indonesien, Tambora, oder so. Richtig heftig, ey! Hat wohl über 100.000 Leute dahin gerafft. Kann sich heute keiner mehr vorstellen, so krass war das. Das war wohl die heftigste Eruption seit... keine Ahnung, zich tausend Jahren. Viel schlimmer als dieser Mount St. Helens da in Amerika, total verrückt.

Ja, und die Nachrichten, die waren damals ja auch nicht so schnell wie heute. Hat's 'n halbes Jahr gedauert, bis irgendwer in London davon Wind bekommen hat. Aber die Auswirkungen, die hat jeder gemerkt. Der ganze Staub in der Luft, die Sonne war nur noch 'n Schatten und die Temperaturen, die sind runtergegangen. Maler haben sich gefreut, weil das Licht so komisch war, aber ansonsten war's halt einfach nur düster, total deprimierend. Davon hat sich der Byron wohl inspirieren lassen, dieser Dichter, weißt du?

Der Frühling, der kam irgendwie gar nicht richtig und der Sommer, der war auch nicht warm. "Das Jahr ohne Sommer", haben die das genannt. Die Ernten, die sind futsch gewesen, in Irland sind die Leute verhungert und gestorben, ganz schlimm. Und in Amerika, da haben die das "19. Jahrhundert, das erfroren ist" genannt. Frost bis in den Juni, nix ist gewachsen. Die Viecher sind verreckt oder wurden halt notgeschlachtet. War echt 'n Scheißjahr, das kann man wohl so sagen. Aber global, da war's wohl nur so'n Grad kälter, kaum zu glauben, oder? Zeigt halt, wie empfindlich das ganze System ist.

Aber das 19. Jahrhundert, das war ja eh nicht so der Hit. Vorher, da war diese kleine Eiszeit, da sind die Leute auf der Themse rumgeeist und in Holland auf den Kanälen, das kann man sich heute ja gar nicht mehr vorstellen. Die waren halt an Kälte gewöhnt. Deswegen haben die Geologen da auch so lange gebraucht, um zu kapieren, dass sie eigentlich in 'ner relativ warmen Zeit gelebt haben. Dass da vorher fette Gletscher waren und so, das hatten die irgendwie nicht so auf dem Schirm.

Denen war schon klar, dass da irgendwas Komisches passiert ist. Da lagen Rentierknochen in Südfrankreich und riesige Steine, die da eigentlich nicht hingehörten. Aber die Erklärungen, die waren dann halt auch... sagen wir mal, kreativ. Da hat einer gemeint, die Steine, die wären durch Druckluft aus Höhlen hochgeschossen worden, wie so'n Korken aus 'ner Flasche. Totaler Quatsch, natürlich. Aber damals, da ging's mehr darum, dass die Erklärung irgendwie logisch klingt, nicht so sehr darum, ob die auch stimmt.

Der gute alte James Hutton, der hätte in der Schweiz alles sofort gecheckt, wenn er mal da gewesen wäre. Die ganzen Täler und so, die ganzen Kratzer und Ablagerungen, alles deutet auf Eis hin. Aber der war halt nicht so der Reise-Typ. Aber selbst so hat er schon gesagt, dass diese riesigen Steine nicht durch 'ne Flut dahin gekommen sind, weil Steine schwimmen ja nicht, oder? Der war schon ziemlich früh für die Gletscher-Theorie. Aber die anderen, die haben das halt nicht so gesehen. Die meinten, das wären halt Spuren von Karren oder von Schuhen.

Die Bauern vor Ort, die wussten da schon mehr. Da hat so'n Schweizer Naturforscher mit 'nem Holzfäller gequatscht und der Holzfäller meinte halt ganz klar, die Steine, die kommen vom Gletscher, der war halt mal bis nach Bern gekommen.

Der Naturforscher, der war natürlich total begeistert, weil er das ja schon selber gedacht hat. Aber auf 'ner Konferenz, da hat ihm keiner geglaubt. Sein bester Kumpel, der Agassiz, der war erst skeptisch, aber dann hat er sich da voll reingehängt.

Der Agassiz, der war Professor und so, und sein Kumpel, der Schimper, das war 'n Botaniker. Der hat dann auch diesen Begriff "Eiszeit" erfunden. Weil er halt meinte, da war nicht nur die Alpen mit Eis bedeckt, sondern ganz Europa, Asien und Nordamerika. Das war natürlich 'ne krasse These. Und dann hat der Agassiz ihm die Notizen geklaut und sich als Urheber ausgegeben, voll die Zofferei. Und dann gab's da noch so'n Typen, Humboldt, der hat gemeint, dass wissenschaftliche Entdeckungen erst abgelehnt, dann ignoriert und dann anderen zugeschrieben werden. Da hatte der den Agassiz wohl auch im Hinterkopf.

Aber egal, der Agassiz, der hat sich da voll reingekniet. Der ist in Gletscherspalten rumgeklettert und auf Berge, wo noch nie einer war. Aber die Leute, die haben ihm trotzdem nicht geglaubt. Der Humboldt, der hat ihn sogar gebeten, er soll lieber wieder Fische studieren, aber der Agassiz, der war halt von seiner Idee überzeugt.

In England, da haben ihm noch weniger Leute geglaubt, weil die da halt keine Gletscher gesehen haben. Die konnten sich das gar nicht vorstellen, wie viel Kraft so'n Gletscher hat. Bis der Lyell dann irgendwann mal so'n Haufen Geröll vor seinem Haus gesehen hat und gecheckt hat, dass das ja nur vom Gletscher kommen kann. Aber öffentlich, da hat er sich dann doch nicht getraut, den Agassiz zu unterstützen. War 'ne schwere Zeit für den Agassiz. Seine Ehe ist kaputtgegangen, der Schimper war sauer, der Lyell war feige.

Dann ist der Agassiz nach Amerika gegangen und da wurde er dann gefeiert. Der hat 'ne Professur bekommen und 'n Museum. Und die Winter da, die waren lang und kalt, da hatten die Leute mehr Verständnis für Eiszeit-Theorien. Und dann war er noch in Grönland und hat gesehen, dass da fast alles mit Eis bedeckt ist. So wie er sich das vorgestellt hat. Aber er konnte halt nicht erklären, warum es Eiszeiten gibt. Und da kam dann so'n anderer Typ ins Spiel.

Da hat irgendwer in Schottland, so'n James Croll, der hat da Artikel über Physik und so geschrieben. Und einer von denen, der hat sich mit den Veränderungen der Erdumlaufbahn beschäftigt und gemeint, dass das mit den Eiszeiten zusammenhängen könnte. War 'ne richtig gute Arbeit. Aber der Typ, der war halt kein Wissenschaftler, sondern nur so'n Hausmeister an der Uni.

Der Croll, der war aus 'ner armen Familie und hatte nicht lange zur Schule gehen können. Der war Zimmermann und Versicherungsvertreter und so. Dann hat er an der Uni als Hausmeister gearbeitet und sich da abends in der Bibliothek Physik und Mathe selber beigebracht. Und dann hat er halt angefangen, Artikel zu schreiben, besonders über die Erdumlaufbahn und das Klima.

Der Croll, der war der Erste, der gesagt hat, dass sich die Erdumlaufbahn verändert, von oval zu fast rund und wieder zurück. Und dass das die Eiszeiten auslösen könnte. Vorher hatte keiner das Wetter mit Astronomie erklärt. Dank dem Croll haben die Engländer dann auch angefangen zu glauben, dass da früher mal Eis war. Und der Croll, der wurde dann auch geehrt und hat 'nen Job bekommen und so.

Der Agassiz, der war dann in Amerika unterwegs und hat da überall Spuren von Gletschern gefunden, sogar am Äquator. Und dann hat er gemeint, dass die Gletscher die ganze Erde bedeckt haben und alles Leben ausgelöscht haben. Aber dafür gab's keine Beweise. Trotzdem wurde er in Amerika immer berühmter und so.

Aber seine Theorie, die war dann bald nicht mehr so angesagt. Das passiert halt manchmal. Irgendwann hat dann der Chef der Geologie-Abteilung von Harvard geschrieben, dass die Eiszeit-Theorie, die schmeißt man jetzt einfach mal über Bord.

Das Problem war, dass der Croll gemeint hat, die letzte Eiszeit war vor 8000 Jahren. Aber die Beweise, die haben gesagt, dass das viel kürzer her ist. Und ohne 'ne Erklärung für die Ursache, da war die ganze Theorie halt wackelig. Und dann kam so'n Serbe, Milutin Milanković, der hat das Problem gelöst. Der hatte eigentlich gar nichts mit Astronomie zu tun, sondern war Ingenieur. Aber der hat sich dann halt dafür interessiert. Und der hat gecheckt, dass der Croll zwar Recht hatte, aber dass das zu einfach gedacht war.

Die Erde, die verändert nicht nur ihre Umlaufbahn, sondern auch den Winkel zur Sonne, die Neigung und so. Und das beeinflusst, wie lange und wie stark die Sonne auf die Erde scheint. Da gibt's drei Sachen, die sich da verändern, die sogenannte Schiefe der Ekliptik, die Präzession und die Exzentrizität. Und der Milanković, der hat gemeint, dass das mit den Eiszeiten zusammenhängen könnte. Aber das Problem war, dass diese Veränderungen, die dauern total lange, zich tausend Jahre. Und um da 'nen Zusammenhang zu finden, da muss man halt ewig rechnen. Der Milanković, der musste halt für 'ne Million Jahre berechnen, wie die Sonne auf jeden Punkt der Erde scheint, je nach Jahreszeit und so.

Und das war halt genau das Richtige für den Milanković. Der hat dann 20 Jahre lang gerechnet, selbst im Urlaub, mit Bleistift und Rechenschieber. Heute macht das 'n Computer in ein, zwei Tagen. Der hat das alles in seiner Freizeit gemacht. Aber dann, im Ersten Weltkrieg, da hatte er plötzlich viel Zeit. Er wurde verhaftet, weil er Serbe war. Aber dann durfte er in Budapest in der Bibliothek arbeiten, weil er sich nur einmal die Woche bei der Polizei melden musste. War wohl der glücklichste Kriegsgefangene aller Zeiten.

Und das Ergebnis, das war dann 'n Buch, "Mathematische Klimalehre und astronomische Theorie der Klimaschwankungen". Und der Milanković, der hatte Recht, die Eiszeiten, die haben was mit den Veränderungen der Erdumlaufbahn zu tun. Aber der hat halt auch gedacht, dass kalte Winter die Eiszeiten auslösen. Aber der Schwiegervater von Alfred Wegener, der Klimatologe Köppen, der hat gecheckt, dass das komplizierter ist.

Der Köppen, der hat gemeint, dass kühle Sommer die Eiszeiten auslösen, nicht kalte Winter. Wenn's im Sommer kühl ist, dann wird das Sonnenlicht von der Erde reflektiert und dann wird's noch kälter und dann schneit's mehr und dann bleibt der Schnee liegen. Und dann wird's noch kälter und dann bildet sich 'ne Eisdecke. Und dann wird die ganze Gegend noch kälter und dann gibt's immer mehr Eis. Das Eis, das entsteht nicht, weil viel Schnee fällt, sondern weil wenig Schnee schmilzt. Die Eiszeit, die fängt also mit 'nem komischen Sommer an, wo der Schnee nicht schmilzt und das Sonnenlicht reflektiert und dann wird's immer kälter. Das ist so 'ne Art Teufelskreis. Und wenn sich dann 'ne Eisdecke gebildet hat, dann fängt die an, sich zu bewegen. Und dann hast du 'ne Eiszeit.

In den 50ern, da konnten die Wissenschaftler die Daten über die Eiszeiten nicht mit den Berechnungen vom Milanković vergleichen, weil die Technik noch nicht so weit war. Und dann hat dem Milanković keiner mehr geglaubt. Und bis er dann gestorben ist, da konnte er seine Theorie nicht beweisen. Und irgendwann hat dann keiner mehr an seine Berechnungen geglaubt, außer vielleicht ein paar Geologen oder Klimatologen. Aber in den 70ern, da wurde die Technik besser und dann konnte man die Ablagerungen am Meeresboden genauer datieren. Und dann hat sich rausgestellt, dass der Milanković Recht hatte.

Aber die Milanković-Zyklen alleine, die erklären die Eiszeiten nicht. Da spielen noch viele andere Sachen mit rein, besonders die Verteilung der Kontinente, besonders wenn da Kontinente an den Polen liegen. Aber da wissen wir noch nicht alles so genau. Aber wenn man Nordamerika, Eurasien und Grönland 500 Kilometer weiter nach Norden schieben würde, dann wären wir wahrscheinlich für immer in 'ner Eiszeit. Wir haben da wohl echt Glück gehabt, dass das Wetter so gut ist. Besonders wenig wissen wir über die Warmzeiten, die es in den Eiszeiten gibt. Das ist schon deprimierend, dass die ganze Menschheitsgeschichte, mit Landwirtschaft und Städten und Wissenschaft und so, in so 'ner Warmzeit passiert ist. Die letzten Warmzeiten, die haben nur 8000 Jahre gedauert und wir sind schon seit 10.000 Jahren in so 'ner Warmzeit.

Eigentlich sind wir immer noch in 'ner Eiszeit, nur halt in 'ner kleineren Eiszeit. Aber nicht so klein, wie viele denken. In der letzten Eiszeit, vor 20.000 Jahren, da war 30 % der Landfläche mit Eis bedeckt. Und selbst jetzt sind noch 10 % der Landfläche mit Eis bedeckt. Und 14 % sind Permafrost. Und drei Viertel vom Süßwasser ist gefroren, an den Polen gibt's Eisschilde. Das ist eigentlich total ungewöhnlich. Viele Gegenden auf der Welt, da schneit's im Winter und Neuseeland, das ist ja eigentlich 'ne warme Gegend, hat auch Gletscher. Das ist für uns ganz normal, aber in der Geschichte der Erde, da ist das total selten.

Die meiste Zeit war es auf der Erde warm und es gab keine Gletscher. Die jetzige Eiszeit, die hat vor 40 Millionen Jahren angefangen und ist immer milder geworden. Und wir leben halt in so 'ner milderen Phase. Neue Eiszeiten, die löschen immer die Spuren von den alten Eiszeiten aus. Deswegen ist das Bild, das wir haben, immer unvollständiger, je weiter wir zurückgehen. Aber in den letzten 2,5 Millionen Jahren, da gab's wohl mindestens 17 krasse Eiszeiten. Und in der Zeit, da haben die Vormenschen und dann die Menschen gelebt. Die Ursache für die Eiszeiten, das sollen wohl das Himalaya-Gebirge und die Landenge von Panama sein. Das Gebirge, das hat die Luftströme verändert und die Landenge, die hat die Meeresströmungen verändert. Indien, das war mal 'ne Insel, ist dann 2000 Kilometer nach Norden gedriftet und mit Asien zusammengeprallt. Und dadurch ist nicht nur der Himalaya entstanden, sondern auch das Tibetische Hochland. Und das Hochland, das hat nicht nur das Klima kälter gemacht, sondern auch den Wind nach Norden gelenkt und dann wurde es in Nordamerika auch kälter. Und dann, vor 5 Millionen Jahren, da ist die Landenge von Panama entstanden und hat Nord- und Südamerika verbunden. Und das hat die warmen Strömungen zwischen Pazifik und Atlantik verändert und die Regenverteilung auf der Welt. Und dann wurde es in Afrika trockener und dann sind die Affen von den Bäumen runtergekommen und haben sich an die Savanne angepasst.

So oder so, mit der jetzigen Verteilung der Meere und Kontinente, da werden wir wohl noch lange in 'ner Eiszeit leben. Und wenn wir Pech haben, dann kommen noch 50 Eiszeiten auf uns zu, jede so 100.000 Jahre lang. Und dann gibt's vielleicht mal wieder 'ne lange Warmzeit.

Vor 50 Millionen Jahren, da gab's noch keine regelmäßigen Eiszeiten. Aber als die dann angefangen haben, da waren die schon richtig krass und lang. Die erste große Eiszeit, die war vor 2,2 Milliarden Jahren. Und danach gab's 'ne Milliarde Jahre lang Wärme. Und die Eiszeit danach, die war noch viel krasser. Da haben die Wissenschaftler dann auch schon von "Schneeball Erde" gesprochen.

Aber "Schneeball", das beschreibt das Ausmaß noch gar nicht richtig. Die Theorie sagt, dass die Sonneneinstrahlung um 6 % geringer war und die Fähigkeit, Treibhausgase zu produzieren, auch. Und dann hat die Erde ihre Wärme nicht mehr halten können. Und dann ist die Erde wie die Antarktis geworden, mit Temperaturen von minus 45 Grad. Die ganze Oberfläche war zugefroren, die Meere in den hohen Breiten 800 Meter dick, in den Tropen auch noch ein paar Meter.

Das Problem ist, dass die Erde geologisch komplett vereist war, bis zum Äquator. Aber biologisch muss es irgendwo eisfreies Wasser gegeben haben. Weil es gab noch Algen, die Photosynthese betrieben haben. Und für Photosynthese braucht man Sonnenlicht. Und durch Eis, da kommt ja nicht mehr viel Licht durch. Da gibt's vielleicht zwei Möglichkeiten: Entweder es gab wirklich irgendwo eisfreies Wasser, vielleicht weil da irgendwelche heißen Quellen waren. Oder das Eis war halt durchsichtig, so halbwegs, das gibt's ja auch in der Natur.

Wenn die Erde wirklich zugefroren war, wie ist die dann wieder warm geworden? Das ist 'ne schwierige Frage. Weil so 'ne zugefrorene Kugel, die bleibt ja eigentlich immer zugefroren, weil die so viel Sonnenlicht reflektiert. Die Rettung, das war wohl das Magma aus dem Erdinneren. Wir müssen wohl wieder der Plattentektonik danken. Wir denken, dass Vulkane uns gerettet haben. Die sind durch das Eis durchgebrochen und haben Wärme und Gase in die Atmosphäre gepustet und dann ist das Eis geschmolzen. Und das Interessante ist, dass diese krasse Eiszeit mit der Kambrischen Explosion geendet hat, mit dem Frühling des Lebens. Aber so ein Frühling, der ist natürlich nicht immer schön. Als die Erde wieder wärmer wurde, da gab's das schlimmste Wetter aller Zeiten, mit heftigen Stürmen und riesigen Wellen und Regen ohne Ende.

Die Würmer und Muscheln, die an den Tiefseequellen gelebt haben, die haben das wohl einfach so weitergemacht. Aber alles andere Leben auf der Erde, das war wohl kurz vorm Aussterben. Aber das ist so lange her und wir wissen da noch so wenig drüber.

Die letzten Eiszeiten, die waren wohl nicht so krass wie die Schneeball Erde, aber trotzdem noch heftig genug. Der Wisconsin-Eisschild, der Europa und Nordamerika bedeckt hat, der war teilweise drei Kilometer dick und ist 120 Meter pro Jahr vorwärts gekommen. Selbst am Rand war der noch 800 Meter dick. Das muss 'n beeindruckender Anblick gewesen sein! Stell dir vor, du stehst vor so 'ner hohen Eiswand und dahinter ist kilometerweit nur Eis, bis zum Horizont. Und das ganze Land, das ist unter dem Gewicht vom Eis eingesunken. Und selbst jetzt, 12.000 Jahre nachdem das Eis weg ist, ist das Land noch nicht wieder hochgekommen. Und das Eis hat nicht nur Steine und Geröll mitgenommen, sondern auch ganze Landstriche, wie Long Island oder Cape Cod. Kein Wunder, dass die Geologen früher nicht kapiert haben, wie viel Kraft so'n Eis hat.

Wenn das Eis wiederkommt, dann haben wir keine Chance, das aufzuhalten. 1964, da gab's in Alaska das stärkste Erdbeben, das es da je gab, mit 'ner Stärke von 9,2. Da hat sich das Land um sechs Meter gehoben. Das Erdbeben war so stark, dass das Wasser in Texas aus den Teichen geschwappt ist. Aber was hat das Erdbeben mit den Gletschern gemacht? Nichts! Die haben einfach weitergemacht.

Lange Zeit haben wir gedacht, dass die Erde langsam in die Eiszeiten rein und wieder rausgeht, so über hunderttausende von Jahren. Aber jetzt wissen wir, dass das nicht stimmt. Durch die Messungen von den Eiskernen in Grönland haben wir 'n detailliertes Bild vom Klima der letzten hunderttausend Jahre. Und das ist nicht so schön. Das zeigt, dass das Klima in der letzten Zeit nicht so stabil war, wie wir dachten. Sondern dass es immer wieder hin und her geschwankt ist, zwischen warm und kalt.

Vor 12.000 Jahren, da war die letzte Eiszeit fast vorbei und das Klima wurde wärmer, richtig schnell. Aber dann, plötzlich, wurde es wieder kalt, so für 1000 Jahre. Das nennt man dann Jüngere Dryaszeit. (Dryas ist 'ne arktische Pflanze, die als erstes wieder gewachsen ist, nachdem das Eis weg war.) Und am Ende von der Kältezeit, da ist die Temperatur dann wieder total schnell gestiegen, um vier Grad in 20 Jahren. Das klingt vielleicht nicht so viel, aber das reicht, um in Skandinavien Mittelmeerklima zu haben. Und lokal war das noch krasser. In Grönland hat sich die Temperatur um acht Grad in zehn Jahren verändert. Und das hat natürlich auch die Niederschläge und die Vegetation verändert. Das war früher schon schlimm genug, aber heute wären die Folgen unvorstellbar.

Das Schlimmste ist, dass wir nicht wissen, was diese schnellen Klimaveränderungen ausgelöst hat. Es gibt keine bekannte äußere Kraft, die das erklären könnte. Da muss es irgendeine Art Teufelskreis geben. Vielleicht hat das was mit den Meeresströmungen zu tun. Aber da müssen wir noch viel lernen.

Eine Theorie ist, dass durch das viele Schmelzwasser in den Ozean das Salzwasser verdünnt wurde. Dadurch wurde der Golfstrom umgeleitet und dann wurde es in Nordeuropa wieder kälter. Aber das erklärt nicht, warum der Golfstrom sich dann nicht wieder umgeleitet hat, als es wieder wärmer wurde. Stattdessen sind wir in 'ne ungewöhnlich stabile Zeit gekommen, das Holozän, in dem wir jetzt leben.

Es gibt keinen Grund, warum dieses stabile Klima noch lange anhalten soll. Manche Klimaforscher meinen sogar, dass das Klima immer schlimmer wird. Man könnte ja denken, dass die globale Erwärmung 'ne neue Eiszeit verhindern würde. Aber wenn das Klima unvorhersehbar wird, dann sollte man da nicht einfach so rumexperimentieren. Manche meinen sogar, dass die Erwärmung 'ne Eiszeit auslösen könnte. Das klingt zwar komisch, aber es könnte sein. Wenn es etwas wärmer wird, dann verdunstet mehr Wasser und dann gibt's mehr Wolken und dann schneit's mehr in den hohen Breiten. Und dann wird's da vielleicht kälter. Das ist zwar paradox, aber es könnte sein.

Das Klima, das ist halt von vielen Sachen abhängig, von Schwefeldioxid, von der Verschiebung der Kontinente, von der Sonnenaktivität, von den Milanković-Zyklen. Deswegen ist es so schwer, die Vergangenheit zu verstehen und die Zukunft vorherzusagen. Viele Sachen verstehen wir einfach nicht. Zum Beispiel, die Antarktis, die war ja 20 Millionen Jahre lang eisfrei, obwohl die da am Südpol lag. Das ist doch verrückt, oder?

Oder die späten Dinosaurier, die in der Arktis gelebt haben. Da gab's Wälder, in denen T-Rex und so rumgelaufen sind. Und das, obwohl es da drei Monate lang dunkel war. Und es war wohl auch kalt im Winter. Wie haben die das bloß gemacht? Sind die dann immer woanders hingegangen oder haben die den Winter einfach so durchgemacht? Und die Dinos in Australien, die konnten ja nicht mal weggehen, weil die da am Südpol waren. Wie haben die das bloß überlebt? Da können wir nur raten.

Man muss sich halt auch vor Augen führen, dass es jetzt viel mehr Wasser gibt, das zu Eis werden kann, wenn's wieder kälter wird. Die Großen Seen, die Hudson Bay, die ganzen Seen in Kanada, die gab's ja alle noch nicht in der letzten Eiszeit. Das ist alles Eis von der letzten Eiszeit.

Andererseits werden wir in der nächsten Zeit wohl eher sehen, wie Eis schmilzt, als wie Eis entsteht. Wenn das ganze Eis schmilzt, dann steigt der Meeresspiegel um 60 Meter, das ist wie 'n 20-stöckiges Haus. Und dann sind alle Küstenstädte weg. Wahrscheinlicher ist, dass die Westantarktis zusammenbricht. In den letzten 50 Jahren ist das Wasser um die Antarktis um 2,5 Grad wärmer geworden und das Eis bricht jetzt schon viel schneller ab. Und die geologische Struktur da, die macht das halt noch wahrscheinlicher. Wenn das passiert, dann steigt der Meeresspiegel um 4,5 bis 6 Meter, weltweit und schnell.

Fakt ist, wir wissen nicht, ob die Zukunft kalt oder heiß wird. Aber eins ist sicher, wir leben am Abgrund.

Übrigens, auf lange Sicht ist 'ne Eiszeit gar nicht so schlecht. Die Gletscher, die schleifen die Steine ab und hinterlassen neue, fruchtbare Böden. Die bilden Süßwasserseen, die vielen Tieren und Pflanzen Nahrung bieten. Und die Gletscher, die treiben die Tiere und Pflanzen an, sich zu bewegen und die Welt zu erobern. Wie Tim Flannery gesagt hat: "Um zu wissen, wie die Menschen auf einem Kontinent leben werden, muss man den Kontinent fragen: 'Hattest du mal 'ne ordentliche Eiszeit?'" Und mit dem Gedanken, da gucken wir uns mal an, wie so'n paar Vormenschen mit den Veränderungen klar gekommen sind.

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