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Calculating...

Okay, also, ähm, hallo erstmal! Ich wollte euch heute so ein bisschen was erzählen, ja? Und zwar geht's um... ich nenn's mal "Die Große Rezession und die lahme Erholung". Ja, genau.

Also, stell dir vor, Frühling 2007. Die Leute, die so dachten, sie wüssten Bescheid, zumindest in den USA, die haben noch gar nicht gerafft, dass das lange zwanzigste Jahrhundert, also das Jahrhundert der amerikanischen Ausnahme, ja, eigentlich sogar die Dominanz des Nordatlantiks, schon vorbei war. Krass, oder?

Intel, also die Firma, die diese Mikroprozessoren herstellt, die das Herzstück der ganzen Info-Technologie sind, die waren noch voll am "tick-tocken", weißt du? Also, die haben alle drei Jahre die Geschwindigkeit und die Rechenleistung ihrer Dinger verdoppelt. Und der IT-Sektor hat das natürlich voll ausgenutzt. Und das Wirtschaftswachstum, also das gemessene, über die letzten zehn Jahre, war fast so hoch wie in den goldenen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. Inflation und tiefe Rezessionen, die wirklich Störungen verursacht hätten, die hatte's das letzte Mal vor 25 Jahren gegeben. Das war die "Great Moderation", die große Mäßigung des Konjunkturzyklus. Und dieser Neoliberalismus, der hat im globalen Süden auch Vorteile gebracht, zumindest sah's so aus. Da war das Wachstum nämlich so schnell wie noch nie.

Klar, es gab eine Generation von schnell wachsender Ungleichheit, was Einkommen und Vermögen angeht. Aber die Wähler, die haben sich da irgendwie nicht so drum gekümmert. Steuersenkungen, von denen hauptsächlich die Reichen profitiert haben, die wurden öfter beschlossen als rückgängig gemacht. Parteien der Mitte-Links, die dachten, sie müssten Zugeständnisse nach rechts machen, um überhaupt wählbar zu sein. Und die rechten Parteien, die hatten gar nicht das Gefühl, dass sie Zugeständnisse nach links machen müssten. Also, diese Unzufriedenheit mit dem Neoliberalismus, die hat sich nicht in soliden, dauerhaften Mehrheiten für Parteien gezeigt, die das Ganze irgendwie abmildern oder sogar rückgängig machen wollten. Und die Mitte-Links Parteien im Nordatlantik, die waren da hin- und hergerissen. Irgendwie hat denen die Idee gefallen, dass Links-Neoliberalismus vielleicht doch funktionieren könnte. Dass man Marktmechanismen nutzen könnte, um sozialdemokratische Ziele zu erreichen. Und dass ein höheres Wirtschaftswachstum es politisch einfacher machen würde, diese neue "Second Gilded Age", also diese zweite goldene Zeit, irgendwie aufzuhalten.

Aber die, die so dachten, die hätten's eigentlich besser wissen müssen. Denn die tiefen, strukturellen Fundamente, die waren schon am bröckeln. Da war zum Beispiel Newt Gingrich, so ein US-Abgeordneter, und Rupert Murdoch, dieser Medienmogul. Die haben angefangen, so 'ne rechte Basis aufzubauen, über Direktmail, Kabelfernsehen und dann Internet. Die Leute da, die haben denen bereitwillig das Geld in den Rachen geworfen, weil sie so leicht davon überzeugt waren, dass die politischen Gegner von Mitte-Links nicht nur falsch, sondern böse und unmoralisch sind. Echt abgefahren. Und die Mitte-Links Parteien, die haben immer noch auf politische Entspannung gehofft. Die haben gesagt, sie sehen nicht rot und blau, sondern lila. Aber die Rechten, die wollten das nicht. Die haben gedacht, wenn sie nicht mehr so auf die Kacke hauen, dann gucken die Leute nicht mehr so auf ihre Bildschirme, um Werbung zu kaufen, und dann machen die auch nicht mehr so bereitwillig ihren Geldbeutel auf.

Und dann war da noch das Ding mit dem Irakkrieg. Das war so ab dem Jahr 2003, wo die USA nicht mehr so der vertrauenswürdige Führer des "westlichen Bündnisses" waren. Nach dem Ende des Kalten Krieges, da hatte die Regierung von George H.W. Bush noch versichert, dass die militärische Überlegenheit der USA gutartig ist, weil das US-Militär nur eingesetzt wird, wenn eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung eines Landes das will, oder wenn der UN-Sicherheitsrat das beschließt. Und die Clinton-Regierung, die hat das dann geändert in "nach dem Willen des NATO-Bündnisses". Und dann kam George W. Bush und hat gesagt: "Nö, wir machen das mehr oder weniger willkürlich, basierend auf falschen und irreführend interpretierten Geheimdienstinformationen, gegen Länder, die keine Atomwaffen haben." Und das haben sich die anderen Länder natürlich gemerkt.

Und dann war da noch das Thema Technologie. Ab 2007 hat der Fortschritt in der High-Tech-Branche nicht mehr so viel zum Produktivitätswachstum im globalen Norden beigetragen. Das lag daran, dass diese Miniaturisierung der Bauteile, die vorher immer funktioniert hat, irgendwann an ihre Grenzen gestoßen ist. Vorher konnte man ein Bauteil halbieren und es lief doppelt so schnell, ohne zu viel Wärme zu erzeugen. Aber irgendwann ging das nicht mehr, weil der Stromverlust zu groß wurde.

Und dann hat sich der Fokus verschoben. Es ging nicht mehr so sehr darum, Informationen bereitzustellen, sondern Aufmerksamkeit zu erregen. Und zwar auf eine Art und Weise, die die psychologischen Schwächen und Vorurteile der Menschen ausnutzt. Der Markt, der war bisher darauf ausgerichtet, die Interessen der Reichen zu bedienen und ihren Nutzen zu erhöhen. Aber dieser Aufmerksamkeitsmarkt, der hat einfach nur versucht, ihre Aufmerksamkeit zu ergreifen, ohne Rücksicht darauf, ob das überhaupt ihren Nutzen erhöht.

Und dann gab's da noch diese ganzen Finanzkrisen. Mexiko in den 90ern, Ostasien, Argentinien. Die wurden alle nicht gut gehandhabt. Und Japan, das steckte in 'ner Stagnation fest. Aber trotzdem waren die Politiker der Meinung, dass man die Finanzregulierung nicht verschärfen sollte, um sich vor zu hoher Verschuldung und vor Blasen zu schützen, die zu Krisen und Depressionen führen könnten. Nee, die wollten das lieber lockern. Die Clinton-Regierung, die hatte sich geweigert, Derivatemärkte zu regulieren, als sie noch klein waren, weil sie dachten, man müsse da erstmal rumexperimentieren, um herauszufinden, wie man Investoren dazu bringen kann, mehr Risiken einzugehen.

Und als die Derivatemärkte dann in den 2000ern riesig und unübersichtlich wurden, da hat die Regierung von George W. Bush einfach noch weiter dereguliert. Und die US-Notenbank, die "Federal Reserve", die war da auch mit an Bord. Die hatten ja auch schon so viele Krisen gemeistert. Den Börsencrash von 87, die Sparkassenkrise in den 90ern, die ganzen Finanzkrisen in Mexiko, Asien und Russland. Den Dotcom-Crash und die Terroranschläge. Die dachten sich halt: "Wir kriegen das schon irgendwie hin". Und weil der Unterschied zwischen den Renditen von sicheren und riskanten Anlagen immer noch so groß war, dachten sie, es wäre vielleicht doch 'ne gute Idee, die Leute dazu zu bringen, mehr Risiken einzugehen. Auch wenn das zu ein paar Cowboy-Finanzexzessen führen würde.

Es gibt da dieses Zitat von Warren Buffett: "Erst wenn die Flut zurückgeht, sieht man, wer nackt gebadet hat." Und das Vertrauen der Zentralbanken, dass sie alle Probleme in den Griff bekommen, und die Begeisterung der Regierungen für die Deregulierung des Finanzwesens, das hat dazu geführt, dass ein relativ kleiner Schock für das globale Finanzsystem fast zu einer Wiederholung der Weltwirtschaftskrise geführt hätte. Und es hat zumindest 'ne verlorene Hälfte eines Jahrzehnts für den wirtschaftlichen Fortschritt im globalen Norden verursacht.

Denn 2007, da hat kaum jemand mit 'ner großen Finanzkrise gerechnet. Die letzte im globalen Norden, das war die Weltwirtschaftskrise selbst gewesen. Und seit den 30ern, da hatten sich die Finanzleute und Investoren zurückgehalten, sich zu verschulden und zu hebeln. Weil sie noch die Erinnerung an die finanziellen Verluste im Kopf hatten. Aber als die, die sich noch daran erinnern konnten, in Rente gegangen sind, da wurde diese Leine dann gelockert.

Und deshalb waren Wirtschaftskrisen im globalen Norden nach dem Zweiten Weltkrieg auch so selten. Regierungen, denen Vollbeschäftigung wichtig war, die haben Rezessionen klein gehalten, um diese Verluste zu vermeiden, die diese Abwärtsspirale auslösen könnten. Eine der beiden größeren Rezessionen, das war die Ölkrise. Die zweite war dann 'ne selbstverschuldete. Die hohen Arbeitslosenzahlen in Europa, die wurden dann als Ergebnis der zu starken sozialdemokratischen Ausrichtung interpretiert. Und Japan, das war halt 'n Sonderfall, da sollte man sich kein Beispiel dran nehmen. Insgesamt war man zuversichtlich, dass der Neoliberalismus die richtige Entscheidung war, die Grundlagen für Wohlstand gelegt waren und die Risiken gering und beherrschbar sind. Und es gab ja auch keine Inflation, keinen Krieg im Nahen Osten, der zu irgendwelchen Versorgungsengpässen geführt hätte.

Aber es gab natürlich auch Warner. Da war zum Beispiel Raghuram Rajan. Der hat bei 'ner Konferenz gewarnt, dass das Finanzsystem so undurchsichtig geworden ist, dass niemand mehr wusste, welche systemischen Risiken es gibt. Und alle, die seinen Vortrag kommentiert haben, die haben ihn angegriffen und gesagt, er sei ein Panikmacher. Es gäbe keinen Grund zur Sorge.

Aber sie hatten natürlich Unrecht. Durch diese ganzen Finanzderivate, da konnte niemand mehr sagen, wo die Verluste im Finanzsystem landen würden. Und das bedeutete, dass jeder jeden verdächtigen musste, pleite zu sein und nicht zu zahlen. Und so ist die Weltwirtschaft dann gegen die Wand gefahren.

Axel Weber, der Chef der Deutschen Bundesbank war, der hat mal so 'ne Geschichte erzählt. Da gab's die Deutsche Bank, die schon seit fast 150 Jahren eine der größten Geschäftsbanken der Welt war. Und weil "Deutsche Bundesbank" so ähnlich klingt wie "Deutsche Bank", da ist er mal versehentlich auf 'nem Podium mit ein paar CEOs von großen Geschäftsbanken gelandet. Und die haben da erzählt, was für tolle Sachen sie mit Derivaten machen. Sie haben Hypotheken gekauft, die gebündelt, die Finanzströme daraus in riskante und sichere Teile zerlegt und dann verkauft. Profit! Und sie haben gesagt, das funktioniert natürlich nur, wenn ihre Finanzmodelle gut genug sind, um zu bestimmen, welche Teile riskant sind und welche sicher. Aber die Aktionäre müssten sich keine Sorgen machen, weil sie ja alle Derivate verkauft haben.

Und dann hat sich Axel Weber gemeldet und gesagt, dass er als deutscher Zentralbanker ja sehen kann, dass die 20 größten Geschäftsbanken zwar die größten Emittenten und Verkäufer von Verbriefungsprodukten sind, aber auch die größten Käufer. Und er hat gesagt: "Als System habt ihr euch nicht diversifiziert." Jede einzelne Bank war nicht dem Risiko ausgesetzt, dass ihre eigenen Finanzmodelle falsch sind. Aber ein Teil dieser Anlagen wurde von den anderen Großbanken gekauft. Die haben sich die Modelle zwar angeschaut, aber nicht wirklich geprüft. Weil die Anlagen ja alle 'ne AAA-Bewertung hatten. Die waren nicht darauf eingestellt, sich zu fragen, ob diese Dinger, die sie da kaufen, wirklich so hochwertig sind. Weil sie ja wissen, dass man bei der Erstellung von Derivaten auch mal tricksen kann, um das AAA-Siegel zu bekommen.

Axel Weber hat gesagt, die Bankenbranche war sich damals nicht bewusst, dass ihr Treasury-Department meldet, dass es all diese Produkte kauft, während ihr Kreditdepartment meldet, dass es alle Risiken verkauft hat. Bob Rubin, der im November die Leitung von Citigroup übernommen hat, hat im selben Monat zugegeben, dass er im Juli zum ersten Mal von einer Funktion von Citigroup-Wertpapieren gehört hat, die sich "Liquidity Put" nennt und die Citigroup vielleicht 20 Milliarden Dollar kosten würde.

Und jetzt kommt der Punkt, wo Axel Weber gesagt hat, dass er das zwar für ein potenziell wichtiges Problem für die Bankchefs und Aktionäre hielt, die nicht verstanden, wie riskant die Portfolios der Banken tatsächlich sind. Aber er hat es nicht als seine Aufgabe als Zentralbanker angesehen, als potenzielle Quelle für systemische Risiken oder als Problem, das zu einer schweren Depression führen könnte. Das war aber 'ne Fehlkalkulation. Man hätte annehmen können, dass die unerwarteten Verluste der Inhaber von hypothekenbesicherten Derivaten "nur" 500 Milliarden Dollar betragen würden. In einer Weltwirtschaft mit 80 Billionen Dollar an Vermögenswerten sollte das eigentlich kein großes Problem sein. Der Dotcom-Crash hatte ja auch Verluste von 4 Billionen Dollar verursacht, aber die Finanzwirtschaft nicht in 'ne schwere Krise gestürzt. Und außerdem war Weber ja auch zuversichtlich, dass die Zentralbanken alle Schocks in den Griff bekommen. Die US-Finanzwirtschaft hat ja auch unter der Leitung von Alan Greenspan einige schwere Krisen überstanden. Und hinter all dem stand die Überzeugung, dass der Markt schlauer ist als die Regierung. Dass der Markt Weisheit und Willen hat und weiß, was er tut.

Aber das war alles Überheblichkeit, Selbstüberschätzung. Und das hat dann zur Nemesis geführt. Aber weil das eine Spaß macht und das andere unangenehm ist, haben sich nur wenige mit den Lehren daraus auseinandergesetzt. Nach 2009 konnten die neoliberalen Technokraten nicht erklären, warum sie so optimistisch waren. Dabei waren die Anzeichen für 'ne Krise ja sichtbar. Es gab Krisen in Mexiko, Ostasien, Russland und dann noch in Brasilien, der Türkei und Argentinien. Die wussten alle, dass 'ne Kettenreaktion von Konkursen katastrophale Folgen haben kann. Dass Länder, die von Finanzkrisen getroffen werden, nicht nur 'ne kurzfristige Depression erleiden, sondern oft auch 'ne deutliche und manchmal länger anhaltende Verlangsamung des Wachstums. Die Ungleichgewichte in den globalen Leistungsbilanzen, die ungewöhnlich niedrigen Zinsen und die blasenartigen Vermögenspreise, das war ja alles da. Und trotzdem waren die Finanzmärkte weniger reguliert als je zuvor. Die Hauptsorge war immer, dass 'ne zu aufdringliche Regierung den Markt behindern könnte.

Nach der Krise haben viele argumentiert, dass sowohl die Große Rezession als auch die vorangegangene Immobilienblase unvermeidlich oder in gewisser Weise notwendig waren. Es müsse halt eine Rezession geben, damit die Leute, die ihr Leben lang in Nevada Nägel einschlagen, sich was anderes suchen können. Der Markt würde das schon regeln. Und deshalb haben die, als sie die Depression kommen sahen, nach der Notwendigkeit dafür gesucht. Und das schien auch plausibel, weil das halt ins Schema von Überheblichkeit und Nemesis passte. Die Immobilienpreise waren zu hoch, der Wohnungsbau war zu schnell, und der Wohnungsbestand war zu groß. Also musste der Wohnungsbau drastisch reduziert werden. Die Leute im Baugewerbe, die würden dann halt arbeitslos werden, aber sie hätten dann auch 'nen Anreiz, sich andere Jobs zu suchen, in denen ihre Arbeit gesellschaftlich nützlich ist.

Aber das stimmte überhaupt nicht. Es gab keinen Grund, warum die Beschäftigung im Baugewerbe fallen musste. Der Anpassungsprozess von der Boomphase zurück zu normalen war eigentlich schon abgeschlossen, ohne dass es zu 'ner Rezession kam. Die Leute wurden in andere Sektoren, wie z.B. die Export- und Investitionsgüterindustrie, "gezogen", ohne dass 'ne Rezession nötig war. Man braucht keine Rezession für 'nen Strukturwandel. Es ist schwer zu verstehen, wie es 'ne konstruktive "Anpassung" sein soll, Leute aus schlecht bezahlten Jobs in die Arbeitslosigkeit zu schicken, wenn man sie auch einfach in besser bezahlte Jobs "ziehen" könnte.

Aber diese Vorstellung, dass "der Markt gibt, der Markt nimmt, gelobt sei der Name des Marktes", die ist halt sehr stark. Ja, die Wirtschaft braucht manchmal 'nen Strukturwandel, um die Arbeitskräfte dorthin zu lenken, wo sie in Zukunft gebraucht werden. Und ja, es gibt manchmal große Depressionen. Und deshalb, so sagen Hayek und Schumpeter und 'ne Menge andere, sind große Depressionen diese Anpassung.

Und diese Geschichte war halt sehr verlockend. Und sie hat die Schuld von denen abgelenkt, die für die Weltwirtschaft verantwortlich waren, hin zu früheren Politikern. Also hat man die Argumentationskette rückwärts aufgerollt: Warum war der Wohnungsbestand zu hoch? Weil zu schnell gebaut wurde. Warum wurde zu schnell gebaut? Weil die Immobilienpreise zu hoch waren. Warum waren die Preise zu hoch? Weil die Zinsen zu niedrig waren und die Finanzierung zu einfach. Und warum waren die Zinsen so niedrig und die Finanzierung so einfach? Dafür gab's dann verschiedene Antworten.

Nach dem Platzen der Dotcom-Blase, da gab's weniger produktive Möglichkeiten, das Geld anzulegen. Gleichzeitig hatten die Industrieländer Asiens große Handelsüberschüsse mit dem Nordatlantik und horteten große Mengen an Bargeld, mit dem sie Vermögenswerte, vor allem Anleihen, in den nordatlantischen Volkswirtschaften kaufen wollten. Für China war das vor allem 'ne Entwicklungsstrategie: Die wollten die Vollbeschäftigung aufrechterhalten, indem sie indirekt den amerikanischen Verbrauchern den Renminbi leihen, den sie brauchen, um ihre Einkäufe zu tätigen. Das Ergebnis war dann dieser "globale Sparüberschuss", den der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, genannt hat. Also 'ne zu hohe Nachfrage nach sicheren Geldanlagen weltweit.

Und diese Situation drohte, den kleinen globalen Wirtschaftsabschwung in 'nen großen zu verwandeln. Um das zu verhindern, musste die Zahl der von Unternehmen ausgegebenen Anleihen erhöht werden, um die weltweite Nachfrage nach sicheren Geldanlagen zu befriedigen. Die Zentralbanken reagierten darauf, indem sie die Welt mit Liquidität fluteten. Sie kauften Anleihen gegen Bargeld und versprachen, diese lockere Geldpolitik auch in Zukunft fortzusetzen. Sie wollten die Zinsen und damit die Kapitalkosten für die Unternehmen senken, um sie zu motivieren, ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten und zukünftige Kapazitäten aufzubauen. Und das hat zum Teil auch funktioniert: Die Unternehmensinvestitionen sind gestiegen. Aber das hatte halt auch ungewollte und schwerwiegende Folgen. Die niedrigeren Zinsen haben 'nen Hypotheken- und Finanzboom ausgelöst, der zu 'nem Immobilienboom geführt hat, der die USA und die anderen Volkswirtschaften des globalen Nordens zur Vollbeschäftigung zurückgebracht hat.

Allerdings sind die Immobilienpreise viel stärker gestiegen, als sie es angesichts der niedrigen Hypothekenzinsen eigentlich hätten tun sollen. Um das zu verstehen, muss man sich die drastischen Veränderungen bei der Hypothekenfinanzierung und Finanztechnik in den 2000er Jahren ansehen. Das alte Modell, bei dem die Banken die Kredite, die sie vergaben, auch behielten, wurde durch die Praxis des "Originate-to-Distribute" ersetzt. Hypothekenbanken, die oft gar kein traditionelles Bankgeschäft betrieben, vergaben Kredite für den Hauskauf und verkauften diese Kredite dann schnell an andere Firmen. Diese Firmen bündelten die Kredite dann und verkauften Anteile an diesen Bündeln. Ratingagenturen waren dann bereit, den höherwertigen Wertpapieren, die als erste Anspruch auf Zins- und Kapitalrückzahlung hatten, ihr Gütesiegel, das AAA-Rating, zu verleihen.

In den USA sind die Immobilienpreise zwischen 1997 und 2005 um 75 Prozent gestiegen. Und auch in anderen Ländern des Nordatlantiks sind die Immobilienpreise in die Höhe geschossen. In Großbritannien haben sie sich mehr als verdoppelt und in Spanien fast verdoppelt. Alle haben die Risiken ignoriert, und die Blase ist immer weiter gewachsen. Und als die Blase dann platzte, da war ein Großteil dieses AAA-Papiers weniger als 25 Cent pro Dollar wert.

Alle waren sich einig, dass man daraus lernen muss. Aber um genau zu sagen, was diese Lehren sind, müsste man die richtigen Probleme identifizieren. Und darüber war man sich überhaupt nicht einig.

Einige meinten, das Problem sei Überregulierung. Die US-Notenbank und andere Regierungsbehörden hätten die Banken gezwungen, Kredite an finanziell unsolide und unwürdige, also an Minderheiten, zu vergeben. Wegen so Sachen wie dem "Community Reinvestment Act". Das sei 'ne pietätlose Einmischung in den Markt gewesen. Und das habe das System kaputtgemacht und die Katastrophe verursacht. Aber dafür gab es nie Beweise. Aber das war egal, weil sie daran glaubten, dass der Markt nicht versagen kann, es sei denn, er wird durch Sozialdemokratie pervertiert.

Andere waren der Meinung, dass die US-Regierung überhaupt keine Geschäfte mit der Subventionierung von Wohnungsbaukrediten machen sollte. Dafür gab es zwar 'ne überzeugende Begründung, aber die Gesamtbewertung war trotzdem fehlerhaft. Programme, die Hypothekenbanken und Kreditnehmer subventionierten, wie z.B. die "Federal National Mortgage Association" (Fannie Mae), die haben die Preise zwar in die Höhe getrieben. Aber Fannie Mae spielte bei dem zusätzlichen Preisanstieg keine Rolle, weil ihr Preisdruck von Anfang an da war und während des Immobilienbooms nicht zugenommen hat. Die Kredite, die es Käufern ermöglichten, Häuser zu immer höheren Preisen zu kaufen, wurden hauptsächlich von spezialisierten Hypothekenbanken wie "Countrywide" vergeben, nicht von Fannie Mae oder anderen staatlich geförderten Unternehmen.

Wieder andere waren der Meinung, dass das Problem darin lag, dass die US-Notenbank die Zinsen so niedrig gehalten hat. Die US-Notenbank hat den Tagesgeldsatz für Kredite zwischen Banken von 6,5 Prozent pro Jahr auf 1 Prozent pro Jahr gesenkt. Aber die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen nur halb so stark gesenkt wie die US-Notenbank. Also hätte man nach dieser Theorie erwarten müssen, dass es in Europa 'ne kleinere Blase gibt. Die Immobilienblasen in Europa waren aber eher noch größer als in den USA. Trotzdem haben viele argumentiert, dass die US-Notenbank schon im Frühjahr 2002 mit der Anhebung der Zinsen hätte beginnen müssen, also 'n Jahr vor dem Höhepunkt der Arbeitslosigkeit. Aber die Zinsen für zwei Jahre um 2,5 Prozentpunkte unter dem optimalen Pfad zu halten, das hätte die Immobilienpreise "nur" um 5 Prozent erhöht. Das ist zu wenig, um 'nen nennenswerten Teil des Immobilienbooms zu erklären.

'Ne letzte Erklärung war, dass nicht zu viel, sondern zu wenig Regulierung das Problem war. Die Anforderungen an die Anzahlung und die Standards, nach denen kreditwürdige Hauskäufer mit Häusern zusammengebracht wurden, die sie sich leisten konnten, die waren 'n Witz. Das war zwar 'ne faire Einschätzung, aber das erklärt halt nicht, warum das Ganze 2008 aus dem Ruder gelaufen ist. Ab 2005 hatte sich die Sorge um die Finanzstabilität von dem enormen amerikanischen Handelsdefizit mit Asien auf die steigenden Immobilienmärkte verlagert. Und es gab ja schon Anzeichen dafür, dass sich da 'ne Blase bildet. Konnte man einen offensichtlich überhitzten Markt abkühlen, ohne die USA und ihre wichtigsten Handelspartner in 'nen wirtschaftlichen Abwärtsstrudel zu schicken?

Die Antwort ist: Ja, das konnte man.

Und das ist wichtig: Die ganze Annahme, dass die Große Rezession in irgendeiner Weise 'ne notwendige Anpassung nach dem Immobilienboom war, die ist falsch. Die Immobilienpreise hatten schon im Frühjahr 2005 angefangen zu fallen. Und bis Ende 2007 hatte sich die massive Abwanderung von Arbeitskräften in den Wohnungssektor umgekehrt, und der Wohnungsbau war wieder unter seinen durchschnittlichen Anteil an der gesamten Wirtschaftstätigkeit gefallen. Wenn man 2005 gesagt hätte, es gäbe zu viele Leute, die in Nevada Nägel einschlagen, dann hätte man Recht gehabt. Aber im Jahr 2008 war die Behauptung, dass es zu viele Leute gibt, die in Nevada Nägel einschlagen, einfach nur falsch. Die US-Wirtschaft hatte schon andere Möglichkeiten gefunden, die zusätzlichen Bauarbeiter zu beschäftigen, und 'ne Rezession war dafür nicht nötig. In 'ner dynamischen Wirtschaft findet die Verlagerung von Arbeitskräften aus schrumpfenden in wachsende Sektoren statt, weil es Anreize gibt. Die Arbeitnehmer sind gerne bereit, ihren jetzigen Job zu verlassen und in wachsende Sektoren zu wechseln, wenn ihnen dort höhere Löhne angeboten werden.

Die Vorstellung, dass die Große Rezession unvermeidlich, notwendig oder gar klug war, die passt zu unserer Erwartung von Sünde und Strafe, von Überheblichkeit und Nemesis. Und es gab Überheblichkeit. Und es gab Nemesis. Aber es ist halt bequemer, an 'nen Markt zu glauben, der gibt, nimmt und gesegnet ist. Was gegeben und was genommen wird, ist nie die Schuld der Anhänger. Und für diejenigen mit dem reinsten Glauben an 'nen Hayekianischen Markt war die Große Rezession unvermeidlich, notwendig oder gar klug. Für sie passte der Immobilienboom in die Geschichte von Übertretung und Vergeltung, von Hybris und Nemesis.

Aber das stimmt halt nicht.

Um zu verstehen, welche Form die Nemesis nach 2007 angenommen hat, braucht man Geduld. Der einfache Weg des blinden Glaubens an 'nen schlauen Markt reicht da nicht aus. Man muss sich an die Ursachen für Rezessionen und Depressionen mit hoher Arbeitslosigkeit erinnern. Dann kann man auch verstehen, warum diese Kettenreaktion von Konkursen, die die Große Rezession von 2007 bis 2009 war, so überraschend kam.

John Stuart Mill hat schon gesagt, dass ein "allgemeines Überangebot" an produzierten Gütern und Arbeitskräften entsteht, wenn es 'ne zu hohe Nachfrage nach dem gibt, was der Wirtschaft als Bargeld dient. Also Vermögenswerte, von denen jeder überzeugt ist, dass sie ihren Wert behalten und die "liquid" sind, also von denen jeder bereit ist, sie als Zahlungsmittel oder zur Begleichung von Schulden zu akzeptieren.

Bargeld ist in 'ner Wirtschaft etwas Besonderes, weil es als Zahlungsmittel dient. Wenn du etwas anderes haben willst, dann kaufst du es. Aber wenn du Bargeld haben willst, dann kannst du entweder Sachen verkaufen oder du kannst aufhören, Sachen zu kaufen. Wenn du deine Bargeldeinnahmen gleich lässt und deine Bargeldausgaben reduzierst, dann häufen sich deine normalen Bargeldeinnahmen an. Und deine Nachfrage nach Bargeld ist befriedigt.

Dieses Prinzip liegt allen Rezessionen und Depressionen mit hoher Arbeitslosigkeit zugrunde. Das funktioniert aber nur für Einzelpersonen. Für die gesamte Wirtschaft funktioniert das nicht. Was einer Person zufließt, fließt einer anderen ab. Wenn jeder versucht, seine Ausgaben unter seine Einnahmen zu drücken, dann sinken auch die Einnahmen jedes Einzelnen. Die zu hohe Nachfrage nach Bargeld bleibt unbefriedigt. Alles, was passiert, ist, dass die Gesamteinnahmen in der Wirtschaft sinken, und deshalb kaufen die Leute weniger Sachen und weniger Leute sind beschäftigt.

So 'ne zu hohe Nachfrage nach Bargeld kann auf drei verschiedene Arten entstehen:

Die erste nenne ich "monetaristische Depression". Ein gutes Beispiel dafür sind die USA im Jahr 1982. Die US-Notenbank wollte die Inflation senken, indem sie den gesamten Geldfluss in der Wirtschaft reduziert hat. Sie hat Anleihen an Banken und Investoren verkauft und verlangt, dass die Banken ihre Guthaben bei der US-Notenbank reduzieren. Dadurch hatten die Banken weniger Bargeld, als sie eigentlich haben wollten. Um das wieder auszugleichen, haben sie ihre Ausgaben reduziert, was bedeutete, dass sie weniger Kredite an Unternehmen vergaben. Und das hat dazu geführt, dass weniger Unternehmen gegründet oder erweitert wurden. Und die Arbeitslosigkeit ist auf 11 Prozent gestiegen.

Man erkennt 'ne monetaristische Depression daran, dass die Zinsen, die Anleihen zahlen, hoch sind. Wenn viele Leute in der Wirtschaft versuchen, ihre liquiden Mittel aufzubauen, indem sie Anleihen verkaufen, dann sinken die Anleihekurse. Und um Käufer anzulocken, müssen die Zinsen, die Anleihen zahlen, hoch sein.

Die Lösung für 'ne monetaristische Depression ist einfach: Die Zentralbank muss die Geldmenge erhöhen. Als die US-Notenbank entschieden hat, dass die Ausgaben genug gesunken sind, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, hat sie Anleihen gegen Bargeld zurückgekauft. Und damit war die zu hohe Nachfrage nach Bargeld fast über Nacht verschwunden, und die Wirtschaft ist wieder mit sehr schnellem Wachstum in Produktion und Beschäftigung zurückgekehrt.

Das zweite Szenario, das 'ne zu hohe Nachfrage nach Bargeld auslöst, das nenne ich "Keynesianische Depression". Die Leute teilen ihre Ausgaben in drei Bereiche auf: Ausgaben für Waren und Dienstleistungen, Ausgaben für Steuern und Ausgaben für Investitionen. Eine Möglichkeit, sein Geld zu investieren, ist der Kauf von Aktien, mit denen Unternehmen ihr Wachstum finanzieren. Aber was ist, wenn Unternehmen Angst bekommen und beschließen, keine Aktien auszugeben, um ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten? Dann steigen die Preise für die anderen Finanzanlagen, die die Wirtschaft schafft, und die Gewinnrate, die sie bieten, sinkt. Sie werden dann sehr viel wie Bargeld, nur dass sie halt auch riskant sind, wenn das Unternehmen, das dahinter steht, pleitegeht.

Unter solchen Umständen werden die Leute entscheiden, dass sie lieber mehr Bargeld halten wollen, als teure und fragwürdige Anlagen. Und diese Entscheidung führt dann zu 'ner zu hohen Nachfrage nach Bargeld in der gesamten Wirtschaft. Und damit kommt dann dieses "allgemeine Überangebot" an Gütern, stillgelegten Fabriken und die hohe Arbeitslosigkeit einer Depression.

Die Zentralbank kann 'ne Keynesianische Depression nicht heilen, indem sie die Geldmenge erhöht. Die Zentralbank erhöht die Geldmenge, indem sie Anleihen gegen Bargeld kauft. Aber dadurch gibt sie den Unternehmen Bargeld, während sie andere Finanzanlagen aus den Bilanzen des Privatsektors entfernt. Das eine neutralisiert das andere: Der Mangel an Finanzanlagen insgesamt, also Bargeld plus andere, bleibt bestehen. Die Lösung für 'ne Keynesianische Depression ist, dass die Regierung entweder Anreize für Unternehmen schafft, zu expandieren und die Finanzanlagen zu schaffen, die der Wirtschaft fehlen, oder dass sie eigene Anleihen verkauft und das Geld dann an den Privatsektor zurückgibt, indem sie es ausgibt, um die Nachfrage nach Finanzanlagen zu befriedigen. Das führt zu 'nem größeren Defizit als üblich.

Aber das, was passiert ist, das war weder 'ne monetaristische noch 'ne Keynesianische Depression. Es war 'ne "Minskyite Depression", benannt nach dem Ökonomen Hyman Minsky.

Bei dieser Art von Abschwung herrscht Mangel an sicheren Wertspeichern. Also Vermögenswerte, die entweder Bargeld sind oder schnell in Bargeld umgewandelt werden können, ohne dass ihr Wert sinkt. Sicher ist das Stichwort. Die Welt brauchte keine Zahlungsmittel oder Finanzanlagen. Man konnte riskante Geldanlagen kaufen, private Schulden, die kein AAA-Rating hatten, und die Aktien von Unternehmen, die Marktrisiken ausgesetzt waren. Und die Zentralbanken haben sich bemüht, die Welt mit Bargeld zu überschwemmen. Aber viele "sichere" Vermögenswerte, die von Investmentbanken mit 'nem AAA-Rating ausgegeben worden waren, die haben sich halt nicht als sicher herausgestellt. Und die Leute haben sich beeilt, die zu verkaufen und ihre Portfolios stattdessen in Bargeld umzuschichten.

Dieser Mangel an sicheren Anlagen, der ist in der zweiten Hälfte entstanden. Zu viele Finanzleute hatten zu stark auf 'nen anhaltenden Boom der Immobilienpreise gesetzt und sich dabei zu hoch verschuldet. Und so hat der Zusammenbruch des Immobilienmarktes 'ne Vertrauenskrise im Finanzsystem ausgelöst und wichtige Teile davon lahmgelegt. Die ersten Anzeichen dafür gab's schon im Spätsommer. Die US-Notenbank hat darauf reagiert, indem sie bereit war, Institutionen, die in Schwierigkeiten geraten waren, Liquidität zu normalen Marktzinsen zur Verfügung zu stellen. Aber sie war nicht bereit, weitergehende Maßnahmen zu ergreifen, also die geldpolitischen Bedingungen zu lockern oder als Kreditgeber der letzten Instanz zu agieren. Sie hatte Angst, dass sie dadurch in Zukunft noch mehr unvorsichtige Kreditvergabe fördern würde.

Man sollte die Wirtschaft nicht als Geisel nehmen, um 'ner kleinen Bevölkerungsgruppe 'ne Lektion zu erteilen. Aber diese Meinung war damals in der Minderheit. Und das ist der Grund, warum die Große Rezession so überraschend kam.

Und im März hatte ich noch gedacht, das Problem wäre beherrschbar. Vielleicht waren fünf Millionen Häuser in der Wüste zwischen Los Angeles und Albuquerque gebaut worden, die nie hätten gebaut werden dürfen. Im Durchschnitt trug jedes Haus 100.000 Dollar an Hypothekenschulden, die nie bezahlt würden. Also, so dachte ich, gibt es 500 Milliarden Dollar an finanziellen Verlusten durch den Zusammenbruch des Immobilienmarktes, die die Inhaber von Wertpapieren irgendwie tragen müssten. Aber der Dotcom-Crash hatte ja auch noch größere Verluste verursacht und die Arbeitslosigkeit nur um etwa 1,5 Prozent erhöht. Die Immobilienkrise, so schlussfolgerte ich, würde wahrscheinlich keine großen Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Aber der Markt hat anders reagiert.

Es gab halt viele Leute mit Geld, die die Finanzmärkte bewegen. Und die dachten, es gäbe irgendwo 500 Milliarden Dollar an bekannten Verlusten. Aber vielleicht war das nur die Spitze des Eisbergs. Vielleicht hatten die Experten, die uns gesagt hatten, dass der Besitz von Millionen von Häusern zwischen Los Angeles und Albuquerque sicher ist, gelogen oder waren schlecht informiert. Und so haben sich die Investoren danach gesehnt, riskante Vermögenswerte, um jeden Preis, loszuwerden und sicherere, um jeden Preis, zu kaufen.

Das Versagen von Lehman Brothers war dann der Fehler.

Investoren haben Vermögenswerte abgestoßen, von denen sie dachten, sie seien sicher, nur um festzustellen, dass es nur 'n begrenztes Angebot an wirklich sicheren Anlagen gibt. Und so sind die finanziellen Verluste um das Vierzigfache gestiegen: Aus 500 Milliarden Dollar wurden zwischen 60 und 80 Billionen Dollar. Im Winter sind die Kreditkosten für fast alle außer den Regierungen in die Höhe geschossen, und die Weltwirtschaft stand kurz vor dem Zusammenbruch.

Und wie heilt man so 'nen Mangel an sicheren Anlagen?

Was nicht funktioniert, ist, wenn die Zentralbank die Geldmenge durch ihre sogenannten Offenmarktgeschäfte erhöht, also Anleihen gegen Bargeld kauft. Ja, das stellt Bargeld bereit, also 'ne sichere Anlage. Aber das entfernt gleichzeitig 'ne andere sichere Anlage, nämlich kurzfristige Staatsanleihen, vom Markt. Und was auch nicht funktioniert, ist, Unternehmen Anreize zu geben, durch die Ausgabe von Aktien zu expandieren. Es gibt keinen Mangel an riskanten Anlagen, sondern nur an sicheren Anlagen. Aktien erfüllen diesen Bedarf nicht.

Es gibt aber 'ne Reihe von Dingen, die man tun kann. Und zwar gibt's da schon seit dem britischen Journalisten Walter Bagehot, der im 19. Jahrhundert sein Buch über Finanzkrisen geschrieben hat, 'n Standardrepertoire. In 'ner Minsky-Depression, wie der, die auf den Zusammenbruch von Lehman Brothers folgte, ist es für 'ne Regierung am besten, den Mangel an sicheren Anlagen sofort zu bekämpfen, indem sie Kredite zu normalen Bedingungen vergibt, aber zu 'nem Strafzins. Der Teil "Kredite frei vergeben" bedeutet, genügend sichere Vermögens

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