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Calculating...

Okay, let's see...also, ähm, Gesundheit ist also nicht einfach nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern, ja, das Vorhandensein von Wohlbefinden, ne? Früher, bei den alten Griechen, da gab's so 'ne Geschichte, so 'n Mythos von Äskulap, dem Heilgott, und seinen Töchtern Panacea und Hygieia. Und, äh, jede Tochter stand für 'nen anderen Bereich der Medizin. Panacea, die war für's Heilen zuständig, also Krankheiten und so beheben, wisst ihr? Und Hygieia, die hat sich darum gekümmert, wie man gesund bleibt und sich wohlfühlt, also das Wohlbefinden erhalten, sozusagen.

Und das Symbol der Medizin, dieser Äskulapstab, der hat ja 'ne Schlange drumrum, komisch, ne? Aber die Schlange, die häutet sich ja, immer wieder. Und das steht dafür, dass man immer wieder was Neues, Gesundes hervorbringt.

Also, von Anfang an, sollte die Medizin aus zwei Teilen bestehen, die sich ergänzen, ne? Einmal der Teil, der gegen Krankheiten kämpft, und der andere, der die Gesundheit fördert, damit's uns Menschen gut geht. Der eine Teil, der ist eher so auf's Leiden fixiert, also das "Pathos", das griechische Wort dafür. Und der andere Teil, der ist "salutogenetisch", also auf die Gesundheit aus, von "Salus", dem lateinischen Wort für Gesundheit. Impfungen, zum Beispiel, das ist so 'n typisch salutogenetischer Ansatz. Die sollen ja unser Immunsystem stärken, bevor überhaupt 'ne Krankheit kommt.

'Ne Impfung heilt ja nix, wenn man schon krank ist. Die hilft, dass man gar nicht erst so schlimm krank wird. Die nutzt quasi 'n Trick, den Hygieia sich ausgedacht hat. Man gibt 'ne kleine Dosis von dem Erreger in den Körper, damit das Immunsystem seine eigenen Kräfte aktivieren kann, um sich zu stärken, versteht ihr? Und wenn unser Immunsystem stark genug ist, dann kann es mit den negativen Sachen, wie Viren, besser umgehen, weil die positiven Kräfte einfach überwiegen, ne? So, und das Immunsystem kann man durch Impfungen stärken, aber auch durch 'nen gesunden Lebensstil, weniger Stress, gesunde Ernährung, und so weiter.

Und unsere mentale Gesundheit, die funktioniert genauso, wie die körperliche. Das eine Modell sieht mentale Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit, und konzentriert sich drauf, die Ursachen von psychischen Problemen zu finden, um das Leiden zu lindern. Das andere Modell, das salutogenetische, das sieht gute mentale Gesundheit als Vorhandensein von positiven Gefühlen und gutem Funktionieren im Leben. Und das versucht, das Wohlbefinden zu fördern.

Dann gibt's noch 'n drittes Modell, das kommt von dem Wort "hale", also "heil" oder "ganz", das finde ich eigentlich am besten, um unser Leben zu betrachten. Sind wir ganz?

Naja, als Wissenschaftler, weiß ich natürlich, dass man das alles messen muss, ne? Wie gut oder schlecht es uns geht. Als ich angefangen hab', gab's tausende Messungen für Krankheiten, aber nix für gute mentale Gesundheit. Deshalb hab' ich dann meinen eigenen Fragebogen entwickelt, um beides gleichzeitig zu messen.

Früher dachten viele Wissenschaftler, Depression und Wohlbefinden, das hängt total eng zusammen, also quasi wie eine Dimension. Wenn man Depressionen lindert, dann müsste man automatisch wieder mehr Wohlbefinden haben, so war die Annahme. Aber, Überraschung, das hat die Forschung so nicht gezeigt. Die Verbindung zwischen Depression und Wohlbefinden ist gar nicht so stark. Man kann nicht einfach sagen, wenn man Depressionen bekämpft, dass es einem dann automatisch besser geht.

Das heißt, mentale Gesundheit hat zwei Dimensionen, psychische Krankheit und psychische Gesundheit. Man kann wenig psychische Probleme und wenig Wohlbefinden haben, aber eben auch viele psychische Probleme und viel Wohlbefinden. Das ist wie 'ne Landkarte, wo sich unsere mentale Gesundheit irgendwo befindet.

Das bedeutet zum Beispiel: Selbst wenn wir 'ne Heilung für psychische Krankheiten hätten, dann wären die Leute zwar frei von Krankheit, aber nicht unbedingt glücklich oder würden aufblühen. Kennen Sie das Lied "Numb Little Bug"? Da geht's um jemanden in Therapie, der auf Medikamente wartet. Das Lied sagt, dass die Taubheit, das Gefühl von Leere, vielleicht von den Medikamenten kommt. Und Studien zeigen, dass Medikamente manchmal die Emotionen abstumpfen. Das heißt, sie dämpfen alle Gefühle, auch die positiven. Die Traurigkeit wird weniger, aber auch die Freude. Wenn man die Tiefen der Trauer reduzieren will, kann man vielleicht auch die Höhen der Freude nicht mehr erleben.

Und unser Gehirn, das funktioniert wirklich so, mit diesen zwei Dimensionen. Die Bereiche im Gehirn, die aktiv werden, wenn wir traurig sind, sind nicht die gleichen, die sich abschalten, wenn wir glücklich sind. Es gibt zwar Überschneidungen, aber im Großen und Ganzen ist Glück nicht das Gegenteil von Trauer, zumindest nicht im Gehirn.

Also, die Abwesenheit von Negativem (Trauer) bedeutet nicht das Vorhandensein von Positivem (Glück). Und das Vorhandensein von Negativem schließt das Positive nicht aus. Mentale Gesundheit ist kein Schwarz oder Weiß. Es ist ein Regenbogen.

Wir haben ganz viele "böse" oder infektiöse Erreger in uns, die stehen für die negative Seite. Aber die tun uns nix, wenn unser Immunsystem stark ist. Wenn unsere Stärke größer ist als unsere Schwäche, dann bleiben wir gesund und werden vielleicht sogar noch stärker. Muskelaufbau funktioniert ähnlich. Beim Sport, das ist ja 'n positiver Prozess, da zerstören wir ein bisschen die Muskeln, und dann werden die wieder aufgebaut und stärker, ne?

Unser Cholesterinsystem, das funktioniert auch so. Es gibt "schlechtes" und "gutes" Cholesterin. Und am besten für's Herz ist, wenn man wenig schlechtes und viel gutes Cholesterin hat. Das nenne ich dann "aufblühendes Cholesterin", haha.

Noch ein Beispiel sind unsere Telomere. Das sind die Enden unserer Chromosomen, die schützen die. Aber bei jeder Zellteilung werden die kürzer. Stress macht die Telomere kaputt, also das fördert Krankheiten und verkürzt das Leben.

Aber es gibt auch Telomerase, das ist 'ne Substanz, die die Telomere schützt. Je mehr Telomerase, desto mehr Schutz. In einer Studie hat man gesehen, dass Mütter, die sich um behinderte Kinder kümmern, also viel Stress haben, mehr Telomerase hatten, wenn sie in Selbsthilfegruppen waren. Das hat den Stress nicht weggemacht, aber es hat verhindert, dass er so viel Schaden anrichtet.

Und jetzt fragen Sie sich vielleicht: Ist das alles genetisch?

Ich hab' mit 'nem Kollegen Zwillingsstudien gemacht, um zu gucken, ob meine mentale Gesundheitsskala was mit Genen zu tun hat. Und tatsächlich, Aufblühen und Dahinvegetieren, das ist genauso vererbbar wie Depressionen oder Angst. Bei Depressionen schätzt man, dass ungefähr 60 Prozent genetisch bedingt sind. Und bei meinem Aufblühen war das auch so um die 60 Prozent.

Aber das heißt nicht, dass alles nur von den Genen abhängt. Viele Leute, die ein hohes genetisches Risiko für Depressionen haben, bekommen nie welche. Und umgekehrt, Leute mit 'nem niedrigeren Risiko werden depressiv. Es braucht Stress, um das genetische Risiko zu aktivieren.

Ich wollte wissen, ob psychische Krankheiten und gute mentale Gesundheit genetisch zusammenhängen. Und es hat sich rausgestellt, dass nur knapp die Hälfte der Gene, die psychische Krankheiten vorhersagen, sich mit den Genen überschneiden, die mentale Gesundheit vorhersagen. Das ist gut!

Das heißt, wenn man 'ne Veranlagung für psychische Krankheiten hat, dann heißt das nicht, dass man kein Wohlbefinden haben kann. Aber es heißt auch nicht, dass man automatisch aufblüht, wenn man kein Risiko für psychische Probleme hat. Diese zwei Dimensionen, die stecken in unserer DNA.

Und das Positive ist, dass wir uns entwickeln können, dank Neurogenese und Neuroplastizität. Das heißt, unser Körper kann neue Nervenzellen bilden und neue Verbindungen zwischen ihnen. Stress kann zwar Nervenzellen zerstören, aber wir können auch neue bilden. Wir können unser Gehirn quasi neu gestalten. Das ist ein Beweis dafür, dass man von Dahinvegetieren zum Aufblühen kommen kann, auch wenn man 'ne psychische Krankheit hat.

Es gibt 'ne Studie mit Nonnen, die hat gezeigt, dass manche Nonnen im Alter Hirnschäden hatten, die eigentlich zu Demenz hätten führen müssen. Aber die waren trotzdem noch fit. Und das lag daran, dass sie aktiv und engagiert im Leben standen. Die haben ihr Gehirn trainiert und neue Verbindungen geschaffen. Das ist ein super Beispiel dafür, wie man vom Dahinvegetieren zum Aufblühen kommt.

Und es gibt auch diese "Constraint-induced movement therapy" (CIMT). Das ist eine Therapieform bei der Patienten nach einem Schlaganfall gezwungen werden, ihren betroffenen Arm zu benutzen, während der gesunde Arm fixiert wird. Es zeigte sich, dass das Gehirn neue neuronale Verbindungen bilden und verlorene Funktionen wiederherstellen kann.

Also, das Positive, die Hygieia, steht für unsere Fähigkeit, uns zu regenerieren und zu stärken. Und diese Stärke können wir nutzen, um uns zu schützen. Ob das unser Immunsystem ist, unser Herz-Kreislauf-System, unser Gehirn oder unsere Zellen, wir können uns stärken, indem wir Herausforderungen meistern.

Wenn der Körper sich schneller reparieren und wachsen kann, als die Schäden durch Belastungen, dann bleiben wir gesund oder werden sogar gesünder. Wenn die Belastungen zu groß sind, dann beginnt der Prozess der Krankheitsentstehung. Man wird nicht einfach so von heute auf morgen krank. Das ist ein schleichender Prozess, bei dem die Summe unserer Belastungen, ungesunden Gewohnheiten und Schäden, größer ist als unsere Fähigkeit zur Regeneration.

Aber Stärke ist nicht nur körperlich. Stärke ist nicht nur für unsere Organe da. Unsere mentale Gesundheit funktioniert genauso. Schmerzen, zum Beispiel, die sind nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Negative Emotionen, Katastrophengedanken und ungesunde Bewältigungsstrategien verstärken den Schmerz. Stress, Angst, Depressionen, negative Gedanken, soziale Isolation, Bewegungsmangel, all das macht den Schmerz schlimmer.

Ein Placebo funktioniert genau andersrum. Ein Placebo gibt uns die Erwartung, dass es uns besser macht, und das fördert die Heilung. Der Geist hofft auf Besserung, und diese Hoffnung hilft dann auch. Wir können unsere mentale Gesundheit stärken, um uns gegen Schwierigkeiten zu wappnen. Je stärker wir sind, desto besser können wir mit allem umgehen, was kommt, sowohl körperlich als auch mental.

Das Modell der zwei Dimensionen, das ist für mich 'ne unglaubliche Entdeckung und ein Grund für Optimismus. Wenn wir unser Leben als 'ne Reise vom Dahinvegetieren zum Aufblühen sehen, und uns nicht nur auf psychische Krankheiten konzentrieren, sondern auch auf unsere mentale Gesundheit, dann können wir einen anderen Weg gehen. Wir können unseren Fokus von dem, was in uns passiert, auf das, was um uns herum passiert, verlagern. Wir können lernen, gut zu funktionieren, anstatt nur zu versuchen, uns gut zu fühlen.

Wir brauchen Hoffnung. Wenn wir Hoffnung haben, dann wird ein Samen gepflanzt. Wir glauben, dass etwas Besseres möglich ist.

Im letzten Jahrhundert hat die Weltgesundheitsorganisation 'ne Studie gemacht, die "Global Burden of Disease" (GBD) Studie. Da ging's um über hundert Krankheiten, und wie stark jede Krankheit zu 'nem neuen Ergebnis beiträgt, nämlich dem "Disability-adjusted life year" (DALY).

Der DALY zeigt, wie viele Lebensjahre man hat, und wie viel Zeit man davon mit Behinderung verbringt. Vorher hat die WHO nur gezählt, wie viele Lebensjahre durch 'ne Krankheit verloren gehen. Also, Krankheiten, die zu frühzeitigem Tod führen, die waren wichtiger.

Mentale Krankheiten standen da nie auf der Liste. Aber dann hat man gemerkt, dass wir zwar länger leben, aber nicht unbedingt gut leben. Die Medizin kann zwar Leben retten, aber viele Krankheiten werden dadurch chronisch.

Und dann hat sich unser Denken geändert. Wir haben uns mehr auf die Lebensqualität konzentriert, nicht nur auf die Quantität. Und als die WHO dann auch Behinderung mit berücksichtigt hat, da stand Depression zum ersten Mal auf der Liste. Und heute ist Depression in vielen Ländern die Hauptursache für DALYs, noch schlimmer als Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs.

Studien zeigen, dass immer mehr Leute Antidepressiva nehmen, besonders Frauen. Und das Alter, in dem psychische Probleme anfangen, wird auch immer jünger. Angststörungen fangen oft schon mit 14 an, Sucht mit 20, und Depressionen mit 26. Und das ist überall auf der Welt so.

Das sollte uns zu denken geben. Lange Zeit haben Politiker so getan, als ob psychische Krankheiten sie nix angehen. Aber das ist ein Irrtum. Einige Länder haben das inzwischen erkannt und investieren mehr Geld in die Behandlung von Depressionen.

Aber da liegt das Problem. Die meisten von uns denken, dass Behandlungen für psychische Krankheiten wirksam und hilfreich sind, und quasi die beste Option. Eine Studie aus Großbritannien hat sogar gesagt, dass man Depressionen heilen kann.

Aber das stimmt nicht. Wir können keine psychische Krankheit heilen. Die Medikamente lindern höchstens die Symptome. Und der Direktor des National Institute of Mental Health hat gesagt, dass es keine Fortschritte bei der Reduzierung psychischer Erkrankungen gibt. Die Forscher versuchen, die bestehenden Medikamente zu verbessern, aber das reicht nicht.

Die Medikamente lindern zwar die Symptome, aber sie heilen die Ursache nicht. Um 'ne Krankheit zu heilen, muss man die Ursache verstehen und dann die passende Behandlung entwickeln. Aber bei psychischen Krankheiten machen wir das andersrum.

Alle Medikamente für psychische Krankheiten sind durch Zufall entstanden, durch Nebenwirkungen von Medikamenten, die eigentlich für was anderes gedacht waren.

Im Zweiten Weltkrieg haben die Deutschen 'nen alternativen Raketentreibstoff entwickelt, Hydrazin. Nach dem Krieg haben Chemiker daraus zwei Medikamente gemacht, die gegen Tuberkulose geholfen haben. Aber die Ärzte haben gemerkt, dass die Patienten dadurch auch mehr Energie hatten und bessere Laune. Und dann hat man das Medikament einfach gegen Depressionen eingesetzt. Und dann hat man geguckt, wie das Medikament wirkt, und hat daraus 'ne Theorie entwickelt, dass Depressionen durch 'n chemisches Ungleichgewicht im Gehirn entstehen.

Es ist unbestritten, dass Antidepressiva die Botenstoffe im Gehirn verändern. Aber das heißt nicht, dass die Patienten vorher 'n Ungleichgewicht hatten. Es heißt nur, dass die Botenstoffe jetzt auf einem anderen Level sind.

Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für die Theorie des chemischen Ungleichgewichts bei psychischen Krankheiten. Die Öffentlichkeit erfährt das nur durch Werbung, die so tut, als ob die Wissenschaft das beweist. Aber es sind die Fernsehwerbung, nicht die Wissenschaft, die die Leute davon überzeugt haben, dass psychische Krankheiten durch 'n chemisches Ungleichgewicht im Gehirn entstehen.

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum Sie sich besser gefühlt haben, als Sie Antidepressiva genommen haben, dann sind Sie nicht allein. Studien zeigen, dass Medikamente bei ungefähr 25 Prozent der Patienten helfen. Oder vielleicht hat auch nur der Placebo-Effekt gewirkt, also die Erwartung, dass das Medikament hilft.

Studien zeigen, dass 50 Prozent der Besserung bei Depressionen auf den Placebo-Effekt zurückzuführen sind. Und 25 Prozent sind "natürliche Erholung", also die Patienten werden einfach so wieder gesund. Höchstens 25 Prozent der Besserung sind auf die Wirkung des Medikaments zurückzuführen.

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass alle Medikamente für psychische Krankheiten höchstens die Symptome lindern, aber keine heilen. Wir haben immer noch keine Ahnung, was die Ursachen für Depressionen oder andere psychische Krankheiten sind. Aber es werden immer noch Medikamente verschrieben, die angeblich das chemische Ungleichgewicht im Gehirn beheben.

Depressionen und andere psychische Krankheiten sind wie chronische Krankheiten. Sie kommen immer wieder. Wenn man einmal Depressionen hatte, dann hat man 'ne 50-prozentige Chance, dass man sie wieder bekommt. Und wenn man sie zweimal hatte, dann steigt die Chance auf 70 Prozent. Und wenn man sie dreimal hatte, dann hat man 'ne 90-prozentige Chance, dass man sie wieder bekommt.

Das Problem ist nicht mehr, ob psychische Krankheiten 'n ernstes Problem sind. Sondern, wie wir das Leiden der Betroffenen reduzieren können. Und da kann uns das Modell der zwei Dimensionen helfen. Wir fangen an zu verstehen, dass Dahinvegetieren vielleicht ein noch größeres Problem ist als Depressionen. Es ist weiter verbreitet, aber es wird nicht so ernst genommen.

Depressionen sind schwer zu lösen. Aber wenn wir die Leute vom Dahinvegetieren zum Aufblühen bringen können, dann können wir ihre mentale Gesundheit verbessern, auch wenn sie 'ne psychische Krankheit haben. Und wir wissen auch, dass Aufblühen Depressionen vorbeugt. Wir sollten uns nicht fragen, warum wir Depressionen noch nicht geheilt haben. Sondern, warum wir uns nicht um das Dahinvegetieren kümmern.

Unser Gesundheitssystem verspricht medizinische Wunder und ermutigt uns, unsere Gesundheit zu vernachlässigen. Aber das ist zu teuer für viele Familien und kostet unsere Wirtschaft Millionen. Wir brauchen ein System, das unsere Verantwortung für unsere Gesundheit unterstützt. Wir sollten mehr in Aufblühen und Gesundheit investieren, als nur in Krankheit.

Machen es andere Länder besser? Haben andere Länder erkannt, dass Medikamente nicht die Lösung sind? Leider nicht wirklich. Aber es gibt intelligente Leute auf der ganzen Welt, die sich Gedanken machen. Aber selbst wenn wir gute Absichten haben, gibt's immer noch Hindernisse.

Es gibt positive Anzeichen. Die WHO und die Vereinten Nationen fordern mehr Aufmerksamkeit für die sozialen Faktoren, die die mentale Gesundheit beeinflussen. Psychosoziale Behandlungen, wie Selbsthilfegruppen, werden immer beliebter. Und Schulen, Universitäten und Unternehmen investieren mehr in Programme zur Förderung der mentalen Gesundheit. Das sind gute Schritte. Aber wir brauchen mehr.

Wir brauchen eine neue Karte.

Wir reden über mentale Gesundheit, Depressionen und psychologische Beratung, aber wir sehen das Problem nicht richtig. Weder positives Denken, noch die Behandlung des Gehirns als 'n Cocktail aus Botenstoffen, wird uns dauerhafte mentale Gesundheit bringen. Wir brauchen andere Werkzeuge.

So viel in unserem Leben passiert unbewusst. Studien haben gezeigt, dass unsere Gedanken unsere körperliche und neurologische Verfassung beeinflussen können. Studenten, denen vor 'ner Matheprüfung gesagt wird, dass sie gut in Mathe sind, schneiden besser ab. Putzfrauen, denen gesagt wird, dass ihre Arbeit ein gutes Training ist, nehmen mehr ab und haben bessere Gesundheitswerte. Das passt zu der buddhistischen Vorstellung, dass der Geist das Gehirn und den Körper heilen kann.

Die Medikalisierung psychischer Krankheiten nimmt so vielen Menschen die Hoffnung. Ich habe Depressionen, ich bin depressiv, ich bin ein depressiver Mensch. Aber ich möchte Sie daran erinnern: Das ist nicht alles, was Sie sind. Auch Menschen mit psychischen Problemen können 'ne gute mentale Gesundheit erreichen. Manche können sogar aufblühen.

Wir sind keine eindimensionalen Wesen, die entweder psychisch krank oder nicht krank sind. Die Entdeckung der zweiten Dimension, des mentalen Gesundheitskontinuums, gibt uns 'ne bessere Sprache für unser Leben und 'nen neuen Ansatz, um 'ne mental gesündere Welt zu schaffen.

Wie sieht so ein Tag im Leben von jemandem aus, der aufblüht? Das werde ich oft gefragt. Lange Zeit hatte ich keine Antwort.

Aber dann hat mir jemand 'ne E-Mail geschickt und mich gebeten, 'nen Artikel für 'ne Zeitschrift zu begutachten. Der Artikel hieß: "Ein Dienstag im Leben eines Aufblühenden".

Die Teilnehmer haben jeden Dienstag den Tag davor rekonstruiert und die Details von wichtigen Momenten und Episoden beschrieben. Sie wurden gefragt, ob sie in diesen Momenten etwas Neues gelernt, jemandem geholfen oder sich mit jemandem ausgetauscht haben, und wie stark. Und ob sie gebetet, meditiert oder gespielt haben.

Und dann haben sie angegeben, wie sie sich dabei gefühlt haben. Fünf Aktivitäten waren wichtig: Spielen, Spiritualität, Kontakte knüpfen, Lernen und Wachsen, und Anderen helfen. Die Teilnehmer, die mehr von diesen Aktivitäten gemacht haben, hatten 'nen besseren Tag. Sie hatten mehr Freude, Aufregung, Hoffnung und Interesse am Leben. Und es war egal, ob sie depressiv waren, dahinvegetiert haben oder aufgeblüht sind. Wenn sie die Aktivitäten regelmäßig gemacht haben, dann sind sie dem Aufblühen näher gekommen.

Und die Teilnehmer, die wenig oder keine Aktivitäten gemacht haben, hatten 'nen schlechten Tag. Und wenn die Teilnehmer aufgeblüht sind und die Aktivitäten reduziert oder gestoppt haben, dann sind sie wieder ins Dahinvegetieren gerutscht.

Warum das Aufblühen unser Basislager ist

Natürlich gibt's schlechte Tage und schlechte Dinge. Aufblühen kann uns nicht vor Stress schützen. Aber wenn wir ein hohes Maß an Wohlbefinden haben, dann können wir verhindern, dass schlechte Erfahrungen unsere Stimmung total runterziehen. Eine Studie hat gezeigt, dass Teilnehmer, die gestresst waren, zum Beispiel durch Probleme mit anderen Leuten, auf der Arbeit oder zu Hause, oder durch gesundheitliche oder finanzielle Probleme, 'ne schlechtere Stimmung hatten.

Aber selbst an den Tagen, an denen wenig passiert ist, hatten die Teilnehmer, die aufgeblüht sind, 'ne bessere Stimmung als die, die dahinvegetiert haben. Und an Tagen mit mehr Stress hatten die Teilnehmer, die dahinvegetiert haben, 'ne viel schlechtere Stimmung. Aufblühen schützt uns nicht vor schlechten Dingen, aber es verhindert, dass diese schlechten Dinge unsere Stimmung total kaputt machen.

Wenn man aufblüht, dann können schlechte Dinge nicht so leicht eindringen und bleiben. Aufblühen ist wie 'n Basislager bei 'ner schwierigen Bergbesteigung. Wenn das Wetter schlecht wird, dann kann man sich ins Basislager zurückziehen und sich neu sammeln.

Die Logik des inneren Weges

Ich hab' in meiner Arbeit gelernt, dass Menschen Glück auf zwei Wegen suchen. Der eine Weg ist äußerlich. Da werden wir "gut" in etwas, 'nem Beruf, 'ner Karriere, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir erstellen 'nen Lebenslauf unserer Fähigkeiten und Leistungen, um unseren Wert in der Wirtschaft zu zeigen.

Auf dem äußeren Weg zählen wir unseren Wert. Wir zählen Punkte und Siege, wir zählen unser Gehalt, wir zählen unsere Besitztümer. Wir konzentrieren uns oft auf diesen äußeren Weg, weil wir glauben, dass wir Glück durch den sozialen Status erlangen können, den Geld und Besitztümer uns geben.

Der andere Weg ist der innere Weg. Da geht's darum, was für 'n Mensch man ist oder werden will. Während es auf dem äußeren Weg um Wirtschaft geht, geht es auf dem inneren Weg um Ethik. Der äußere Weg schätzt Erfolg und Gewinnen, der innere Weg schätzt Substanz und Teilen. Auf dem inneren Weg verdienen wir unser Glück nicht dadurch, dass wir für die Menge der Dinge bewundert werden, die wir erworben haben, sondern für die Qualität der Tugenden, die wir erreicht haben. Ein besserer Mensch zu werden, ein guter Mensch, nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere, das ist die Grundlage für wahres Aufblühen.

Menschen, denen es gut geht, haben fünf einfache, aber bedeutungsvolle Aktivitäten in ihrem Leben. Sie sehen sich als lebenslange Lerner und nehmen sich Zeit für ihre Interessen. Sie pflegen Freundschaften, die von Vertrauen, Gegenseitigkeit, Zusammenarbeit und Kompromissen geprägt sind. Sie üben bedingungslose Akzeptanz und richten ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst und andere. Sie finden Sinn darin, ein Bedürfnis in ihrer Familie, Gemeinde oder Welt zu erfüllen. Und sie nehmen sich Zeit für freies Spiel, egal ob sie Latte Art lernen, 'ne verrückte Käseplatte zusammenstellen oder in die nächste Stadt fahren, um 'nen neuen Antiquitätenladen zu entdecken. Ich nenne das die fünf Vitamine des Aufblühens. Anstatt sich an 'ne starre Routine zu halten, sollten wir versuchen, diese Vitamine in unsere Woche einzubauen, auch wenn es nur ein paar Minuten sind.

Und diese Vitamine können uns helfen, den inneren und den äußeren Weg auszubalancieren.

Zum Beispiel, man kann etwas Neues lernen (Vitamin Nr. 1), um sein Wissen, seine Abschlüsse und sein Überlegenheitsgefühl zu zeigen. Oder man kann demütig, ehrlich und verletzlich werden und seine Unvollkommenheiten annehmen.

Man kann Kontakte knüpfen (Vitamin Nr. 2), um cool auszusehen, und das dann auf Snapchat oder Instagram posten. Oder man kann tiefe und bedeutungsvolle Beziehungen aufbauen und sich um andere kümmern.

Man kann spirituelle Praktiken ausüben (Vitamin Nr. 3), um in den Himmel zu kommen oder die Hölle zu vermeiden, um Geschäftskontakte zu knüpfen oder seinen Lebenslauf aufzupolieren. Oder man kann sich in spirituelle und religiöse Praktiken vertiefen, um ein besserer Mensch zu werden.

Man kann seinem Ziel folgen, indem man zum Beispiel anderen hilft (Vitamin Nr. 4), weil es uns selbstlos aussehen lässt oder unseren Lebenslauf aufwertet. Oder man kann anderen helfen, weil es einem Sinn im Leben gibt, 'ne Sache, der man sich selbstlos widmet, und mit der man anderen Freude bereiten will.

Und schließlich kann man spielen (Vitamin Nr. 5), um zu gewinnen und Punkte zu sammeln. Oder man kann spielen, weil es Spaß macht und weil es gute Eigenschaften zum Ausdruck bringt: Teilen und Fürsorge (Freundlichkeit). Man kann spielen, weil die Handlung selbst einem Freude bereitet.

Es kommt also auf die Absichten an, die Reinheit der Absichten beeinflusst die Reinheit der Handlungen. Ein sinnvolles Leben besteht aus Absichten und Handlungen. Denken Sie darüber nach, mehr im Moment zu leben. Anstatt Ihrem Leben Dinge hinzuzufügen, sollten Sie sie vielleicht subtrahieren. Dann wird der Weg vor Ihnen vielleicht klarer.

Aufblühen ist Ihr Polarstern. Es ist Ihr Weg aus dem Dahinvegetieren. Die Aufblüh-Vitamine sind die fünf Aktivitäten, die Sie jeden Tag praktizieren können. Setzen Sie sich jedes Mal 'ne Absicht, wenn Sie Ihre Vitamine nehmen. Und vielleicht finden Sie etwas Schöneres, als Sie sich jemals vorgestellt haben, wenn Sie diesen inneren Weg gehen.

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