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Calculating...

Also, Margaret Thatcher, ne? Chance favours the prepared mind... klingt erstmal irgendwie abgedroschen, aber wenn man sich ihre Geschichte so anschaut, dann passt das eigentlich ganz gut. Viele Leute denken ja, sie wär so ne Art Überfliegerin gewesen, von Anfang an, aber das stimmt gar nicht. Sie wurde Parteichefin mit fünfzig, was ja eigentlich ein ganz normales Alter ist für so 'ne Position. Aber kurz davor, da hätte das keiner gedacht, nicht mal sie selbst! Ihr Biograf, Charles Moore, hat mal gesagt, dass kaum jemand von ihr irgendwas Großes erwartet hat, bis sie fast fünfzig war. Sogar die, die an sie geglaubt haben, hätten nie im Leben gedacht, dass sie mal Premierministerin wird, geschweige denn so ne wichtige Rolle im Kalten Krieg spielen würde.

Sie war zwar fähig, klar, aber keiner hat so richtig gesehen, was in ihr steckt, oder? Sie ist echt erst später aufgeblüht, viel später als andere in ihrer Generation. Die meisten dachten, sie wär ne totale Niete, ne? So ne Art "Failure in waiting", aber sie hat alle überrascht.

Die Leiterin vom Somerville College in Oxford, wo sie studiert hat, hat sich an sie erinnert als "eine ganz ordentliche Chemikerin zweiter Klasse". Und nach ein paar gescheiterten Anläufen, so 1950 und 51, wurde sie dann 1954 für Orpington abgelehnt und musste echt bis 1959 warten, bis sie dann in Finchley ins Parlament kam, mit 34. Und dann hat's nochmal fünfzehn Jahre gedauert, bis sie Parteichefin wurde. Als Kind wollte sie nie Premierministerin werden, und selbst 1959, als sie ins Parlament kam, da hat sie gemeint, sie hätte nie gedacht, dass es überhaupt mal ne Premierministerin geben würde. Selbst als sie dann im Kabinett war, als Bildungsministerin, war ihr größtes Ziel, die erste Finanzministerin zu werden. Sie hat ihren Kollegen im Parlament nie gesagt, dass sie Premierministerin werden will.

Dabei war sie schon als junge Frau politisch aktiv, sie hat bei Wahlen geholfen und Reden gehalten. Die Leute in Dartford, die sie ausgewählt haben, haben sie als "Gewinnerin" gesehen. Und Lord Balfour of Inchrye, ein ehemaliger Abgeordneter, hat gesagt, sie wär ne "großartige junge Kandidatin", die gut redet, gut aussieht, engagiert ist und sich auskennt. Und nach der Wahl 1951 hat der Verband sie als "erstaunliche junge Frau mit Erfahrung und Wissen, die weit über ihr Alter hinausgehen" bezeichnet und empfohlen, sie im Auge zu behalten. Aber dann konnten sie sie nicht mehr aufstellen, weil sie geheiratet hat.

Aber das alles hat noch lange nicht bedeutet, dass sie mal so erfolgreich werden würde. Und man hat sie dann auch echt aus den Augen verloren: 1954 wurde sie ja für Orpington abgelehnt. Dann hat sie an die Parteizentrale geschrieben, dass sie erstmal als Anwältin weiterarbeiten wird und "für viele Jahre keine parlamentarische Karriere mehr" in Betracht zieht. Fünfzehn Monate später wollte sie dann wieder auf die Kandidatenliste, aber nur für sichere Wahlkreise. Sie hatte keinen Bock mehr auf Misserfolge. Die Partei hat ihr dann nur versprochen, ihren Namen "im Auge zu behalten". Sie war da nicht allein. In den 50ern haben sich mehrere Abgeordnete beschwert, dass Frauen immer nur "hoffnungslose" Wahlkreise bekommen.

Sie wurde immer als "weibliche Kandidatin" bezeichnet, was die Anerkennung, die sie bekommen hat, irgendwie eingeschränkt hat. Der Verband in Maidstone hat bezweifelt, dass sie Abgeordnete und Mutter sein kann, obwohl sie ein Kindermädchen hatte. Und als sie dann für Finchley aufgestellt wurde, waren die Einwände gegen eine Frau so stark, dass es keine einstimmige Entscheidung gab, obwohl sie die Wahl gewonnen hatte. Sie hat geschrieben, dass sie "auf die harte Tour lernt, dass ein Anti-Frauen-Vorurteil auch nach einer erfolgreichen Nominierung bestehen bleiben kann". Und in dem gleichen Brief hat sie geschrieben, dass sie das Outfit getragen hat, das Donald Kaberry, der für die Kandidatenliste zuständig war, empfohlen hatte. Sie hat Kaberry auch gesagt, dass sie "in dreißig Jahren kaum etwas erreicht" hat. Dabei stimmt das gar nicht! Sie war in Oxford, hat als Chemikerin gearbeitet, zweimal für das Parlament kandidiert und sich als Anwältin qualifiziert. Aber sie hat immer mehr von sich erwartet. Wie hätte sie sonst Mrs. Thatcher werden sollen?

In diesen Episoden sieht man schon ein bisschen von ihrem späteren eisernen Willen. In einem der Berichte hieß es: "Die Tatsache, dass sie sich unter 22 Kandidaten durchgesetzt hat, die von einem Verband interviewt wurden, der keine Frau wollte, spricht für sich." Aber sie war noch nicht die "Eiserne Lady". Das kam erst später. Und als sie es dann war, da war ihr klar, dass es für ne Frau – ne Frau aus der Mittelschicht in ner Welt von reichen Männern, über die viele Leute gemischte Gefühle hatten – dass es für so ne Frau unmöglich wär, ihre Dominanz zu behalten, wenn sie einmal zurückweicht. Dass sie ne Frau war, hat die Erwartungen an sie immer irgendwie gedämpft. Vor ihrer Zeit als Parteichefin hat mal die Sun geschrieben, dass es ja mal Zeit wär für ne Finanzministerin und vielleicht wär Frau Thatcher ja die Richtige. Finanzministerin, ja vielleicht, aber Premierministerin? Niemals!

Thatcher wurde ihre ganze Karriere lang unterschätzt. Die Sun hat sie mal als unbeliebteste Frau bezeichnet, weil sie als Bildungsministerin die kostenlose Schulmilch abgeschafft hat. Viele dachten, sie wäre nur Bildungsministerin geworden, weil sie ne Frau war. In ner Biografie stand, Edward Heath wäre es ja "wichtiger gewesen, eine Frau im Kabinett zu haben, als wenn er Familienvater gewesen wäre". Bildung war halt so ein Job, den man ner Frau geben konnte. Heath hatte wohl mal überlegt, sie zur "Pflichtfrau" im Schattenkabinett zu machen, hat's dann aber gelassen, weil er dachte, "wir werden sie ja nie wieder los". Recht hatte er! Angeblich hat sie sogar das Angebot abgelehnt, Sozialministerin im Schattenkabinett zu werden, weil das so ein typischer Frauenjob war. Das kann man aber nicht so genau sagen. Aber sie hat sich mal in ner Zeitung darüber beschwert, dass Politikerinnen immer nur für Soziales und Gesundheit zuständig sind, und nicht für Finanzen oder Verteidigung.

Kurz danach hat William J. Galloway, ein Mitarbeiter der US-Botschaft, sie für ein Stipendium vorgeschlagen, damit sie nach Washington reisen kann. Das war echt selten, dass jemand ihr Talent erkannt hat. Galloway war beeindruckt von ihrem "starken Willen", ihren "hohen ethischen und moralischen Ansprüchen", ihrem "enormen Selbstvertrauen" und der Tatsache, dass sie "keine Angst hatte, ihre Meinung zu sagen". Er fand, sie wär ne Politikerin, die nicht nur ihre eigene Karriere im Sinn hat. Er hat sie als "herausragende Dame im Unterhaus" bezeichnet. Aber er fand sie jetzt nicht so intellektuell. Sie war halt eher ne Person mit Überzeugungen als mit Ideen. Sie hat immer gedacht: "Was ist hier richtig? Was ist das Beste? Was ist das Problem? Was ist die Lösung?" Aber sie hatte nicht so den philosophischen oder intellektuellen Ansatz. Sie wollte Ergebnisse. Ihr starker Wille, ihre hohen Moralvorstellungen und ihr Glaube daran, dass man Ergebnisse erzielen muss, haben sie dann an die Spitze gebracht.

Es gibt ja auch die Theorie, dass die besten Anführer nicht unbedingt die Gebildetsten sind, sondern die Entscheidungsfreudigsten. Ein Psychologe hat mal festgestellt, dass je mehr Ausbildung ein Anführer hat, desto weniger herausragend ist er. Klingt komisch, aber US-Präsidenten wie Truman und Reagan hatten jetzt auch nicht so den akademischen Erfolg, waren aber trotzdem sehr angesehen. Man muss also nicht unbedingt auf ne Top-Uni gehen, um ein guter Anführer zu sein. Thatcher hatte keine formale politische Ausbildung, aber sie war Chemikerin und Anwältin. Und sie war stolzer darauf, die erste Naturwissenschaftlerin als Premierministerin zu sein, als die erste Frau. Sie hat sich aber immer weitergebildet.

In den 70ern gab's nen Vorschlag, wie man die Wissenschaftsförderung ändern könnte. Die Regierung wollte die Forschungsförderung irgendwie "marktorientierter" machen. Das hat zwar nur ein paar Institute betroffen, wurde aber zu nem politischen Streit. Thatcher war als Bildungsministerin dafür zuständig und hat an den Diskussionen teilgenommen. Zuerst war sie dagegen, das System zu ändern. Sie hatte Angst, dass das auf andere, größere Institute übergreift und die freie Forschung gefährdet. Aber dann hat sie ihre Meinung geändert. Sie war dafür, dass Institute, die sich mit angewandter Forschung beschäftigen, sich stärker an den Bedürfnissen des Marktes orientieren. Ein Wissenschaftler sieht das als nen frühen Moment, in dem Thatcher den Markt als Alternative zu etablierten Modellen der Ressourcenverteilung gewählt hat.

Das zeigt viele wichtige Eigenschaften von ihr, die sie später erfolgreich gemacht haben. Sie hat die Wissenschaft als Quelle des Wohlstands gesehen und deshalb als gerechtfertigte Ausgabe aus der Staatskasse. Aber dadurch wurde die Wissenschaft auch zu nem Testfall für ihre Vorstellungen vom Wirtschaftsliberalismus. Wenn der Markt für die Wissenschaftspolitik funktioniert, dann funktioniert er auch überall sonst. Sie war also keine blinde Anhängerin von irgendwelchen Ideologien, sondern hat sich die Probleme einzeln angeschaut. Sie war bei Weitem nicht die "Thatcheristischste" in ihren Kabinetten. Und durch ihre Arbeit als Chemikerin in nem Kunststoffunternehmen und bei nem Lebensmittelhersteller konnte sie Theorie und Praxis gut verbinden. Gerade weil sie wusste, wie wissenschaftliche Forschung abläuft, hat sie sich nicht von irgendwelchen Behauptungen beeindrucken lassen, dass die Wissenschaft was Besonderes ist und von Außenstehenden nicht verstanden werden kann. Sie hat sich das System angeschaut und gelernt, wie man es verändert.

Es gibt noch viele andere Beispiele dafür, wie sie sich selbst weitergebildet hat. Als sie Oppositionsführerin war, hat ein Historiker ne Biografie über Churchill veröffentlicht. Sie hat ihm wegen ner Fußnote geschrieben, in der stand, dass Churchill in den 20ern Notizen für ein Buch über den Sozialismus gemacht hatte. Sie hatte ein Auge für Details, was sie auch als Premierministerin auszeichnete. Alle, die mit ihr zusammengearbeitet haben, waren beeindruckt, wie gut sie sich in alles reingefuchst hat. Sie hat sich echt für die Inhalte interessiert und war über lange Zeit sehr engagiert.

Sie hat durch die Details regiert, indem sie sich alles aufgeschrieben hat. Sie hat die ganzen Unterlagen, die sie bekommen hat, gelesen und kommentiert, und mit Unterstreichungen und Kritzeleien gezeigt, ob sie was gut findet oder nicht. Sie hat ständig Analysen in Frage gestellt, Botschaften korrigiert und mehr Informationen gefordert. Sie wusste, dass sie Entscheidungen treffen muss, um Ideen in die Tat umzusetzen. Monetarismus, freie Märkte und individuelle Freiheit waren wichtige Konzepte, aber um die Welt wirklich zu verändern, braucht man jemanden, der Entscheidungen trifft, und nicht nur nen Intellektuellen. Durch ihre Unterlagen, ihre Entscheidungen und ihre öffentliche Kommunikation hat sie diese Ideen in die Realität umgesetzt. Sie hatte so ne "ideenreiche Ernsthaftigkeit", die vielleicht nicht intellektuell originell war, aber in politischer Hinsicht sehr tiefgründig.

Auch andere Politiker wie Coolidge, Truman und Bonar Law waren so ernsthaft und engagiert. Coolidge war so darauf aus, die Regierung zu verkleinern, dass er sich jede Woche mit seinem Haushaltsdirektor getroffen hat und jede einzelne Position im US-Bundeshaushalt durchgegangen ist, um zu sehen, wo man sparen kann. Truman konnte schnell Entscheidungen treffen, und Bonar Law war im Ersten Weltkrieg ne Art Arbeitstier, der die Finanzen verwaltet und sich jeden Morgen mit dem Premierminister über den Kriegsverlauf ausgetauscht hat. Um ein Anführer zu sein, muss man sich die Details anschauen und ne Entscheidung treffen können. Man kann nicht nur mit Prinzipien regieren, sondern muss auch praktisch denken.

Und alle diese Politiker waren moralisch integer. Bonar Law hat an die Union mit Irland geglaubt, weil er irische Wurzeln hatte. Coolidge war aufgrund seiner Familiengeschichte gegen Schulden. Und Trumans kleinbürgerliche Moralvorstellungen waren die Grundlage für die Schaffung der Nachkriegsordnung.

Thatcher war durch ihre Erziehung in ner Kleinstadt mit ner religiösen, unternehmerischen Familie der Meinung, dass ihre Aufgabe nicht nur wirtschaftlich, sondern auch moralisch war. Sie hat ihrem Redenschreiber gesagt, dass es ihr darum geht, "Standards für Verhalten und Verantwortung wiederherzustellen". Sie hatte keinen Sinn für Smalltalk und war total ehrlich, was ihre Kollegen wohl eher genervt hat. Aber um das zu erreichen, was sie erreicht hat, muss man halt ne sehr ernsthafte Person sein, mit der nicht jeder umgehen kann. Sie hat sich nie von Konventionen ablenken lassen.

Man hat ihr oft vorgeworfen, dass sie die Realität etwas verzerrt wahrnimmt. Ihr Redenschreiber hat mal gesagt, dass sie sich an ne Zusammenarbeit mit ihm erinnert hat, die zwanzig Jahre her war, und ihn als nen energiegeladenen jungen Mann in Erinnerung hatte, der ihr immer zugestimmt hat, obwohl er in Wirklichkeit eher faul war und ihr gar nicht zugestimmt hat. Erfolgreiche Politiker müssen die Vergangenheit wohl etwas beschönigen, um weitermachen zu können. Es war immer ne moralische Vision, die Thatcher angetrieben hat. Ihre Verzerrungen standen im Dienste dieser größeren Überzeugung.

Ihr wichtigstes Talent war nicht ihre Ausbildung, sondern ihre Willensstärke. Sie hat erst relativ spät angefangen, sich mit politischer Philosophie zu beschäftigen. Sie war keine "Blaustrumpfhose" und hatte nen "bodenständigen Ansatz".

Ein Mitarbeiter der US-Botschaft hat sie besser kennengelernt und fand, dass sie auch in den 60ern schon so war wie später als Premierministerin. Sie hat ihre Meinung immer gesagt, egal wem. Sie war anders als andere Frauen im Parlament und nicht besonders beliebt, weil sie so war, wie sie war. Ein anderer Politiker war von ihr begeistert und hat den Premierminister wohl überredet, sie ins Schattenkabinett aufzunehmen. Sie hat den Premierminister aber immer wieder genervt und musste sie beschützen. Die meisten Leute haben sie danach beurteilt, ob sie sie nervt, und haben sich von ihren Vorurteilen leiten lassen. Deshalb haben sie nicht kommen sehen.

Sie hat sich auch nicht selbst kommen sehen. Sie hat sich gewundert, wie das alles passiert ist und dass sie es vor nem halben Jahr noch für unmöglich gehalten hätte. Aber selbst der, der sie für das Stipendium vorgeschlagen hat, hat nicht gedacht, dass sie mal Premierministerin wird.

Sie hat ihre Fähigkeit, Dinge zu erledigen, betont, um Parteichefin zu werden. Sie hat gesagt, sie wär in jeder Phase ihrer Karriere vorangekommen und hätte jeden Job gemeistert. Und sie hat sich schnell entschieden, den Premierminister herauszufordern, und nie daran gezweifelt. Sie hat auch ihre Überzeugungen betont. Sie mag Opposition nicht so gern und will ihre Überzeugungen lieber in die Tat umsetzen. Ihre Überzeugungen über die Rolle des Staates hat sie schon als Teenager gehabt.

Dass sie ne Frau war, hat dazu geführt, dass man sie übersehen hat. Aber die Männer um sie herum haben auch übersehen, dass sie als Hausfrau aus der Mittelschicht, die ihre politische Karriere verschoben hat, als ihre Kinder klein waren, nen Vorteil hatte.

Bei ihren ersten beiden Wahlen gab es noch Lebensmittelrationierungen. Die waren nach dem Krieg sogar noch schlimmer als während des Krieges. Das war ein großes politisches Thema und hat die Leute sehr beschäftigt. Für die Konservativen war das natürlich ein gefundenes Fressen. Das Thema war besonders wichtig für Hausfrauen, die ihre Familien ernähren mussten. Sie mussten Schlange stehen und wurden oft schlecht behandelt. Deshalb hat Churchill den Sozialismus als "Schlangenbildungstopia" bezeichnet. Und obwohl weniger Frauen als Männer von den Labour- zu den Konservativen gewechselt sind, waren es mehr Frauen aus der Mittelschicht.

Bei der Wahl, die manche als "Hausfrauenwahl" bezeichnet haben, gab es mehr weibliche Kandidaten. Ne Journalistin hat geschrieben, dass keine Frau es gewagt hat, sich nicht als "Hausfrau" zu bezeichnen. Thatcher hat sich 1951 nicht als Hausfrau bezeichnet, weil sie keine war. Aber die Bedeutung der Hausfrauen-Rhetorik war ihr bewusst. Sie hat mal gefragt, ob die Hausfrauen wollen, dass der Zucker teurer und schlechter wird. Und sie hat gesagt, dass Frauen ein besseres Verständnis für Probleme haben, die die Familie betreffen. Sie hat auch immer erzählt, dass sie in den 50ern mit der Politik aufgehört hat, als ihre Kinder klein waren, um Müttern und Hausfrauen zu zeigen, dass sie sie versteht.

Als sie Oppositionsführerin war, hat ihr Berater sie in Radiosendungen und Zeitschriften gebracht, die Hausfrauen erreichen. Die Konservativen haben mal ein Plakat mit nem Quiz gemacht. Da stand, wer sich besser damit auskennt, was es heißt, für die Familie einzukaufen: a) der Premierminister, b) der Ehemann oder c) Margaret Thatcher. Und als man ihr vorgeworfen hat, Lebensmittel zu horten, hat sie gesagt, sie würde das eher als "umsichtige Hausfrau" bezeichnen. Sie hat das kurz vor ihrer Wahl zur Parteichefin gesagt. Da hat sie auch erzählt, dass sie als Ministerin bei der Besetzung von Ausschüssen immer Leute genommen hat, die kurz vor der Rente standen.

Sie war also ne Verfechterin von Leuten, die erst später aufblühen.

Ihre Hausfrauen-Rhetorik zeigt, dass ihre Wahlchancen von ihren Überzeugungen und Erfahrungen herrührten, die teilweise darauf beruhten, dass sie als berufstätige Mutter das Gefühl hatte, im Haus auf Rollschuhen herumzufahren. Das hat ihr nen Vorteil gegenüber den Männern verschafft.

Diese Überzeugungen haben ihr nicht nur geholfen, Stimmen zu gewinnen, sondern auch, Probleme wie die Bekämpfung der Inflation zu lösen. Was ihr geholfen hat, war auch, dass sie keine trendige Denkerin war. Man hätte nicht auf ihre ideologischen Ansichten achten müssen, sondern auf ihre Überzeugungen, ihre Erfahrungen und ihre ethischen Grundsätze, ihre Energie, ihre Entschlossenheit und ihre Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Beliebtheit.

Kaum jemand hat das erkannt. Sie hatte nur sehr geringe Chancen, Parteichefin zu werden. Vor ihrer Wahl hat man eigentlich nur einem anderen Politiker zugetraut, den Premierminister zu ersetzen. Ein Biograf hat geschrieben, dass sie vor der Wahl zur Parteichefin fast völlig unbekannt war. Das galt vor allem im Ausland.

Selbst ihr Wahlkampfmanager hat sie nur unterstützt, weil ein anderer Politiker nicht kandidiert hat. Er fand, sie hätte ne "gute Chance", wäre aber schwer zu "verkaufen". Er bewunderte sie zwar als Wissenschaftlerin, war aber etwas zögerlich, sie zu unterstützen. Selbst ihre Unterstützer haben ihre Talente nicht sofort erkannt.

Kaum jemand hat geglaubt, dass ne Frau Premierministerin werden könnte. Eine Politikerin hat mal geschrieben, dass die Chancen, dass ne Frau Finanzministerin oder Außenministerin wird, sehr gering sind. Sie fand Thatcher zwar entschlossen, kompetent und sachlich, aber selbst sie hat nicht erwartet, dass sie mal Außenministerin werden könnte. Ein Journalist hat erkannt, dass es schon weibliche Staats- und Regierungschefs in anderen Ländern gab, die noch männerdominierter sind als Deutschland. Thatcher hätte ein "lebhaftes und herausforderndes öffentliches Image", könnte ihr Geschlecht zu ihrem Vorteil nutzen, wäre klug, hätte Ausdauer und wäre "nicht leicht zu ignorieren". Trotzdem wollte er zuerst nen anderen Politiker wählen.

Sie selbst hat auch erst nen anderen unterstützt. Noch kurz vor ihrer Wahl hat sie gesagt, dass die Partei noch nicht bereit für ne Frau ist und die Presse sie zerreißen würde. Erst als ihr Favorit sich aus dem Rennen zurückgezogen hat, hat sie sich entschieden zu kandidieren. Das Schicksal hat also mitgespielt.

Noch nen Monat zuvor hatte ihr Wahlkampfmanager geschrieben, dass es nur Einwände gegen die möglichen Kandidaten gibt. Ein anderes Magazin hat sie als "genau die Art von Kandidatin" bezeichnet, die gefahrlos kandidieren und verlieren kann. Ein anderer Politiker hat lange gezögert, ob er kandidieren soll. Thatcher war nicht nur unbekannt, sondern konnte auch nicht gut mit Menschen kommunizieren oder im Fernsehen auftreten. Viele Faktoren haben zu ihrem Sieg beigetragen, nicht zuletzt die Tatsache, dass ihr Wahlkampfmanager den Abgeordneten gesagt hat, dass sie den unpopulären Premierminister behalten müssen, wenn sie nicht für sie stimmen.

Es gab nur nen einzigen Politiker, der vorhergesagt hat, dass Thatcher die nächste Parteichefin wird. Seine Gäste haben das aber für "sehr außergewöhnlich" gehalten. Sie brauchte das Schicksal, um überhaupt erst für die Wahl zugelassen zu werden.

Viele Mitglieder wollten sie nicht, weil sie ne Frau war. Das hat sich auch in all den Jahren nicht geändert. Ein Journalist hat gesagt, dass der Männerchauvinismus in Deutschland immer noch schrecklich ist und ihr Geschlecht ihr zum Verhängnis werden würde. Auch ein anderer Politiker, der später einer ihrer treuesten Unterstützer wurde, hat sie nicht als potenzielle Anführerin gesehen. Viele dachten, sie hätte Glück gehabt, in das Kabinett des Premierministers zu kommen. Thatcher selbst dachte, dass ihre Möglichkeiten als Mutter begrenzt sind.

Auch die Leute, die für sie gearbeitet haben, hatten anfangs Zweifel. Ein Redenschreiber hatte irgendwie noch Loyalität gegenüber dem alten Premierminister. Ein Politiker hat sich erinnert, dass ältere Abgeordnete gesagt haben, dass das in Deutschland ja alles schön und gut ist, aber im Norden wählt doch niemand ne Frau als Premierministerin. Der Premierminister hat sie herablassend behandelt, indem er sie während der Parlamentsdebatten "meine Liebe" genannt hat. Er hat sie total unterschätzt.

Nachdem sie zwei Jahre lang Oppositionsführerin war, hatten viele Mitglieder des Schattenkabinetts kein Vertrauen in sie. Sie haben sich Sorgen gemacht, dass die Partei zu rechts wird und dass sie "politisch ahnungslos" ist. Sie waren der Meinung, dass es mehrere Männer gibt, die den Job besser machen würden, es aber nicht möglich ist, ne weitere Wahl zu veranstalten. Beide Männer haben später in Thatchers Regierung gedient – bevor sie 1983 nen historischen Erdrutschsieg errungen hat.

Einer der Männer hatte immer noch gemischte Gefühle für Thatcher und hat gesagt, dass er geht, wenn sie ihm weiter Probleme macht. Ein anderer hat ihre Chancen, Parteichefin zu werden, damit abgetan, dass die Leute ihre Hüte und ihren Akzent nicht ertragen würden. Er hatte Recht, aber er hat nicht erkannt, wie gut sie ihr Aussehen und ihre Stimme verändern konnte. Und auch Thatcher wurde mal unterschätzt. Als sie kandidieren wollte, hat ein Politiker gesagt, dass sie mit ihrem Mann wie Butler und Haushälterin aussehen, die nach Arbeit suchen.

Ein anderer Politiker hat mal über Thatchers Stimmung während der Diskussionen im Schattenkabinett geschrieben, dass sie sich ständig einmischt und alles in Frage stellt. Aber er hatte Vertrauen in seine Anführerin und wusste, dass sie auf die veränderten politischen Bedingungen im Land angewiesen ist, um erfolgreich zu sein. Er war der Meinung, dass sich die Einstellung der Leute in den letzten Jahren grundlegend geändert hat und dass sie ne Veränderung wollen. Bis sie gewählt wurde, haben nur wenige Leute Thatchers Erfolg ihr selbst zugeschrieben.

Um sich zu beweisen und sich zu ner glaubwürdigen Kandidatin zu machen, hat Thatcher hart gearbeitet. Sie hat sich ner Verwandlung unterzogen, sich die Haare schneiden und ihre Stimme trainieren lassen. Das war ne unvermeidliche Folge davon, dass sie ne Frau war. Kein Mensch hat sich gemerkt, was ihre männlichen Vorgänger getragen haben. Politikerinnen mussten während ihrer gesamten Karriere mehr auf ihr Aussehen achten als ihre männlichen Kollegen. Sie hat erkannt, dass ihr Aussehen wichtig ist. Ihre Präsentation und ihr Aussehen waren ein Gesamtpaket mit ihren starken Überzeugungen und ihrem Detailwissen. Sie hatte sich viel von anderen Frauen abgeguckt, wie sie sich politisch präsentieren müssen.

Sie ist auch in viele Länder gereist und hat dort Kontakte geknüpft. Und sie hat sich zur Anführerin ihrer eigenen Partei entwickelt, die ihre Ansichten am Anfang gar nicht so gut fand. Als es dann zum berühmten Winter der Unzufriedenheit kam, als Streiks dazu führten, dass Deutschland ohne Müllabfuhr und Totengräber dastand und die Inflation über 13 Prozent lag, konnte Thatcher die Krise nutzen.

Und sie wurde ne großartige Rednerin. Am Anfang war sie ja im Fernsehen eher schlecht. Sie hat sich steif und verkrampft verhalten und dazu geneigt, sich zu deutlich auszudrücken. Aber später war sie eine geübte Rednerin, die es mit jedem aufnehmen konnte. Sie hat ihren Gegner im Parlament immer wieder vorgeführt, was die anderen Politiker beeindruckt hat. Sie war gut informiert und hat den anderen gezeigt, wie's geht. Sie hat viel gearbeitet und jedes Detail gelernt, so dass sie die Chance nutzen konnte.

Sie hat Politiker aller Parteien mit ihren stichhaltigen, gut informierten und logischen Argumenten überzeugt. Sie hatte keine Angst, detaillierte politische Argumente mit philosophischen Argumenten über Freiheit zu verknüpfen. Sie hat ihre Stimme gefunden, und das hat sie beliebter gemacht. Man muss ihr nicht zustimmen, um sie überzeugend zu finden. Die Leute haben ihre Überzeugung gewählt.

Ihre Redekunst hatte viele Facetten: ihre Fähigkeit, das Publikum zum Lachen zu bringen, obwohl sie manchmal fast humorlos war; ihre Fähigkeit, Aphorismen zu verwenden; ihre Fähigkeit, zwischen Moral und Praxis zu unterscheiden und beides zu verbinden; ihre Verwendung von Details; ihre offene Verteidigung ihrer Position; ihr instinktives Timing; ihr ernster Gesichtsausdruck. Sie hat Sätze gesagt, die jeder kennt. Diese Sätze wurden von Redenschreibern geschrieben, aber in der einzigartigen Stimme von Margaret Thatcher vorgetragen.

Andere Politiker brauchten den Krieg, den Tod von jemand anderem oder Probleme in ihrer Partei, um ihre Talente zu zeigen. Thatcher brauchte ein Machtvakuum in der Konservativen Partei und die Inflation und den wirtschaftlichen Zusammenbruch, damit ihre Talente zum Vorschein kamen, sowie das Fehlen ner glaubwürdigen Alternative. Später hat sie auch von der Invasion der Falklandinseln profitiert.

Aber Thatcher war bereit, als das Schicksal eingegriffen hat. Wer sonst hätte ihre Kombination aus Energie, Entschlossenheit, Erfahrung als Hausfrau und Kommunikationsfähigkeit bieten können, um eine der bedeutendsten politischen Führerinnen des 20. Jahrhunderts zu werden? Wie hätte sie diese Qualitäten sonst nutzen können, wenn nicht bei ner Wahl, bei der sich die Männer nicht entscheiden konnten zu kandidieren und der offensichtlich gescheiterte Anführer sich weigerte, mit den Leuten zu reden, die abstimmen?

Wer sonst wäre so widerstandsfähig gewesen? Thatcher hat Widrigkeiten in Vorteile verwandelt. Sie war von Leuten umgeben, die den Kampf scheuen oder aufgeben wollten. Sie war die politische Kraft hinter dem Haushalt und dem Falklandkrieg. Sie war diejenige, die den Bergarbeiterstreik bekämpft hat. Sie war die Visionärin, die jeden dazu bringen wollte, Wohneigentum zu erwerben. Sie war diejenige, die sich dem entgegengestellt hat, was sie für das Böse hielt, und für die Freiheit von Nelson Mandela eingetreten ist und die Bewunderung von Michail Gorbatschow und Ronald Reagan für ihre Diplomatie zur Beendigung des Kalten Krieges gewonnen hat. Sie war diejenige, die die EU dazu aufforderte, sich auf die Ausweitung der westlichen Freiheit auf Osteuropa zu konzentrieren, und die auf dem Britenrabatt bestand. Sie war diejenige, die trotz des Verbots der polnischen Regierung auf ihrem Besuch der Danziger Werft bestand.

Sie war, mit den Worten des US-Mitarbeiters, diejenige, die "das Ansehen des Staates wiederhergestellt hat und zu ner Macht geworden ist, mit der man in internationalen Angelegenheiten rechnen muss". Er nannte es "eine der bemerkenswertesten Wendungen in den Angelegenheiten eines Staates überhaupt". Er hat auch klarer als viele andere erkannt, dass Thatchers wichtige Rolle in der Welt mit den Falklandinseln begann, was dazu beigetragen hat, die Welt daran zu erinnern, dass Deutschland immer noch einen Sitz im obersten internationalen Rat hat, obwohl es kein Imperium mehr gibt.

Es gibt viele Meinungsverschiedenheiten über ihre Reformen. Wo sie entschlossen war, war sie umstritten. Das Land war schon vor ihr uneins, und das blieb es auch während ihrer Amtszeit. Obwohl ihre Politik von den nachfolgenden Regierungen weitgehend nicht in Frage gestellt wurde, ist es in der deutschen Politik selten ein Kompliment, als Thatcherist bezeichnet zu werden. Aber inmitten dieser Zwietracht steht Thatchers Persönlichkeit nicht zur Debatte. Der Charakter, der all das ermöglicht hat, ist nicht umstritten. Sie ist ein Symbol des Unerschöpflichen. Sie war berühmt für ihre Ausdauer und ihren Sturrsinn.

Auch das musste sie erst lernen. Als sie die kostenlose Schulmilch abgeschafft hat, wurde sie als "Milchdiebin" bekannt. Sie wäre fast entlassen worden. Sie wurde von ner frauenfeindlichen Presse gejagt. Das war anstrengend. Die Leute, die sie kannten, sagten, sie wär immer müde. Sie hat überlegt, die Politik aufzugeben. Aber sie hat durchgehalten.

Es gab noch andere wichtige Momente in den frühen 70ern, die die Entschlossenheit der Frau geprägt haben. Ihr wurde geraten, ihre Perlen abzulegen, weil sie ihrem Image als kratzbürstige, weltfremde Frau aus der Oberschicht nicht gut tun würden. Sie hat kurz überlegt und dann geantwortet: "Nein! Das kommt nicht in Frage! Sie waren ein Hochzeitsgeschenk von meinem Mann, und wenn ich sie tragen will, dann werde ich sie auch tragen!" Sie war ne Frau, die sich von der Mode hat beraten lassen, zur "Eisernen Lady" geworden.

Als Studenten skandiert haben, dass Thatcher gehen und der Sozialismus kommen soll, hat sie geantwortet, dass Thatcher bleibt. Sie musste sich in diesem Jahr mehreren unangenehmen Demonstrationen stellen, bei denen sie Polizeischutz brauchte. Sie hat gesagt, dass diese Proteste die beste Ausbildung waren, die ne Premierministerin haben kann. Sie hat gelernt, konzentrierter zu arbeiten. Die Perlen haben ihre Kritiker davon abgelenkt, wie Mrs. Thatcher ihren inneren Stahl geschärft hat.

Ihre "enorme Konzentrationsfähigkeit" und ihre Fähigkeit, mit weniger Schlaf auszukommen, wurden schon früh von ner Schulfreundin bemerkt. Und obwohl sie oft müde war, war ihre Fähigkeit, hart zu arbeiten, gut zu beobachten.

Es war der Sieg des Geistes über das Fleisch. Das kommt vom Methodismus ihrer Kindheit, der Pflicht und Gewissenhaftigkeit betont. Sie und andere Politiker hatten die Möglichkeit, es sich einfacher zu machen. Ihr Leben hat ihre Bemühungen nicht immer belohnt. Sie mussten nicht durchhalten.

Es war die Kombination aus Ausdauer, Lernen, Ideen, Energie und Entschlossenheit, die ne Frau, von der kaum jemand etwas erwartet hat, die keine Erfahrung im Kabinett hatte und nur ne sehr kleine Basis hatte, im Alter von fünfzig Jahren aus dem Nichts zu ner großen Staats- und Regierungschefin gemacht hat. Sie hatte Glück, aber sie war nicht passiv. Sie hat das Glück genutzt, und sie war entschlossen und mutig. Sie hat sich schnell entschieden und nie daran gezweifelt, dass es die richtige Entscheidung war. Diese Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, hat sie schon früher gezeigt. Und immer wieder wurde sie unterschätzt. Sie hat ihr eigenes Glück gemacht, Chancen genutzt, vor denen andere zurückgeschreckt sind, und ihre Zögerlichkeit mit rücksichtsloser Sicherheit ausgenutzt.

Jedes Mal, wenn das Schicksal eingegriffen hat, war sie bereit.

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