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Ach, ja, die kreative Ader, ne? Der David Ogilvy hat mal gesagt: "Große Ideen kommen aus dem Unbewussten. Aber dein Unbewusstes muss gut informiert sein, sonst ist deine Idee irrelevant." Stimmt doch, oder? Klingt einleuchtend.
Der Graham Wallas, Mitbegründer der London School of Economics, der hat das mal in vier Phasen aufgeteilt, die Geburt von kreativen Ideen: Vorbereitung, Inkubation, Illumination, also Erleuchtung, und dann die Verifizierung, die Überprüfung.
Und da fällt mir direkt der Kazuo Ishiguro ein, der Nobelpreisträger. Der hat ja mal erzählt, wie er seinen Roman "Was vom Tage übrig blieb" in nur vier Wochen geschrieben hat. Krass, oder? Aber das Interessante daran ist, dass der kreative Prozess schon viel früher angefangen hat, bevor er überhaupt den Stift in die Hand genommen hat.
Also, erstmal die Vorbereitung: Der Ishiguro hat alles aufgesaugt, was er über den Schauplatz seines Romans finden konnte. Bücher über britische Bedienstete, über Politik, über Außenpolitik in der Zwischenkriegszeit. Das war bestimmt so ein Gear-2-Zustand, voller Energie, um das alles zu verarbeiten.
Dann kam die Inkubation: Er hat sein Projekt erstmal beiseitegelegt und sich fast ein Jahr lang mit sozialen Dingen beschäftigt. Er hat also nicht aktiv versucht, seine Ideen zu bebrüten, sondern sie sind einfach in seinem Unterbewusstsein gereift, so vor sich hin gegammelt.
Und dann, die Illumination und Verifizierung: Der Ishiguro hat sich zu Hause eingeschlossen und ist in die Welt seines Romans eingetaucht. Er hat wie ein Besessener geschrieben, mit so viel Energie, dass viele Szenen entstanden sind, die überhaupt nicht ins Buch gepasst haben. Aber er hatte eben auch diese wichtigen, kreativen Durchbrüche. War wahrscheinlich wieder so ein Gear-2-Zustand, diese Energie, die ihm beim Brainstorming geholfen hat. Er sagte, das Wichtigste war, die Ideen zum Vorschein zu bringen und wachsen zu lassen. In dieser Phase war die fiktive Welt für ihn realer als die eigentliche. Er hat seine Aufmerksamkeit von der Außenwelt abgezogen und sie nach innen gerichtet, in dieses "Darlington Hall" seines Romans. Und nach vier Wochen in dieser Welt war "Was vom Tage übrig blieb" fertig.
Egal ob man ein kompliziertes Problem lösen will, eine neue Idee braucht oder einen Roman schreiben möchte, der Geist wird von einem Prozess und einem Ziel angetrieben. Das Ziel ist es, die neue Idee oder die Lösung zu finden. Und dafür muss man manchmal den Aufmerksamkeitsfokus weiten, um Details wahrzunehmen, die vielleicht nicht direkt relevant erscheinen. Wenn die Aufmerksamkeit zu sehr auf das Ziel fokussiert ist, dann wird man weniger abenteuerlustig und das Denken wird eingeengt.
Wie gesagt, die Aufmerksamkeit weitet sich ja in den niedrigeren und höheren Energiezuständen in Gear 2. Der Fokus wird "undichter", und die Gedanken können vom eigentlichen Ziel abschweifen. Im niedrigen Energiezustand ist die Aufmerksamkeit schwächer, während sie im hohen Energiezustand stärker ist. Das führt dann zu zwei verschiedenen Arten von Kreativität.
Also, bei spontanen Einsichten, wenn man sich im weniger energetischen Bereich von Gear 2 befindet, dann ist der Geist ruhig und entspannt. Man kann sich zwar konzentrieren, aber man kann die Gedanken auch schweifen lassen. Wenn man die Aufmerksamkeit von allen Ankern löst und sie einfach sanft schweben lässt, dann überlässt man das Feld dem Unterbewusstsein, damit es die Gedanken bebrüten und Einsichten katalysieren kann. Dieser weniger energetische, etwas verträumte Zustand bereitet den Geist auf spontane Kreativität vor, und man kann spontanen Ideen folgen, sobald sie auftauchen, indem man die Aufmerksamkeit nach Belieben verengt. Wenn man die Aufmerksamkeit vom Ziel löst, dann kann man auch das Gesamtbild aus der Ferne betrachten und eine neue Perspektive gewinnen.
Man kann diesen Zustand erreichen, wenn man etwas tut, das einen wach hält und Aufmerksamkeit erfordert, aber die Aufmerksamkeit nicht zu stark bindet. Das erklärt, warum so viele Leute beim Spazierengehen, Joggen, Duschen oder beim Abwaschen plötzlich Momente der Eingebung haben, aber eher selten bei Meetings, beim Nachrichten schauen oder wenn sie unter Zeitdruck arbeiten.
Langeweile und "Leerlauf" während langweiliger Meetings bieten super Gelegenheiten, um in diesen Zustand zu gelangen, solange man entspannt ist und der Geist nicht von drängenden Sorgen oder aufdringlichen Gedanken beschäftigt ist. Die Lethargie, die so ein Meeting auslösen kann, kann der Aufmerksamkeit helfen, abzuschweifen, ohne dass man Gear 2 verlässt, weil man ja trotzdem noch etwas aufpassen muss, falls man aufgerufen wird.
"Um die Ecke denken", das ist dann eher im energetischeren Bereich von Gear 2. Da fühlt sich der Geist schärfer und schneller an. Man kann sich zwar auch da konzentrieren, aber der Geist ist immer bereit, das Unbekannte zu erkunden, angetrieben von einer inneren Energie. Der Aufmerksamkeitsfokus ist weiter, und das Radar erfasst Details, die man vorher nicht sehen konnte. Lösungen, die vorher unsichtbar waren, tauchen plötzlich auf. Der höhere Noradrenalinspiegel in diesem Zustand hilft dem Geist, alte Denkweisen loszulassen und neue anzunehmen. Man denkt mehr lateral, man beugt die Regeln, und man kann schnell neue Regeln lernen. Wenn man dann neue Ideen gesammelt hat, muss man den Fokus verengen und jede Idee genau prüfen, um zu sehen, ob sie überhaupt was taugt, was man ja in Gear 2 gut machen kann.
Diese Art von divergentem Denken erfordert Freiheit von Einschränkungen und Regeln. Wenn man zu sehr auf das Ziel fokussiert ist oder Angst hat, dass unkonventionelle Ideen abgetan oder lächerlich gemacht werden, dann nehmen die Fähigkeiten zum divergenten Denken ab. Überraschenderweise wird divergentes Denken sogar durch körperliche Einschränkungen gehemmt, zum Beispiel, wenn man sich nicht frei bewegen kann oder in einer starren Position sitzen muss. In einem Experiment hat man die Deckenhöhe nur um 60 Zentimeter erhöht, von 2,40 Meter auf 3 Meter, und schon haben die Leute expansiver gedacht. Vielleicht erklärt das, warum Spaziergänge oder Läufe im Freien, wo die "Decke" so hoch ist wie der Himmel, mentale Blockaden lösen und zu neuen Ideen inspirieren können.
Erfolgreiches innovatives Denken bedeutet, Verbindungen zwischen scheinbar unterschiedlichen Ideen zu finden. Ein Beispiel dafür ist Toshiyuki Murakami, der japanische Erfinder der Regenschirm-Verpackungsmaschinen. Die stehen ja überall in Asien an Eingängen zu Einkaufszentren und Hotels. Diese Maschinen verpacken den nassen Regenschirm in eine Zellophanfolie, damit er bei Monsunregen nicht überall tropft. Das Geniale an der Maschine ist, wie schnell und reibungslos das Ganze abläuft.
Der Murakami hat mal in einem Interview erzählt, dass die Idee für den Mechanismus der Maschine von einem Schuhlöffel inspiriert wurde. Ein Schuhlöffel, ja? Den würde man jetzt nicht unbedingt mit einem Regenschirm in Verbindung bringen, aber der kreative Geist von Murakami hat die beiden Dinge verbunden und das Schuhlöffelkonzept als Grundlage für die Maschine verwendet: einen Regenschirm in eine Tüte zu stecken, ist so ähnlich wie seinen Fuß in einen widerspenstigen Schuh zu stecken. Während der Entwicklung stieß er dann auf ein neues Problem: Eine Zellophantüte, anders als ein normaler Schuh, ist ja notorisch schwer zu öffnen. Das Problem hat er dann gelöst, indem er einen Regenschirm wie einen Brief betrachtet hat. Wenn man einen Briefumschlag öffnet, ist eine Kante höher als die andere, so dass man den Brief leicht hineinschieben kann. Indem er die Öffnung jeder Zellophanhülle asymmetrisch gestaltete, so dass eine Kante höher liegt als die andere, kann man die Spitze des Regenschirms glatt hineinschieben, genau wie einen Brief in einen Umschlag. Clever, oder?
Der Psychologe Colin Martindale hat mal gesagt, je mehr Elemente sich jemand gleichzeitig vor Augen führen kann, desto wahrscheinlicher ist eine kreative Idee. Man kann sich Kreativität vielleicht so vorstellen, dass man an einem kalten, regnerischen Sonntagabend ein Abendessen zaubern muss. Je mehr verschiedene Zutaten man im Küchenschrank hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass man neue Wege findet, sie zu einem spektakulären Gericht zu kombinieren.
Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie eine Erweiterung der Perspektive bei der Problemlösung hilft, kommt aus dem Zweiten Weltkrieg. Die US-Regierung beauftragte eine Forschungsgruppe herauszufinden, wo man strukturelle Verstärkungen an Jagdflugzeugen anbringen sollte. Die Forschungsgruppe hat sich erstmal die vorhandenen Daten angesehen, wo die zurückkehrenden Flugzeuge am häufigsten getroffen wurden. Sie schlussfolgerten, dass die Bereiche mit den meisten Einschusslöchern am dringendsten zusätzlichen Schutz benötigen. Der Mathematiker Abraham Wald wies auf den Fehler in dieser Logik hin. Er schlug vor, sich die Daten anzusehen, die sie nicht hatten: die Flugzeuge, die nicht zurückgekehrt waren. Was wäre, wenn die Flugzeuge mit den Einschusslöchern zurückfliegen konnten, weil sie an diesen Stellen getroffen wurden? Das führte dann zu der Erkenntnis, dass die Teile des Flugzeugs verstärkt werden mussten, die keine Einschusslöcher in den Flugzeugen aufwiesen, die es zurückgeschafft hatten.
Manche Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass man mit etwas Übung seine Fähigkeit verbessern kann, Verbindungen zwischen unterschiedlichen Konzepten zu erkennen, indem man seine Aufmerksamkeitsfokus bewusst erweitert.
Forscher der Universität Heidelberg haben gezeigt, dass sich die Aufmerksamkeit von Spielern einer Mannschaftssportart verengt, wenn sie sich auf eine bestimmte Strategie konzentrieren sollen. Wenn sie jedoch ohne Strategie spielen, dann weiten sie ihre Aufmerksamkeit und gehen komplexe Situationen kreativer und unkonventioneller an. Wenn eine Gruppe von Kindern diese Strategie zur "Aufmerksamkeitserweiterung" eine Stunde lang, zweimal pro Woche über sechs Monate übte, dann wurden sie besser darin, periphere Informationen zu nutzen, um kreative Ideen zu entwickeln.
Diese Prinzipien lassen sich im Allgemeinen auf die Wissensarbeit anwenden: Man kommt eher auf innovative Ideen und originelle Erkenntnisse, wenn man seinen Ansatz über enge Geschäftsziele hinaus erweitert und in den kreativen Prozess eintaucht, einfach um seiner selbst willen.
Ja, das Spielen ist auch wichtig!
Der britische Schauspieler John Cleese hat mal erzählt, dass Alfred Hitchcock, wenn er bei der Arbeit an einem Drehbuch eine kreative Blockade hatte, einfach aufgehört und "eine Geschichte erzählt hat, die nichts mit der Arbeit zu tun hatte". Das hat die Co-Autoren erstmal wütend gemacht, aber sie haben dann gemerkt, dass es darum ging, den Druck abzubauen. Die Idee kam immer dann, wenn der Druck weg war.
Kreativität ist ja unmöglich, wenn man unter Druck steht. Also ist es höchst unwahrscheinlich, dass man auf neue Ideen kommt, wenn man unter Angst vor Verurteilung, einer Kultur der Schuldzuweisung, Wettbewerb oder irgendeiner Art von Anspannung arbeitet. Ideen entstehen am ehesten, wenn das Gehirn von dem geleitet wird, was es am meisten mag, und wenn es sich frei auf neue Wege begeben kann, ohne Angst haben zu müssen, dass diese ins Nichts führen. Das Spielen bietet dafür den perfekten Rahmen. Der Geist wechselt in einen Zustand unbeschwerten Experimentierens und erkundet mit Begeisterung, genau wie ein Kind.
Das Spielen hat viele Gemeinsamkeiten mit den Kernansätzen der Wissensarbeit. Erstens ist das Spielen intrinsisch motiviert, also getrieben von Neugierde, Vergnügen und anderen inneren Belohnungen. Zweitens kann das Spielen einen Flow-Zustand auslösen. Und das Spielen bringt einfach Spaß an den Arbeitsplatz.
Auch das Umfeld spielt eine Rolle.
Claude Shannon schrieb seine bahnbrechende Arbeit, die das Informationszeitalter einleitete, während er in den AT&T Bell Laboratories in New Jersey arbeitete. Die Bell Labs waren wahrscheinlich das größte Kreativitätszentrum der Neuzeit und brachten den Transistor, den Laser, das Charge-Coupled Device und die Photovoltaikzelle hervor. Obwohl die Einrichtung die besten Köpfe in jedem Bereich auswählte, lag das Geheimnis ihrer außergewöhnlichen Kreativität vielleicht nicht nur in den talentierten Leuten, die dort arbeiteten, sondern auch in der Architektur ihres einzigartigen Aufbaus.
Die Bell Labs waren ein industrielles Forschungslabor, das sich der Erfindung von Technologien und der Entwicklung von Lösungen für reale Probleme widmete, die schnell in eine Produktionspipeline überführt werden konnten. Die daraus resultierenden Durchbrüche hatten oft weltverändernde Auswirkungen, was den Forschern ein spürbares Gefühl von Sinn und Handlungsfähigkeit gab. Der Direktor der Bell Labs zu Shannons Zeit, Mervin Joe Kelly, war von der Vorstellung geleitet, dass Führung und Teamwork zwar wichtig sind, dass aber "kreative Ideen und Konzepte im Kopf einer einzelnen Person geboren werden". Kelly versuchte daher, das optimale Ökosystem für die Herstellung solcher Ideen zu schaffen. Er betrachtete die Grundlagenforschung als einen wertvollen Speicher, eine "nicht terminierte" Zone, in der die Forscher die Freiheit hatten, in ihrem eigenen Rhythmus und Tempo zu arbeiten, ohne an Termine oder die Angst vor finanziellen Sorgen gebunden zu sein. Die Finanzierung von Forschungsprojekten war garantiert. Das Gehalt der Forscher war von ihrer Forschung entkoppelt und stattdessen an ein leistungsbasiertes Ranking-System geknüpft, das einen gesunden Wettbewerb anregte. Es gab keine kurzfristigen Ziele, die einen kontinuierlichen, linearen Output erforderten, so dass sich die Forscher auf langfristige Ziele konzentrieren konnten, ohne Zeit damit zu verschwenden, kurzfristige Fortschritte nachzuweisen, um die Finanzierung des Projekts zu rechtfertigen.
Auch die räumliche Anordnung der Bell Labs war förderlich für die Ideengenerierung und gab den Forschern die Möglichkeit, zwischen konvergentem Fokus und divergentem Denken zu wechseln. Wer sich konzentrieren wollte, konnte sich in sein eigenes Büro zurückziehen. Aber wenn man an einem Problem feststeckte oder Inspiration brauchte, dann konnte man einen Spaziergang auf dem langen Korridor vor dem Büro machen, wo man vielleicht einen Forscher aus einem anderen Bereich traf oder einen Blick in das Labor eines anderen werfen konnte: Zufällige Begegnungen, die einem eine neue Perspektive geben oder zu einem Aha-Erlebnis verhelfen konnten. Ein Speisesaal hinter einem großen, hellen Atrium bot allen Forschern einen gemeinsamen Raum, um Kontakte zu knüpfen und den Austausch von Ideen und Wissen zu fördern. Die ungezwungene Atmosphäre innerhalb der Bell Labs gab den Forschern auch die Freiheit, ihre vielfältigen, kreativen und oft skurrilen Interessen auszuleben: Auf einem bekannten Foto von Shannon fährt er Einrad durch einen Korridor.
Die Bell Labs waren also wie ein Gewächshaus für Ideen, nur dass sie nicht seltene und außergewöhnliche Pflanzen beherbergten, sie mit den hochwertigsten Nährstoffen versorgten und sie sich gegenseitig bestäuben und wachsen ließen, sondern die besten Forscher des Fachs beherbergten, sie mit Sinn, Handlungsfähigkeit und kreativer Freiheit versorgten und ihre Ideen sich gegenseitig bestäuben und zu neuartigen und aufkommenden Lösungen heranwachsen ließen.
Dieses "Gewächshausmodell" ist besser für die Ideengenerierung als die traditionellen, ergebnisorientierten, zielorientierten und termingesteuerten Arbeitspraktiken, die mit dem rhythmischen Output des kreativen Denkprozesses nicht vereinbar sind. Das Gewächshausmodell ist aber finanziell oft nicht machbar. Eine Möglichkeit, das zu umgehen, ist ein rotierendes Kreativitätsteam, in dem jeder Mitarbeiter eine bestimmte Zeit verbringen kann. Während ihrer Zeit im Team arbeiten die Mitglieder an einem Problem in einem Bell Labs-ähnlichen Ökosystem, mit einem sinnvollen Anreiz zur Lösung des Problems, aber ohne Anforderungen, Termine oder Erwartungen an kurzfristige Fortschritte. Die Führungskräfte erläutern das Problem, stellen Ressourcen zur Verfügung und lassen ihre Mitarbeiter einfach machen.
Aber heutzutage sind die Probleme komplexer.
Die Herausforderung bei der Lösung von Problemen im KI-gesteuerten Wissenszeitalter besteht darin, dass die Probleme dynamisch sind, das heißt, dass sich die Ziele und Hindernisse ständig ändern. Vertraute Probleme können sich plötzlich in völlig neue Rätsel verwandeln, so dass jede Lösung, an der man arbeitet, fast über Nacht veraltet sein kann.
Wenn man in das Vergnügen eintauchen kann, das Problem zu lösen, und nicht zu viel über das Ergebnis nachdenkt, dann ist es wahrscheinlicher, dass man die mentale Ausdauer aufbringt, die für die mehrstufige, komplexe Problemlösung erforderlich ist. Ansonsten kann die Motivation schnell in Frustration umschlagen, weil man sich durch die sich ändernden Ziele orientierungslos fühlt. Wenn man Freude daran hat, ein Problem zu lösen, dann machen wechselnde Ziele und Hindernisse die Sache interessanter und angenehmer. Intrinsische Motivation kann helfen, in einen Gear-2-Zustand mit hoher Energie zu gelangen, und dieser Zustand ermöglicht es, auf die Fähigkeiten zuzugreifen, die für diese Art der Problemlösung am hilfreichsten sind. Er ermöglicht es dem Gehirn, sich zu konzentrieren und gleichzeitig flexibel zu sein, so dass man sich schnell an veränderte Ziele anpassen kann. Ein Gear-2-Zustand mit hoher Energie ist auch perfekt für flüssiges Denken.
Das Denken kann fließend und kristallisiert sein.
Ein Problem kann vertraut oder unbekannt sein. Wenn man vor einem Problem steht, das einem bereits bekannt ist, dann greift man eher auf kristallisiertes Wissen zurück, das heißt, man verwendet Wissen, Informationen und Fähigkeiten, die man bereits besitzt. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung einer Software, die einer bereits entwickelten Software ähnelt.
Wenn das Problem aber ganz neu ist, dann verwendet man fließendes Wissen, das auf Logik, Experimenten und Vernunft beruht. Zum Beispiel, wenn man noch nie gekocht hat und auf einer einsamen Insel ohne Internet einen Kuchen backen muss, dann verwendet man fließendes Wissen.
Eine fokussierte Gear-2-Denkweise hilft beim kristallisierten Wissen, weil sie es ermöglicht, die Aufmerksamkeit auf die Informationen und Ideen zu richten, die man bereits hat. Wenn man leicht in einen Gear-2-Zustand mit hoher Energie wechselt, dann bereitet das auf flüssiges Denken vor. Es konfiguriert das Gehirn so, dass es formbar und plastisch ist, so dass man beschleunigt lernt, und es erweitert den Aufmerksamkeitsbereich, so dass man um die Ecke denkt. Wenn man sich auf unbekanntem Terrain bewegt und flüssiges Denken anwendet, dann braucht man die Motivation, das Unbekannte zu erkunden, die Aufmerksamkeit, um Details zu erkennen, die sich im Verborgenen aufhalten, und die Flexibilität, alte Regeln schnell zu verwerfen und neue zu lernen.
Da Maschinen immer mehr menschliche Gehirnarbeit übernehmen, wird flüssiges Denken immer wertvoller werden, besonders in einer Welt, in der das Tempo des technologischen Wandels dynamische Probleme hervorbringt, die man noch nie zuvor erlebt hat.
Ja, und wie geht man da am besten vor?
Beim kreativen Lösen eines Problems durchläuft man verschiedene mentale Zustände, wobei jeder Zustand einem die richtigen Werkzeuge für die jeweilige Phase der Reise gibt. Die Reise selbst erfordert Änderungen der Geschwindigkeit, die Konvergenz und Divergenz des Fokus und den Rückzug aus der äußeren und den Eintritt in die innere Welt.
Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist es, den Geist von allem zu befreien. Der ideale mentale Zustand dafür ist Gear 1, wo die Aufmerksamkeit zu schwach ist, um sich lange auf etwas zu konzentrieren, und ohne Verpflichtung schwebt. Wahrscheinlich befindet man sich morgens als erstes und abends als letztes in diesem "Offline"-Zustand, was ja auch die beliebtesten Zeiten für kreatives Denken sind.
Für den nächsten Schritt ist es hilfreich, sich genau darauf zu konzentrieren, was man erreichen will, und das Gebiet des Problems auf seinen Kern zu reduzieren. Jedes überflüssige Detail lenkt ab und macht das Signal verrauscht. Dazu muss man seinen Fokus verengen und ihn auf den Mittelpunkt des Problems konzentrieren. Das geht am besten in Gear 2. Wenn man also von Gear 1 startet, dann kann man mit einer Aktivität, die den Gang erhöht, wie zum Beispiel das Hören von schneller Musik oder eine kurze Trainingseinheit, vor dieser Phase und der Quiet Eye-Technik oder einer Version davon, wie zum Beispiel einer kurzen, fokussierten Aufmerksamkeitsmeditation, unmittelbar bevor man beginnt, helfen, den richtigen Geisteszustand zu erreichen.
Im weiteren Verlauf der Reise muss man dann entscheiden, wann man passiv und wann man aktiv denken soll. Wenn man an eine Wand stößt und keinen Ausweg sieht, dann kann es helfen, den Fuß vom Gas zu nehmen und den Geist in einen Gear-2-Zustand mit niedriger Energie schweifen zu lassen. Hier schwebt die Aufmerksamkeit teilweise und konzentriert sich teilweise; die Perspektive weitet sich, und das Unterbewusstsein kann helfen. Da man sich immer noch in Gear 2 befindet, kann man schnell auf neue Ideen oder Einsichten eingehen und sie verfolgen. Ein Spaziergang oder etwas, das einen nicht zum Nachdenken zwingt, kann diesen Zustand anregen. Manchmal macht man aber auch durch aktives Denken Fortschritte, zum Beispiel, wenn man Ideen sammeln oder aktiv eine Gedankenkette verfolgen will, die einen in unbekanntes Gebiet führt. Eine kurze körperliche Betätigung kann helfen, die Voraussetzungen für diesen Gear-2-Zustand mit hoher Energie zu schaffen. Gelegentlich stößt man auf Hindernisse, die unüberwindbar erscheinen. In solchen Fällen kann es am besten sein, die Arbeit ganz zu lassen, das Unterbewusstsein das Problem in Gear 1 bearbeiten zu lassen und zu ihm zurückzukehren, wenn man geistig erfrischt ist.
Wenn einem eine andere Art von kreativer Tätigkeit leichter fällt als die kreative Aufgabe, an der man gerade arbeitet, dann bereitet sie den Geist auf die jeweilige kreative Aufgabe vor. Die Frau von Albert Einstein hat mal gesagt, dass er das oft so gemacht hat. Wenn Einstein tief in ein Problem vertieft war, dann kam er aus seinem Arbeitszimmer, setzte sich an sein Klavier, spielte ein paar Akkorde und kehrte dann zu seinem Problem zurück. Das Spielen schien Einsichten auszulösen, die er schnell notierte und dann in sein Arbeitszimmer zurückkehrte, um sie zu festigen. Diese ungewöhnliche Praxis mag Einstein geholfen haben, außergewöhnliche Geisteszustände fast übermenschlicher Einsicht zu erreichen. Ja, so geht das!