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Okay, also, hallo erstmal! Ähm, ja, Kapitel zwölf, ne? Das ist... schon ein bisschen was, muss ich sagen. Also, pass auf: "Dein wahrer Norden". Klingt erstmal total esoterisch, aber eigentlich geht's nur darum, den richtigen Berg zu besteigen, verstehst du? Der gute alte Seneca hat mal gesagt: "Es gibt keinen günstigen Wind für den Seemann, der nicht weiß, wo er hinwill." Und da ist echt was dran.
Ich hab mal 'nen Kompass von meinen Eltern zum Geburtstag bekommen. Da stand drauf: "Sahil – Damit du immer weißt, wo dein wahrer Norden liegt. Mama und Papa". Super lieb, aber die Message dahinter war eigentlich noch viel wichtiger: Im Leben geht's um Richtung, nicht um Geschwindigkeit. Also, echt mal!
Es gibt ja diese Geschichte von König Pyrrhus von Epirus, der im dritten Jahrhundert vor Christus gegen die Römer gekämpft hat. Wollte die so schnell wie möglich fertigmachen. Hat die Schlacht gewonnen, aber am Ende den Krieg verloren. Und weißt du, so geht's vielen Leuten auch. Um das zu vermeiden, muss man sich halt auf die Richtung konzentrieren. Den Kompass immer schön auf den wahren Norden ausgerichtet halten.
Und wie macht man das? Mit Zielen und Anti-Zielen! Das ist quasi die Kalibrierung des Kompasses. Das eine passt zum anderen: Dein "Life Razor", also quasi deine Identität, wer du bist und wofür du stehst, und dann der Kompass, der dir zeigt, wo's hingeht, deine Vision für die Zukunft. Den "Life Razor" brauchst du, wenn's schwierig wird, aber der Kompass sagt dir, wo's langgeht, wenn du dein Traumleben baust.
Also, die Zielsetzung besteht aus zwei Dingen: Ziele und Anti-Ziele. Ziele sind die Sachen, die du erreichen willst. Große, langfristige Ambitionen, aber auch so mittelfristige Checkpoints. Wenn das langfristige Ziel der Gipfel ist, dann sind die mittelfristigen Ziele die Camps auf dem Weg nach oben. Logisch, ne? Also, überleg dir, was du wirklich erreichen willst. Einen großen Gipfel, und dann von da aus zurück zu den Campsites.
Anti-Ziele sind das Gegenteil. Das sind die Sachen, die wir auf keinen Fall wollen, wenn wir unsere Ziele erreichen. Der Unternehmer Andrew Wilkinson hat das mal gesagt. Er meinte, sein eigentliches Ziel war es, Spaß an der Arbeit zu haben, aber ohne die ganzen Probleme, die seine erfolgreichen Freunde hatten: übervolle Terminkalender, ständig auf Reisen, keine Zeit für die Kinder, zu wenig Schlaf.
Er und sein Partner waren große Fans von Charlie Munger, der mal gesagt hat: "Ich will nur wissen, wo ich sterben werde, damit ich da nie hingehe." Und das hat sie zum Nachdenken angeregt: Sie mussten das Problem umkehren. Genauso wie sie Ziele hatten, was sie erreichen wollten, brauchten sie Anti-Ziele: Dinge, die sie vermeiden wollten.
Also, Anti-Ziele sind quasi wissen, wo du (metaphorisch) sterben wirst, damit du da nie hingehst. Wenn die Ziele dein Gipfel sind, dann sind die Anti-Ziele das, was du beim Klettern nicht opfern willst – deine Zehen, deine Nerven, dein Leben. Du willst den Gipfel erreichen, aber nicht um jeden Preis.
Zum Beispiel, wenn dein Ziel ist, CEO zu werden, dann könnten deine Anti-Ziele sein, mehr als zehn Tage im Monat von deiner Familie weg zu sein, deine Gesundheit durch Stress und Reisen zu ruinieren oder deine moralischen Standards zu senken, um Profitziele zu erreichen. Du willst das Ziel erreichen, aber nicht, wenn das diese negativen Folgen hat.
Um Anti-Ziele zu finden, guck dir deine Ziele an, aber denk nicht über das tolle Ergebnis nach, sondern dreh das Problem um: Was sind die schlimmsten Dinge, die passieren könnten, wenn du diese Ziele verfolgst? Was könnte dazu führen, dass diese schlimmsten Dinge passieren? Was wäre ein Pyrrhussieg – die Schlacht gewinnen, aber den Krieg verlieren? Und dann such dir ein bis drei Anti-Ziele für jedes langfristige Ziel aus.
Wenn Ziele und Anti-Ziele stehen, ist der Kompass kalibriert.
Und dann brauchst du noch ein High-Leverage System. Wenn Ziele und Anti-Ziele die Richtung vorgeben, dann sind die High-Leverage Systeme der Motor, der dich in die Zukunft bringt. James Clear hat mal gesagt: "Du steigst nicht zum Level deiner Ziele auf. Du fällst zum Level deiner Systeme."
Systeme sind die täglichen Handlungen, die Fortschritt bringen. Und Leverage verstärkt das Ergebnis eines Inputs. High-Leverage Systeme sind also die täglichen Handlungen, die den Fortschritt verstärken. Um das zu verstehen, gucken wir uns mal Lionel Messi und Warren Buffett an.
Messi, der geht ganz langsam auf dem Platz rum. Aber das ist keine Faulheit, sondern Strategie. Und Buffett, der macht auch nicht viel, wartet aber auf die richtige Gelegenheit. Beide konzentrieren ihre Energie auf die wichtigen Momente und ignorieren den Rest. Sie arbeiten clever, nicht hart.
Messi und Buffett verstehen die Macht von High-Leverage Systemen. Die meisten Leute arbeiten in einer linearen Beziehung von Input und Output, aber Messi und Buffett konzentrieren sich auf die Aktionen und Entscheidungen, die viel Output für wenig Input bringen. Sie durchbrechen die lineare Beziehung und schaffen asymmetrische Ergebnisse.
Also, wir sollten uns das merken. Am Ende jedes Abschnitts gibt's Anleitungen für High-Leverage Systeme. Such dir die Aktionen aus, die dich deinen Zielen näher bringen.
Dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht in die "An/Aus"-Falle tappen. Früher dachte man, man kann sich nur auf ein oder zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren. Aber wenn man eins zu lange ignoriert, dann kriegt man es nie wieder an. Wenn du dich in deinen Zwanzigern und Dreißigern nicht um deine Beziehungen kümmerst, dann hast du die in deinen Vierzigern nicht mehr. Wenn du in deinen Vierzigern und Fünfzigern nicht auf deine Gesundheit achtest, dann hast du die in deinen Sechzigern nicht mehr.
Also, wir brauchen einen Dimmer-Schalter, nicht nur An und Aus. So kannst du deine Werte und Ziele für die aktuelle Saison priorisieren, ohne irgendwas ganz abzuschalten.
Stell dir mal so einen Lebensweg vor: In der ersten Phase baust du deine Karriere und deine Finanzen auf. Finanzielle und geistige Gesundheit sind wichtig. Aber du willst nicht, dass Zeit, soziale Kontakte und körperliche Gesundheit darunter leiden, also baust du ein paar High-Leverage Systeme ein, um die zu pflegen.
In der zweiten Phase gründest du eine Familie. Zeit und soziale Kontakte sind wichtig. Aber du willst nicht, dass Karriere und Finanzen darunter leiden, also baust du wieder High-Leverage Systeme ein.
In der dritten Phase haben Familie und Job nicht mehr die oberste Priorität, du willst deine Gesundheit verbessern. Geistige und körperliche Gesundheit sind wichtig. Aber du willst nicht, dass soziale Kontakte und Finanzen darunter leiden.
In der vierten Phase bist du im Ruhestand. Du willst deine Beziehungen pflegen. Soziale Kontakte sind wichtig. Und du willst nicht, dass die anderen Bereiche darunter leiden.
Der Dimmer-Schalter nimmt auch den Druck raus, ständig in allen Bereichen Fortschritte machen zu müssen. Es gibt Phasen des Wachstums und Phasen der Pflege für jeden Bereich. Genieße jede Phase und positioniere dich für die nächsten Phasen entsprechend deiner Werte und Ziele.
Und ganz wichtig: regelmäßige Kurskorrekturen! Kleine Abweichungen können schlimme Folgen haben. Du brauchst einen Prozess, um den Kurs in Echtzeit anzupassen.
Am Ende jedes Monats frag dich: Was ist im Moment wirklich wichtig in meinem Leben, und passen meine Ziele noch dazu? Sind meine High-Leverage Systeme noch gut? Und bin ich in Gefahr, meine Anti-Ziele zu verletzen? Das dauert nur eine halbe Stunde, aber es hilft, auf dem richtigen Weg zu bleiben.
Am Ende jedes Quartals stell dir zusätzlich diese Fragen: Was gibt mir gerade Energie? Was zieht mir Energie? Wer sind die Bremsklötze in meinem Leben? Und was vermeide ich aus Angst?
Indem du das regelmäßig machst, bleibt dein Kompass kalibriert.
Ich hab mal einen Brief an mein zukünftiges Ich geschrieben. Als ich den dann Jahre später aufgemacht habe, war ich echt überrascht. Da stand zum Beispiel drin, dass ich meine Eltern öfter sagen soll, dass ich sie liebe. Und dass ich an mir arbeiten soll. Und dass ich Spaß haben soll.
Das Verrückte war: Die Antworten waren schon in mir drin, ich hatte nur noch nicht die richtigen Fragen gefunden.
Dieses Buch hat auch nicht die Antworten – die hast du schon. Es hilft dir nur, die richtigen Fragen zu stellen. Schreib mal einen Brief an dein zukünftiges Ich. Denk darüber nach, wo du bist und wo du in ein paar Jahren sein willst. Stell dir diese Zukunft ganz genau vor.
Der Brief ist dein wahrer Norden. Diese Zukunft kannst du selbst erschaffen. Du hast die Antworten, jetzt musst du nur noch die richtigen Fragen stellen.