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Calculating...

Ja, hallo erstmal, äh, Kapitel 15, also... Sinnfindung, auch im ganz normalen Alltag, ne? Das ist ja oft gar nicht so einfach, also wirklich den Sinn zu finden. Ein Schriftsteller, Frederick Buechner, hat mal gesagt, deine Berufung, dein Purpose, ist da, "wo deine tiefe Freude auf die tiefe Not der Welt trifft." Ja, genau. Und manchmal verwechseln wir das halt mit Zielen setzen, ne? Ziele sind zwar gut, geben Richtung, stimmt schon. Aber Purpose, das ist mehr als nur Erfolg nach irgendeinem Maßstab. Das geht um Bedeutung, um was wirklich zählt. Ziele kann man erreichen, Purpose... der ist vielleicht nie ganz abgeschlossen, nie ganz gelöst.

Also, ne Berufung zu finden, ist weder einfach noch eine einmalige Sache. Ein Journalist, Po Bronson, hat mal über neunhundert Leute interviewt, was sie so mit ihrem Leben anfangen wollen, ob sie ihren Purpose gefunden haben oder suchen. Und er hat ein paar echt überraschende Sachen rausgefunden. Viele dachten, Purpose zu finden, ist egoistisch, dass es sie von ihren Lieben wegbringt. Oder dass es unpraktisch ist und sie pleite macht. Andere dachten, Purpose ist so geheimnisvoll, dass es ewig dauert, den zu finden.

Aber Purpose ist kein Luxusgut, ne? Wenn dein Leben darum geht, dich und deine Familie zu beschützen, ein Dach über dem Kopf zu haben, die Miete zu zahlen, dann kannst du dich immer wieder daran erinnern, dass das total wichtig ist, ne? Das ist sinnstiftend. Und das kann für den Moment reichen. Und für viele von uns heißt Purpose nicht, dass wir gleich den Job kündigen oder unser ganzes Leben umkrempeln müssen. Nee, Purpose ist, bereit zu sein, an sich zu arbeiten, zu gucken, wie wir unsere Fähigkeiten einsetzen können, um irgendein Bedürfnis zu befriedigen, egal ob groß oder klein.

Aber wie findet man das denn nun, diese Bedeutung im Leben? Frag dich mal ein paar Sachen. Studien zeigen, dass nur ein Drittel der Leute wirklich einen Purpose im Leben hat und diese Fragen bejahen würde:

Willst du anderen helfen, sie glücklicher machen oder ihr Leid lindern? Oder willst du die Welt irgendwie verbessern?

Glaubst du, du hast ein Talent, eine Fähigkeit oder eine Eigenschaft, mit der du das tun kannst?

Der Schlüssel ist, aber halt nicht der einzige, zu gucken, wann und wie du zu beiden Fragen "Ja" sagen kannst. Für viele von uns wartet der Purpose vielleicht gleich um die Ecke, oder er ist zu Hause versteckt. Man muss sich halt überwinden, ihn zu suchen.

Und dann gibt's da noch eine dritte Frage, die ist vielleicht schwieriger, aber die kann dich echt weiterbringen:

Wer bist du eigentlich?

Wir beschreiben uns ja oft über unsere Rollen, ne? Eltern, Ehepartner, Angestellter. Oder wie wir denken, dass wir sind, anhand unserer Erfolge und Misserfolge oder was andere von uns denken. Aber lass das mal kurz alles weg.

Bei der Frage "Wer bist du?" geht's darum, wer du sein solltest, die beste Version von dir. Die Version, die wirklich was in der Welt bewirkt, die Bedeutung hat, nicht nur Erfolg.

Leute, die ihren Purpose nicht kennen, fühlen sich oft schlechter als die, die einen haben. Ja, die Suche kann auch Angst machen. Es gibt sogar ein Wort dafür: Purpose-Angst.

Klar, wenn man sich hinsetzt und plant, den Purpose zu finden, klappt das nicht immer. Und im Büro, wo wir die meiste Zeit verbringen, finden wir ihn auch eher selten. Wenn doch, Glückwunsch! Aber die meisten von uns müssen woanders suchen. Und denk immer dran, Purpose hat was mit Absichten zu tun.

Du kannst natürlich bei einer Hilfsorganisation anfangen, ist ja auch super. Aber wenn du das nur machst, weil es sich gut anfühlt oder weil andere denken, das ist dein Purpose, dann bringt das vielleicht nicht so viel.

Mach's lieber für dich, weil es zu deinem "Warum" passt, nicht zu dem von anderen. Wenn du auf dein Bauchgefühl hörst, kann der Purpose plötzlich auftauchen, wenn du es am wenigsten erwartest. Aber du musst offen sein dafür. Wenn du dich in die richtigen Situationen bringst, kommt vielleicht der Moment, wo dich was ruft. Das ist der Grund, warum du hier bist, genau jetzt. Sei bereit, wenn der Ruf kommt.

Purpose ist nämlich total persönlich. Für einen Achtzehnjährigen, der überlegt, ob er studieren soll, sieht Purpose ganz anders aus als für seine 75-jährige Oma, die überlegt, wo sie ihren Lebensabend verbringt. Der Achtzehnjährige will vielleicht seinen Horizont erweitern, Leute kennenlernen, die anders denken als die in seiner Kleinstadt, rausfinden, was er noch nicht weiß.

Seine Mutter? Ihr Purpose ist vielleicht, einen Zweitjob anzunehmen, damit er studieren kann und seinen Purpose findet. Und die Oma? Ihr Purpose ist vielleicht, ihren Kindern und Enkeln emotional nah zu sein, während der Enkel in die Welt zieht und die Tochter sich Sorgen macht.

Neulich hab ich mit einer Bekannten gesprochen, die es grad nicht leicht hatte. Sie hat kleine Kinder, einen stressigen Job, und ihre Schwägerin hat sie um einen Gefallen gebeten. Die Tochter, also die Nichte meiner Bekannten, nimmt ein Auslandsjahr vor dem Studium und braucht eine Bleibe. Zuhause bei den Eltern, das klappt nicht so, die wohnen weit weg.

Meine Bekannte, Meghan, hat also gesagt: Ja, klar. Obwohl sie genug zu tun hat und das Haus grad umgebaut wird. Aber sie konnte nicht Nein sagen. Also zog die Nichte ein und hatte auch ihre eigenen Probleme.

Meghan wollte ihr helfen, ihren Weg zu finden. Die Nichte hatte ein Auto, das war schon mal gut. Sie konnte rumfahren, Erledigungen machen, ihre Cousine treffen. Ein Esser mehr am Tisch fiel kaum auf, und sie half im Haushalt. Aber wie kriegt man sie aus dem Haus, vom Sofa runter?

Meghan hat ihre Nummer an Freunde weitergegeben, die Babysitter oder Dogwalker suchten. Sie hat ihr die Kontaktdaten einer Bekannten gegeben, die ein Fußballprogramm leitet und Freiwillige suchte. Aber nichts hat geklappt. Bis sie ihre Nichte zu einer Gruppe von Müttern gebracht hat, die in einer Garage trainieren, mit einem super Trainer.

Am Anfang fand die Nichte es peinlich, mit den älteren Frauen rumzuhängen, und das Training war auch hart. Aber Meghan hat sie immer wieder hingeschickt. Und irgendwann ist was passiert: Die Nichte kam auch ohne Meghan zum Training. Sie hatte Anschluss gefunden, fühlte sich stärker und wohler in der Gruppe, die sie unterstützt hat. Die Trainerin war nicht überrascht, sie hatte schon viele Leute in ihrer Garage gesehen, die Trost gefunden haben im gemeinsamen Schweiß und der Unterstützung der Gruppe.

Aber was mich an der Geschichte am meisten interessiert hat, war nicht die Nichte, sondern Meghan. Wie sie durch die Aufgabe, ihrer Nichte zu helfen, selbst aufgeblüht ist. Sie hatte ja selbst genug zu tun, aber die Freude, die Nichte aufblühen zu sehen, hat ihr einen Sinn im Leben gegeben, den sie gar nicht vermisst hatte.

Ihre Kinder waren ja schon fast groß, brauchten nicht mehr so viel Aufmerksamkeit. Und plötzlich, als sie sich um ihre Nichte kümmern konnte und all ihre Freundinnen mitgeholfen haben, hat sie gemerkt, dass ihre Rolle als Mutter noch nicht vorbei ist. Es gab da noch eine neue Art des Mutterseins, die um die Ecke wartete. Und vielleicht, nur vielleicht, weiß sie jetzt, wie es geht.

Wir Menschen können über uns selbst nachdenken, über unsere Vergangenheit und Zukunft. Das gibt uns die Möglichkeit, einen Sinn im Leben zu finden.

Wenn man keinen Sinn im Leben hat, kann man dahinvegetieren. Aber Studien zeigen, dass ein Purpose viele Vorteile hat. Leute mit Purpose haben weniger Stress, mehr positive Gefühle, weniger körperliche Beschwerden und sind gesünder.

Ich hab neulich eine Studie über Resilienz bei Kriegsveteranen gelesen. Die Forscher haben rausgefunden, dass emotionale Stabilität, Extravertiertheit, Dankbarkeit, Altruismus und Purpose im Leben wichtig für die Resilienz sind.

Die Vorteile gehen immer weiter: Bessere psychische und physische Gesundheit, Gedächtnis, Denken, und sogar mehr Vorsorgeuntersuchungen und weniger Krankenhausaufenthalte.

Wir wollen immer mehr einen Sinn im Leben finden, weil wir merken, dass wir wichtige Aufgaben haben, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Wenn man einen Purpose hat, spürt man, dass man lebt und was bewirkt. Das gibt einem das Gefühl, dass die Zukunft wichtig ist, weil man noch was zu erledigen hat.

Viele Wissenschaftler, auch ich, haben Modelle für positive Gesundheit entwickelt, die den psychologischen und sozialen Aspekt von Purpose berücksichtigen. Gute Gesundheit bedeutet, dass man einen Plan für sein Leben hat und dass es einen Sinn hat.

Meine Freundin Carol Ryff hat gesagt, dass Reife in der Psychologie bedeutet, dass man einen klaren Sinn im Leben hat, eine Richtung und Zielstrebigkeit.

Der Psychiater Viktor Frankl, der den Holocaust überlebt hat, hat gesagt, dass Purpose aus dem Willen entsteht, dem Leben einen Sinn zu geben. Die Frage ist, ob und wie sehr man glaubt, dass man anderen und der Gesellschaft was Wertvolles zu geben hat.

Ryff findet, dass Purpose was Individuelles ist, dass es um Ziele und eine Richtung geht. Ich als Soziologin finde, dass Purpose auch was mit anderen Menschen und der Gesellschaft zu tun hat. Es geht nicht nur darum, dass man eine Richtung hat, sondern auch darum, dass man anderen und der Gesellschaft nützlich ist. Das ist der Grund, warum das Gefühl, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, so wichtig ist.

Es gibt einen Unterschied zwischen einem Purpose im Leben haben und ein Leben mit Purpose zu führen. Letzteres nenne ich "authentischen Purpose": Ein psychologisches Gefühl von Purpose verbunden mit einem Beitrag zur Gesellschaft. Psychologischer Purpose bedeutet, eine Richtung im Leben zu haben und etwas hinterlassen zu wollen. Sozialer Beitrag bedeutet, dass man durch seine Taten etwas in der Welt bewegt.

Das Ende des 20. Jahrhunderts war eine Zeit, in der sich viele gesellschaftliche Regeln aufgelöst haben. Normen über Heirat, Kinder, Scheidung usw. wurden vielfältiger, und die persönliche Entscheidung wurde wichtiger. Und wie gesagt, die Lebenserwartung ist gestiegen. Das ist gut, aber ironischerweise müssen wir uns jetzt mit einer längeren, ungewissen Zukunft auseinandersetzen.

Ich hatte mal einen Studenten, die dachte, sie hätte ihre Zukunft geplant. Aber dann kam das Leben dazwischen, und alles war wieder ungewiss. Das passiert oft, dass Studenten für eine Sache ausgebildet werden, aber ihr Herz sie in eine andere Richtung zieht.

Eine meiner Lieblingsstudentinnen hat auf ihr Herz gehört. Kari kam im ersten Semester in meinen Kurs "Soziologie des Glücks", und ich hab sofort gesehen, wie sie aufblüht. Sie hat alle meine Kurse belegt und Soziologie studiert.

Im dritten Studienjahr kam Kari zu mir und bat mich um Rat. Sie stand vor einer großen Entscheidung: Wo sollte sie im Ausland studieren? Sie hatte ein Angebot für ein Programm in Irland, wo sie Kinderverhalten studieren könnte. Das wäre praktisch, passend zu ihrem Studium, und ihre Eltern fanden es super.

Kari ist mit einer praktischen, bürgerlichen Denkweise aufgewachsen: Studiere was Vernünftiges, krieg einen sicheren Job, heirate, krieg Kinder und leb ein geordnetes Leben. Ihr Bruder war grad Zahnarzt geworden und würde wahrscheinlich ein schönes Leben führen, verheiratet mit Kindern, nicht weit weg von ihren Eltern.

Aber Kari hat das nicht gefallen. Sie hat mir gesagt, dass sie meinen Kurs so toll fand, weil ich meine Studenten dazu gebracht habe, die Welt anders zu sehen, mit wissenschaftlichen Gründen. Viele Leute denken ja, dass Sozialwissenschaften und Glücksforschung Quatsch sind. Aber ich wollte, dass meine Studenten das Thema ernst nehmen. Sie hat gesagt, dass sie meine Kurse so geliebt hat, weil ich ihr immer wieder wissenschaftlich bewiesen habe, dass unser Wohlbefinden wichtig ist und dass wir unser Schicksal beeinflussen können.

Sie hat mich an das erinnert, was ich ihr beigebracht habe: "Wofür leben wir denn eigentlich?", hat sie gefragt. "Nicht nur um uns gut zu fühlen, oder glücklich zu sein. Das gehört dazu, klar. Aber wofür ist das alles gut? Wofür ist Erfolg gut? Wofür ist Geld gut? Wofür sind all unsere Entscheidungen gut, wenn nicht für Wachstum, Erfahrung oder mehr Wohlbefinden?"

Sie wusste ja, wie wichtig Wohlbefinden ist. Ich hab sie gefragt, was ihre andere Option ist, die sie so reizt, aber die sie sich nicht traut zu wählen.

Ich hatte meinen Studenten von einem Besuch des Dalai Lama erzählt. Das hatte sie dazu inspiriert, einen Kurs über den Dalai Lama zu belegen und sich um die Planung seines Besuchs zu kümmern. Die andere Option war, nach Indien zu gehen, um tibetischen Buddhismus zu studieren und in die Lehren des Dalai Lama einzutauchen. Als sie davon erzählt hat, hat sie gestrahlt. Ich konnte sehen, dass sie da was gefunden hat, was sie wirklich bewegt.

Ich hab meine Worte vorsichtig gewählt, ich wollte sie nicht zu etwas drängen. Aber für mich war die Entscheidung klar. Ich hab ihr gesagt, dass sie unbedingt nach Indien will. Warum hat sie Angst davor? Wir haben ihre Optionen besprochen, und sie hat gemerkt, dass ich Recht habe. Sie will wirklich nach Indien. Sie ist sicher, dass alles in ihrem Leben sie dahin führt, dass ihre Leidenschaften ihr den Weg weisen, zu ihrem Purpose. Und so ist sie nach Indien gegangen, und das hat ihr Leben verändert.

Bis heute ist Kari davon überzeugt, dass man seinem Herzen folgen und seinen Purpose finden muss, um aufzublühen. Sie schreibt gerade ihr erstes Buch über Mindset, Wohlbefinden und Resilienz. Ich bin so stolz auf sie. Sie verbreitet ihre Botschaft und ermutigt andere, bessere Entscheidungen für ihr Wohlbefinden zu treffen. Die Schülerin ist zur Lehrerin geworden.

Ist es jemals zu spät, seinen Purpose zu finden?

Wir wissen aus der Forschung, dass psychologischer Purpose und sozialer Beitrag im Alter abnehmen. Viele ältere Leute haben zwar eine Richtung und einen Sinn im Leben, aber sie können das nicht mehr in einen Beitrag zur Gesellschaft umwandeln.

Warum ist es im Alter schwieriger, seinen Purpose zu leben? Ich glaube, die Gesellschaft bietet älteren Menschen nicht genug Möglichkeiten, sich sinnvoll einzubringen. Das nennt man "strukturelle Verzögerung". Die Lebenserwartung ist zwar gestiegen, aber die gesellschaftlichen Normen und Institutionen haben sich nicht angepasst, um die Leidenschaften, Talente und Interessen älterer Menschen zu nutzen. Die Gesellschaft erwartet von älteren Menschen, dass sie in Rente gehen, das Leben genießen, es locker nehmen. Aber das passt nicht mehr zu ihrem Wunsch nach Purpose. Wir verpassen die Chance, von der Weisheit unserer Älteren zu profitieren und ihnen Möglichkeiten zu geben, im Alter aufzublühen.

Aber das Problem fängt nicht erst mit 60 oder 70 an. Die Kurven für authentischen Purpose zeigen, dass der Rückgang schon vor dem Rentenalter beginnt, so mit 54 bis 64. Wenn man die Schule abgeschlossen hat und arbeitet, gibt es kaum noch Institutionen, die einem helfen, einen Purpose im Leben zu finden, außer vielleicht die Kirche. Es gibt Lebensphasen wie Heirat, Karriere, Ehrenamt, die uns helfen können, aber oft fällt es uns schwer, darin einen Beitrag zur Gesellschaft zu sehen.

Mir wurde mal eine Geschichte erzählt von einer Frau, die nach vielen erfolgreichen Jahren in einem Job eine wichtige Entscheidung getroffen hat. Tanya hat im Sportfernsehen gearbeitet und ist dafür viel gereist, zu NHL-Playoffs, Footballspielen, sogar zu den Olympischen Spielen. Sie ist sogar mal in jedem NFL-Stadion die Treppen hochgerannt. Der Job hat Spaß gemacht, war anspruchsvoll und beeindruckend, aber er hat sie nicht mehr erfüllt. Es war einfach nicht mehr ihr Ding, weil sie sich verändert hatte.

Tanyas Kinder waren erwachsen, und sie und ihr Mann haben überlegt, in ihr Wochenendhaus zu ziehen, weg von der Stadt. Alles um sie herum hat sich verändert, und obwohl ihre Karriere toll war, hat sie gemerkt, dass es Zeit für eine Veränderung ist. Also hat sie mit 53 einen Blumenladen eröffnet.

Tanya hat Blumen schon immer geliebt, ihre Mutter hat ihr die Grundlagen der Floristik beigebracht. Sie hat es geliebt, mit Blumen Farbe, Freude und Schönheit zu verbreiten. Das hat sie jahrelang für Freunde und Familie gemacht, aber jetzt wollte sie ihre Freude mit anderen teilen. Sie hat klein angefangen, nur ein paar Freunde informiert, aber ihr Geschäft ist gewachsen. Nach ein paar Monaten hat sie Hochzeiten, Geburtstage, Abschlussfeiern dekoriert und Restaurants mit Blumen geschmückt.

Ihre größte Freude war, anderen eine Freude zu machen. Ihre Lieben wussten das schon immer, aber sie selbst hat es nicht gesehen. Das war ihr Purpose: Liebe und Freude zu verbreiten, Momente schön und unvergesslich zu machen. Das Ende ihrer Karriere und das Ausziehen ihrer Kinder haben sie nicht aus der Bahn geworfen, sondern sie dazu gezwungen, zu überlegen, was sie wirklich antreibt, was ihr wahrer Purpose ist. Meine Freundin hat gesagt, dass sie schon immer eine tolle Frau war, aber jetzt strahlt sie von weitem. Was auch immer in ihr steckt, es ist jetzt total heiß. Es ist nicht immer so offensichtlich, aber ich glaube, wenn man innehält, auf sein Herz hört und überlegt, wie man anderen mit seinen Fähigkeiten helfen kann, dann kann man seinen Purpose finden.

Also, nimm unerwartete Gelegenheiten wahr, um deinen "Glow" zu finden. Es kann immer mal vorkommen, dass man keine sinnvollen Herausforderungen mehr sieht. Rente und das Ende der Karriere können sich anfühlen, als ob das Leben langweiliger wird. Die Gesellschaft vermittelt älteren Menschen, dass sie nicht mehr relevant sind. Aber du kannst die Veränderungen in deinem Leben als Chance sehen, wie Tanya. Anstatt dich dagegen zu wehren, kannst du mit dem Fluss schwimmen. Aber konzentriere dich nicht darauf, deinen eigenen "Glow" zu finden, sondern schau nach außen. Achte darauf, wie du anderen helfen und zu ihrem Glück beitragen kannst. Das bringt deinen eigenen "Glow" zum Vorschein.

Und was ist mit jungen Leuten?

Hilft eine Ausbildung ihnen dabei, ihre Berufung zu finden? Sind sie früh genug bereit, ihren authentischen Purpose zu suchen? Machen wir einen guten Job, wenn wir junge Erwachsene mit einem klaren Purpose ins Leben entlassen?

Jein. Eine Studie mit Jugendlichen zwischen elf und 21 Jahren hat gezeigt, dass ein Viertel der Jugendlichen auf der Suche nach einem Purpose ist, dass sie noch keinen gefunden haben, aber aktiv danach suchen. Einer von zehn hat das Ziel, anderen zu helfen, setzt das aber nicht um. Das heißt, sie haben einen Purpose, aber keinen Beitrag zur Gesellschaft. Die meisten Jugendlichen haben keinen Purpose im Leben, nur 16 Prozent haben einen klaren Purpose und setzen ihn um.

Wenn sie aufs College kommen, gibt es eine gute Nachricht: Vier von zehn 19- bis 21-Jährigen haben einen authentischen Purpose gefunden und setzen ihn in Kunst, Ehrenamt, Spiritualität und Familie um. Aber mehr als 40 Prozent der Studenten haben ihren Purpose nicht gefunden. Und was ich beängstigend fand: Sie versuchen es auch nicht.

Studien zeigen, dass es wichtig ist, dass Erwachsene Vorbilder sind, die ihre Karriereziele an einem Beitrag zur Gesellschaft ausrichten. Würdest du deine Arbeit als Erfolg beschreiben, um die Welt zu verbessern oder Leid zu lindern? Würdest du deine Arbeit als Konsum oder Beitrag beschreiben?

Eltern, die ihre Arbeit so beschreiben, dass es nur darum geht, was sie davon haben, nicht was sie geben, modellieren eine konsumorientierte und egoistische Lebenseinstellung. Das Gleiche passiert, wenn Eltern auf die Berufswünsche ihrer Kinder reagieren.

Wenn ein Kind sich für einen Beruf begeistert, kann es egoistisch wirken, wenn man ihm sagt, wie viel Geld es verdienen kann, wie wichtig es sein wird, welchen Lebensstil es haben kann. Wenn man sich stattdessen darüber freut, wie es anderen oder der Gesellschaft helfen, ein wichtiges Problem lösen oder Leid lindern kann, kann man es dazu bringen, sich mehr auf einen Beitrag zur Gesellschaft zu konzentrieren, anstatt nur zu konsumieren.

Wie erkennen wir, ob wir nach Purpose oder nur nach Erfolg um jeden Preis suchen? Ein gutes Beispiel dafür ist das, was ich den "asiatisch-amerikanischen Paradox" nenne. Meine Forschung hat gezeigt, dass es asiatisch-amerikanischen Familien zwar relativ gut geht, aber sie nicht aufblühen. Warum?

Asiatisch-amerikanische Familien haben das höchste Durchschnittseinkommen, im Vergleich zu weißen, lateinamerikanischen und afroamerikanischen Familien. Haushalte mit höherem Einkommen haben meistens Eltern mit höherer Bildung und besseren Jobs, was zu einem höheren sozioökonomischen Status führt. Die Lebensqualität, Gesundheit und der Erfolg der Kinder hängen positiv mit dem sozioökonomischen Status der Familie zusammen. Jeder Soziologe würde vorhersagen, dass es asiatischen Studenten am besten geht, gefolgt von weißen Studenten, lateinamerikanischen Studenten und afroamerikanischen Studenten.

Aber das stimmt nicht. Asiatisch-amerikanische Studenten vegetieren viel häufiger vor sich hin, als man aufgrund ihrer Indikatoren annehmen würde. Aber warum?

Ein Grund dafür ist das Stereotyp der "Vorzeigeminderheit", das asiatisch-amerikanischen Studenten hilft und schadet. Das Stereotyp besagt, dass sie fleißig, selbstständig, psychisch gesund und erfolgreich in der Schule und im Beruf sind. Im Vergleich zu anderen ethnischen Gruppen haben sie bessere Noten, nehmen häufiger an Förderprogrammen teil und werden häufiger an Eliteuniversitäten zugelassen.

Der asiatisch-amerikanische Paradox lässt sich auch durch kulturelle Werte und Praktiken erklären. In asiatischen Kulturen und Familien wird Leistung oft stärker betont. Eltern üben Druck auf ihre Kinder aus, in der Schule gut zu sein und prestigeträchtige Jobs mit hohem Status und gutem Gehalt zu wählen.

Asiatisch-amerikanische Jugendliche fühlen sich oft unter Druck gesetzt, in der Schule erfolgreich zu sein, weil sie damit ihre Familie ehren und die Opfer würdigen, die ihre Eltern gebracht haben. Aber diese erfolgreichen Studenten sagen oft, dass die Erwartungen ihrer Eltern extrem hoch und manchmal unerreichbar sind. Ihre Fähigkeiten und Interessen werden nicht immer berücksichtigt, sie werden zu höheren Abschlüssen und Karrieren als Ärzte, Anwälte, Banker, Ingenieure oder Naturwissenschaftler gedrängt. Ihr Ehrgeiz ist der Schlüssel zum Erfolg, aber er hindert sie auch daran, ihre Erfolge zu genießen und sich gut zu fühlen mit ihren Entscheidungen.

Die Erwartungen der Eltern führen zu unerfüllten Erwartungen der Studenten. Zwischen 1990 und 2020 wurden zahlreiche Studien veröffentlicht, die Perfektionismus bei Jugendlichen und den Einfluss der Eltern auf ihr Verhalten in der Schule untersucht haben. Seit 1990 hat der Einfluss der Eltern in den USA, Kanada und Großbritannien zugenommen. Warum?

Es gibt ein paar Gründe. Eltern sind stärker in das Schulleben ihrer Kinder involviert als früher, vor allem Eltern mit höherer Bildung und höherem Status. Eltern verbringen weniger Zeit mit ihren Kindern mit Spielen und mehr Zeit mit Schularbeiten. Das gilt vor allem für Familien, in denen die Eltern erfolgreich sind. Die steigenden Kosten für das College führen auch dazu, dass Eltern höhere Erwartungen haben und mehr Druck auf ihre Kinder ausüben, damit sie das College mit einem klaren Weg zum wirtschaftlichen Erfolg verlassen.

All das kann zu maladaptivem Perfektionismus führen, zu sehr hohen, unerfüllten Erwartungen. Das untergräbt das Wohlbefinden, das durch akademische Erfolge entstehen könnte.

Es gibt auch adaptiven, gesunden Perfektionismus. Das ist, wenn man selbst und andere hohe Ansprüche hat. Man arbeitet hart, um seine Ziele und Träume zu erreichen. Aber beim gesunden Perfektionismus verurteilt man sich nicht selbst, man ist mitfühlend mit sich selbst.

Leute, die mitfühlend mit sich selbst sind, sind motivierter, sich zu verbessern. Sie glauben, dass ihre Schwächen veränderbar sind, und sie arbeiten hart, um ihre intellektuellen und moralischen Schwächen zu beheben. Wenn ihre Fehler andere verletzen, entschuldigen sie sich eher. Ihr Selbstwertgefühl basiert auf Demut und dem Bewusstsein, dass alle Menschen unvollkommen sind. Sie haben weniger Narzissmus und ein stabileres Selbstwertgefühl.

Ehrgeiz und Ausdauer sind gut. Aber wenn Ehrgeiz nicht mit Selbstmitgefühl oder einem Purpose im Leben verbunden ist, kann das junge Leute leiden lassen. Wir könnten jungen Leuten helfen, indem wir maladaptiven Perfektionismus entmutigen und ihn durch adaptiven Perfektionismus ersetzen, der auf Selbstmitgefühl basiert.

Viktor Frankl hat gesagt, dass Leiden an sich nicht das Problem ist, sondern Leiden ohne Sinn. Maladaptiver Perfektionismus führt zu sehr hohen Ansprüchen und Selbstkritik. Perfektionistisch zu sein bedeutet, dass man akademische Herausforderungen und Leiden ohne Sinn erlebt.

Arbeite hart, um deinen Purpose zu finden und zu erreichen, aber sei nachsichtig mit dir selbst. Sei mitfühlend und neugierig, und versuche, dich selbst zu verstehen, wenn du Fehler machst. Selbstmitgefühl hilft dir, ein ausgeglicheneres Leben zu führen, wenn du hohe Ansprüche hast.

Der letzte Schritt ist, den Purpose in die Tat umzusetzen. Wie können Erwachsene Jugendlichen dabei helfen? Sie können ein Vorbild sein oder sie unterstützen. Als Elternteil fährst du dein Kind zu unzähligen Aktivitäten. Wie viele davon dienen dazu, anderen zu helfen, einen Beitrag zu leisten? Wir können uns so in den Alltag verstricken, dass wir vergessen, anderen zu helfen. Was wäre, wenn du eine soziale Aktivität hinzufügen würdest?

Wenn sich junge Leute sozial engagieren, können sie sich mit Themen auseinandersetzen, die sie beunruhigen, wie Umwelt, Waffen oder psychische Gesundheit. Greta Thunberg ist ein bekanntes Beispiel dafür. Indem sie versuchen, ein Problem zu lösen, können sie einen Schritt zurücktreten und über größere Themen nachdenken. Das hilft ihnen, ihre beruflichen Wünsche und ihre soziale Orientierung zu klären.

Viele Leute denken, dass sie ihren Purpose nicht umsetzen können, weil sie noch Wissen, Fähigkeiten und eine Position in der Gesellschaft brauchen. Das ist okay. Mach einen "Plan für einen Purpose". Das ist nicht dasselbe wie die Suche nach einem Purpose. Suchen bedeutet, dass du keine Ahnung hast, was du tun willst, um anderen zu helfen. Einen Plan zu haben bedeutet, dass du weißt, dass du dich auf eine Reise begeben musst, um dahin zu kommen, wo du sein musst.

Fang die Reise an, auch wenn es dauert. Zum Beispiel kann eine Ausbildung ein Schritt sein, um deinen Purpose zu finden.

Wenn junge oder ältere Leute keinen klaren Purpose haben, fragen wir sie vielleicht die falsche Frage. Frag sie, ob sie einen Plan für einen Purpose haben, für den sie gerade Fähigkeiten entwickeln, um anderen zu helfen.

Es kann sein, dass du deinen Sinn nicht in der Arbeit findest.

Ein Bekannter von mir war unglücklich in seinem Job bei einem großen Investmentfonds. Er hat zwar gut verdient, aber die Analyse der Metall- und Bergbauindustrie hat ihm keine Freude bereitet. Als er sich endlich getraut hat zu kündigen, hat er bei einem kleinen Start-up-Fonds angefangen, der in saubere Energie investiert: Windkraft, Solarenergie, Batterien, Kohlenstoffabscheidung. Es war immer noch Finanzen, was nicht sein Lieblingsgebiet war, und er hat anfangs nichts verdient, aber die Arbeit hat ihn gefesselt. Sein Job in der alten Firma, wo er versucht hat, die Märkte auszutricksen, um reiche Leute noch reicher zu machen, hat sich seelenlos angefühlt. Aber jetzt hatte er das Gefühl, dass er die Welt vielleicht ein bisschen besser macht. Das hat ihm geholfen, wenn die Nächte lang und der Stress hoch war. Seine Tabellen fühlten sich jetzt wichtiger an.

Die Realität ist, dass Erwachsene den Großteil ihres Lebens bei der Arbeit verbringen. Es ist wichtig, einen Sinn in der Arbeit zu finden. Nach der Familie ist der Job die wichtigste Institution in unserem Leben.

Studien zeigen, dass Menschen ihre Arbeit auf drei Arten sehen: Als Job, als Karriere oder als Berufung. Leute, die ihre Arbeit als Job sehen, sind zufrieden mit dem, was sie verdienen. Sie wechseln den Job für besseres Geld. Arbeit ist für sie ein Mittel, um finanzielle Sicherheit zu erreichen und sich außerhalb der Arbeit zu verwirklichen.

Leute, die ihre Arbeit als Karriere sehen, sind zufrieden mit dem Prestige und dem Aufstieg. Das Geld, der Status und die Macht, die mit dem Aufstieg einhergehen, sind wichtig für ihr Selbstwertgefühl. Sie wechseln eher den Arbeitsplatz als die Art der Arbeit.

Eine Berufung bedeutete früher, von einer höheren Macht berufen zu sein, moralisch und sozial wichtige Arbeit zu leisten. Heute kann es bedeuten, dass man sich überlegt hat, was das Leben von einem erwartet, und ein spirituelles Leben führen will. Leute, die ihre Arbeit als Berufung sehen, sagen, dass ihre Arbeit eine besondere Bedeutung hat, weil sie dazu berufen sind, egal wie viel Zeit es kostet oder wie wenig Geld sie verdienen. Studien zeigen, dass 15 bis 30 Prozent der Erwachsenen ihre Arbeit als Berufung sehen.

Die meisten Erwachsenen sehen ihre Arbeit als Karriere (56 Prozent) oder als Job (29 Prozent), nur 15 Prozent sehen sie als Berufung. Du kannst dich glücklich schätzen, wenn du in der Arbeit deinen Purpose findest. Aber die Daten zeigen, dass das eher selten ist.

Warum fehlt Purpose am Arbeitsplatz?

Arbeitsökonomen sagen, dass sich der US-Arbeitsmarkt von der Produktion zum Dienstleistungssektor verlagert hat. Dienstleistungsjobs sind weniger sicher, schlechter bezahlt und haben weniger Sozialleistungen. Die Soziologen James Davidson und David Caddell haben herausgefunden, dass Leute, die Vollzeit arbeiten, einen sicheren Job haben und gut verdienen, ihre Arbeit eher als Berufung sehen. Teilzeitjobs mit geringerer Sicherheit und niedrigerem Lohn werden eher als Job gesehen.

Die Weltwirtschaft hat sich zu einem Arbeitsmarkt entwickelt, in dem die meisten Leute ihre Arbeit als Job oder Karriere sehen. Das liegt zum Teil daran, dass es für Leute ohne ausreichende Bildung oft nur gering qualifizierte Dienstleistungsjobs gibt. Das hat zu einer steigenden Ungleichheit geführt, die sich erst ändern wird, wenn mehr Leute ein College-Studium bekommen.

Aber egal in welchem Bereich wir arbeiten, das System selbst könnte schuld sein. Der demokratische Kapitalismus fördert Wettbewerb, Wahlfreiheit, Unternehmertum und Investitionen. Das ist zwar nicht der einzige, aber der Hauptzweck von Unternehmen. Der demokratische Kapitalismus generiert hohe Gewinne, birgt aber auch das Risiko von Verlusten. Die Integrität von gewinnorientierten Unternehmen hängt von der Treuepflicht ab.

Aber der Philosoph C. B. Macpherson glaubte, dass der demokratische Kapitalismus von "besitzergreifendem Individualismus" dominiert werden kann, von dem Ziel, Kapital so schnell wie möglich anzuhäufen, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf das Finanzsystem und die Integrität der Demokratie.

Was führt zu besitzergreifendem Individualismus? Das passiert, wenn das Vertrauen in Finanzinstitute und -prozesse schwindet. Das war während der Hypothekenkrise 2007 der Fall, als klar wurde, dass die Käufer, nicht die Banken oder die Wall Street, die Zeche zahlen würden. Als die großen Banken 2008 gerettet wurden, wurde deutlich, dass die Opfer, nicht die Täter, gelitten haben. Kein Wunder, dass die Leute das Vertrauen verloren haben.

Der Verlust des Vertrauens in Wirtschaftsinstitutionen ist nicht das einzige Problem. Besitzergreifender Individualismus entsteht auch, wenn unser Vertrauen in die Zukunft und die Politik erschüttert wird. Wenn es so aussieht, als ob sich unsere Politiker nicht darum kümmern, die persönliche und öffentliche Integrität zu wahren. Wenn wir uns von ethischen und moralischen Leitlinien abwenden, egal ob Religion oder Vertrauen in unser Rechtssystem, unsere sozialen Institutionen und unser politisches System, dann ist das gleichbedeutend mit Erfolg ohne Bedeutung.

Ein gefundener Purpose kann verloren gehen.

Ich war als Erwachsene in einer Therapie, auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Zumindest dachte ich das. Ich war grad zum Professor befördert worden und hatte einen Forschungslehrstuhl bekommen. Als Teil der Beförderung habe ich ein Sabbatjahr bekommen. Ich wollte ein Buch über das Aufblühen schreiben. Aber es kam anders.

Eine Freundin hat einen Entwurf für ein Kapitel eines Buches gelesen. Sie hat es mir geschickt, um mich zu warnen. Das Buch sollte "Aufblühen" heißen, und der Untertitel deutete auf einen neuen Ansatz hin. Aber das Buch sollte zehn Jahre nach meinem ersten Artikel erscheinen, und ich hatte in der Zwischenzeit viel über das Thema geschrieben.

Das Buch stellte ein Modell des Aufblühens vor, das meinem sehr ähnlich war, da es verschiedene Arten des Wohlbefindens kombinierte: Emotionales, psychologisches und soziales. Ich fühlte mich wie ein Ballon, der plötzlich von einer Nadel zerplatzt wurde. Ich war am Boden zerstört. Meine Forschung war mein größter Purpose im Leben gewesen. Wenn dieses Buch mit dem "revolutionären neuen Ansatz" herauskommen würde, bräuchte die Welt mich vielleicht nicht mehr.

Ich hatte meinen Purpose verloren. Ich beschloss, dass ich nicht mehr gebraucht wurde. Ich habe andere Pläne gemacht.

Ich habe mich betrunken, um mich vorzubereiten. Ich wollte mich erhängen. An dem Abend kam meine Frau früher von der Arbeit nach Hause. Sie fand mich allein im dunklen Wohnzimmer, betrunken und mit Tränen in den Augen. Sie war verwirrt und fragte, was los sei. Ich sagte ihr, dass ich das nicht mehr kann. Jede Faser meines Wesens war erschöpft. Ich hatte auch kein Interesse daran, meinen Tank wieder aufzufüllen. Außerdem, so sagte ich, brauchte die Welt mich nicht mehr.

Dann sagte sie die vier Worte, die mein Leben gerettet haben: "Aber ich brauche dich." Ich wünschte, ich könnte ein Buch schreiben, das für andere so wirkungsvoll ist wie diese vier Worte für mich.

Ich sagte ihr, dass ich ernsthafte Hilfe brauche, wenn das funktionieren soll. Ein wöchentlicher Besuch beim Therapeuten würde nicht reichen. Ich musste mich mit den Kindheitstraumata auseinandersetzen, vor denen ich weggelaufen war: Die Verlassenheit durch meine leibliche Mutter, der körperliche Missbrauch durch meine Stiefmutter, die Vernachlässigung durch meinen alkoholabhängigen Vater. Ich dachte, ich hätte meine Vergangenheit überlistet, aber wie sich herausstellt, wird die Vergangenheit dich definieren, bis du dich ihr stellst. Egal wie alt du bist, wie viele Erfolge du hast oder wie viele Abschlüsse du hast, schau über deine Schulter, und da ist sie.

Ich habe mir eine Auszeit genommen und sofort mit der Behandlung begonnen. Von Anfang an hat mir das Behandlungsteam eine schwierige Lektion beigebracht: Ich soll mit kleinen Zielen anfangen. Aber ich hatte mein ganzes Leben lang auf große Ziele hingearbeitet. Ich hatte keine Ahnung, wie man kleine Ziele setzt. Und wenn sie "Fang klein an" sagten, meinten sie wirklich klein.

Wir haben mit Meditation angefangen. Ich liebe Yoga und mache mehrmals pro Woche eineinhalb Stunden Yoga. Zwanzig Minuten Meditation wären ein Kinderspiel, sagte ich meinem Therapeuten. Nein, fang mit einer Minute an, sagte sie. Eine Minute Meditation fünfmal pro Woche? Das ist... erbärmlich. Die sind verrückt, das wird mir nicht helfen, sagte ich trotzig zu mir selbst.

In meiner kognitiven Verhaltenstherapie musste ich meine negativen Gefühle notieren und festhalten, was sie verursacht hat und welche Gedanken mir in den Sinn kamen. Halt es einfach, wurde mir gesagt. Ich bin Professor, dachte ich mir. Ich unterrichte meine Studenten über kognitive Verhaltenstherapie. Ich kenne das schon.

Oh, dieses Ego. Mein Ego wollte sich nicht verändern lassen. Aber ich habe getan, was mir gesagt wurde. So war es mit allem in meinem Behandlungsplan. Jedes Mal, wenn mich ein Therapeut bat, klein anzufangen und es einfach zu halten, habe ich mich gewehrt und dann nachgegeben. Widerstand, Nachgeben, ein kleiner Schritt nach vorne. Plötzlich waren Wochen vergangen. Bevor ich es selbst sehen konnte, hatte ich riesige Fortschritte gemacht, nur durch diese kleinen Schritte.

Andere sahen die positiven Veränderungen an mir, bevor ich sie sehen konnte. Es war harte Arbeit, fast unglaublich hart. Aber mit der Hilfe anderer

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