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Calculating...

Okay, also, äh, wo fange ich denn da am besten an? Ja, also, am Ende meines Medizinstudiums, da musste ich mich für eine von, ich glaube, 42 Fachrichtungen entscheiden. Also, quasi ein Teil des Körpers, dem ich dann mein ganzes Leben widmen sollte. Und, ja, diese Trennung, die ist irgendwie typisch für die moderne Medizin.

Schon im ersten Studienjahr, äh, wurde mein Blick auf den Körper immer enger gefasst. Immer spezieller, weißt du? Im Vorkurs, da hab ich Physik und Chemie hinter mir gelassen, um mich nur noch auf Biologie zu konzentrieren. Und im Studium hab ich dann alle Fakten über die menschliche Biologie auswendig gelernt, aber andere biologische Systeme, wie Pflanzen und Tiere, die hab ich total vergessen. Und als Assistenzarzt, da hab ich dann nur noch Operationen an einem ganz bestimmten Bereich gemacht, nämlich Kopf und Hals. Über den Rest des Körpers hab ich mir echt wenig Gedanken gemacht.

Und wenn ich das fünf Jahre lang durchgezogen hätte, dann hätte ich mich sogar noch weiter spezialisieren können. Also, innerhalb dieses Fachbereichs. Ich hätte zum Beispiel Rhinologe werden können, also nur auf die Nase spezialisiert. Oder Laryngologe, nur auf den Kehlkopf. Oder Otologe, nur auf die drei winzigen Knochen im Innenohr plus die Cochlea und das Trommelfell. Oder eben Spezialist für Kopf- und Halskrebs. Und mein Hauptziel wäre es dann gewesen, immer besser darin zu werden, einen immer kleineren Teil des Körpers zu behandeln. Irgendwie verrückt, oder?

Und wenn ich dann echt gut gewesen wäre, dann hätte das medizinische Establishment vielleicht sogar eine Krankheit nach mir benannt. So wie bei dem Dekan der Stanford Medical School, einem weltberühmten Otologen namens Dr. Lloyd B. Minor. Der hat sein ganzes Leben auf, ja, ungefähr, drei Quadratzentimeter des Körpers konzentriert. Und bei dem Syndrom, das nach ihm benannt ist, dem Minor-Syndrom, da sollen mikroskopisch kleine Veränderungen in den Innenohrknochen zu verschiedenen Gleichgewichts- und Ohrenproblemen führen. Also, Dean Minor, der war quasi das Vorbild für den ultimativen Erfolg eines Arztes: Konzentrier dich auf dein Fachgebiet und kletter die Karriereleiter hoch. Ja, und so schützt man sich auch, ne? Denn für den normalen Arzt heißt das ja, dass man in seiner Spur bleibt und keine Haftung dafür übernimmt, wenn man etwas außerhalb seines Fachgebiets falsch behandelt.

Im fünften Jahr war ich dann Chefarzt in der Otologie, einer Fachrichtung der Kopf- und Halschirurgie. Und ich hab mich eben auf diese drei Quadratzentimeter des Körpers rund um das Ohr konzentriert, die für Hören und Gleichgewicht zuständig sind. Und ich hatte oft Patienten wie Sarah. Die war 36 Jahre alt und kam in die Ohrenklinik, geplagt von unerträglichen Migräneanfällen, mehr als zehnmal im Monat. Und da Schwindel und Hörstörungen ja ein Symptom dieser schwächenden neurologischen Erkrankung sein können, finden die Betroffenen oft ihren Weg in diese spezialisierte Abteilung. Nach zehn Jahren schlimmer Migräne war Sarahs Welt total klein geworden. Sie lebte von der Invalidenrente und war fast nur noch zu Hause. Ihr Leben drehte sich nur noch um ihre Krankheit. Sie war so lichtempfindlich, dass sie immer eine Sonnenbrille trug und wegen ihrer entzündlichen Arthritis mit einem Gehstock ging. Und ein Begleithund war immer an ihrer Seite.

Als ich ihre hundert Seiten medizinische Unterlagen durchging, hab ich festgestellt, dass sie im letzten Jahr acht verschiedene Fachärzte aufgesucht hatte, um eine ganze Reihe von anhaltenden und schmerzhaften Symptomen zu behandeln. Ein Neurologe hatte ihr Medikamente gegen ihre Migräneanfälle verschrieben. Ein Psychiater hatte ihr ein SSRI gegen ihre Depressionen verschrieben. Ein Kardiologe hatte ihr Blutdrucksenker verschrieben. Und ein Palliativmediziner hatte ihr zusätzliche Mittel gegen die unaufhörlichen Schmerzen in ihren Gelenken verschrieben. Aber trotz all dieser Behandlungen und Medikamente ging es Sarah immer noch schlecht.

Ich war echt fassungslos. Was konnte ich dieser Frau denn noch anbieten, was sie nicht schon ausprobiert hatte?

Als Teil meiner üblichen Fragen zur Migräne hab ich sie gefragt, ob sie schon mal eine Migräne-Eliminierungsdiät ausprobiert hat. Davon hatte sie noch nie gehört. Das hat mich echt überrascht. In unseren Kliniken lagen doch extra Flyer zu diesem Thema aus, die wir solchen Patienten geben konnten. Aber eine Ernährungsumstellung war meinen Kollegen wohl nicht wichtig genug, um sie überhaupt zu erwähnen. Stattdessen wurde sie zu Tests geschickt, teuren CT-Scans unterzogen und ihr wurden psychoaktive und andere Medikamente verschrieben – eines nach dem anderen. Sie hat total abweisend reagiert, als ich ihr von den hoffnungsvollen Möglichkeiten einer Diät erzählt hab, die Migräne auslösende Lebensmittel ausschließt. So nach dem Motto: Wenn so eine banale Sache wie Essen helfen könnte, dann hätten ihr das die Ärzte doch schon längst gesagt. Sie wollte lieber ein anderes Medikament ausprobieren.

Und Sarahs Fall war nicht das erste Mal, dass ich sowas erlebt hab. Oft kamen Patienten mit hartnäckigen chronischen Krankheiten und einem ganzen Stapel Papierkram. Aber Sarah war einfach viel zu jung für so viel Leid. Und sie war so schnell zwischen so vielen verschiedenen Spezialisten hin- und hergeschoben worden, dass ihr Fall das Versagen des Systems besonders deutlich gemacht hat. Sie war krank und wurde immer kränker. Sie lebte nicht nur mit einer chronischen Krankheit, sondern mit mehreren. Und ohne dass sie es wusste, hat sich ihre Lebenserwartung dadurch fast sicher verkürzt. Sie war frustriert über die Behandlung, die sie bekommen hatte, aber sie war immer noch davon abhängig. Sie hat sich sogar daran geklammert.

Ich hab versucht, mein Unbehagen zu verbergen. Wie konnte ich ihr einfach noch ein Rezept verschreiben, ohne sie dazu zu ermutigen, ein paar einfache Strategien auszuprobieren, für die es auch noch aussagekräftige Daten gab? Mir wurde total schlecht bei dem Gedanken, dass ein weiteres Medikament nicht die magische Lösung sein würde, die ihr Leben radikal verändern würde. Wir beide hätten diese Farce aufführen können, Hoffnung in ein neues Medikament wecken, einen Folgetermin in sechs Wochen vereinbaren, um zu sehen, wie es wirkt, und unser Treffen mit dem Gefühl verlassen, dass wir unser Bestes getan haben. Aber irgendwie wussten wir beide, dass ein "Medikamentenmangel" nicht der Grund dafür war, dass Sarah am ganzen Körper krank war.

Ich hätte das tun können, was die anderen Ärzte, denen ihre Betreuung anvertraut war, getan hatten. Und was man explizit von mir erwartet hat: Die Krankheit anhand von symptombezogenen Kriterien benennen, schwerwiegende, lebensbedrohliche Probleme ausschließen, ein Rezept ausstellen, Abrechnungscodes eingeben und weitermachen. Das wäre seriöse Medizin gewesen. Aber Sarah und andere komplizierte Fälle wie ihrer haben in mir den Wunsch geweckt, anders zu arbeiten, nach den Ursachen zu forschen und zu hinterfragen, warum diese Symptome überhaupt da sind.

Also, wenn man nicht weiter weiß, dann sollte man immer Fragen stellen. Und die offensichtlichste Frage in Sarahs Fall war: Waren ihre verschiedenen Krankheiten wirklich so unterschiedlich, oder gab es da vielleicht doch eine Verbindung, die meine Kollegen und ich nicht sehen konnten?

Als ich mir ihre Laborwerte ansah, ist mir aufgefallen, dass einer ihrer Entzündungswerte erhöht war. Ich konnte mich vage daran erinnern, dass dieser Wert bei Erkrankungen wie Diabetes und Übergewicht erhöht ist. Und Sarah hatte ja auch entzündliche Arthritis. Also, chronische Entzündungen waren hier im Spiel. Also, hab ich mir gedacht: Könnte eine Entzündung auch eine Rolle bei der Entstehung von Migräne spielen? Und, Überraschung, eine kurze Recherche bei PubMed hat über tausend wissenschaftliche Arbeiten ergeben, die die beiden in Verbindung bringen.

Ich wusste ja, dass Entzündungen Schwellungen, Hitze, Rötungen, Eiter oder Schmerzen bedeuten, die entstehen, wenn Immunzellen zu einer Verletzung oder Infektion eilen. All diese Symptome sind eigentlich hilfreich: Sie zeigen an, dass eine starke und koordinierte Abwehr stattfindet, um geschädigtes oder gefährdetes Gewebe einzudämmen, zu beseitigen und zu heilen. Das Immunsystem sucht immer nach allem, was fremd, unerwünscht oder schädlich ist, und reagiert innerhalb von Sekunden, wenn es etwas Falsches entdeckt. Nachdem das Problem behoben ist, schaltet das Immunsystem die Entzündung ab und alles normalisiert sich wieder. Hitze, Rötung, Schwellung und Schmerzen verschwinden.

Aber Sarahs körperliche Untersuchung und andere Laborwerte waren verwirrend. Sie hatte keine Verletzung, keine offensichtliche Infektion, die ich sehen konnte. Nichts war in diesem Fall vorübergehend. Ihre Entzündungsreaktion war eingeschaltet und blieb eingeschaltet, bis sie ihrem Körper Schaden zufügte. Warum sollte das Immunsystem so aktiviert bleiben und in einem so anhaltenden Alarm- und Abwehrzustand verharren – chronisch entzündet – außerhalb von akuten Situationen, sogar bis hin zur Schädigung des Körpergewebes?

Und als ich darüber nachgedacht hab, was ich als HNO-Arzt behandelt hab, ist mir etwas aufgefallen: Es waren fast alles Entzündungen. In der Medizin bedeutet die Endung "-itis" ja Entzündung. Und unsere Praxis bestand aus Sinusitis, Tonsillitis, Pharyngitis, Laryngitis, Otitis, Chondritis, Thyreoiditis, Tracheitis, Adenoiditis, Rhinitis, Epiglottitis, Sialadenitis, Parotitis, Cellulitis, Mastoiditis, Osteomyelitis, Vestibularisneuritis, Labyrinthitis, Glossitis und so weiter. Ich war ein Entzündungsarzt und hab's nicht mal gemerkt! Als HNO-Arzt war es mein Job, Entzündungen im Ohr, in der Nase oder im Hals zu behandeln. Und oft hab ich orale, nasale, intravenöse, inhalative und topische entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Also, Flonase-Spray, Steroid-Nasenspülungen, Prednison-Cremes, IV Solu-Medrol und inhalierte Steroid-Vernebler. Also, alles Mögliche, um das Immunsystem in diesen Körpern zu beruhigen.

Und wenn die Medikamente nicht geholfen haben, wie bei meiner Sinusitis-Patientin Sophia, dann sind wir zur nächsten Stufe übergegangen, der Operation. Wir haben Löcher in den Körper des Patienten gemacht, um die durch die Entzündung verursachte Verstopfung zu verringern und die Entzündungsflüssigkeit abfließen zu lassen. Manchmal haben wir auch mechanisch eingegriffen, um die Anatomie aus dem Weg der Schwellung zu räumen. Wir haben Röhrchen durch das Trommelfell eingeführt, um Flüssigkeit abfließen zu lassen, durch die Schädelknochen gebohrt, um eingeschlossenen Eiter abzulassen, oder einen Ballon eingesetzt, um einen durch chronische Entzündungen verengten Atemweg zu erweitern.

Die Medikamente und Operationen haben die Entzündung vorübergehend ausgeschaltet oder ihre Auswirkungen minimiert. Aber das Gewebe ist oft wieder angeschwollen oder der Eiter hat sich in dem blockierten Bereich wieder angesammelt. Es gehörte einfach nicht zu unserem Job als Ärzte, nach den Gründen zu suchen, warum die Entzündung immer wieder zurückkommt.

Aber als ich dann mal angefangen hab, die Ursachen zu hinterfragen, da gab's kein Halten mehr. Warum war das Immunsystem meiner Patienten wie Sophia und Sarah chronisch überreizt? Warum haben Zellen, die eigentlich gesund sein sollten, "Angst"-Signale ausgesendet, um helfende Immunzellen zur Hilfe zu rufen? Ich konnte keine offensichtliche Bedrohung wie eine Schnittwunde oder eine Infektion sehen oder erkennen, und meine Patienten auch nicht. Warum hatten diese Zellen auf mikroskopischer Ebene so viel Angst?

Ich hab über Sarahs Laborwerte nachgedacht und über den Entzündungswert, der stark mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht und Autoimmunerkrankungen in Verbindung steht. Und da ist es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Konnten all ihre Symptome – nicht nur die, die in meinen Zuständigkeitsbereich als HNO-Arzt fallen – durch Entzündungen verursacht werden? Steckt vielleicht ein einziger Mechanismus hinter so vielen verschiedenen Krankheitszuständen? Hat jeder Teil ihres Körpers ängstlich auf dieselben unsichtbaren Bedrohungen reagiert? Aus heutiger Sicht erscheint mir diese Wahrheit völlig selbstverständlich. Die Forschung hat gezeigt, dass chronische Entzündungen ein entscheidender Auslöser für alle möglichen Krankheiten und Beschwerden außerhalb von Hals, Nase und Ohren sind. Von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Autoimmunerkrankungen bis hin zu Atemwegsinfektionen, Magen-Darm-Erkrankungen, Hauterkrankungen und neurologischen Störungen. Aber es gehörte einfach nicht zur medizinischen Kultur, sich auf diese Zusammenhänge zu konzentrieren oder tiefer zu gehen und zu fragen, warum all diese Entzündungen da sind.

Und dann hab ich angefangen zu realisieren, wie viel ich eigentlich weiß. Seit ich meinen Histologiekurs belegt und Hunderte von Präparaten mit menschlichem Gewebe unter dem Mikroskop betrachtet hab, war ich voller Ehrfurcht vor den fast 40 Billionen Zellen, aus denen der menschliche Körper besteht. Ich war beeindruckt von ihrer Komplexität und ihrer winzigen Bedeutung als Grundlage des Lebens und davon, dass alles, was wir sind, eine Ansammlung von Zellen ist. Sie enthalten so viele Informationen. Jede Zelle ist ein kleines Universum voller Arbeit und Aktivität. Und das Ergebnis all dieser Aktivität ist einfach unser Leben.

Unsere Zellen können uns nicht sagen, was sie befürchten. Aber wenn wir es aus der Perspektive der Zelle betrachten, dann sind die Antworten auf das Warum da. Sie sind komplex, ja, aber bei weitem nicht so rätselhaft, kompliziert oder spezialisiert, wie manche uns glauben machen wollen.

Nachdem ich meine Stelle als Chefarzt verlassen hatte, hat sich mir eine Möglichkeit zur Entdeckung eröffnet. Ich konnte die Lücken füllen, die meine konventionelle Ausbildung hinterlassen hatte. Und da ich mich unendlich viel gesünder und energiegeladener gefühlt hab, hab ich mich begeistert in eine fortgeschrittene Ausbildung in Ernährungsbiochemie, Zellbiologie, System- und Netzwerkbiologie und funktioneller Medizin gestürzt. Das hat mein Verständnis von Gesundheit und Krankheit erweitert und revolutioniert. Ich hab Dutzende von Ärzten kennengelernt, die wie ich aus renommierten Institutionen ausgestiegen waren, um eine bessere Medizin zu betreiben und zu lernen, wie man Patienten wirklich heilen kann, anstatt sie nur zu verwalten. Neu inspiriert und gestärkt hab ich dann eine kleine Arztpraxis in Portland eröffnet. Ich hab ein paar Freunden und Kollegen erzählt, dass ich etwas anders mache. Anstatt Krankheiten zu behandeln, hab ich mich darauf konzentriert, Gesundheit zu schaffen. Anstatt Krankheiten von der Spitze der Medizin als angesehener Chirurg zu behandeln, wollte ich die Gesundheit von der Basis der Pyramide aus wiederherstellen und erhalten. Durch tiefgehende Gespräche und die Erstellung individueller Pläne. Gemeinsam sollten meine Patienten und ich das Fundament für einen soliden und gesunden Körper von Grund auf neu aufbauen. Und es hat sich rumgesprochen. Meine Termine waren schnell ausgebucht.

Viele Patienten kamen mit chronischen und scheinbar unheilbaren Beschwerden zu mir. Aber diesmal haben wir das Problem anders angegangen: von der grundlegenden zellulären Ebene aus. Ich hab den Schwerpunkt darauf gelegt, den Zellen das zu geben, was sie brauchen, um ihre Arbeit zu machen, und das zu entfernen, was sie daran hindert. Mit dem Fokus auf Ernährungsumstellungen, Veränderungen des Lebensstils und die allgemeine Unterstützung der Zellen. Und die Ergebnisse, die meine Patienten erzielt haben, waren anders. Oft transformativ. Hartnäckige Probleme wie Gewichtszunahme, Schlafstörungen, unaufhörliche Schmerzen, chronische Erkrankungen, hoher Cholesterinspiegel und sogar Fortpflanzungsprobleme haben sich aufgelöst. Manchmal in Wochen, manchmal in Monaten. Entzündungen sind verschwunden und sind nie wieder aufgetreten. Oft konnten die Patienten ihre Medikamente reduzieren oder sogar ganz absetzen. Und die Hoffnung und der Optimismus, wie sich das Leben anfühlen könnte, kehrten bei den engagierten Menschen zurück, denen ich helfen durfte. Oft kamen die Ergebnisse durch viel weniger Aufwand zustande. Sie entstanden, weil ich das Gegenteil von dem getan hab, was ich immer gelernt hatte, nämlich das nächste Medikament und die nächste Behandlung hinzuzufügen.

Ich hab viele Dinge gelernt, indem ich die Medizin auf diese neue Art und Weise praktiziert hab. Nicht zuletzt, dass Entzündungen – die zu Krankheiten, Schmerzen und Leid führen – entstehen, weil in unseren Zellen grundlegende Funktionsstörungen auftreten, die sich darauf auswirken, wie sie funktionieren, sich gegenseitig Signale geben und sich selbst replizieren. Und etwas ist mir total klar geworden: Wenn wir die allgemeine Gesundheit von Körper und Geist wirklich wiederherstellen wollen, dann müssen wir eine Schicht tiefer gehen als nur der Mechanismus der Entzündung und in das Zentrum der Zellen selbst schauen.

Also, nach Jahren der Suche hab ich die Antwort darauf gefunden, was die Entzündungen bei Patienten wie Sarah verursacht. Und die war erstaunlich einfach: Die chronische Entzündung ist oft eine Reaktion darauf, dass sich die Zellen unseres Körpers bedroht fühlen, weil sie aufgrund schlechter Energieprozesse ständig unterversorgt sind. Immunzellen eilen zu den Bereichen des Körpers, die in Gefahr sind, und verursachen so Entzündungen.

Eine unterversorgte Zelle – metabolisch dysfunktional, die Schwierigkeiten hat, Energie zu produzieren und sich nur mühsam durch ihre tägliche Arbeit quält – ist eine Zelle, die bedroht und gefährdet ist. Diese Zelle sendet chemische Alarmsignale aus und rekrutiert das Immunsystem, um ihr zu helfen. Aber bei ihren Bemühungen, zu helfen, verursachen die Immunzellen immense Kollateralschäden. Es entsteht ein buchstäblicher Krieg im Körper, um sich vor sich selbst zu schützen, was zu noch schlimmeren Symptomen führt. Das ist ein Hauptgrund dafür, warum chronische Entzündungen typischerweise Hand in Hand mit Stoffwechselstörungen und weit verbreiteten Symptomen gehen.

Und sich in die Welt der Zellbiologie zu vertiefen, klingt erstmal einschüchternd. Aber es gibt ein einfaches Maß, das unser Verständnis von Gesundheit und Krankheit grundlegend verändern kann: Wie gut oder schlecht die Mitochondrien in der Zelle Energie produzieren.

Du hast wahrscheinlich schon mal das Wort "Mitochondrien" gehört und kennst es vielleicht noch aus dem Biologieunterricht als "Kraftwerk der Zelle". Mitochondrien wandeln Nahrungsenergie in Zellenergie um. Diese winzigen Organellen sind wie Transformatoren. Sie nehmen Abbauprodukte der Nahrung, die wir essen, auf und wandeln sie in eine Energiewährung um, die unsere Zellen für ihre vielen Aufgaben nutzen können. Verschiedene Arten von Zellen im Körper – Leber, Haut, Gehirn, Eierstöcke, Augen und so weiter – haben eine sehr unterschiedliche Anzahl von Mitochondrien in sich. Einige Zellen haben Hunderttausende, andere nur eine Handvoll, je nachdem, welche Art von Arbeit die Zelle verrichten muss und wie hoch ihr Energiebedarf ist.

Wenn der Körper gesund ist, werden Fettsäuren aus Nahrungsfetten und Glukose (Zucker) aus Kohlenhydraten bei der Verdauung abgebaut. Dann gelangen sie in den Blutkreislauf und werden in die einzelnen Zellen transportiert. Glukose wird dann innerhalb der Zelle weiter abgebaut. Diese Moleküle werden in die Mitochondrien transportiert und erzeugen durch eine Reihe von chemischen Reaktionen Elektronen (geladene Teilchen). Diese Elektronen werden durch spezielle mitochondriale Mechanismen transportiert und weitergeleitet, um schließlich Adenosintriphosphat (ATP) zu synthetisieren. Und das ist das wichtigste Molekül im menschlichen Körper: Es ist die Energiewährung, mit der wir alle Aktivitäten in unseren Zellen bezahlen und somit unser Leben.

Es gibt eine Menge ATP, wie sich herausstellt. Billionen über Billionen von chemischen Reaktionen finden jede Sekunde in unserem Körper statt. Und all diese Aktivitäten laufen mit Energie – nämlich dem ATP, das die Mitochondrien produzieren. Und sie brauchen immer genug davon. Ohne all diese Hektik würden wir buchstäblich auseinanderfallen. Wir würden ohne energetische Kraft auf dem Boden verwesen.

Auch wenn ATP ein mikroskopisch kleines Molekül ist, produziert der durchschnittliche Mensch etwa 40 Kilo davon pro Tag. Und er produziert, verbraucht und recycelt es ständig so schnell, dass wir es gar nicht merken. Jede unserer 37 Billionen Zellen ist wie eine kleine Stadt. Ständig voller Aktion, Transaktionen und Produktion. Und alles, was eine Zelle für eine optimale Funktion braucht, lässt sich in sieben Kategorien von Aktivitäten einteilen, die alle ATP – und damit gute Energie – benötigen, um richtig abzulaufen.

Proteine herstellen: Zellen sind dafür verantwortlich, etwa 70.000 verschiedene Arten von Proteinen zu synthetisieren, die für alle Aspekte des Aufbaus und des Betriebs unseres Körpers benötigt werden. Proteine gibt es in allen Formen, Größen und Funktionen und sie haben eine Vielzahl von Aufgaben. Sie können Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen sein, Kanäle, durch die Dinge wie Glukose in die Zelle hinein und aus ihr herausfließen können, ein strukturelles Gerüst im Inneren der Zelle, das ihr Form gibt und ihr hilft, sich zu bewegen, Regulatoren, die auf der DNA sitzen und Gene aktivieren oder unterdrücken, Signalmoleküle wie Hormone und Neurotransmitter, die Informationen an andere Zellen übertragen, und Anker, die benachbarte Zellen zusammenhalten. Darüber hinaus können sich verschiedene Proteine zu spezialisierten Maschinen in der Zelle zusammenfügen, wie z. B. die Rotationsturbine namens ATP-Synthase, die sich im Inneren der Mitochondrien befindet und der letzte Schritt bei der Herstellung von ATP ist. Das sind nur einige der Aufgaben, die Proteine erfüllen. Aber vereinfacht gesagt sind sie die strukturellen, mechanischen und signalgebenden Arbeitstiere in der Zelle.

DNA reparieren, regulieren und replizieren: Zellen sind dafür verantwortlich, ihre DNA zu replizieren, um sicherzustellen, dass jede neue Zelle eine vollständige Kopie des genetischen Materials während des Prozesses der Zellteilung hat. Zellen reparieren auch alle Schäden an der DNA, um Mutationen zu verhindern, die zu Krebs und anderen Krankheiten führen könnten. Darüber hinaus verfügen Zellen über komplexe Mechanismen zur Veränderung der Faltung und der dreidimensionalen Struktur des Genoms durch epigenetische Veränderungen, die regulieren, welche Gene in einem bestimmten Zelltyp und zu welcher Zeit exprimiert werden. Unsere Zellen erneuern und ersetzen sich ständig selbst. Und die DNA-Replikation und die Zellteilungsprozesse ermöglichen dies.

Zellsignalgebung: Innerhalb einer Zelle wird jede Aktivität über die Zellsignalgebung koordiniert. Das sind mikroskopisch kleine biochemische Botschaften, die ständig innerhalb und außerhalb der Zelle transportiert werden, um Anweisungen und Informationen darüber zu geben, was zu tun ist, wohin etwas gehen muss und was ein- und ausgeschaltet werden muss. So wird zum Beispiel im Körper Insulin produziert, um den Blutzucker nach einer Mahlzeit wieder zu normalisieren. Das Insulin bindet sich an die Oberfläche der Zellen und löst eine Reihe von Signalen innerhalb der Zelle aus, die die Zelle dazu veranlassen, Glukosekanäle zur Zellmembran zu schicken, damit die Glukose einfließen kann. Zellen kommunizieren auch ständig mit anderen Zellen im Körper über verschiedene Signalwege, in denen sie Informationen über chemische Signale wie Hormone, Neurotransmitter und elektrische Impulse empfangen und übertragen.

Transport: So wie Lastwagen Fracht im ganzen Land transportieren, müssen Zellen molekulare Materialien im Inneren der Zelle bewegen, damit alles richtig funktioniert. Jede Zelle ist in der Lage, Moleküle mit unglaublicher Präzision zu verpacken, zu etikettieren und in ihrer mikroskopischen Umgebung zu verschicken. Wenn die Zelle beispielsweise eine Charge des Neurotransmitters Serotonin (der unter anderem die Stimmung reguliert) herstellt, verpackt sie diese in einem zellulären Beutel, dem Vesikel, und schickt das Vesikel auf einem Motorprotein (wie einem kleinen Auto) zur Zellmembran, um auf benachbarte Neuronen zu wirken. Dieser Prozess erzeugt deine Gedanken und Gefühle. Einige Zellen – wie Immunzellen – müssen sich auch manchmal im Körper transportieren. Wenn eine Immunzelle durch ein entzündliches chemisches Signal ausgelöst wird, zum Ort einer bedrohlichen Situation zu gehen, kann sie sich wie auf der Autobahn aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf begeben. Sobald sie das gefährdete Organ erreicht hat, kriecht sie durch das Organ, indem sie fingerartige Ausstülpungen ausstreckt, bis sie den Ort der Bedrohung erreicht, an dem sie ihre Arbeit verrichten muss.

Homöostase: Zellen arbeiten ständig daran, gesunde Betriebsbedingungen wie pH-Wert, Salzkonzentration, Gradienten geladener Moleküle, die elektrische Impulse erzeugen können, und Temperatur aufrechtzuerhalten. Diese Aufrechterhaltung einer optimalen Umgebung, in der die chemischen Reaktionen des Körpers stattfinden können, wird als Homöostase bezeichnet.

Zellabfallbeseitigung und Autophagie: Zellen sind auch in der Lage, ihre eigenen Bestandteile durch einen Prozess namens Autophagie (wörtlich "Selbstverdauung") zu recyceln, der es den Zellen ermöglicht, beschädigte Teile und Proteine zu entfernen und die Rohstoffe zu recyceln. Wenn die Mitochondrien dieses Recycling und diese Erneuerung durchlaufen, wird dies als Mitophagie bezeichnet, ein wichtiger Bestandteil für die Aufrechterhaltung gesunder Mitochondrienpopulationen innerhalb von Zellen. Noch drastischer ist, dass Zellen auch ihren eigenen Tod herbeiführen können, um gesünderen Zellen Platz zu machen, ein entscheidender Prozess, der als Apoptose bezeichnet wird.

Stoffwechsel: Und natürlich die Energieproduktion selbst. Sogar das braucht Energie zum Funktionieren!

Jede dieser Aktivitäten benötigt ATP – hergestellt von gut funktionierenden Mitochondrien – um stattzufinden. Wenn die richtigen Materialien in der richtigen Menge vorhanden sind, produzieren die Mitochondrien genügend Energie für die Aktivitäten der Zelle. Und das wirkt sich auf die Gesundheit im ganzen Körper aus. Organe sind, vereinfacht gesagt, Ansammlungen von Zellen. Gruppen von gesunden, mit Energie versorgten Zellen, die alle ihre Aufgaben erfüllen können, werden zu gesunden Organen, die ihre Arbeit verrichten. Jede Zelle hat den Bauplan, den sie für ihre Arbeit braucht. Sie braucht einfach nur die Ressourcen. Aber wenn die Mitochondrien nicht die richtigen Bedingungen haben oder mit den falschen Materialien in der falschen Menge überschwemmt werden, dann produzieren sie nicht genug ATP, damit die Zellen ihre Arbeit machen können. Dieses zelluläre Problem der schlechten Energie wirkt sich nicht nur direkt auf die Probleme in den Organen aus, sondern veranlasst die Zellen auch, Alarm zu schlagen: Irgendetwas stimmt nicht, wir brauchen Hilfe. Unser Immunsystem – immer bereit zu helfen – ist sofort zur Stelle.

Aber in diesem Fall ist das Problem keine Infektion oder eine Wunde, die Immunzellen beseitigen können. Es ist etwas Tiefgreifenderes, ein grundlegendes Problem mit der Funktionsweise der Zellen. Und es ist etwas, das die Immunzellen nicht lösen können, denn das, was die Mitochondrien daran hindert, ihre Arbeit zu verrichten und dazu führt, dass die Zellen ihre Arbeit nicht verrichten können, ist außerhalb von uns. Es ist die Umgebung, in der unsere Körper heute existieren. Eine Umgebung, die sich aus der Sicht unserer Zellen kaum von der vor hundert Jahren unterscheidet.

Unsere moderne Ernährung und unser Lebensstil schaden unseren Mitochondrien auf synergistische Weise. Unsere Mitochondrien und die größeren Zellen, die sie beherbergen, haben sich über Äonen in Verbindung mit unserer Umwelt entwickelt. Ihre Mechanismen funktionieren in Verbindung mit einer Kombination aus Input und Informationen, die von der Außenwelt in unseren Körper und schließlich in sie gelangen. Bestimmte Nährstoffe, Sonnenlicht und Informationen von Bakterien im Darm helfen unter anderem, die Zellen und ihre Kraftwerke mit dem zu versorgen, was sie zum Arbeiten benötigen. Aber viele dieser Inputs und Informationsströme haben sich radikal verändert, was zu Blockaden der richtigen Mitochondrienfunktion und sogar zu Schäden an ihnen geführt hat.

Eine mächtige Immunzelle, die versucht, eine Zelle zu unterstützen, die aufgrund ihrer Mitochondrienfunktionsstörung kränkelt und bedroht ist, wird völlig machtlos. Die Immunzelle kann die schädlichen Faktoren und den Mangel an Ressourcen, die sich aus der unnatürlichen Umgebung unserer modernen Industriegesellschaft ergeben, nicht aufhalten. Eine Immunzelle kann dich nicht davon abhalten, eine Limonade zu trinken, dein Wasser zu filtern, die stressauslösenden Benachrichtigungen auf deinem Handy auszuschalten, dich daran hindern, hormonstörende Pestizide und Mikroplastik zu essen oder dich dazu bringen, früher schlafen zu gehen. Also wird die Immunzelle die ihr zur Verfügung stehenden Werkzeuge einsetzen: Sie wird mehr Immunzellen rekrutieren, mehr Entzündungssignale aussenden und einfach weiterkämpfen, bis sich die Dinge auflösen. Aber die Probleme lösen sich nicht, weil sich die schädlichen Umwelteinflüsse nie auflösen. Das ist die Wurzel der chronischen Entzündung.

Eine Gruppe von Zellen, die aufgrund einer Mitochondrienfunktionsstörung nicht richtig arbeitet, und die übermäßige – aber hilflose – Reaktion des Immunsystems, diesen Bereich zu infiltrieren und zu unterstützen, führt zu einer Organfunktionsstörung, die sich als Symptom äußert. Die meisten der chronischen Symptome, mit denen wir heute zu kämpfen haben, sind einfach unterschiedliche Ausdrucksformen desselben Desasters, das in anderen Teilen des Körpers passiert: Die Mitochondrien werden durch unsere Lebensweise geschädigt, eine schlecht mit Energie versorgte Zelle wird dysfunktional, das Immunsystem versucht zu helfen, kann es aber nicht, und durch den Versuch verschlimmert das Immunsystem das Problem noch.

Wie genau schädigt die Umgebung, in der wir heute leben, unsere Mitochondrien? Die Antwort lässt sich auf zehn Hauptfaktoren reduzieren, die alle eng miteinander verbunden sind:

Chronische Überernährung: Chronische Überernährung, bei der über einen längeren Zeitraum mehr Kalorien und Makronährstoffe konsumiert werden, als der Körper benötigt, kann auf verschiedene Weise zu Mitochondrienfunktionsstörungen führen. Wir essen etwa 20 Prozent mehr Kalorien als vor hundert Jahren und 700 bis 3.000 Prozent mehr Fruktose, die der Körper alle verarbeiten muss. Stell dir vor, du würdest gebeten, 700 bis 3.000 Prozent mehr Arbeit zu leisten, als du normalerweise täglich verrichtest – du würdest zusammenbrechen! Die Zelle kann einfach nicht das ganze Material verarbeiten, das von zu viel Nahrung kommt. Also staut sich alles, es werden schädliche Nebenprodukte im Übermaß produziert und viele Prozesse in der Zelle, einschließlich der Bemühungen der Mitochondrien, werden behindert. Diese Belastung führt dazu, dass sich das Innere der Zelle mit giftigen Fetten füllt, die die Fähigkeit der Zelle blockieren, ihre normalen Signale zu senden und ihre Aktivität auszuüben. Wenn die Mitochondrien mit der Aufgabe überlastet sind, so viel überschüssige Nahrung in Energie umzuwandeln, produzieren und setzen sie reaktive Moleküle frei, die als freie Radikale bezeichnet werden. Freie Radikale sind Moleküle mit einem negativ geladenen, hochreaktiven Elektron, das sich neutralisieren will, indem es sich an andere Strukturen in den Mitochondrien und der Zelle bindet und dabei erhebliche Schäden verursacht. Der Körper verfügt über verschiedene Mechanismen, um freie Radikale sicher zu neutralisieren, darunter die Produktion von Antioxidantien, die freie Radikale binden und unterdrücken. Wenn jedoch die Produktion dieser schädlichen Moleküle die Fähigkeit des Körpers übersteigt, mit ihnen umzugehen, wie es bei chronischer Überernährung der Fall ist, kann ein schädliches Ungleichgewicht entstehen, das als oxidativer Stress bezeichnet wird und die Mitochondrien und die umliegenden Zellstrukturen schädigt. Normalerweise ist ein niedriger und kontrollierter Spiegel an freien Radikalen gesund und sie wirken als Signalmoleküle in der Zelle. Wenn der Spiegel jedoch außer Kontrolle gerät und oxidativer Stress eintritt, entsteht eine Kettenreaktion von Schäden. Gesunde Mengen an freien Radikalen stellen ein gemütliches Lagerfeuer dar; oxidativer Stress ist ein zerstörerischer Waldbrand.

Ein Hauptgrund, warum wir chronisch zu viel Nahrungsenergie zu uns nehmen, ist die weite Verfügbarkeit von hochverarbeiteten, industriell hergestellten Lebensmitteln, die die körpereigenen Sättigungsmechanismen beeinträchtigen und direkt Hunger und Heißhunger auslösen. Diese hochverarbeiteten Industrienahrungsmittel werden chemisch so hergestellt, dass sie süchtig machen und machen fast 70 Prozent der Kalorien aus, die Menschen heute in den Vereinigten Staaten konsumieren.

Nährstoffmangel: Der Mangel an bestimmten Mikronährstoffen wie Vitaminen und Mineralien kann zu Mitochondrienfunktionsstörungen führen. Die letzten Schritte bei der Energieherstellung in den Mitochondrien beinhalten die Bewegung von Elektronen durch fünf Proteinstrukturen, die als Elektronentransportkette bezeichnet werden und letztendlich einen kleinen molekularen Motor antreiben, der ATP produziert. Diese fünf Proteinkomplexe benötigen alle Mikronährstoffe, um sie zu aktivieren, wie kleine Schlösser und Schlüssel. Leider haben wir die mikronährstoffärmste Ernährung, die wir je in der Geschichte hatten. Etwa die Hälfte aller Menschen in den Vereinigten Staaten hat einen Mangel an mindestens einigen wichtigen Mikronährstoffen. Das liegt zum Teil an der Bodenauslaugung (durch moderne industrielle Anbaumethoden wie den Einsatz von Pestiziden und die mechanisierte Bodenbearbeitung) und dem Mangel an Vielfalt in unserer Ernährung. Mindestens 75 Prozent der Menschen essen nicht die empfohlene Menge an Gemüse und Obst. Der Großteil unserer Kalorien stammt aus raffinierten Formen von Rohstoffpflanzen wie Weizen, Soja und Mais, die alle mikronährstoffarm sind und doppelt Probleme verursachen, indem sie unseren Körper mit einem dichten Überschuss an Kohlenhydraten und entzündungsfördernden Fetten überschwemmen. So hat beispielsweise ein Mangel an Coenzym Q10 (CoQ10), einem Mikronährstoff, der für die Funktion der Elektronentransportkette unerlässlich ist, in Forschungsstudien zu einer verminderten ATP-Synthese geführt. Weitere Mikronährstoffe, die an wichtigen mitochondrialen Prozessen beteiligt sind, sind Selen, Magnesium, Zink und verschiedene B-Vitamine.

Mikrobiom-Probleme: Ein gesundes, florierendes Darmmikrobiom, das mit mikrobiomfördernden Lebensmitteln gefüttert wird und frei von mikrobiomschädigenden Chemikalien ist, produziert Tausende von "Postbiotika"-Chemikalien, die von unserem Darm in unseren Körper gelangen und als wichtige Signalmoleküle wirken, von denen einige die Mitochondrien direkt beeinflussen. Postbiotische Moleküle wie kurzkettige Fettsäuren (SCFAs) sind für die ordnungsgemäße Funktion der Mitochondrien und zum Schutz der Mitochondrien vor oxidativem Stress unerlässlich. Wenn ein Mikrobiom-Ungleichgewicht – Dysbiose genannt – eintritt, wird die Produktion dieser hilfreichen Chemikalien gestört und entzieht den Mitochondrien dieses Signal und diese Unterstützung. Eine Dysbiose kann unter anderem durch zu viel raffinierten Zucker und hochverarbeitete Lebensmittel, Pestizide, Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, wie Advil), Antibiotika, chronischen Stress, Schlafmangel, Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität, Rauchen und Infektionen ausgelöst werden.

Sitzender Lebensstil: Bewegungsmangel kann zu einer verminderten Mitochondrienfunktion und einer Verringerung der Anzahl und Größe der Mitochondrien in den Zellen führen. Bewegung ist ein starkes Signal an die Zellen, dass sie mehr Energie für die Muskeln produzieren müssen, um Arbeit zu leisten. Daher steht körperliche Aktivität durch die Hochregulierung verschiedener Gene und hormoneller Signalwege in

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