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Also, ich würd' mal sagen, grundsätzlich, ja, es geht darum, sich selbst zu verändern, ne? Und wie man das am besten macht? Also, der springende Punkt ist eigentlich, dass die Umstände, in denen wir uns befinden, uns total beeinflussen. Also wirklich enorm. Die Kultur, die Leute, das ganze Umfeld. Das formt uns einfach. Und, äh, was ich auch wichtig finde, ist, dass man nicht denken sollte, dass man irgendwann geistig abbaut, ne? Also, je mehr man arbeitet, je mehr man tut, desto wahrscheinlicher ist es eigentlich, dass man erfolgreich ist.
Also, es geht wirklich darum, die eigenen Umstände zu verändern, um sich selbst zu verändern. Samuel Johnson, zum Beispiel, ist nach London gegangen und hat sich da so nach und nach verändert. Er hat als freier Schriftsteller gearbeitet und dadurch gelernt, was kommerziell wichtig ist. Er hat sein Netzwerk ausgebaut und sich an den Bedürfnissen des Publikums orientiert. Er ist zu dem Samuel Johnson geworden, der er war, weil er sich in dieser Umgebung entwickelt hat und nicht in der behüteten Welt von Oxford. Viele, die spät durchstarten, denen fehlt oft dieses kulturelle Umfeld, das so wichtig ist für den Erfolg. Es ist echt wichtig, mit wem man sich umgibt und in welche Situationen man sich bringt. Dieser Einfluss, der baut sich so langsam auf.
Und die Lektion, die man daraus ziehen kann, ist eben, dass man die Leute, mit denen man sich umgibt, verändern muss, wenn man sein Leben verändern will. Goethe hat mal gesagt: "Sag mir, mit wem du umgehst, so sag ich dir, wer du bist." Und das stimmt halt einfach. Es gibt zwei Arten, wie dieser Einfluss wirkt. Zum einen, wie sich Gleichgesinnte gegenseitig beeinflussen, und zum anderen, wie die Kultur, in der man lebt, die eigene Entwicklung beeinflusst. Und was wir daraus sehen können, ist, dass wir uns selbst verändern können. Wir können anders werden, indem wir unsere Umstände verändern.
Klar, Künstlergruppen oder so, die sind kein Garant für Erfolg. Aber wenn die richtigen Leute zusammenkommen, dann kann das echt was bewegen. Der Soziologe Michael Farrell, der meint, dass diese künstlerischen Gruppen aus sozialen Netzwerken entstehen, so zehn, fünfzehn Jahre dauern, Freundschaft und Arbeit verbinden und so eine gemeinsame Vision entwickeln, die ihre Arbeit leitet. Jedes Mitglied hat da so seine Rolle und die zwischenmenschliche Dynamik ist genauso wichtig wie der Austausch von Ideen und Feedback. Und diese Gruppen, die schaffen dann auch wieder neue Kulturen, ne? Sie basieren auf gemeinsamen Zielen, einer gemeinsamen Vision und bestimmten Annahmen über ihre Disziplin. Bei Künstlern ist das dann vielleicht ein bestimmter Stil, bei Wissenschaftlern eine neue Methode oder ein Modell. Und das ist eben nicht so wie ein Mentor. Mentoren sind älter und erfahrener und führen einen in den Beruf ein. Diese Gruppen, die bilden sich eher unter Gleichgesinnten.
Manhattan Project oder die Clinton Wahl 1992. Das sind jetzt vielleicht keine perfekten Beispiele, aber sie zeigen, dass Gruppendynamik total wichtig ist für Höchstleistungen, auch wenn die Gruppen größer werden. Aber um anzufangen und innovativ zu werden, braucht man so einen kleinen Kern von Leuten, die zusammen die Welt verändern wollen.
Farrell sagt, dass diese Gruppen meistens unter Leuten in ihren Zwanzigern oder Dreißigern entstehen. Aber das muss nicht sein. J.R.R. Tolkien war schon in seinen Vierzigern, als die Inklings anfingen, sich zu treffen, und Joseph Conrad hat erst mit Ende Dreißig angefangen, Romane zu schreiben. Conrad war dann so Anfang Vierzig, als er sich so einem Kreis in Rye angeschlossen hat, an der Südküste von England. Da waren Ford Madox Ford, der war 26, und Henry James, der war 55. Und das hat funktioniert, weil alle drei Schriftsteller sich etablieren wollten. Conrad und Ford haben ihre Karriere erst angefangen und James wollte sich nach einigen Rückschlägen neu etablieren. Also, für die war das irgendwie ein Neustart. Und da gab's eben noch H.G. Wells und Stephen Crane, der schon erfolgreich war. Die haben sich gegenseitig ihre Arbeiten vorgelesen und kritisiert und so eine Vision davon entwickelt, wie sich der Roman weiterentwickeln könnte. Wells hat sich von James' Stil inspirieren lassen und James wollte so fantastische Geschichten schreiben wie Wells. Ford hat Conrad und James nachgeahmt. Und so haben die sich gegenseitig beeinflusst.
Aber die Gruppe hat sich dann irgendwann aufgelöst. Erfolgreiche Gruppen brauchen jemanden, der Frieden stiftet. Und das hat in Rye gefehlt. Aber trotzdem haben die sich gegenseitig beeinflusst und ihre Karrieren verändert. Über zehn Jahre haben sie sich getroffen, Arbeiten vorgelesen, über Literatur diskutiert und zusammengearbeitet. Und das sieht man auch in ihren Werken. Unterschiedliche Altersgruppen können da total hilfreich sein. Conrad und Ford zum Beispiel haben da gut zusammengearbeitet. Conrad hat dann so Romane wie *Lord Jim* und *Herz der Finsternis* geschrieben. Das war seine produktivste Zeit. Also, die Zusammenarbeit zwischen Leuten unterschiedlichen Alters, aber mit ähnlichen Zielen, die kann echt was bringen.
Ich finde, dass das auch für andere gelten kann, die spät durchstarten. Farrell hat mir mal erzählt, dass so eine Gruppe von Leuten, die spät dran sind, total produktiv sein kann, solange sie alle auf Augenhöhe sind. Das ist dann eher so eine Koalition von Beratern, die alle ihre Expertise einbringen und so ein gemeinsames Produkt schaffen. Wie so ein Filmteam oder ein Architekt und die Bauarbeiter.
Dadurch, dass die Lebenserwartung steigt, mehr Leute ihren Job wechseln und Frauen nach der Kinderbetreuung wieder arbeiten gehen, gibt es mehr Möglichkeiten für solche Gruppen. Es gibt ja auch Clubs für Rentner, die sich für Sport oder Kultur interessieren. Warum nicht auch Gruppen, die neue Ideen entwickeln? Und wenn man dann auch noch Leute unterschiedlichen Alters zusammenbringt, dann kann das echt was bewirken.
Es gibt aber auch so Einflüsse in der Kultur, die subtiler sind. Wie sich Leute verhalten, das sendet ja auch Signale an die Leute um sie herum. Im Job kann man sich dem gar nicht entziehen. Und Unternehmen können diese Signale nutzen, im Guten wie im Schlechten. Daniel Coyle, der hat mal Pixar als Beispiel genannt. Da werden allen Mitarbeitern frühe Versionen der Filme gezeigt und um Feedback gebeten. Und die Regisseure, die nehmen Vorschläge von jedem an, wenn sie gut sind. Die Psychologin Amy Edmondson würde das "psychologische Sicherheit" nennen. Das Gefühl, dass man Ideen äußern kann, ohne ausgelacht oder zum Schweigen gebracht zu werden. Das heißt aber nicht, dass alles immer freundlich und ruhig sein muss. Coyle meint, dass sich eine gute Kultur dadurch auszeichnet, dass man schwierige Probleme mit Leuten löst, die man bewundert.
Die Kultur spielt auch eine größere Rolle. Der Investor Paul Graham hat mal gefragt: "Was ist eigentlich mit dem mailändischen Leonardo passiert?" Mailand war im 15. Jahrhundert genauso groß wie Florenz. Aber während Florenz so eine Renaissance erlebt hat, mit Leonardo, Brunelleschi, Michelangelo, Donatello und so weiter, ist in Mailand nichts passiert. Wenn das nur an den Genen liegen würde, dann müsste es ja heute in den USA, wo es viel mehr Leute gibt als in Florenz damals, Hunderte von Leonardos geben. Aber wo sind die? Graham meint, dass es nichts Mächtigeres gibt als eine Gemeinschaft von talentierten Leuten, die an ähnlichen Problemen arbeiten. Die Gene sind da nicht so wichtig. Es reicht nicht, ein genetischer Leonardo zu sein, wenn man in der Nähe von Mailand geboren wurde anstatt in Florenz. Heute reisen wir mehr, aber trotzdem kommen große Leistungen oft aus bestimmten Orten, wie dem Bauhaus, dem Manhattan Project oder Xerox Parc.
Also, mit wem man arbeitet, das hat einen großen Einfluss. Die Kultur ist wichtig. Aber manchmal ist es schwierig, da feste Schlussfolgerungen zu ziehen. Es gibt zum Beispiel eine Studie, die zeigt, dass Tiger Woods' Konkurrenten besser abschneiden, wenn er nicht an den Turnieren teilnimmt. Weil sie dann nicht so von seiner Anwesenheit gehemmt sind. Aber ob das wirklich so stimmt und ob man das verallgemeinern kann, ist fraglich.
Eine andere Studie hat gezeigt, dass die Veröffentlichungsrate von Mitarbeitern sinkt, wenn ein akademischer Superstar frühzeitig stirbt. Die Kollegen, die nicht mit dem Superstar zusammengearbeitet haben, die sind aber produktiver. Ein Star kann die Leute, die ihm nahe stehen, zwar produktiver machen, aber die, die etwas weiter weg sind, trauen sich dann vielleicht nicht, seine Position in Frage zu stellen. Und selbst nach dem Tod des Stars können dessen ehemalige Kollegen die Entstehung neuer Ideen verhindern, wenn sie sein Erbe bewahren und seinen Einfluss aufrechterhalten. Der Einfluss von akademischen Stars kann also ganz unterschiedlich sein, je nachdem wer man ist.
Manchmal ist es auch einfach besser, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die einen nicht runterziehen. Eine Studie über toxische Mitarbeiter hat gezeigt, dass die ihre Kollegen auch toxisch machen und die Fluktuation erhöhen. Der Einfluss von toxischen Mitarbeitern ist so groß, dass es besser wäre, so einen Mitarbeiter durch einen durchschnittlichen zu ersetzen. Es ist sogar besser, toxische Mitarbeiter zu vermeiden, als Top-Leute einzustellen.
Die Psychologen Therese Amabile und Stephen Kramer haben den Einfluss der Arbeitsplatzkultur auf die Produktivität untersucht. Die haben Tagebucheinträge von Arbeitnehmern analysiert und festgestellt, dass Leute produktiver sind, wenn sie positiv gestimmt sind. Wenn man in einer Kultur arbeitet, in der man ausgebremst wird, dann entsteht so ein negativer Kreislauf. Positive Kulturen hingegen, die fördern die Produktivität. Manager, die Projekte sabotieren oder die Leute daran hindern, kleine Fortschritte zu machen, die fördern negative Gefühle, die dann zu geringerer Produktivität führen.
Zusammenarbeit verbessert die Produktivität. Eine Studie, die Millionen von Forschungsarbeiten seit 1950 untersucht hat, hat gezeigt, dass in den Geisteswissenschaften Teams immer produktiver waren als Einzelkämpfer. In den Naturwissenschaften waren Einzelpersonen bis vor zwanzig Jahren erfolgreicher, aber inzwischen sind Teams deutlich besser. Und auch die erfolgreichsten Patente sind das Ergebnis von Teams, nicht von Einzelpersonen.
Dieser Einfluss muss aber nicht immer so direkt sein wie bei einer Zusammenarbeit. Eine Studie hat fast 5.000 Forschungsarbeiten untersucht und dabei die Interaktionen von 15.000 Wirtschaftswissenschaftlern analysiert. Wir haben ja schon gesehen, dass die Position in einem Netzwerk die Produktivität steigern kann. Wenn man einem Star nahe steht, dann ist man auch produktiver. Und das gilt auch für soziale Netzwerke. Also, die informellen Beziehungen, die dazu führen, dass man in den Danksagungen erwähnt wird, anstatt als Co-Autor. Die Position in einem sozialen Netzwerk sagt zwar nichts über die Produktivität aus. Aber Arbeiten, die Feedback von gut vernetzten Wissenschaftlern bekommen, die haben eine größere Wirkung. Leute, die ihre Kollegen besser beeinflussen können, die veröffentlichen eher in den besten Fachzeitschriften. Das ist jetzt nicht unbedingt ein Beweis für Ursache und Wirkung, aber es zeigt, dass Einfluss ein Teil der Produktivität ist. Und eine Studie hat gezeigt, dass schwarze Schüler, die in den ersten Schuljahren von einem schwarzen Lehrer unterrichtet wurden, eher ihren Abschluss machen und sich an einer Universität einschreiben. Das zeigt, dass der Einfluss schon nachhaltig sein kann.
Man sollte jetzt nicht alles wörtlich nehmen. Aber es ist wichtig, mit wem man zusammenarbeitet. Das ist nicht nur Gruppenzwang. Die Leute, mit denen man sich umgibt, die beeinflussen, welche Informationen man über die Welt bekommt. Die Leute, die man kennt, die beeinflussen einen nicht nur mit ihren Meinungen, sondern die helfen einem auch, die Welt anders wahrzunehmen. Wenn man niemanden kennt, der in der Werbung arbeitet, dann findet man den Beruf vielleicht langweilig. Aber wenn man dann Leute aus der Branche kennenlernt und sich mit ihnen anfreundet, dann ändert man vielleicht seine Meinung. Und dann kommt man vielleicht sogar auf die Idee, den Beruf zu wechseln. Das ist dann nicht der direkte Einfluss von Gruppenzwang, sondern der indirekte Einfluss der Welt, die man über sein Netzwerk kennenlernt.
Diese Effekte können schon stark sein. Wirtschaftswissenschaftler, die sich mit Gruppeneffekten beschäftigen, die haben herausgefunden, dass Studenten eher bei ihrem Studienfach bleiben, wenn sie mit anderen Studenten zusammenwohnen, die das gleiche Fach studieren. Und wenn einer der Mitbewohner das Fach wechselt, dann ist es wahrscheinlicher, dass die anderen das auch tun. Und eine Studie aus dem Jahr 2001 hat gezeigt, dass in Informatik-Abteilungen mit überwiegend männlichen Studenten mehr Frauen abbrechen. Weibliche Studenten, die keine anderen Frauen haben, mit denen sie lernen können, die landen dann in so einer unfreundlichen Männerkultur. In Biologie waren mehr Frauen im Studium, weil die Fakultät ausgewogener war. Es gibt auch Studien, die belegen, dass Studenten schlechtere Noten haben, wenn ihr Mitbewohner Alkohol trinkt. Und das ist eben nicht bei jedem gleich. Manche beeinflusst das kaum, andere sehr stark. Das sind jetzt keine Effekte, die immer gleich ablaufen. Sie zeigen Trends und Möglichkeiten, aber keine unvermeidliche Kettenreaktion.
Raj Chetty und andere Wirtschaftswissenschaftler haben herausgefunden, dass gute Noten in der Schule und eine reiche Familie vorhersagen können, ob ein Kind Erfinder oder Innovator wird. Und ein weiterer wichtiger Faktor ist, ob Kinder mit Innovatoren in Kontakt kommen. Wenn Mädchen genauso oft mit Erfinderinnen in Kontakt kämen wie Jungen mit Erfindern, dann würde sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern halbieren. Kinder aus einkommensschwächeren Familien oder aus Minderheiten kommen seltener mit Innovatoren in Kontakt, was ihre Innovationsrate senkt. Das führt dann zu den "verlorenen Einsteins". Da die Innovationsfähigkeit in diesen Gruppen nicht wesentlich unterschiedlich ist, gibt es viele "verlorene Einsteins". Das sind Leute, die bahnbrechende Erfindungen gemacht hätten, wenn sie Erfinder geworden wären. Und Chetty hat auch herausgefunden, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien später eher ein höheres Einkommen haben, wenn sie mit Kindern aus einkommensstarken Familien befreundet sind. Diese Kinder bekommen Informationen über mögliche Berufe und Universitäten, ihre Wünsche und Überzeugungen werden anders geprägt und sie bekommen vielleicht sogar Kontakte, die ihnen helfen.
Wir sind mehr Einflüssen ausgesetzt, als uns bewusst ist. Das wird vielleicht deutlicher, wenn wir uns die Geschichte anschauen. Das hat schon Aristoteles gesagt, dass der Mensch das nachahmungsfreudigste Lebewesen ist. Und John Stuart Mill meinte, dass die wichtigste Lehre aus der Geschichte die außergewöhnliche Anfälligkeit der menschlichen Natur für äußere Einflüsse ist.
Erfolgreiche Leute arbeiten oft zusammen, in einer Kultur, die Höchstleistungen fördert und in einer Kette des Lehrens. Donatello hat Bertoldo di Giovanni unterrichtet, der Michelangelo unterrichtet hat. Sokrates hat Platon unterrichtet, der Aristoteles unterrichtet hat. Randall Collins schreibt: "Kreativität ist nicht zufällig, sondern baut sich in Generationenketten auf." Gerty und Carl Cori haben sechs zukünftige Nobelpreisträger in ihrem Biologielabor unterrichtet. Nobelpreisträger arbeiten oft zusammen, bevor sie ihre Preise gewinnen und sind sehr wählerisch bei der Wahl ihrer Lehrer und Mentoren. Außerdem gibt es da auch die gleichen Ketten des Lehrens wie bei großen Philosophen. Netzwerkverbindungen sind hilfreich, aber nicht der einzige Weg zum Erfolg. Patrick Collison meint, dass die Forschungskultur und das Wissen, das man durch direkte Erfahrung vermittelt bekommt, das Wichtigste ist, um zu erklären, warum Großartiges an manchen Orten und Zeiten passiert, aber nicht an anderen.
Dass uns Gleichgesinnte und die Kultur beeinflussen können, das ist der Grund, warum Johnson so sehr davon profitiert hat, in London zu sein, anstatt in Oxford.
Stell dir mal vor, du wirst plötzlich in ein neues Leben geworfen, so wie Katharine Graham. Was würde dann passieren? Der Zweite Weltkrieg ist da so ein Beispiel. Da wurden junge Männer aus benachteiligten Verhältnissen in die Armee eingezogen. Denen hat ein stabiles Zuhause und gute Schulen gefehlt. Das sind aber Dinge, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, ein stabiles und erfolgreiches Leben zu führen. Das System hat die im Stich gelassen. Aber in der Armee waren sie in einer Umgebung mit Disziplin, Führung, Struktur, Teamwork, Zusammenarbeit, Verantwortung und einem Ziel. Sie hatten Reisemöglichkeiten und neue Erfahrungen. Natürlich gab es auch große Gefahren. Aber es zeigt, was passiert, wenn jemand mit schlechten Aussichten in eine neue Kultur kommt. Ein wichtiger Punkt in der Armee ist die Gleichheit des Ranges. Vorherige Unterschiede zwischen diesen Männern und ihren Kollegen, vermeintliche Unzulänglichkeiten, die waren nicht mehr wichtig.
Ein Soziologe hat herausgefunden, dass Männer aus benachteiligten Verhältnissen, die im Zweiten Weltkrieg und im Koreakrieg gedient haben, sozial kompetenter geworden sind und ihre psychische Gesundheit verbessert haben. Außerdem haben sie ihre beruflichen Aussichten verbessert, weil sie in der Armee eine Ausbildung bekommen haben. Viele Veteranen haben auch ihren Highschool-Abschluss nachgeholt und eine handwerkliche oder berufliche Ausbildung gemacht. Die Armee war eine Brücke von einem Leben zu einem anderen. Sie waren Schulabgänger mit schlechten Aussichten und wurden zu Veteranen mit der Chance auf ein gutes Leben. Es schien zu spät, um sich zu verändern, aber das war es nicht.
Für Leute, die schon einen Job und eine Familie hatten, für die war der Krieg eher eine Belastung. Aber für die, die auf dem Weg zu einem enttäuschenden Leben waren, da hat der Militärdienst die Richtung verbessert. Es gab aber auch negative Auswirkungen. Mobilisierte Männer haben sich eher scheiden lassen, vor allem die, die im Kampf waren und in ihren Dreißigern waren. Aber das zeigt auch, dass man sein Leben verändern kann, egal wie alt man ist oder welche Erfahrungen man gemacht hat. Je mehr man seine Umstände verändert, desto mehr kann man sich selbst verändern. In den USA haben kriminelle Jugendliche, die im Ausland gedient haben, eher die Ausbildungsangebote des G.I. Bill genutzt. Der Auslandsdienst, der eine radikale Veränderung darstellt, war so eine Art Sprungbrett für eine Kehrtwende. Es hat die Art und Weise verändert, wie die Leute über sie gedacht haben und wie sie über sich selbst gedacht haben.
Auch der Zeitpunkt solcher Veränderungen ist wichtig. Fünfzehn Prozent der kriminellen Jugendlichen, die nicht im Militär waren, haben Facharbeiter- oder Büroberufe bekommen. Bei denen, die gedient haben, aber den G.I. Bill nicht genutzt haben, waren es 21 Prozent. Und bei denen, die den Bill genutzt haben, um eine Ausbildung zu machen, waren es 54 Prozent und bei denen, die den Bill genutzt haben und vor ihrem 18. Lebensjahr beigetreten waren, waren es sogar 78 Prozent. Die Veränderungen waren zwar effektiver bei jüngeren Veteranen, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen kriminellen Jugendlichen, die nicht in die Armee gegangen sind und denen, die in die Armee gegangen sind und dann die Ausbildungsmöglichkeiten genutzt haben. Die Grundregel ist klar: "Alle Lebensentscheidungen hängen von den Möglichkeiten und Einschränkungen der sozialen Struktur und Kultur ab", wie der Soziologe Glen Elder gesagt hat. Verändere deine Umstände und deine Umgebung und du kannst deine Lebensaussichten verändern.
Auch Julia Child hat ihre Liebe zum Essen in eine Liebe zum Kochen und Schreiben über Essen verwandelt, weil sie in Frankreich war. Sie ist dann in eine französische Kochschule gegangen. Diese eine Sache war entscheidend. Sie wurde zu einer ganz anderen Person, die bis in ihre Neunziger Kochsendungen im Fernsehen moderiert hat. Child wurde durch ihre reiche und privilegierte Erziehung etwas unterdrückt. In ihren Zwanzigern war sie sehr gesellig, aber nicht sehr zielstrebig. In Frankreich hat sie dann etwas gefunden, das ihr Struktur und eine Möglichkeit gegeben hat.
Die Umstände können entscheidend sein, selbst wenn man nicht ins Ausland geht. Väter, die während der Weltwirtschaftskrise finanzielle Probleme hatten, die waren eher aufbrausend und sind schlechtere Eltern und Ehepartner geworden. Die heutige Generation von Teenagern, die Generation Z, gilt als finanzbewusster als die vorherige Generation, wahrscheinlich weil sie nach den Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 aufgewachsen ist. Die kumulativen Auswirkungen der Umgebung sind erheblich, aber sie können verändert werden. Es braucht mehrere Jahre Militärdienst, um den Lebensweg zu verändern, so wie Julia Child viele Jahre in Frankreich gelebt und studiert hat, bevor sie in die USA zurückgekehrt ist. Viele Frauen haben das im Zweiten Weltkrieg erlebt. An der Universität Oxford waren zum Beispiel nicht viele männliche Philosophen, was Raum für die Entwicklung von vier der bedeutendsten Philosophinnen ihrer Generation geschaffen hat. Ihr Leben hat sich durch diese Ereignisse verändert. Wenn man sich in neue Kontexte und Situationen bringt, dann kann das im Laufe der Zeit zu etwas ganz anderem führen. Entscheidend ist, Übergangsmomente zu finden, um eine andere Person zu werden.
Carl Bernstein war kurz davor gefeuert zu werden, bevor er mit den Recherchen zum Watergate-Skandal begann. Er war nachlässig mit Details und hat Deadlines nicht eingehalten. Er hat im "Metro"-Ressort gearbeitet, wo er über lokale Geschichten aus Washington berichtet hat, und hatte keine Lust mehr. Er wollte zum "Style"-Ressort wechseln. Sein Ruf war im Sinkflug. Seine Überstunden und Spesen waren doppelt so hoch wie bei allen anderen in seiner Abteilung. Er hat Autos gemietet, um auf lange Reportagereisen zu gehen und riesige Rechnungen angehäuft, während die Autos auf Parkplätzen standen. 1971 eskalierte die Situation dann, als er eine Geschichte nicht einreichte, an der er monatelang gearbeitet hatte. Sein Chef hat ihm dann gesagt, dass er entweder ein produktiver Reporter werden oder die Post verlassen kann. Das hat ihn aufgerüttelt und er hat versprochen, sich zu bessern. Ein Jahr später hat er dann mit der Arbeit an Watergate begonnen und sich total verändert. Wenn er gefeuert oder zum "Style"-Ressort versetzt worden wäre, dann wäre er nie der Reporter geworden, der er später war. Carl hat sein besseres Ich bei Watergate entdeckt. Seine Fantasie und sein Scharfsinn sind aufgeblüht. Er war zwar immer noch manchmal nervig, aber er hatte sich verändert.
Wir machen viele Übergänge durch. Heiraten, Kinder bekommen oder nicht, den Job wechseln, die Wechseljahre, psychische Probleme, in eine neue Gegend ziehen, entlassen werden, in Rente gehen. Das alles sind Chancen für Veränderungen. Sie sind nicht für jeden ausschließlich gut oder schlecht. Aber sie können die Art und Weise verändern, wie sich die Motivation äußert. Das gleiche Ereignis kann verschiedene Menschen auf ganz unterschiedliche Weise beeinflussen. Der Psychologe Jay Belsky hat die Theorie der "differenziellen Suszeptibilität" aufgestellt. Die besagt, dass manche Leute anpassungsfähiger sind als andere, anfälliger für die Einflüsse ihrer Umgebung. Die Belastungen einer schwierigen Kindheit werden zum Beispiel manche Leute sehr schlecht beeinflussen und andere kaum. Das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass Durchschnittswerte massive Unterschiede verschleiern. Das gleiche Umfeld wirkt sich auf jedes Kind anders aus. Das ist ganz normal, weil die Logik der Evolution besagt, dass es innerhalb einer Art fast unendlich viele Variationen gibt. Es geht nicht darum, dass manche Leute anfällig für Einflüsse sind und andere nicht. Verschiedene Leute werden von verschiedenen Dingen beeinflusst. Manche Leute werden stark von ihren Eltern beeinflusst, aber nicht von ihren Gleichaltrigen und umgekehrt. Manche Leute werden stark von Musik beeinflusst, aber nicht von Malerei. Viele Leute sind ein "Mosaik". Wir passen nicht in ein Schema, sondern werden von verschiedenen Dingen auf verschiedene Weise beeinflusst. Studien haben gezeigt, dass ein Teil der Kinder stark von beiden Eltern und Gleichaltrigen beeinflusst wird, ein Teil von beiden nicht, ein Teil stark von Gleichaltrigen, aber nicht von Eltern und der Rest andersherum. Das liegt daran, dass wir zu unterschiedlichen Zeiten für unterschiedliche Einflüsse anfällig sind. Deshalb wirken sich wichtige Übergangsmomente im Leben unterschiedlich auf uns aus. So wie der Krieg die jungen Kriminellen unterschiedlich beeinflusst hat, so werden sich auch Rente, Kinder, Entlassung und andere Momente der Veränderung auf die Menschen auswirken. Der durchschnittliche Effekt dieser Übergänge sagt uns aber wenig darüber aus, wie unterschiedlich die Menschen für Veränderungen empfänglich sind.
Sich zu verändern kann mit einem einzigen Moment beginnen, aber die Transformation ist ein Prozess. Oft beginnt die Transformation zufällig. Julia Child hat mit siebenunddreißig Jahren in einem Restaurant in Rouen gegessen und ihre Liebe zur französischen Küche entdeckt. Das war Zufall. Unter dem Einfluss ihrer Freunde fing sie an, Essen als etwas zu sehen, das sie beruflich machen könnte und besuchte eine Kochschule. Später arbeitete sie zehn Jahre lang an dem Bestseller *Mastering the Art of French Cooking*.
Ohne diesen Moment der Inspiration wäre Child nie von einer unabhängigen, kontaktfreudigen Frau und Ehefrau, die für die Regierung arbeitet, zu einer Köchin, Bestsellerautorin eines definitiven Leitfadens zur französischen Küche und einem weltweiten Fernsehstar geworden, die von ihrer Transformation bis zu ihrem Tod unermüdlich gearbeitet hat. Sie konnte aber nicht erzwingen, wie diese Veränderung aussehen würde. Oft, wenn wir uns entscheiden, anders sein zu wollen, dann wissen wir nicht, wie diese neue Realität aussehen wird. Wir müssen ins kalte Wasser springen.
Der Philosoph L.A. Paul nennt das das "Vampir-Problem". Stell dir mal vor, du hast die Wahl, ein Vampir zu werden. Ein glamouröser und unsterblicher Herr der Nacht. Eine elegante und verlockende Gelegenheit. Das beinhaltet große Macht, erfordert aber das Trinken von Blut und das Meiden von Sonnenlicht. Man ist unsterblich, aber auch untot. Es ist unmöglich, alles zu wissen, was man wissen muss, um diese Entscheidung zu treffen. Solange man kein Vampir ist, kann man nicht wirklich wissen, wie es ist. Blut trinken klingt als Mensch widerlich, wird aber als Vampir köstlich sein. Viele Lebensentscheidungen sind Vampir-Probleme. Es sind Entscheidungen über "Erfahrungen, die uns Dinge lehren, die wir aus keiner anderen Quelle als der Erfahrung selbst erfahren können". Die einzige Möglichkeit zu erfahren, wie ein neues Leben sein wird, ist es zu leben.
Viele Entscheidungen sind aber keine Vampir-Probleme. Sie können rückgängig gemacht oder angepasst werden. Und es gibt auch viele Leute, für die sich Veränderungen nicht wie ein Vampir-Problem anfühlen. Für jemanden, der in einer großen Familie lebt und sieht, wie seine älteren Geschwister Kinder bekommen, ist die Veränderung zur Elternschaft vielleicht keine große Transformation. Sie wurden an die neue Realität gewöhnt. Das ist wahrscheinlich auch Katharine Graham passiert. Sie wusste zwar wenig im Vergleich zu den Leuten, die für sie gearbeitet haben, und hatte oft Angst, sich nicht einfach in das Leben ihrer Zeitungen einzufügen und verbrachte viel Zeit damit, in fast neurotischem Zustand zu lernen.
Wir alle können uns weiterentwickeln. Etwas Neues zu lernen ist etwas anderes, als sich zu entscheiden, ein Vampir zu werden. Durch Ausprobieren kann man sehen, wie diese neuen Dinge sein würden. Man kann ein Gefühl dafür bekommen, wie es wäre, ins Fitnessstudio zu gehen, Rap zu hören oder in Python zu schreiben. Das Ausprobieren kann auf bestehenden Vorlieben basieren. Es beinhaltet nicht unbedingt einen großen Schritt ins Unbekannte.
Sobald unser Leben sich eingespielt hat, sind wir immer weniger bereit, Risiken einzugehen. Ein Risiko bei einer neuen Karriere einzugehen ist eine Sache für einen Einundzwanzigjährigen mit begrenzten Fähigkeiten und Erfahrungen. Aber es ist viel schwieriger für die gleiche Person zwanzig Jahre später, wenn sie ein erfahrener Experte ist, der nicht bereit ist, wieder in die Lehre zu gehen. Es ist schwer, in etwas gut zu werden. Und wenn wir dann gut sind, dann wollen wir nicht mehr schlecht in etwas Neuem sein.
Die Verhaltensforscher Jerker Denrell und Gaël Le Mens nennen das die Kompetenzfalle. Wenn man in einer Sache gut ist, dann kann das verhindern, dass man in etwas anderem gut wird. Sobald man sich für eine Karriere entschieden hat und Experte geworden ist, wird es schwieriger, wieder schlecht in etwas Neuem zu sein, während man lernt. Sobald wir kompetent sind, wissen wir, wie unangenehm es ist, sich inkompetent zu fühlen und wir vermeiden es. Wenn wir vor großen Veränderungen stehen, dann sind wir vorsichtiger, sobald wir etwas Erfahrung haben. Wir wissen, wie sich Scheitern anfühlt. Das wollen wir nicht noch einmal durchmachen. Das wird auch als "Hot-Stove-Effekt" bezeichnet, nach einer Beobachtung von Mark Twain:
Wir sollten darauf achten, aus einer Erfahrung nur die Weisheit zu ziehen, die darin steckt und dann aufhören. Sonst geht es uns wie der Katze, die sich auf einen heißen Herd setzt. Sie wird sich nie wieder auf einen heißen Herd setzen und das ist gut. Aber sie wird sich auch nie wieder auf einen kalten Herd setzen.
Harry Rosenfeld hat bei der Einstellung von Mitarbeitern für die Post die gleiche Erfahrung gemacht. Rosenfeld hat einen promovierten Hochschulabsolventen eingestellt, der intelligent und fleißig war, aber mit dem schnellen Tempo der Zeitungsarbeit nicht zurechtkam und nach wenigen Wochen wieder an die Universität zurückkehrte. Später kam ein weiterer Doktorand zum Vorstellungsgespräch, den Rosenfeld nicht einstellte. "Er schien ein guter Kandidat zu sein", sagte Rosenfeld, "aber wie Mark Twains Katze konnte ich mich nicht dazu durchringen, noch einmal einen Doktoranden einzustellen. Großer Fehler. Dieser zweite Kandidat war Richard Bernstein, der eine brillante journalistische Karriere machen sollte."
Bei der Wahl des Weges, dem wir folgen wollen, können wir auch dadurch behindert werden, dass wir nicht wissen, worin wir am besten sind. Nehmen wir mal an, du hast drei Möglichkeiten: Koch werden, Physik studieren oder Klempner werden. Du glaubst, dass es für dich am besten wäre, Klempner zu werden. Nach einiger Zeit in der Klempnerschule stellst du fest, dass du gut bist, aber nicht großartig. Du kannst dich nicht mehr verbessern und du langweilst dich. Du musst die anderen Optionen nicht ausprobieren, um zu wissen, dass das nichts wird.
Also wechselst du auf die Kochschule. Das läuft gut. Du wirst besser und dir macht die Arbeit Spaß. Du kannst aber nicht wissen, ob die Kochschule deine beste Option ist, wenn du nicht auch Physik ausprobierst. Physik ist vielleicht viel schwieriger und es dauert länger, bis man gut ist. Aber auf lange Sicht wärst du vielleicht viel besser in Physik als im Kochen. In diesem Fall entscheidest du dich eher für das Kochen, weil das schnell gut gelaufen ist, obwohl Physik insgesamt die bessere Wahl gewesen wäre.
Bei diesen drei Möglichkeiten ist es weniger wahrscheinlich, dass du sowohl Physik als auch Kochen ausprobierst, weil du ja schon Klempner ausprobiert hast. Du bist einmal gescheitert und willst dich nicht noch einmal anstrengen müssen. Aber vielleicht wäre es am besten, beides auszuprobieren.
Es ist schwer zu erkennen, dass etwas, das am Anfang nicht gut läuft, langfristig die beste Option sein könnte. Das gilt auch für die Wahl der Projekte, denen man Priorität einräumen sollte, in welche Technologien man investiert und welchen Karriereweg man einschlägt. Etwas zu tun, worin man kurzfristig vergleichsweise schlechter ist, scheint vielleicht nicht die beste Idee zu sein, aber es kann es sein. Nicht zu wissen, welche Art von Übung sich auszahlen wird, ist eine der größten Herausforderungen, vor denen wir bei diesen Entscheidungen stehen.
Wichtig ist, dass wir uns von dieser Unentschlossenheit nicht lähmen lassen. Wir sollten uns damit abfinden, inkompetent zu sein, wenn wir neue Dinge ausprobieren. Je mehr wir uns ausprobieren, desto mehr können wir entdecken, worin wir wirklich gut sind. Wir mussten lange Zeit inkompetent sein, während wir unsere jetzigen Fachkenntnisse entwickelt haben. Und manchmal sollten wir bereit sein, wieder inkompetent zu sein. Ray Kroc zum Beispiel, der jahrelang gekämpft hat, um McDonald's aufzubauen. Er hat noch mal von vorne angefangen, mit Fehlern, mit Trial and Error. Er hätte ja auch in seiner Kompetenzfalle bleiben können.
Nonnen sind ein gutes Beispiel für Transformation und dafür, wie bedeutsame Veränderungen zuerst schnell und dann langsam geschehen. Die Autorin Isabel Losada hat für ihr Buch zwölf Nonnen interviewt, um zu verstehen, wie und warum sie in Klöster eingetreten sind. Viele von ihnen berichteten von einem Moment der Inspiration, als sie ihre Berufung gefunden haben. Aber selbst nachdem sie ihre Berufung erkannt hatten, dauerte es oft lange, bis sie Nonnen wurden. Selbst die Frau, die ihre Wandlung als eine stürmische Romanze mit Gott beschrieb, verbrachte Monate, bevor sie sich für den Beitritt zu einer Gemeinschaft entschied und revidierte ihre Entscheidung dann wieder, bevor sie sich endgültig verpflichtete. Es dauert sieben Jahre, bis man als Novizin und dann unter Gelübden leben darf, bevor man das endgültige Gelübde ablegen und sich für immer verpflichten darf. Inspiration ist plötzlich und oft intensiv. Aber der Weg zur Nonne ist länger und langsamer und oft nicht einfach.
Das Vampir-Problem, nicht zu wissen, wie es ist, sein Leben in einem Kloster zu verbringen, wird durch den langen und immer stärker werdenden Ausbildungsprozess gelöst. Eine der Nonnen verließ ihr Kloster für eine kontemplativere Gemeinschaft, war aber unglücklich, weil sie ihre Familie nicht sehen konnte und gab das Nonnensein ganz auf. Nach einer Pause kehrte sie in die weniger isolierte Gemeinschaft zurück und wurde dort Nonne. Das sind keine binären Entscheidungen, die nicht rückgängig gemacht werden können. Transformation ist oft ein chaotischer Prozess, auch wenn sie mit einer einfachen und selbstdefinierenden Erkenntnis oder Entscheidung beginnt. Für viele von uns werden die Veränderungen, die wir in Betracht ziehen, deutlich weniger bedeutend sein als das Nonnensein und bieten mehr Möglichkeiten zum Ausprobieren.
Leute, die spät durchstarten, verbringen viel Zeit damit, sich selbst weiterzuentwickeln. Sie sehen das Leben oft als einen langen, organischen Prozess, bei dem Entscheidungen aus früheren Erfahrungen entstehen. Sie werden immer mehr zu dem, was sie sind. Bei manchen Menschen ändert sich das Leben in einem großen Moment. Die Inspiration kommt, das Glücksrad dreht sich. Manche Menschen entwickeln sich langsam, vielleicht unregelmäßig, aber bewusst und zielstrebig. Für die meisten beinhaltet Veränderung sowohl plötzliche Inspiration als auch langsame Transformation.
Man muss nicht darauf warten, dass sich das Glück ändert. Audrey Sutherland wurde zu einer Heldin und Pionierin des weiblichen Solo-Abenteuers. Sie hatte die außergewöhnliche Fähigkeit, sich in ungewohnte Situationen zu begeben, wie z. B. mit über sechzig Jahren allein mit dem Kajak 800 Kilometer durch Alaska zu fahren. Sie war ihre eigene Inspiration. Sie hat es mit einem einfachen Motto gemacht: "Mach's einfach. Mach's allein. Mach's jetzt."