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Calculating...

Also, hallo erstmal! So, wo fangen wir denn mal an? Ich wollte euch heute mal so ein bisschen was erzählen, was mir schon länger so auf der Seele brennt, ne? Es geht um... ja, um einen Planeten und irgendwie auch um ein einziges, großes Experiment.

Stellt euch mal vor, so in den frühen 1680ern, da saßen in London Edmund Halley, Christopher Wren und Robert Hooke in so einem Kaffeehaus zusammen, haben irgendwie gewettet. Und diese Wette, die hat dann ja letztendlich zu Newtons "Principia" geführt, zu Cavendishs Berechnung des Erdgewichts und, naja, zu noch so ein paar anderen ziemlich beeindruckenden Sachen, die wir ja schon mal angeschnitten hatten. Aber... gleichzeitig, ungefähr zur selben Zeit, passierte im Indischen Ozean, so 1300 Kilometer östlich von Madagaskar, auf Mauritius, was echt Trauriges, ne?

Da hat nämlich irgend ein Matrose, oder vielleicht auch sein Haustier, die allerletzte Dronte getötet. Ihr wisst schon, diese flugunfähigen Vögel, die so ein bisschen dumm waren, leichtgläubig, und nicht wirklich schnell rennen konnten. Und das hat die natürlich zu einem echt verlockenden Ziel für gelangweilte junge Leute gemacht, die da am Strand rumhingen. Millionen von Jahren Isolation, die hatten die einfach nicht auf diese unglaubliche Grausamkeit vorbereitet, die Menschen so an den Tag legen können, ne?

Wir wissen gar nicht so genau, wann genau die letzte Dronte verschwunden ist, welches Jahr das war. Wir können also nicht sagen, ob Newtons "Principia" oder das Aussterben der Dronte zuerst da war. Aber wir wissen, dass beides so ungefähr zur gleichen Zeit passiert ist. Und ich find’s echt schwer, zwei Sachen zu finden, die so gut zeigen, was der Mensch so kann – im Guten wie im Bösen. Da löst die gleiche Spezies die tiefsten Geheimnisse des Universums und rottet gleichzeitig, einfach so, ohne Not, ein Lebewesen aus, das uns überhaupt nichts getan hat und wahrscheinlich nicht mal verstanden hat, was wir da eigentlich machen, ne? Die waren ja so... naja, so doof, dass wenn man eine Dronte gefangen und zum Schreien gebracht hat, kamen alle anderen auch noch angetrottet, um zu gucken, was los ist. Unglaublich, oder?

Aber die Geschichte der armen Dronte ist damit noch nicht zu Ende. Ungefähr 70 Jahre nachdem die letzte Dronte gestorben war, also so 1755 rum, hat der Kurator des Ashmolean Museums in Oxford festgestellt, dass das Dronte-Exemplar da irgendwie verschimmelt war. Und dann hat er einfach befohlen, das Ding ins Feuer zu werfen. Kannst du dir das vorstellen? Das war das einzige Exemplar, das es überhaupt noch gab! Ein Mitarbeiter, der zufällig vorbeikam, hat das dann gesehen und versucht, den Vogel aus dem Feuer zu retten, hat aber nur noch den Kopf und ein paar Beine retten können.

Ja, und deswegen, und wegen anderer, ähnlich unkluger Aktionen, wissen wir heute eigentlich gar nicht so genau, wie eine lebende Dronte überhaupt aussah. Wir haben viel weniger Informationen als die meisten Leute so denken. Ein Naturforscher aus dem 19. Jahrhundert, H.R. Strickland, hat das mal so formuliert: Wir haben "ein paar kurze Beschreibungen von unwissenschaftlichen Seeleuten, drei oder vier Gemälde und ein paar verstreute Knochenfragmente." Das ist alles, was wir über die Dronte wissen. Strickland meinte sogar, wir wüssten über irgendwelche prähistorischen Meeresungeheuer und Dinosaurier mehr als über die Dronte. Und die Dronte, die hat ja noch in der Neuzeit gelebt, und wollte eigentlich nur, dass wir sie in Ruhe lassen.

Also, zusammenfassend lässt sich sagen: Die Dronte lebte auf Mauritius, war ziemlich dick, aber nicht besonders lecker und war der größte Vertreter der Taubenfamilie. Wie groß sie genau war, wissen wir aber nicht, weil ihr Gewicht nie genau gemessen wurde. Aufgrund der Knochenfragmente und dem verstümmelten Exemplar im Ashmolean können wir aber schätzen, dass sie so 80 Zentimeter groß war, und von der Schnabelspitze bis zum Hinterteil fast genauso lang. Weil sie nicht fliegen konnte, hat sie ihre Nester auf dem Boden gebaut, was ihre Eier und Jungvögel zu einem leichten Ziel für Schweine, Hunde und Affen gemacht hat, die von Menschen auf die Insel gebracht wurden. Und so um 1683 herum ist sie dann wohl verschwunden, und um 1693 wahrscheinlich komplett ausgestorben. Ja, und das ist so ziemlich alles, was wir über sie wissen. Außer, dass wir sie nie wiedersehen werden. Wir wissen nichts über ihr Fortpflanzungsverhalten, ihre Ernährung, wo sie überall gelebt hat, welche Geräusche sie gemacht hat, wenn sie ruhig war oder Angst hatte. Wir haben nicht mal ein einziges Dronte-Ei aufbewahrt.

Wir haben gerade mal 70 Jahre mit lebenden Dronte verbracht. Das ist echt 'ne verdammt kurze Zeit. Aber man muss auch sagen, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahrtausenden andere Arten unwiederbringlich ausrotten, ne? Keiner weiß so genau, wie zerstörerisch die Menschheit wirklich ist, aber Fakt ist: Immer wenn wir irgendwo hingekommen sind, sind da Tiere ausgestorben. Und zwar oft in ziemlich großem Stil.

So vor 20.000 bis 10.000 Jahren, nachdem die modernen Menschen Amerika erreicht hatten, sind da so 30 Arten von großen Tieren – teilweise echt riesige Viecher – auf einmal verschwunden. In ganz Nord- und Südamerika sind fast drei Viertel der Großtiere ausgerottet worden, von Jägern mit Speeren und so, die da zusammengearbeitet haben. Selbst in Europa und Asien, wo die Tiere ja schon gelernt hatten, vorsichtig zu sein, sind ein Drittel bis die Hälfte der Großtiere ausgestorben. Und in Australien, wo die Tiere noch gar keine Zeit hatten, sich an den Menschen anzupassen, sind mindestens 95% der Großtiere für immer verschwunden.

Weil es am Anfang ja noch nicht so viele Jäger gab, und die Tierpopulationen riesig waren – man hat wohl allein in Sibirien so 10 Millionen Mammut-Leichen gefunden – meinen manche Leute, dass es für das Massensterben der Großtiere noch andere Gründe geben muss. Vielleicht Klimaveränderungen oder irgendwelche Seuchen. Irgendjemand vom American Museum of Natural History hat mal gesagt: "Man muss ja nicht ständig gefährliche Tiere jagen – es gibt doch so viele Mammuts, die man essen kann." Und andere meinen, dass es vielleicht daran lag, dass die Tiere so leicht zu fangen waren. Irgendwer hat gesagt: "In Australien und Amerika wussten die Tiere wahrscheinlich einfach nicht, dass sie weglaufen sollen."

Einige von diesen ausgestorbenen Tieren waren echt beeindruckend. Wenn die noch leben würden, müsste man die wahrscheinlich ganz schön im Auge behalten, ne? Stell dir mal vor: Faultiere, die in dein Fenster im ersten Stock gucken, Schildkröten, die so groß sind wie ein Kleinwagen, und sechs Meter lange Echsen, die sich in der Wüste in Westaustralien sonnen. Tja, die sind alle weg. Wir Menschen leben auf einem echt verarmten Planeten. Heute gibt es weltweit nur noch vier große (also eine Tonne oder mehr) Landsäugetiere: Elefanten, Nashörner, Flusspferde und Giraffen. Aber in den Jahrmillionen davor war das Leben auf der Erde noch viel vielfältiger und wilder.

Die Frage ist jetzt natürlich, ob das Aussterben der Großtiere in der Steinzeit und in der Neuzeit Teil derselben Aussterbewelle ist. Ob, kurz gesagt, die Ankunft des Menschen für andere Lebensformen einfach eine schlechte Nachricht ist. Und leider, leider sieht es so aus, als ob das so wäre. Irgendjemand von der University of Chicago hat mal gesagt, dass im Laufe der Erdgeschichte die Arten im Durchschnitt mit einer Geschwindigkeit von einer Art pro Jahr ausgestorben sind. Andere meinen, dass die Aussterberate durch den Menschen inzwischen 120.000 Mal so hoch ist.

Und in den 90ern hat irgend so ein australischer Naturforscher, der jetzt Chef vom South Australian Museum in Adelaide ist, angefangen, sich darüber zu wundern, wie wenig wir eigentlich über viele ausgestorbene Arten wissen, selbst über die, die erst vor Kurzem verschwunden sind. Der hat mal gesagt: "Egal wo du hinguckst, es gibt da riesige Wissenslücken. Entweder unvollständige Aufzeichnungen, wie bei der Dronte, oder gar keine Aufzeichnungen."

Der hat dann seinen Freund, so einen australischen Maler, angeheuert. Und zusammen haben die sich die wichtigsten Sammlungen der Welt angeguckt, um herauszufinden, was da so alles fehlt, was vergessen wurde, und was wir einfach gar nicht wissen. Vier Jahre lang haben die dann in alten Fellen, stinkenden Präparaten, alten Bildern, Beschreibungen, also in allem, was sie so finden konnten, nach Informationen gesucht. Und dann hat der Maler jedes Tier so naturgetreu wie möglich gemalt, und der Naturforscher hat einen Text dazu geschrieben. Und daraus ist dann ein Buch entstanden, das so ziemlich die vollständigste – und ehrlich gesagt, auch die lebendigste – Dokumentation der Tierarten ist, die in den letzten 300 Jahren ausgestorben sind.

Manche Tiere, über die es eigentlich noch relativ viele Informationen gibt, wurden trotzdem jahrelang kaum oder gar nicht erforscht. So wie die Stellers Seekuh, ein Tier, das den Seekühen ähnlich sieht und mit den Seekühen verwandt ist, und eines der letzten großen Tiere war, das ausgerottet wurde. Das Vieh war riesig, bis zu neun Meter lang und zehn Tonnen schwer. Aber wir wissen überhaupt nur was über die, weil 1741 so eine russische Expedition vor den Kommandeurinseln in der Beringsee Schiffbruch erlitten hat. Und in diesem abgelegenen, nebligen Gebiet haben noch ziemlich viele Seekühe gelebt.

Zum Glück war bei der Expedition ein Naturforscher dabei, der war total fasziniert von den Tieren. Der hat sich total viele Notizen gemacht, sogar die Länge der Barthaare gemessen. Das Einzige, was er nicht beschreiben wollte, waren die Geschlechtsorgane der männlichen Seekühe. Aber die der Weibchen, die fand er irgendwie interessanter. Der hat sogar ein Stück Seekuhhaut mitgenommen, wodurch wir eine bessere Vorstellung von der Beschaffenheit ihres Fells haben. Aber so viel Glück haben wir ja nicht immer.

Was der Naturforscher aber nicht verhindern konnte, war das Aussterben der Seekühe selbst. Weil die Tiere eh schon durch die Jagd bedroht waren, sind sie innerhalb von 27 Jahren, nachdem sie entdeckt worden waren, komplett verschwunden. Und es gibt noch so viele andere Tiere, von denen wir nicht mal das sagen können, weil wir so wenig über sie wissen. Die Darling Downs Hüpfmaus, der Chatham-Insel-Kleiber, das Ascension-Ralle, mindestens fünf Arten von Riesenschildkröten, und noch viele andere Tiere, von denen wir außer dem Namen nie mehr erfahren werden.

Es ist echt so, dass viele Tiere nicht wegen der Grausamkeit oder Rücksichtslosigkeit der Menschen ausgestorben sind, sondern einfach wegen deren unglaublicher Dummheit. So 1894 haben die da auf so einem kleinen Felsen, der Stephen Island hieß, in der stürmischen Meerenge zwischen der Nord- und Südinsel von Neuseeland so einen Leuchtturm gebaut. Und die Katze von dem Leuchtturmwärter, die hat ihrem Besitzer ständig so komische kleine Vögel gebracht. Und der hat dann ein paar davon an das Museum in Wellington geschickt. Und der Museumsdirektor war total begeistert, weil das war ein Stephen Island Zaunkönig, eine flugunfähige Art, die es nur da gab. Er ist dann sofort losgefahren zu der Insel, aber als er da ankam, hatte die Katze schon alle Vögel getötet. Jetzt gibt es nur noch zwölf Stephen Island Zaunkönige im Museum.

Zumindest haben wir noch ein paar Präparate von dem Zaunkönig. Aber es ist echt so, dass wir uns schon nicht gut um die Arten kümmern, solange sie noch leben, und nachdem sie ausgestorben sind, kriegen wir es dann auch nicht wirklich besser hin. Nehmen wir zum Beispiel den Carolina-Sittich, so einen kleinen, smaragdgrünen Vogel mit gelbem Kopf. Der galt mal als der auffälligste und schönste Vogel Nordamerikas. Die sind ja normalerweise nicht so weit im Norden unterwegs, aber zu seiner Blütezeit gab es von denen echt viele. Nur die Wandertauben gab es noch mehr. Aber die Vögel galten bei den Farmern als Schädlinge, und sie waren auch sehr leicht zu töten, weil sie immer in Gruppen flogen. Und die hatten so eine komische Angewohnheit: Wenn die einen Schuss gehört haben, sind die zwar aufgeflogen, aber fast sofort wieder zurückgekommen, um nach ihren toten Artgenossen zu gucken.

Jemand hat das mal so beschrieben, dass er auf einem Baum, wo Sittiche saßen, mehrere Schüsse abgegeben hat. Und mit jedem Schuss, obwohl immer mehr Tiere runterfielen, schien die Zuneigung der Überlebenden noch zu wachsen. Denn sie flogen ein paar Runden über die Stelle und ließen sich dann wieder in meiner Nähe nieder, und schauten mit einer Art Mitleid und Besorgnis auf ihre toten Gefährten herab, so dass ich es einfach nicht mehr über mich bringen konnte, weiter zu schießen.

In den 1920er Jahren waren die Vögel wegen der Jagd fast ausgerottet, und es gab nur noch ein paar Exemplare in Käfigen. Der letzte Carolina-Sittich, der Inka genannt wurde, ist dann 1918 im Zoo von Cincinnati gestorben (weniger als vier Jahre, nachdem die letzte Wandertaube im selben Zoo gestorben war). Und der wurde dann auch präpariert. Aber wo ist der arme Inka jetzt? Keiner weiß es. Der Zoo hat das Präparat verloren.

Das Komische an dieser Geschichte ist ja, dass derjenige, der die Vögel da abgeknallt hat, eigentlich ein Vogelliebhaber war. Der hat einfach so, aus Interesse, so viele Sittiche getötet. Lange Zeit waren die Leute, die sich am meisten für die Lebewesen auf der Erde interessiert haben, oft auch diejenigen, die am wahrscheinlichsten zu ihrem Aussterben beigetragen haben. Das ist echt krass, oder?

Das beste Beispiel dafür ist so ein Typ von einer stinkreichen Bankiersfamilie. So ein kauziger Eigenbrötler. Der hat sein ganzes Leben in so einem Kinderzimmer auf dem Landsitz seiner Familie verbracht, mit den gleichen Möbeln, die er schon als Kind hatte. Sogar in dem gleichen Kinderbett, obwohl er irgendwann mal über 130 Kilo gewogen hat.

Der hat sich dann für Naturgeschichte interessiert und wurde zum fanatischen Sammler. Der hat dann so Truppen von Leuten – manchmal so 400 Leute – in jeden Winkel der Erde geschickt, um nach neuen Exemplaren zu suchen. Vor allem nach fliegenden Tieren. Und die haben dann alles, was sie gefunden haben, verpackt und an seinen Landsitz geschickt. Und da hat er dann mit ein paar Helfern alles katalogisiert und untersucht. Und dann hat er Bücher und Aufsätze darüber veröffentlicht. Insgesamt über 1200 Stück. In seiner Naturgeschichtswerkstatt wurden über zwei Millionen Präparate verarbeitet, und über 5000 neue Arten wurden dadurch entdeckt.

Es ist fast nicht zu glauben, aber seine Sammlung war nicht mal die größte. Dieser Titel geht an so einen anderen superreichen Sammler, der besessen war von Tieren, Pflanzen und vor allem Muscheln. Der hat extra so ein großes Schiff bauen lassen und eine Crew angeheuert, die für ihn auf der ganzen Welt nach Exemplaren suchen sollten. Die haben auch so viele Seepocken gesammelt und an Darwin geschickt, als Grundlage für seine Forschungen über die Fortpflanzung.

Aber der Typ mit dem Kinderzimmer war schon so einer der wissenschaftlichsten Sammler seiner Zeit, aber gleichzeitig auch einer der tragischsten Vernichter. Ab den 1890er Jahren hat er sich nämlich für Hawaii interessiert, einem der faszinierendsten und gleichzeitig empfindlichsten Orte der Welt. Durch die Millionen Jahre der Isolation haben sich da so 8800 einzigartige Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Und er war besonders interessiert an den bunten, seltenen Vögeln, die es da gab. Und von denen gab es oft nicht viele, und die lebten auch nur in einem ganz kleinen Gebiet.

Das Traurige war, dass viele hawaiianische Vögel nicht nur einzigartig, schön und selten waren – sie waren auch noch total leicht zu fangen. So ein großer Fink, so ein harmloser Vogel, hat sich oft ganz scheu im Schatten von Akazien aufgehalten. Aber wenn man seinen Ruf nachgeahmt hat, ist er sofort angeflogen, um einen zu begrüßen. Der letzte dieser Finken wurde dann 1896 von seinem besten Helfer getötet. Und fünf Jahre vorher hat er selbst so einen kleinen Fink erschossen. Einfach so, für seine Sammlung. Innerhalb von zehn Jahren sind so mindestens neun, vielleicht sogar noch mehr, Vogelarten auf Hawaii durch seine intensive Sammeltätigkeit verschwunden.

Aber nicht nur er war so verrückt nach Vögeln, die er um jeden Preis fangen wollte. Es gab auch noch andere, die waren sogar noch schlimmer. So 1907 war da so ein berühmter Sammler, der hat die letzten drei Schwarzkopf-Kleidervögel erlegt, eine Art, die erst zehn Jahre zuvor entdeckt worden war. Und er war total begeistert davon!

Es war halt einfach eine verrückte Zeit. Fast jedes Tier, das irgendwie als Schädling galt, wurde brutal behandelt.

So um 1890 hat der Staat New York über 100 Prämien für das Töten von Pumas gezahlt, obwohl die Tiere eh schon fast ausgestorben waren. Und bis in die 1940er Jahre haben viele US-Bundesstaaten noch Prämien für das Töten fast aller Raubtiere gezahlt. In West Virginia gab es jedes Jahr Universitätsstipendien für die Leute, die die meisten Schädlinge getötet haben. Und "Schädlinge" waren da so ziemlich alle Tiere, die nicht auf Farmen gehalten wurden oder als Haustiere galten.

Vielleicht zeigt das Schicksal des Goldhähnchen-Waldsängers am besten, wie verrückt diese Zeit war. Der Vogel kam aus dem Süden der USA und war bekannt für seinen besonders schönen Gesang. Aber es gab nicht viele von denen, und in den 1930er Jahren war er dann ganz verschwunden. Und dann, 1939, haben zwei begeisterte Vogelfreunde innerhalb von zwei Tagen an zwei weit voneinander entfernten Orten ein paar überlebende Waldsänger entdeckt. Und beide haben die Vögel erschossen.

Und das ist nicht nur in Amerika passiert. In Australien wurde eine Prämie für das Töten von Tasmanischen Tigern gezahlt. Das sind so Tiere, die wie Hunde aussehen und Tigerstreifen auf dem Rücken haben. Bis das letzte Tier 1936 in einem privaten Zoo in Hobart gestorben ist. Und wenn man heute in das Museum in Tasmanien geht und nach dem letzten Tier fragt, dem einzigen, das bis in die Neuzeit überlebt hat, dann zeigen die einem nur Fotos und so ein kurzes, altes Video. Das letzte Tier wurde einfach mit dem Müll entsorgt.

Ich erzähle euch das alles, um zu zeigen, dass wenn man da jemanden aussuchen müsste, der sich um das Leben in diesem einsamen Universum kümmert, der überwacht, wohin es geht, der aufzeichnet, wo es war, dann würde man nicht unbedingt den Menschen dafür auswählen.

Aber die traurige Wahrheit ist: Wir wurden ausgewählt. Ob durch Schicksal, Zufall oder was auch immer. Soweit wir wissen, sind wir die Besten dafür. Wir sind vielleicht die intelligentesten, wir sind vielleicht die Krone der Schöpfung, aber wir sind auch der schlimmste Albtraum der Schöpfung. Und das ist echt deprimierend.

Wir gehen so sorglos mit unserer Aufgabe um, dass wir keine Ahnung haben, wie viele Arten schon ausgestorben sind, wie viele kurz davor stehen, und welche Rolle wir dabei spielen. Wir wissen es einfach nicht. Irgendjemand hat mal gesagt, dass menschliche Aktivitäten jede Woche zum Aussterben von zwei Arten auf der Erde führen. In den 90ern hat er diese Zahl auf fast 600 Arten pro Woche erhöht. (Und das sind alle Lebewesen, Pflanzen, Insekten usw., nicht nur Tiere.) Andere schätzen die Zahl noch höher, auf über 1000 Arten pro Woche. Ein Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1995 kommt zu dem Schluss, dass in den letzten 400 Jahren fast 500 Tierarten und über 650 Pflanzenarten ausgestorben sind. Und sie sagen, dass diese Zahlen "fast sicher unterschätzt" sind, vor allem für tropische Arten. Aber es gibt auch ein paar Leute, die meinen, dass die meisten Aussterbezahlen übertrieben sind.

Fakt ist: Wir wissen es nicht. Wir wissen es einfach nicht. Wir wissen nicht, wann wir mit vielen der Dinge angefangen haben, die wir tun. Wir wissen nicht, was wir gerade tun, und wir wissen nicht, welche Auswirkungen unsere Handlungen in der Zukunft haben werden. Wir wissen nur, dass wir nur einen Planeten haben, und nur eine Spezies hat die Fähigkeit, sein Schicksal zu verändern. Wie jemand mal gesagt hat: "Ein Planet, ein Experiment."

Und wenn man aus der Geschichte irgendwas lernen kann, dann, dass wir echt Glück haben, dass wir hier sind. Und mit "wir" meine ich alle Lebewesen. Es ist schon ein Wunder, überhaupt Leben im Universum zu finden. Und als Menschen haben wir sogar doppelt Glück. Wir haben nicht nur die Gnade des Seins, sondern auch die einzigartige Fähigkeit, dieses Sein zu genießen, und es sogar noch schöner zu machen. Aber diese Fähigkeit, die fangen wir gerade erst an zu lernen.

Wir haben da in kurzer Zeit so eine dominante Position eingenommen. Wissenschaftlich gesehen existieren moderne Menschen nur einen winzigen Bruchteil der Erdgeschichte. Aber selbst diese kurze Zeitspanne brauchte eine endlose Kette von Glücksfällen.

Wir stehen also wirklich noch am Anfang. Die Frage ist halt, ob wir das auch gut hinkriegen und ob das irgendwie endlos weitergeht. Und dafür braucht es dann halt mehr als nur Glück, ne?

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