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Calculating...

Also, pass auf, es gab da dieses zwölfte Kapitel, "Möglichkeiten und ihre Zweifel"... boah, klingt ja schon dramatisch, ne? Also, es ging um Amos, und zwar, der war grad' in Israel, als er diesen Anruf kriegt, dass er diesen MacArthur Genius Award gewonnen hat. Krass, oder? Das waren irgendwie 250.000 Dollar, plus 50.000 für Forschung und 'ne fette Krankenversicherung. Die haben ihn dann in so 'ner Pressekonferenz abgefeiert, als "einen der wenigen Meister mit außergewöhnlicher Originalität, der exzellente Beiträge zu Entscheidungsproblemen geleistet hat". Aber das Dumme war, dass die in dieser Pressemitteilung zwar seine ganzen Erfolge mit Daniel erwähnt haben, aber Daniels Namen kein einziges Mal genannt haben. So'n Mist, ey.

Amos fand Preise eh doof. Er meinte, die würden nur die Kluft zwischen den Leuten vergrößern und mehr Schaden anrichten als Nutzen. Die würden mehr Leid als Freude bringen, weil hinter jedem Preisträger 'ne ganze Schlange von Leuten stehen, die genauso gut oder sogar besser wären. Und dieser MacArthur Award war so ein Fall. Eine Freundin von ihm, Maya Bar-Hillel, meinte, er war gar nicht so happy darüber. Sie waren beide in Jerusalem, als die Nachricht kam, und er war sogar ein bisschen sauer. Er hat gesagt: "Was denken die sich eigentlich? Wie können sie mir den Preis alleine geben? Wissen die nicht, dass das unsere Zusammenarbeit mit Daniel zerstören wird?" Also, obwohl er Preise nicht mochte, hat er trotzdem immer wieder welche abgeräumt. Vor dem MacArthur Award war er schon in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen worden. Und kurz danach hat er noch ein Guggenheim-Stipendium bekommen und wurde 1985 in die National Academy of Sciences gewählt. Und das war echt selten für 'nen Ausländer – und natürlich auch nicht für Daniel. Und dann kamen noch Ehrendoktorwürden von Yale und Chicago dazu. Aber der MacArthur Award war für ihn so das i-Tüpfelchen, das Fass zum Überlaufen brachte. Bar-Hillel meinte, er hat wirklich darunter gelitten und das nicht nur vorgespielt.

Parallel zu den ganzen Preisen gab's auch immer mehr Bücher und Artikel, die Amos total abgefeiert haben, aber Daniels Beitrag irgendwie ignoriert haben. Und selbst wenn sie ihre Zusammenarbeit erwähnt haben, wurde Daniel immer an zweiter Stelle genannt: "Amos Tversky und Daniel Kahneman". Amos hat sich da auch beschwert. Er hat mal auf 'ne neue Arbeit von 'nem Kollegen geantwortet: "Vielen Dank, dass du die Verbindung zwischen Repräsentativitätsheuristik und Psychoanalyse erwähnst, aber alle Studien zur Repräsentativitätsheuristik wurden von Daniel und mir gemeinsam durchgeführt, also sollten unsere beiden Namen in deinem Artikel stehen, oder lass meinen Namen weg." Und dann gab's noch 'nen Autor, der die Entdeckung der Wahrnehmungsfehler von Fluglehrern auf Amos zurückgeführt hat. Da hat Amos geschrieben: "Ich bin kein Fan des sogenannten 'Tversky-Effekts'. Diese Forschung wurde von mir und meinem Freund und Kollegen Daniel Kahneman durchgeführt, und ich kann die Anerkennung nicht allein beanspruchen. Außerdem hat Daniel Kahneman die Wahrnehmungsfehler der Ausbilder beim Pilotentraining entdeckt, also wenn man einen Namen nennen will, dann sollte es der 'Kahneman-Effekt' sein."

Amos hat überhaupt nicht verstanden, warum die Amerikaner so drauf waren. Ein Freund und Kollege von ihm in Stanford, Persi Diaconis, hat gesagt: "Die Leute denken immer, Amos ist das Genie und Daniel ist vorsichtig. Aber Amos hat dann gesagt: 'Genau das Gegenteil ist der Fall!'"

Die Studenten in Stanford haben Amos den Spitznamen "Celebrity Amos" gegeben. "Jeder kannte ihn, jeder wollte mit ihm befreundet sein", meinte Steven Sloman, ein Psychologieprofessor, der in den 80ern bei Amos studiert hat. Das Verrückte war, dass Amos diese ganze Aufmerksamkeit scheinbar gar nicht interessiert hat. Er hat immer dankend abgelehnt, wenn er zu Fernsehinterviews eingeladen wurde. ("Wenn du einmal im Fernsehen warst, kannst du dich nicht mehr übertreffen", hat er gesagt.) Und er hat haufenweise ungeöffnete Einladungen weggeworfen. Aber das war nicht Bescheidenheit. Er wusste genau, was er wert war. Er musste nicht so tun, als ob ihn die Meinung anderer nicht interessiert, weil es ihm wirklich egal war. Die einzige Bedingung, die Amos hatte, war, dass alles nach seinen Regeln laufen musste.

Und die Welt hat sich darauf eingelassen. Kongressabgeordnete haben ihn nach seiner Meinung zu Gesetzesentwürfen gefragt, die NBA hat ihn wegen statistischer Fehler im Basketball um Rat gebeten, Geheimdienstmitarbeiter haben ihn mit 'nem Privatjet nach Washington geflogen, um von ihm zu lernen, wie man Bedrohungen für Politiker vorhersagen und verhindern kann, und die NATO hat ihn in die französischen Alpen eingeladen, um ihnen beizubringen, wie man Entscheidungen in unsicheren Situationen trifft. Amos konnte scheinbar jedes Problem lösen. Egal in welchem Bereich, er konnte den Experten das Gefühl geben, dass er die Sache besser versteht. Einmal hat ihn die University of Illinois zu einer Konferenz über metaphorisches Denken eingeladen. Am Ende hat er alle überzeugt, dass Metaphern eigentlich nur Denkersatz sind. Er sagte: "Metaphern sind anschaulich, leicht zu merken und schwer durch analytisches Denken zu ersetzen. Obwohl Metaphern nicht immer genau, effektiv oder gar irreführend sind, spielen sie eine wichtige Rolle bei der menschlichen Urteilsbildung. Metaphern ersetzen die Ungewissheit der realen Welt durch semantische Unschärfe, sie sind eine Verschleierung der Realität."

Daniel hat all das mitbekommen, wie Amos für die gemeinsame Arbeit immer wieder alleine gelobt wurde. Wirtschaftswissenschaftler haben Amos zu ihren Konferenzen eingeladen, dann Linguisten, Philosophen, Soziologen, Informatiker – obwohl er sich überhaupt nicht für den PC in seinem Büro in Stanford interessiert hat. ("Wozu braucht man einen Computer?", hat er mal gesagt, als Apple der Psychologieabteilung in Stanford 20 Macs schenken wollte.) Daniel hat mal zu einem Psychiater in Harvard gesagt: "Es ist schon scheiße, wenn man zu einer Konferenz nicht eingeladen wird, zu der er eingeladen wurde, obwohl man eigentlich gar nicht hingehen wollte. Wenn er nicht so beliebt wäre, wäre es vielleicht einfacher für mich."

Früher in Israel sind die Leute mit ihren Problemen zu Daniel gekommen. In Amerika sind sie immer zu Amos gegangen, auch wenn der sich gar nicht damit auskannte. Jack Maher, der damals die 7000 Piloten von Delta Airlines ausgebildet hat, meinte: "Er hatte einen enormen Einfluss auf uns." In den 80ern hatte Delta 'ne ganze Reihe von peinlichen Unfällen. Maher sagte: "Es gab keine Verletzten, aber unsere Piloten haben sich verflogen und sind auf falschen Flughäfen gelandet." Die meisten dieser Unfälle waren auf Fehlentscheidungen der Kapitäne zurückzuführen. "Wir brauchten dringend ein Entscheidungsmodell, aber es gab keins", sagte Maher. "Und dann ist mir Tversky eingefallen." Maher hat stundenlang mit Amos geredet und ihm von den Problemen erzählt. "Er hat angefangen, mit mir in mathematischer Sprache zu reden", sagte Maher. "Als er dann mit linearen Regressionsgleichungen anfing, musste ich lachen, und er auch, und dann hat er aufgehört." Dann hat Amos ihm ganz einfach erklärt, was er und Daniel herausgefunden hatten. Maher sagte: "Er hat uns klar gemacht, warum Piloten manchmal falsche Entscheidungen treffen. Er hat uns gesagt: 'Versucht nicht, die Denkfehler der Piloten zu verhindern, und versucht nicht, ihr Urteilsvermögen durch Training zu verbessern.'"

Amos hat Delta geraten, die Entscheidungsumgebung der Piloten zu verändern. Die Tatsache, dass Piloten 'ne Maschine, die nach Miami sollte, in Fort Lauderdale gelandet haben, lag daran, dass diese Denkfehler menschlich sind. Es ist schwer, die eigenen Denkfehler zu erkennen, aber bei anderen ist man oft schlauer. Leider war es in der Luftfahrt nicht üblich, dass jemand die Entscheidung des Piloten in Frage stellt. "Die Kapitäne waren meistens sture Idioten, die auf ihrer Meinung beharrt haben", sagte Maher. Amos meinte, die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass Piloten auf falschen Flughäfen landen, war, die anderen im Cockpit zu schulen, damit die die Entscheidungen des Piloten überwachen. "Er hat unsere Trainingsmethoden verändert", sagte Maher. "Wir haben die Regeln im Cockpit angepasst. Wenn ein Pilot eine falsche Entscheidung getroffen hat, wurde er von anderen gestoppt. Seitdem ist das nicht mehr passiert."

In den 80ern hatten sich die Ideen von Daniel und Amos schon in Bereichen verbreitet, mit denen sie nie gerechnet hätten. Aber dieser Erfolg hat auch Kritik hervorgerufen. Amos hat mal gesagt: "Wir haben ein völlig neues Gebiet erschlossen. Wir haben an einem Baum gerüttelt und seine Wurzeln erschüttert. Jetzt bauen wir neue Wurzeln auf, und die anderen kommen und versuchen, uns zu erschüttern." Das waren meistens übergenaue Intellektuelle, denen das wie 'n Schlag ins Gesicht vorkam, wenn Daniel und Amos ihnen was erklären wollten. Wie wenn dich 'n Fremder anrempelt und sagt "Du bist falsch abgebogen". Und was dann passiert, ist dass die dich nicht mögen. Und das Lachen, das man hinter verschlossenen Türen gehört hat, hat auch nicht geholfen. Das hat denen dann erst Recht was aufgestoßen. Der Philosoph Avishai Margalit sagte: "Gerade die Fröhlichkeit hat Zweifel ausgelöst. Die beiden standen wie im Zoo vor dem Affenkäfig, haben die Affen verarscht und sich totgelacht. Die haben gesagt: "Wir sind auch Affen". Aber das hat keiner geglaubt. Die Leute dachten, ihre Fröhlichkeit war Zynismus. Das war tief verwurzelt und das hat denen sehr zu schaffen gemacht."

Anfang der 70er wurde Daniel mal einem angesehenen Philosophieprofessor vorgestellt, einem gewissen Max Black. Als er dem Mann von seiner Forschung mit Amos erzählen wollte, hat Black ihn unterbrochen: "Ich interessiere mich nicht für die Psychologie von Idioten". Und dann ist er einfach weggegangen. Daniel und Amos haben aber nie gedacht, dass sie die Psychologie von Idioten erforschen. Ihre ersten Experimente über intuitive Fehler im statistischen Denken haben sie mit Statistikexperten gemacht. Was Studenten verwirrt hat, haben sie ein bisschen schwieriger gemacht und den Professoren vorgelegt. Und einige Professoren haben ihre Ergebnisse nicht akzeptiert. Die Psychologin Eldar Shafir von der Princeton University sagte: "Wenn man denen 'ne optische Täuschung zeigt, sagen manche: 'Vielleicht stimmt was mit meinen Augen nicht'. Wenn man denen 'ne sprachliche Täuschung zeigt, sagen sie: 'Das ist doch nichts Besonderes'. Aber wenn man denen 'ne Aufgabe von Amos und Daniel zeigt, sagen sie: 'Willst du mich jetzt bloßstellen?'"

Die Forschung von Daniel und Amos hat die Theorien einiger Psychologen widerlegt, und das hat die verunsichert. Amos' ehemaliger Lehrer, Ward Edwards, hatte schon 1954 in 'nem Artikel gefordert, dass sich Psychologen mal mit Wirtschaftswissenschaftlern austauschen sollten. Aber er hat nicht erwartet, dass zwei Israelis in dieses Gebiet eindringen und so 'ne erfolgreiche interdisziplinäre Forschung betreiben würden. Ende der 70er hat Edwards dann auf die frühen Arbeiten von Amos und Daniel über Entscheidungsfindung reagiert. In einem ziemlich heftigen Brief hat er die beiden wie Schulkinder kritisiert. Wie kann man Studenten so dumme Fragen stellen? Wie kann man daraus irgendwelche nützlichen Schlüsse ziehen? "Ich halte eure Datenerhebungsmethoden für völlig unzulänglich und kann daher keine eurer angeblichen 'experimentellen Erkenntnisse' akzeptieren", schrieb Edwards. Er meinte, die Studenten wären "unaufmerksam und unkonzentriert und könnten daher keine intuitiven Urteile wie gute Statistiker fällen". Für jede menschliche Denkweise, die Daniel und Amos aufgedeckt hatten, hatte Edwards 'ne Erklärung. Zum Beispiel der Spielerfehlschluss. Wenn eine Münze fünfmal hintereinander Kopf wirft, dann denken viele Leute, dass sie beim sechsten Mal eher Zahl werfen wird. Er meinte, das liegt nicht daran, dass die Leute keine Ahnung von Wahrscheinlichkeit haben, sondern daran, dass "die ständige Wiederholung derselben Situation langweilig wird".

Amos hat in 'nem ziemlich höflichen Ton auf den Brief seines ehemaligen Lehrers geantwortet. "Es ist mir eine Ehre, deine ausführlichen Kommentare zu unseren Artikeln zu lesen und deinen kritischen Geist wie eh und je zu sehen, egal ob du Recht hast oder nicht", schrieb er am Anfang des Briefes. Dann hat er aber gesagt, dass Edwards' Argumente "nicht überzeugend" sind. Er schrieb weiter: "Insbesondere ist deine Ablehnung unserer experimentellen Methoden unbegründet. Im Grunde kritisierst du unsere Vorgehensweise, ohne zu erklären, was wir falsch gemacht haben. Du legst auch keine Beweise vor, um uns zu widerlegen oder eine vernünftigere Lösung anzubieten. Stattdessen hast du nur 'ne starke Abneigung gegen unsere Datenerhebungsmethoden und glaubst, dass deine eigenen Methoden die einzig richtigen sind. Das ist zwar verständlich, aber schwer nachzuvollziehen."

Edwards war stinksauer, aber er hat das in den nächsten Jahren nicht gezeigt. Der Psychologe Eyal Biderman sagte: "Niemand wollte sich mit Amos anlegen, besonders nicht öffentlich! Ich hab das nur einmal erlebt. Auf einer Konferenz ist ein Philosoph aufgestanden und hat über die Stichhaltigkeit verschiedener Heuristiken diskutiert. Amos war auch da. Nachdem der fertig war, hat Amos angefangen zu reden. Das war wie 'ne Hinrichtung durch 'ne Terrorgruppe." Edwards hat das wohl mitbekommen und wollte nicht "lächelnd hingerichtet" werden, also hat er erstmal geschwiegen. Aber weil Amos immer wieder behauptet hat, dass die Menschen gute intuitive Statistiker sind, musste er was sagen.

Ende der 70er hat er dann 'ne Gelegenheit gefunden. Er hat gemerkt, dass die meisten Leute die Ergebnisse von Amos und Daniel nicht akzeptieren konnten. Das war für die zu hoch. Wenn die Leute merken, dass ihr Denken nicht so zuverlässig ist, wie sie dachten, dann verlieren die ihre Sicherheit. "Ich weiß nicht, ob ihr euch bewusst seid, wie weit eure Ansichten reichen und wie zerstörerisch sie sind", schrieb Edwards 1979 an Amos. "Vor über 'ner Woche war ich auf 'ner Konferenz der Society for Medical Decision Making. Ich schätze, dass etwa ein Drittel der Konferenzbeiträge eure Forschung erwähnt hat, die meisten haben eure Ansichten befürwortet und gemeint, dass man menschliche Intuition bei Urteilen, Entscheidungen und anderen kognitiven Prozessen vermeiden sollte." Selbst erfahrene Ärzte haben aus den Forschungsergebnissen von Daniel und Amos nur das rausgeholt, dass man seinem Denken nie trauen sollte. Was bedeutet das für die Medizin, für Experten, für die Autorität des Wissens?

Edwards hat Amos 'nen kritischen Text geschickt, in dem er ihre Forschungsergebnisse widerlegen wollte, und er hat gehofft, dass Amos ihn respektvoll behandelt. Aber Amos war knallhart und hat kurz und bündig geantwortet: "Der Artikel ist voller Hohn, bewertet unsere Forschungsgrundlagen unfair und wirft viele technische Probleme auf, die schwer zu diskutieren sind. Wir haben vollstes Verständnis für dein Vorhaben, das zu korrigieren, was du als Irrlehre betrachtest. Doch leider verzerrst du bei dem Versuch, dieses Ziel zu erreichen, unsere Forschungsgedanken." In seiner Antwort wurde Edwards viel milder, so als ob er am Abgrund steht und springen will, aber merkt, dass sein Hosenstall offen ist. Er hat persönliche Probleme erwähnt, wie z.B. dass er nicht mehr auf dem neuesten Stand ist und "zu ängstlich" ist, um seine schlechte Arbeit zu entschuldigen. Dann hat er noch gesagt, dass er wünschte, er hätte den Artikel nie geschrieben, was auch 'n Zugeständnis war. "Am peinlichsten ist, dass ich nach so viel Zeit, die ich mit diesem Artikel verbracht habe, darin hundert Lücken sehe, die ich selbst nicht sehen will", schrieb er in 'nem Brief an Daniel und Amos. Zum Schluss hat er gesagt, dass er den Artikel neu schreiben wird und hofft, dass es deswegen nicht zu 'ner öffentlichen Auseinandersetzung kommt.

Aber nicht jeder hatte Angst vor Amos. Ein Philosoph aus Oxford namens Jonathan Cohen hat in Büchern und Artikeln 'ne Reihe von Angriffen veröffentlicht, die 'ne kleine philosophische Debatte ausgelöst haben. Er war der Meinung, dass es unlogisch ist, die Denkweise der Leute zu verstehen, indem man sie Fragen beantworten lässt. Weil das Konzept der Rationalität von Menschen geschaffen wurde, müssen Menschen logischerweise rational sein. Egal was die meisten Leute tun, sie befolgen das Prinzip der "Rationalität". Oder, wie Daniel in seiner widerwilligen Antwort auf Cohens Artikel sagte: "Jeder Fehler, der genug Leute anzieht, um ihn zu kommentieren, ist überhaupt kein Fehler". Cohen hat sich bemüht zu beweisen, dass die Fehler, die Amos und Daniel gefunden haben, keine Fehler sind oder dass sie auf Unwissenheit in Mathematik und Naturwissenschaften beruhen, die man mit 'nem bisschen Nachhilfe von 'nem Professor beheben kann. "Unser Fachgebiet ist Wahrscheinlichkeit und Statistik", schrieben Persi Diaconis von der Stanford University und David Freedman von der University of California, Berkeley, an die Redaktion von "Behavioral and Brain Sciences". In dieser Zeitschrift wurde ein Artikel von Cohen gegen Amos und Daniel veröffentlicht. "Wir haben erlebt, wie Studenten und Kollegen (und wir selbst) immer wieder die gleichen Fehler machen. Manche stolpern sogar mehrmals über dasselbe Problem. Cohen schiebt dieses Phänomen fälschlicherweise auf 'Unwissenheit in Mathematik und Naturwissenschaften'." Obwohl statistisch ausgebildete Experten die Forschungsergebnisse von Daniel und Amos sehr geschätzt haben, gab es damals immer noch ein paar Statistiklaien, die meinten, sie wüssten es besser.

Nach ihrem Umzug nach Nordamerika haben Amos und Daniel eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, die sie gemeinsam verfasst haben. Die meisten Artikel basierten auf ihrer Forschung in Israel. Anfang der 80er hat sich ihre Art, Artikel zu schreiben, verändert. Amos hat 'nen Artikel über Verlustaversion fertiggestellt und ihre beiden Namen draufgeschrieben, obwohl Daniel nur ein paar Absätze geschrieben hat. Daniel hat selbstständig 'nen Artikel über "Mind Reading" fertiggestellt, den er "Simulation Heuristic" genannt hat. Dann hat er ihn zusammen mit ihren früheren Artikeln und Artikeln von Studenten und Kollegen in einem Buch veröffentlicht, auf dem auch ihre beiden Namen standen. Amos hat 'nen Artikel für Wirtschaftswissenschaftler mit dem Titel "The Evolution of Prospect Theory" geschrieben, um die technischen Mängel der Prospect Theory zu beheben. Obwohl die meiste Arbeit von ihm und seinem Studenten Rich Gonzalez erledigt wurde, standen in der Liste der Autoren immer noch Daniel und Amos. "Amos sagte, dass sie immer zusammen 'nen Artikel geschrieben haben, und dieses Mal ist es auch nicht anders. Und außerdem ist es komisch, 'nen dritten Namen hinzuzufügen."

Obwohl die Kraft, die sie auseinander trieb, immer stärker wurde, haben sie versucht, den Eindruck einer Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten. Ihre gemeinsamen Feinde wurden immer mehr, aber sie konnten nicht zusammenhalten. Amos' Umgang mit seinen Feinden hat Daniel immer mehr beunruhigt. Amos war von Natur aus 'n Kämpfer, aber Daniel hat das Überleben als oberstes Ziel gesehen. Wenn es zu Konflikten kam, ist er lieber zurückgewichen. Als ihre Forschung angegriffen wurde, hat Daniel 'ne neue Strategie angewandt: Artikel, die ihn wütend gemacht haben, hat er nicht bewertet. Das war 'ne Ausrede, um Feindseligkeiten zu vermeiden. Amos hat Daniel vorgeworfen, "mit dem Feind unter einer Decke zu stecken". Für Daniel war es einfacher, sich in die Lage des Feindes zu versetzen als in seine eigene. Er hat sich auf seltsame Weise selbst zum Feind gemacht, also brauchte er keine anderen Feinde.

Amos brauchte Gegner. Ohne Gegner hat ihm das Ziel für die Herausforderung gefehlt. Er war wie sein Heimatland immer bereit zu kämpfen. "Amos war nicht wie Daniel der Meinung, dass alle zusammenarbeiten und harmonieren sollten. Er hat gesagt: 'Scheiß drauf'", sagte Walter Mischel, der Leiter der Psychologieabteilung war, als Amos in Stanford angestellt wurde.

Anfang der 80er hat Amos diese Emotionen vielleicht stärker gespürt als je zuvor. Kritiker haben Artikel geschrieben, um die Forschungsergebnisse von ihm und Daniel zu widerlegen, aber das war noch das Geringste. Auf Konferenzen und bei Diskussionen haben sich Wirtschaftswissenschaftler und Experten für Entscheidungstheorie kritisch geäußert. Sie waren der Meinung, dass Amos und Daniel die Schwächen der Menschen übertrieben darstellen und dass die so genannten Denkweisen künstlich sind und vielleicht nur bei Studenten vorkommen oder andere Gründe haben... Die meisten Gesprächspartner von Amos waren davon überzeugt, dass Menschen rational handeln. Amos hat nicht verstanden, warum diese Leute nicht aufgeben wollten, obwohl sie ihn nicht widerlegen konnten. "Amos wollte die Opposition vernichten", sagte Daniel. "Sein Wunsch war viel stärker als meiner. Er wollte, dass diese Leute die Klappe halten. Aber das war natürlich unmöglich." Gegen Ende der 80er oder Anfang der 80er hat Amos zu Daniel gesagt, dass er 'nen Artikel schreiben will, um diese Debatte zu beenden. Ihre Gegner würden wohl nie aufgeben – das ist die Natur von Intellektuellen, aber sie könnten zumindest das Thema verlagern. Amos nannte es "Umleitung".

Amos wollte beweisen, dass Denkweisen in die Irre führen können. Er und Daniel haben in Israel mal ein paar seltsame Phänomene entdeckt, die sie damals nicht weiter untersucht haben. Jetzt haben sie die Arbeit wieder aufgenommen. Wie immer haben sie detaillierte Szenarien entworfen, um durch die Untersuchung der Urteile der Probanden in solchen Szenarien die Funktionsweise des menschlichen Denkens aufzudecken. Amos' Lieblingsszenario war das mit Linda.

Linda ist ledig, 31 Jahre alt, aufgeschlossen und intelligent. Sie hat Philosophie studiert und sich während ihres Studiums sehr für Rassismus und soziale Gerechtigkeit interessiert und an Anti-Atomkraft-Demonstrationen teilgenommen.

Linda ist als Feministin konzipiert. Daniel und Amos' Frage war: Mit welcher der folgenden Personengruppen ist Linda am ehesten vergleichbar?

1. Grundschullehrerin.

2. Buchhändlerin, die gerne Yoga macht.

3. Engagierte Feministin.

4. Sozialarbeiterin für psychische Gesundheit.

5. Mitglied der Women Voters League.

6. Bankangestellte.

7. Versicherungsvertreterin.

8. Bankangestellte und engagierte Feministin.

Daniel hat diese Frage Studenten an der University of British Columbia gestellt. Beim ersten Test hat er die Studenten in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe musste vier der acht Beschreibungen beurteilen und die Wahrscheinlichkeit angeben, mit der diese zutreffen. Die erste Gruppe hat u.a. die Beschreibung "Linda ist Bankangestellte" bekommen, die zweite Gruppe "Linda ist Bankangestellte und engagierte Feministin". Der Schlüssel lag natürlich in diesen beiden Beschreibungen, aber die Studenten wussten das nicht. Das Ergebnis war, dass die Gruppe, die "Linda ist Bankangestellte und engagierte Feministin" bekommen hat, diese Beschreibung für wahrscheinlicher gehalten hat als die erste Gruppe "Linda ist Bankangestellte".

Dieses Ergebnis war genau das, was Daniel und Amos brauchten. Damit konnten sie feststellen, dass die Denkweisen, nach denen Menschen Wahrscheinlichkeitsurteile fällen, irreführend sind. "Linda ist Bankangestellte und engagierte Feministin" ist nicht wahrscheinlicher als "Linda ist Bankangestellte". Ersteres ist nur ein Sonderfall von Letzterem, und Letzteres schließt Ersteres ein. "Linda ist Bankangestellte und engagierte Feministin" ist wie "Linda ist Bankangestellte und wandert nackt durch die serbischen Wälder" in der Beschreibung "Linda ist Bankangestellte" enthalten.

Wenn die Logik in 'ne Geschichte verpackt ist, wird sie oft übersehen. Wenn man Leuten das Bild eines kranken alten Mannes zeigt und sie fragt: Wird der Mann 'ne Woche oder ein Jahr überleben? Die meisten Leute sagen "nicht mehr als 'ne Woche". Ihr Denken ist von der Geschichte gefangen, die die Logik verdeckt. Amos hat sich auch 'n interessantes Szenario ausgedacht. Er hat die Leute gefragt, was wahrscheinlicher ist: Dass im nächsten Jahr 1000 Amerikaner bei 'ner Überschwemmung sterben oder dass ein Erdbeben in Kalifornien 'ne schwere Überschwemmung auslöst, bei der 1000 Amerikaner sterben. Die Leute haben sich für Letzteres entschieden.

Die Denkweise, die die Leute bei dieser Frage in die Irre geführt hat, ist die "Repräsentativitätsheuristik", die Daniel und Amos zusammengefasst haben, oder die Ähnlichkeit zwischen dem, was die Leute beurteilen sollen, und ihrer Vorstellung davon. Bei dem Test mit Linda haben sich die Studenten darauf konzentriert, ob die Beschreibung von Linda zu ihrem Bild von 'ner "Feministin" passt. Deshalb waren die der Meinung, dass Einzelfälle wahrscheinlicher sind als Allgemeinfälle.

Aber Amos wollte nicht aufhören. Er wollte den Probanden alle acht Beschreibungen von Linda geben und sie bitten, die Wahrscheinlichkeit jeder Beschreibung zu ordnen. Er wollte sehen, ob die Leute, die der Meinung sind, dass "Linda Bankangestellte und engagierte Feministin ist", auch der Meinung sind, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist als "Linda Bankangestellte ist". Er wollte alle Fehler aufdecken, die die Leute machen. "Amos war total begeistert", sagte Daniel. "Um die Gegner zum Schweigen zu bringen, würde man sich wünschen, dass die Leute Fehler machen."

Daniel hatte immer 'ne zwiespältige Haltung zu diesem neuen Plan und zu Amos. Seit sie Israel verlassen hatten, waren sie auf zwei verschiedenen Gleisen unterwegs. Amos war fasziniert von der Erforschung der Logik, aber Daniel hat sich an die Psychologie geklammert. Er hat sich nicht so sehr für das irrationale Verhalten der Menschen interessiert wie Amos. Nachdem er psychologische Ideen in die Entscheidungstheorie eingebracht hatte, hat er das Interesse daran verloren. Daniel sagte später: "Es gab immer 'ne stille Auseinandersetzung zwischen uns, ob wir Psychologie oder Entscheidungstheorie erforschen sollen." Daniel wollte sich wieder auf die Psychologie konzentrieren. Und Daniel war auch nicht der Meinung, dass die Leute so weitermachen würden wie Amos dachte. Wenn die Leute beide Beschreibungen gleichzeitig sehen, würden sie merken, dass "Linda Bankangestellte und engagierte Feministin ist" nicht wahrscheinlicher sein kann als "Linda Bankangestellte ist", weil das unlogisch ist.

Mit gemischten Gefühlen hat Daniel die "Linda-Aufgabe" 12 Studenten der University of British Columbia gegeben. "Alle 12 haben daneben gelegen", sagte er. "Ich erinnere mich noch an meine Reaktion. Ich habe sofort Amos von dem Telefon meiner Sekretärin aus angerufen." Danach haben sie Hunderte von Probanden mit immer mehr verschiedenen Szenarien getestet. "Wir wollten sehen, wo die Grenze ist", sagte Daniel. Um diese Grenze zu finden, haben sie den Probanden ganz einfach die logische Frage gestellt. Die Beschreibung von Linda ist immer noch gleich, aber die Frage war einfacher: "Welche der beiden Beschreibungen ist wahrscheinlicher?"

Linda ist Bankangestellte.

Linda ist Bankangestellte und engagierte Feministin.

Immer noch 85 % der Probanden waren fest davon überzeugt, dass Letzteres wahrscheinlicher ist. Das Linda-Problem ist wie ein Venn-Diagramm. In einem Venn-Diagramm ist ein Kreis vollständig von einem anderen Kreis bedeckt. Aber die Leute können die Beziehung zwischen den Kreisen nicht erkennen, und das hat Daniel nicht erwartet. "Mit jedem Schritt haben wir gedacht, dass wir jetzt an der Grenze sind", sagte er. Aber das, was das Denken der Menschen beherrscht, ist hartnäckig. Daniel hat 'nen ganzen Hörsaal voller Studenten der Columbia University versammelt und ihnen die Denkfehler erklärt. "Ist euch klar, dass ihr gegen die einfachsten logischen Regeln verstoßen habt?", fragte er. "Na und!", rief 'ne Studentin von hinten, "ihr lasst uns doch nur unsere Meinung sagen!"

Sie haben die "Linda-Aufgabe" immer wieder verändert, um sicherzustellen, dass die getesteten Studenten die Grundannahme nicht falsch interpretiert haben, nämlich dass "Linda keine engagierte Feministin ist, die als Bankangestellte arbeitet". Sie haben diese Art von Fragen Studenten mit Schwerpunkt Statistik und Logik gestellt. Und Ärzten, aber die Geschichte wurde in 'ne kompliziertere Version mit medizinischem Hintergrund umgewandelt. Die Leute könnten dabei tödliche logische Fehler machen. Wie die Studenten sind auch die meisten Ärzte in die logische Falle getappt. "Sie waren überrascht und schockiert, als sie so 'nen dummen Denkfehler gemacht haben", schrieben Daniel und Amos. "Weil das Prinzip des Konjunktionsfehlers so einfach ist, denken die Leute, die solche Fehler gemacht haben, dass sie das versehentlich gemacht haben."

Für Amos könnte der Artikel über den "Konjunktionsfehler", den sie jetzt schreiben wollten, wie 'n Terminator sein, der die Debatte über das menschliche Denken beendet: Denken Menschen rational nach Wahrscheinlichkeiten oder schließen sie intuitiv, wie Daniel und Amos behaupten. In dem Artikel haben sie den Lesern aus der Nähe gezeigt, wie und warum die Menschen gegen "das einfachste und grundlegendste qualitative Gesetz der Wahrscheinlichkeitsrechnung" verstoßen. Sie erklärten, dass die Menschen die detailliertere Beschreibung wählen – auch wenn sie weniger wahrscheinlich ist, weil diese Beschreibung "repräsentativer" ist. Sie haben auch auf Bereiche in der realen Welt hingewiesen, in denen diese Art von Denkfehler schwerwiegende Folgen haben kann. Jede Vorhersage, die mit mehr Details versehen ist, wirkt glaubwürdiger, auch wenn die Vorhersage unmöglich ist. Wenn 'n Anwalt in 'nem Gerichtsverfahren die Oberhand gewinnen will, muss er die Beschreibung von Ereignissen oder Personen mit "repräsentativen Details" versehen. Auch wenn die Beweise und Fakten weit hergeholt sind, erhöht das die Überzeugungskraft.

Sie haben wieder einmal gezeigt, wie Denkweisen das Denken beeinflussen. Diese rätselhaften Kräfte nannten sie "Heuristiken". Neben der "Linda-Aufgabe" haben sie sich noch 'ne andere Aufgabe ausgedacht, die auf ihrer Arbeit aus den frühen 70ern in Israel basiert.

Wählen Sie in 'nem Roman vier Seiten (ca. 2000 Wörter) aus. Wie viele Wörter mit der Endung -ing (7-Buchstaben-Wörter, die auf -ing enden) gibt es Ihrer Meinung nach? Kreuzen Sie Ihre Schätzung aus den folgenden Optionen an:

0 1~2 3~4 5~7 8~10 11~15 16+

Dann haben sie derselben Gruppe von Leuten noch 'ne zweite Frage gestellt: Wie viele Wörter mit sieben Buchstaben, bei denen der vorletzte Buchstabe ein n ist, gibt es im gleichen Textabschnitt? Es ist selbstverständlich (natürlich!), dass die Anzahl der siebenbuchstabigen Wörter, bei denen der vorletzte Buchstabe ein n ist, mindestens gleich der Anzahl der siebenbuchstabigen Wörter sein muss, die auf -ing enden, da Ersteres Letzteres enthält. Aber das haben die Probanden nicht gemerkt. Sie waren im Großen und Ganzen der Meinung, dass es in 'nem Text mit 2000 Wörtern etwa 13,4 siebenbuchstabige Wörter mit der Endung -ing gibt, aber nur 4,7 siebenbuchstabige Wörter, bei denen der vorletzte Buchstabe ein n ist. Amos und Daniel vermuteten, dass das daran liegt, dass Wörter, die auf -ing enden, leichter zu merken und abzurufen sind. Die Fehlinterpretation der Leute wurde einfach durch das "Availability Thinking" beeinflusst.

Dieser Artikel war zweifellos 'ne weitere Bombe.

Die "Linda-Aufgabe" und der "Konjunktionsfehler" sind in den Köpfen der Leute angekommen und sind zu allgemein akzeptierten Begriffen geworden. Aber Daniel hatte 'ne tiefe Sorge. Die neue Arbeit war 'ne Zusammenarbeit, aber in seinen Worten war es "schmerzhafte Zusammenarbeit". Er hatte keine Freude mehr daran, mit Amos über Ideen zu sprechen. Zwei ganze Seiten wurden von Amos unabhängig geschrieben, in denen er die "Repräsentativität" genauer definierte. Daniel wollte sie aber vage halten. Der Artikel wirkte nicht wie die Erforschung von Neuland, sondern eher wie 'ne neue Waffe, die Amos sorgfältig geschmiedet hatte, um den Feind zu vernichten, und das hat Daniel beunruhigt. Er sagte: "Es ist zu sehr Amos' Stil. Es ist 'ne Brandrede, die den Gegnern sagen soll, dass sie mich nicht besiegen können."

Damals war ihre Beziehung schon besorgniserregend. Daniel hat lange gebraucht, um seinen Wert zu erkennen. Er konnte sehen, dass Amos' unabhängige Artikel nicht so gut waren wie ihre Zusammenarbeit. Ihre gemeinsamen Artikel haben immer mehr Aufmerksamkeit und Lob bekommen, und die Verleihung des MacArthur Genius Award hat das bewiesen. Aber in der Öffentlichkeit war ihre Beziehung wie 'n Venn-Diagramm. Daniels kleiner Kreis war immer von Amos' großem Kreis umgeben. Als Amos' Kreis immer größer wurde, hat sich seine Grenze immer weiter von Daniels Grenze entfernt. Daniel hat gemerkt, dass er langsam aus dem Bereich rutscht, den Amos geliebt hat, und sich 'nem größeren neuen Bereich nähert, den Amos immer verachtet hat. Daniel sagte: "Amos hat sich verändert. Früher hat er immer nach den Highlights in meinen Ideen gesucht, nach dem, was sinnvoll ist. Das hat mir an der Zusammenarbeit Spaß gemacht. Er kannte mich besser als ich selbst. Aber jetzt macht er das nicht mehr."

Jeder, der Amos und Daniel hat reden hören, war überrascht. Sie waren nicht überrascht von ihrer schwindenden Freundschaft, sondern von der Tatsache, dass sie überhaupt 'ne Freundschaft schließen konnten. Persi Diaconis sagte: "Daniel war nicht einfach zu kontaktieren, aber Amos hat das geschafft. Die Beziehung war so tief, dass man sie schwer in Worte fassen kann. Beide waren unglaublich intelligent, aber es war ein Wunder, dass sie miteinander geredet haben." Aber nachdem sie ihr Heimatland Israel verlassen hatten, schien dieses Wunder nicht mehr zu funktionieren.

1986 ist Daniel mit seiner Frau Anne an die University of California, Berkeley, gegangen – acht Jahre, nachdem die Universität ihn abgelehnt hatte, weil er zu alt war. "Ich hoffe von ganzem Herzen, dass seine Ankunft unsere Beziehung verbessern wird und uns einen Neuanfang ermöglicht, weil wir uns dann wieder jeden Tag sehen können. Ich bin sehr optimistisch", schrieb Amos in 'nem Brief an 'nen Freund. Als Daniel ein Jahr zuvor auf Jobsuche war, hat er gemerkt, dass er wie 'ne Aktie ist, deren Wert rasant gestiegen ist. 19 Institutionen haben ihn eingeladen, darunter auch die Harvard University. Wenn Daniel vor seiner Abreise aus Israel unglücklich war, dann war das, was danach passiert ist, unverständlich: Er war depressiv. "Er sagte, er will nie wieder arbeiten", erinnerte sich Maya Bar-Hillel. Daniel war in Berkeley, als sie sich zufällig getroffen haben. "Seine Inspiration ist versiegt, und es wurde immer schlimmer."

In diesem Zustand hat Daniel gemerkt, dass seine Beziehung zu Amos sich dem Ende zuneigen könnte. "Es ist wie 'ne Ehe zwischen uns, 'ne wichtige Ehe", sagte Daniel 1983 zu Myers Schullman. "Wir haben 15 Jahre zusammengearbeitet, und es wäre 'ne Katastrophe, wenn wir das nicht mehr könnten. Die Leute fragen oft, warum zwei Menschen zusammen sind, und jetzt müssen wir uns fragen, warum wir nicht mehr zusammen sein können." Trotzdem hat Daniel in den folgenden drei Jahren einige Male hin und her überlegt. Zuerst wollte er die Beziehung aufrechterhalten, dann wollte er sie beenden. Der Umzug nach Berkeley hat ihre Beziehung nicht verbessert, im Gegenteil, der häufige Kontakt mit Amos hat ihm noch mehr geschadet. Nach 'ner Konferenz im März 1987 schrieb Daniel an Amos: "Unsere Beziehung ist an dem Punkt

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