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Calculating...

Okay, äh, also, wie man Glück hat, ne? Warum ich sage, "Werde nicht reich durch Glück"? Stell dir mal vor, es gäbe tausend Paralleluniversen. Du willst doch in 999 davon reich sein, oder? Du willst ja nicht, dass es nur in ein paar Universen klappt, weil du Glück hattest, und in den anderen stehst du dumm da, weil du Pech hattest. Also, geht es darum, dieses unkontrollierbare Element "Glück" irgendwie aus dem Spiel zu nehmen, wenn's ums Reichwerden geht.

Aber, ähm, klar, Glück kann schon helfen beim Geld verdienen, ne? Neulich hab ich mit meinem Mitgründer, dem Babak Nivi, auf Twitter darüber gequatscht. Wir haben so vier Arten von Glück unterschieden, sozusagen.

Die erste ist das, was man so zufälliges Glück nennen könnte. Da hat jemand einfach Glück, weil irgendwas Unerwartetes passiert, was außerhalb seiner Kontrolle liegt. Also, ein Lottogewinn, zum Beispiel, oder man trifft den richtigen Mentor zur richtigen Zeit.

Die zweite Art von Glück, die kommt durch Fleiß, durch Ausdauer, durch immer wieder Aufstehen, durch ständiges Ausprobieren. Das ist dann Glück, das man sich selbst erarbeitet, indem man einfach viele Chancen kreiert. Du gibst so richtig Gas, haust alles raus, versuchst alles Mögliche. Wie beim Experimentieren, man mischt verschiedene Sachen zusammen und guckt, was passiert. Weil du so hart arbeitest, weil du nicht aufgibst, weil du ständig Energie freisetzt, kommt das Glück quasi von selbst.

Die dritte Möglichkeit, Glück zu haben, ist, dass man einfach gut darin ist, Glück zu erkennen. Wenn du in einem bestimmten Gebiet richtig fit bist, richtig viel Erfahrung hast, dann checkst du sofort, wenn es da einen Durchbruch gibt. Andere, die sich damit nicht auskennen, die kriegen's gar nicht mit. Das ist so, als ob man seine Antennen ausfährt für das Glück. Glück begünstigt den vorbereiteten Geist, heißt es ja so schön, ne?

Und die vierte Art von Glück, die ist die abgefahrenste, die seltenste. Das ist, wenn du dir so eine einzigartige Persönlichkeit, so eine einzigartige Marke, so eine einzigartige Denkweise aufbaust, dass das Glück dich einfach findet.

Zum Beispiel, angenommen, du bist der beste Tiefseetaucher der Welt. Jeder weiß, dass du Sachen machst, die sich andere nicht trauen. Und dann findet jemand zufällig ein gesunkenes Schiff voller Gold, irgendwo, wo keiner rankommt. Dann ist deren Glück auch dein Glück, weil die dich anheuern müssen, um das Zeug zu bergen, und du wirst dafür bezahlt.

Okay, das Beispiel ist vielleicht ein bisschen extrem, aber das Prinzip stimmt. Jemand findet den Schatz durch reines Glück. Aber wenn die dich dann holen und dir die Hälfte abgeben, dann ist das nicht mehr nur Glück. Das ist dann dein Können, das dir Glück beschert hat. Andere haben sich gar nicht erst in Position gebracht, aber du hast dich so positioniert, dass du Glück nutzen oder anziehen kannst. Es gibt eine Ursache und eine Wirkung, und um eben nicht nur auf Glück angewiesen zu sein, musst du diese Ursache-Wirkung-Beziehungen finden, anstatt dich einfach dem Schicksal hinzugeben.

Wie kriegt man jetzt Glück, also? Hoffen, dass es zufällig passiert. Oder, ähm, einfach immer weiter rumprobieren, bis man irgendwann Glück hat. Oder, gut vorbereitet sein und aufmerksam für Chancen sein, die andere übersehen. Oder, und das ist vielleicht das Wichtigste, einfach das, was man macht, richtig gut machen. So gut, dass man berühmt dafür wird. Sodass die Chancen von alleine kommen, dass Glück quasi unvermeidlich wird.

Wenn die Ursache-Wirkung-Beziehung so klar ist, dann ist es ja gar kein Glück mehr. Dann ist das Glück einfach das Ergebnis von dem, was du tust. Die vierte Art von Glück, kurz gesagt, ist, dass man seine Persönlichkeit so formt, dass das Schicksal quasi von dieser Persönlichkeit bestimmt wird.

Ich glaube, beim Geld verdienen ist es super wichtig, dass man bekannt ist und einen guten Ruf hat. Dass die Leute dich kennen, dass sie dir vertrauen, damit sie Geschäfte mit dir machen wollen. Wie bei dem Taucher, ne? Weil du so ein krasser Taucher bist, weil du bekannt bist, kommen die Schatzsucher zu dir und geben dir was ab für deine Skills.

Oder, noch besser, wenn du vertrauenswürdig bist, wenn du zuverlässig bist, ehrlich und langfristig denkst, dann werden andere, wenn sie mit Fremden zu tun haben, lieber über dich gehen, um sicherzugehen. Die kommen dann von alleine auf dich zu und geben dir was ab, einfach, weil du dir diesen Ruf aufgebaut hast.

Warren Buffett, der kriegt ständig Angebote, Firmen zu kaufen, Optionen zu kaufen, Banken zu retten, also Sachen, die andere nicht können. Und das alles, weil er diesen Ruf hat. Klar, er hat auch Verantwortung und eine starke Marke.

Aber Charakter und Ruf, das kann man sich selber aufbauen. Und wenn man das hat, dann eröffnen sich einem so viele Möglichkeiten. Andere denken dann, du hättest Glück gehabt, aber du weißt, dass es dein Charakter war. Mein Mitgründer, der Nivi, hat mal gesagt: "In einem Langzeitspiel scheint jeder jeden reich zu machen. In einem Kurzzeitspiel scheint jeder sich selbst reich zu machen."

Das fand ich ziemlich treffend. Langzeitspiele sind so Win-Win-Situationen, da backen wir zusammen einen Kuchen, und der Kuchen wird immer größer. Und Kurzzeitspiele, da geht's nur darum, den Kuchen aufzuteilen.

Wie wichtig ist Networking, also so Kontakte knüpfen?

Ich finde Business-Networking ist reine Zeitverschwendung. Ich weiß, viele Leute und Firmen promoten dieses "Bau dir ein Netzwerk auf", weil das in deren Interesse ist, weil das deren Geschäftsmodell dient. Aber die Wahrheit ist, wenn du was Interessantes baust, dann wollen die Leute dich kennenlernen. Beziehungen aufbauen, bevor man überhaupt ein Business hat, ist einfach Zeitverschwendung. Mein Lebensmotto, und das ist vielleicht angenehmer: "Sei ein Macher, erschaffe interessante Dinge, die die Leute wollen. Zeig deine Skills, übe deine Skills, und irgendwann werden die richtigen Leute dich finden."

Wie erkennt man denn, ob jemand vertrauenswürdig ist? Auf welche Signale achtet man?

Wenn jemand ständig betont, wie ehrlich er ist, dann ist er wahrscheinlich nicht ehrlich. Das ist so ein kleines Warnsignal, das ich gelernt habe. Wenn jemand ständig seine Werte betont oder sich selbst lobt, dann versucht er wahrscheinlich, irgendwas zu verstecken.

Haie essen gut, aber sie leben in einer Welt voller Haie.

Ich habe in meinem Leben ein paar super erfolgreiche, super charmante Leute getroffen – jeder will mit denen befreundet sein – und die sind auch noch intelligent. Aber ich habe auch gesehen, wie die ein, zwei Sachen gemacht haben, die nicht so nett waren gegenüber anderen. Und beim ersten Mal habe ich denen gesagt: "Ich finde, du solltest das nicht tun. Ich sage das nicht, weil du dafür bestraft wirst. Ich glaube, du kommst damit durch, aber das wird dich irgendwann einholen."

Ich will jetzt nicht sagen, dass das Universum ausgeglichen ist oder dass es Karma gibt, sondern, dass wir tief in unserem Inneren wissen, wer wir sind. Du kannst dich selbst nicht belügen. Dein Fehlverhalten beeinflusst deine Denkweise, deine Vergangenheit ist dir klar. Wenn du zu viele moralische Mängel hast, dann respektierst du dich selbst nicht mehr. Und das Schlimmste, was einem im Leben passieren kann, ist, keinen Selbstrespekt zu haben. Wenn du dich selbst nicht liebst, wer soll dich dann lieben?

Ich glaube, man sollte vorsichtig sein und keine Sachen machen, für die man sich schämt, weil das einen irgendwann selbst schadet. Und wenn jemand sowas macht, dann warne ich die beim ersten Mal. Aber, naja, der Mensch ändert sich nicht so leicht. Und dann distanziere ich mich von denen. Ich streiche die aus meinem Leben. Ich habe so einen Satz im Kopf: "Je näher du mir kommen willst, desto korrekter müssen deine Werte sein."

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