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Calculating...

Also, es geht heute darum, dass wir irgendwie zu wenig Zeit haben, oder zumindest das Gefühl. Genau.

Also, da gab es diesen Arzt, George Miller Beard, schon total lange her, der hat sich beschwert, dass der Telegraf die Leute nervös macht. Krass, oder? Vorher, meinte er, haben sich die Preise nicht so schnell geändert, und jetzt, zack, weiß jeder sofort alles. Das stresst die Geschäftsleute, hat er gesagt. Kann man sich kaum vorstellen, heute, wo alles so schnell geht, aber damals war das wohl echt ein Ding.

Heutzutage ist der Telegraf natürlich mega langsam. Alles geht mit Lichtgeschwindigkeit, und Firmen zahlen Millionen, nur um ein paar Millisekunden schneller zu sein. Total verrückt! Es gibt Chips, die Trades in noch nicht mal einer Mikrosekunde ausführen. Da dreht sich die Welt echt schnell, so schnell, dass man kaum noch hinterherkommt.

Und unser Gehirn versucht halt, mit dem Tempo mitzuhalten. Wenn du das Gefühl hast, du musst dich beeilen, dann schaltet dein Gehirn hoch. Wenn du Zeit hast, dann fährt es runter. Das ist ja eigentlich ganz logisch, ne?

Die Art, wie wir ohne Technik reden, ist viel langsamer als mit. Lange Gespräche sind entspannter als schnelle Textnachrichten. Wenn wir sofort Infos weitergeben müssen, dann erzählen wir keine ausführlichen Geschichten mehr. Aus Sätzen werden Phrasen, und aus Phrasen werden Wörter und Emojis. Echt krass, wie sich das verändert hat.

In unserer Zeit geht's nur noch um Fakten, nicht mehr um Analysen und Geschichten. Man könnte denken, dass kurze Nachrichten einfacher sind, aber das stimmt gar nicht. Oft ist es schwieriger, Informationen zu verstehen, wenn sie nur als Fakten präsentiert werden. "Weniger ist mehr" stimmt also nicht immer.

Um die Welt zu verstehen, braucht man Zeit. Wenn Informationen zu schnell kommen, muss man Gas geben, um mitzukommen. Aber dann kann man die Infos gar nicht richtig verarbeiten. Robert Hassan hat mal gesagt, dass das Internet uns unruhig macht und wir nicht mehr lange bei einer Sache bleiben können. Wir machen sozusagen "abgekürztes Denken". Das ist ironischerweise total ineffizient.

Je dringender eine Information wirkt, desto schneller will man sie verarbeiten. Dringlichkeit verlangt Geschwindigkeit, klar. "Breaking News" fühlt sich viel alarmierender an als normale Nachrichten, weil man die Auswirkungen noch nicht kennt. Und wenn man etwas sofort erfährt, fühlt es sich an, als wäre man direkt dabei, auch wenn es weit weg passiert. Man schrumpft sozusagen Zeit und Raum zusammen.

Alles wird sofort kommuniziert, egal wie wichtig es ist. Und alles wird so dargestellt, als wäre es super dringend. Dadurch entsteht eine Art Informationsinflation. Alles ist "Breaking News", und man wird mit dringenden E-Mails zugeschüttet. Um das alles zu verarbeiten, schaltet das Gehirn hoch, aber das ist ja eigentlich gar nicht gut, wie wir ja schon festgestellt haben.

Ich hab mal mit ner Managerin gesprochen, die hat versucht, ihre E-Mails zu sortieren. Erst hat sie die mit "hoher Wichtigkeit" priorisiert, aber dann haben alle ihre E-Mails so markiert. Dann hat sie gesagt, dass "dringend" im Betreff wichtig ist, aber dann war jede zweite E-Mail dringend. Am Ende haben die Leute "dringend dringend dringend" geschrieben, mit Ausrufezeichen und Sternchen. Und sie haben immer mehr Leute in die E-Mails reinkopiert, damit irgendjemand antwortet. Am Ende hat das alles noch länger gedauert, weil jeder dachte, jemand anderes kümmert sich drum. Jetzt achtet sie nur noch darauf, ob die Aufgabe in den ersten Wörtern im Betreff steht, und "dringend" ignoriert sie komplett. Die ständige Dringlichkeit macht uns total unruhig und ängstlich.

Das Gehirn arbeitet nicht wie ein Fließband. Es hat sein eigenes Tempo. Deswegen kann man geistige Arbeit nicht einfach in objektiver Zeit messen. Die Zeit vergeht schnell, wenn man konzentriert ist, und langsam, wenn man sich langweilt. Wenn man geistige Arbeit mit objektiver Zeit misst, dann denkt man, dass dreißig Minuten in einem Meeting genauso viel wert sind wie dreißig Minuten konzentriertes Arbeiten. Ständige Deadlines fördern das. Und Deadlines gefährden auch die Kreativität. Wenn man wegen einer Deadline unter Druck steht, kann man nicht kreativ sein.

Durch die ständige Kommunikation ohne Zeit und Raumgrenzen ist Arbeit zu einem langen Marsch ständiger Produktivität geworden. Wir müssen die ganze Zeit aufmerksam sein. Es gibt aktive Arbeit, wo man ständig Probleme lösen muss, und passive Arbeit, wo man eine Maschine überwacht.

Intensive, aktive Arbeit ist anstrengend, und die Leistung sinkt schon nach fünf Minuten. Deswegen haben wir manchmal einen "mentalen Block", weil unser Gehirn eine kurze Pause braucht. Kleine Pausen von fünf Sekunden alle paar Minuten können helfen.

Immer mehr Jobs werden zu Überwachungsjobs, wo man eine intelligente Maschine beobachtet. Wenn das System gut ist, passieren selten Fehler, und der Überwacher langweilt sich. Schon nach zwanzig Minuten lässt die Leistung nach. Dann fängt das Gehirn an, abzuschalten, weil es müde ist. Kurze Pausen von drei bis zehn Minuten sind dann am besten. Wichtig ist, dass man oft Pausen macht, nicht dass die Pausen lang sind.

Bei passiver Arbeit gibt es keine Fortschritte. Es gibt kein Ziel, auf das man hinarbeiten kann, kein Feedback, und die Anstrengung wird nicht belohnt. Ein Fluglotse, der keine Unfälle erlebt, hat am Ende des Tages nichts aktiv getan. Solche Arbeit fühlt sich anstrengend an, obwohl sie wenig Energie kostet, weil keine der Voraussetzungen für intrinsische Motivation gegeben ist.

Trotzdem ist solche Arbeit oft sehr wichtig, zum Beispiel bei einem Wachmann, der Überwachungskameras beobachtet. Je langweiliger die Arbeit ist, desto eher wird man abgelenkt und übersieht wichtige Dinge.

Im Zweiten Weltkrieg hat man getestet, wie lange Radar-Operateure aufmerksam bleiben können. Die meisten Leute haben schon nach dreißig Minuten Fehler gemacht. Deswegen gibt es jetzt Firmen, die die Gehirnströme von Arbeitern überwachen und Warnsignale geben, wenn jemand nicht mehr aufmerksam ist. Das erhöht die Produktivität, ist ja klar.

Da passive Arbeit langweilig ist, kann man sie interessanter machen, indem man Feedback und Ziele einführt. Feedback macht die Arbeit interessanter. Die Welt fühlt sich realer an, wenn man mit ihr interagiert. Sogar ein Klickgeräusch kann schon helfen. In einem Experiment mit einer Fluglotsen-Simulation hat es die Leistung verbessert, wenn man auf den Bildschirm geklickt hat, um Flüge zu bestätigen.

Ziele helfen auch, die Aufmerksamkeit zu halten. Viele Leute schreiben sich To-Do-Listen und kleben sie an ihren Computer. Es gibt auch ein spezielles Training, wo man sich immer wieder fragt, ob man noch am Ziel arbeitet oder abgelenkt ist. Wenn man abgelenkt ist, soll man "Stopp, entspann dich, fokussiere dich" sagen. Das hat bei Soldaten mit Hirnverletzungen geholfen.

Die Monotonie passiver Arbeit lässt uns abschalten. Um das zu verhindern, kann man sich überraschen, zum Beispiel durch lautes Klatschen oder Geräusche. Multitasking kann auch helfen, solange die Aufgaben nicht zu kompliziert sind. Dadurch wird das Gehirn gezwungen, hochzuschalten. So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Input auf einmal. Tschüss!

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