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Also gut, ähm, lass uns mal über die, ja, die 60er Jahre reden, ne? War ja ne wilde Zeit, irgendwie. Also, da fing das ja an, dass sich so einiges verschoben hat, sozial und politisch. Die Beatles, klar, die haben die Musikwelt auf den Kopf gestellt, die Röcke wurden kürzer, und diese Pille, ne, die war plötzlich überall verfügbar.
Und in Amerika, da wurde dann Kennedy zum Präsidenten gewählt, der war ja noch ziemlich jung, ne? Und nach dem Attentat hat dann sein Vizepräsident, der Lyndon Johnson, der hat dann diese Bürgerrechtsgesetze und das "Great Society" Programm durch den Kongress gebracht. Also, da war echt was los.
Die Konzerne, die waren ja zu der Zeit schon ziemlich etabliert, ne? So etabliert, dass man sich sogar schon über sie lustig gemacht hat, in Büchern und so. Aber es gab auch Leute, die die Macht der Konzerne kritisiert haben. Eisenhower zum Beispiel, der hat schon vor diesem "militärisch-industriellen Komplex" gewarnt. Und Galbraith, der hat gesagt, dass die Konzerne ihre Umgebung so kontrollieren, dass sie quasi über allem stehen.
Also, diese ganzen wichtigen Texte über Unternehmensführung, die sind alle in dieser Zeit entstanden, ne? Und die haben sich irgendwie alle auf General Motors bezogen, entweder direkt oder indirekt. General Motors war halt so das Sinnbild für diese "Technostruktur", wie Galbraith das genannt hat. Und der Ralph Nader, der hat die für ihre Verantwortungslosigkeit kritisiert. Also, man konnte als Student in den 60ern echt Tage in der Bibliothek verbringen, ohne zu merken, dass es in Amerika außer General Motors überhaupt noch andere Unternehmen gab.
Aber, ja, die Studenten hatten ja vielleicht auch andere Sachen im Kopf, ne? In Vietnam ging's ja los, und der Krieg hat die amerikanische Gesellschaft total gespalten. Viele junge Leute sind auf die Straße gegangen, gegen den Krieg und die Einberufung. Und 1968, da haben dann in vielen Ländern Studenten demonstriert, so nach dem Vorbild von Amerika. Das hat dann sogar dazu geführt, dass die Präsidenten von Amerika und Frankreich zurücktreten mussten.
In Deutschland, da hat der Rudi Dutschke die Studentenproteste angeführt. Und die Linke, die hat sich dann auch noch gespalten, weil es diese "Große Koalition" gab, mit den Christdemokraten und den Sozialdemokraten zusammen. Und die "Baader-Meinhof-Bande", die hat dann mit Terror angefangen. Aber die größten Demos, die waren wohl in Paris, 1968. Da haben sich Studenten und Gewerkschafter zusammengetan und die halbe französische Wirtschaft lahmgelegt.
Und dann haben die Leute nicht mehr nur kritisiert, sondern die wollten den Kapitalismus stürzen, ne? Inspiriert von Leuten wie Gramsci und Marcuse und Chomsky. Und, ja, da kam dann auch diese Idee von dem "langen Marsch durch die Institutionen", wo der Dutschke gesagt hat, dass die Linken in die verschiedenen Berufe "infiltriert" werden sollen. Und manche Konservative, die sagen ja heute noch, dass das ganz gut funktioniert hat, ne?
Und nicht nur Steine, sondern auch Worte flogen, ne? Da gab's Bücher, die haben die Umweltzerstörung angeprangert oder vor Überbevölkerung gewarnt. Und der Nader, der hat General Motors ganz schön zugesetzt, vor allem als rauskam, dass die versucht haben, ihn mit unlauteren Mitteln fertig zu machen.
Und was dann passiert ist, das war eigentlich unerwartet, ne? Diese ganze Kritik an der Wirtschaft, die hat eine Gegenreaktion ausgelöst, die eigentlich noch stärker war. Der Milton Friedman, der hat dann diesen Artikel geschrieben, wo er gesagt hat, dass die einzige soziale Verantwortung von Unternehmen darin besteht, ihre Gewinne zu steigern. Und er hat die Leute, die da was anderes gesagt haben, als Sozialisten bezeichnet.
Und dann gab's noch diesen Lewis Powell, der hat ein Gutachten für die Handelskammer geschrieben, wo er gesagt hat, dass man was gegen diese Kritik an der Wirtschaft tun muss. Er hat gesagt, man muss die Unis unterstützen, damit die Forschung machen, die der Wirtschaft guttut. Und kurz danach wurde er dann Richter am Obersten Gerichtshof. Und dann haben ein paar Chefs von großen Unternehmen die "Business Roundtable" gegründet, so ne Lobbygruppe.
Also, der Powell, der war echt einflussreich, ne? Und seine Strategie hat funktioniert. Der "lange Marsch durch die Institutionen", das konnten ja auch die Rechten. Und dann wurden halt auch konservative Denkfabriken gegründet, die in Washington die Politik beeinflusst haben.
Der Dutschke, der wollte ja, dass die Studenten ihre Ideen mit in die Arbeitswelt nehmen. Und der Powell, der hat die Wirtschaft dazu gebracht, sich mit der Welt der Ideen auseinanderzusetzen. Und irgendwie kann man ja schon sagen, dass die Wurzeln von diesen ganzen Kulturkriegen, die wir heute haben, dass die in dieser Zeit liegen, ne?
Und während in London die "Swinging Sixties" gefeiert wurden, da hat sich in der City auch einiges getan, ne? Die Bank of England, die hat den Eurodollar-Markt gefördert, wo die Banken mit Dollar gehandelt haben, ohne dass die amerikanische Notenbank da was mitreden konnte. Das war der Anfang von dieser ganzen Deregulierung und Internationalisierung der Finanzmärkte, die dann bis zur Krise 2008 ging.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, da wurde ja dieses System mit festen Wechselkursen eingeführt, ne? Aber der Vietnamkrieg, der hatte auch wirtschaftliche Folgen. In den 60ern und 70ern, da gab's immer mehr Inflation. Und dann hat der Nixon 1971 den Goldstandard aufgegeben, und die Währungen, die konnten dann frei schwanken. Und der Jom-Kippur-Krieg, das war dann der Auslöser für diesen Ölpreisschock, der die Inflation noch weiter angeheizt hat und das Geld in die Hände von Saudi-Arabien und den anderen Golfstaaten gespielt hat.
Und dann gab's noch die Mont Pelerin Gesellschaft, so ein Club für rechte Intellektuelle. Also, die haben zwar auch ihre Meinung gesagt, aber die waren nicht so einflussreich wie diese ganzen anderen Institutionen und Bewegungen, die ich gerade genannt habe, die direkt mit diesen Veränderungen in der Politik und der Wirtschaft zusammenhingen, die in den 70ern angefangen haben.
Ich war mal auf einer Tagung von denen, da ging's um die Rolle der Evolution in der Wirtschaft. War ganz interessant, aber auch irgendwie unpraktisch, weil das auf den Galapagosinseln war. Und dann sind da auch noch ein paar Leute verunglückt, und einer ist sogar auf dem Rückflug gestorben. War keine so tolle Erfahrung.
Die politischen Entwicklungen, die dann kamen, die hatten ja auch große Auswirkungen auf die Finanzen und die Wirtschaft. In England, da wurde 1974 die konservative Regierung von der Labour-Partei abgelöst. Aber das linke Programm, das ist dann 1976 nach dem Ölpreisschock zusammengebrochen. Und 1979 hat dann die Margaret Thatcher die Wahl gewonnen und eine rechte Politik gemacht. Und 1980 wurde dann der Jimmy Carter von Ronald Reagan abgelöst. Also, in den 80ern, da haben die Politiker in England und Amerika eine wirtschaftsfreundliche Politik gemacht, die man dann "Neoliberalismus" genannt hat.
England und Amerika, die sind also nach rechts gerückt, aber Frankreich, das hat was anderes gemacht. Da wurde 1981 der François Mitterand zum Präsidenten gewählt. Und der hat dann erst mal die Nationalversammlung aufgelöst und ein linkes Programm gemacht, mit Verstaatlichungen und Sozialleistungen. Aber das hat nicht lange gedauert, weil die Inflation gestiegen ist und der Franc abgewertet wurde. Und dann hat er gesagt, dass er jetzt einen "Sparkurs" fährt.
Man kann sagen, dass das so die letzte Zuckung des Sozialismus war, ne? Obwohl es ja später dann noch mal Versuche gab, so in den 2010er Jahren. In Schweden wurden die Sozialdemokraten 1976 nach 40 Jahren abgewählt. Und in Deutschland wurde die Große Koalition 1987 von einer Regierung aus Christdemokraten und Freien Demokraten abgelöst. Und zwischen 1989 und 1991 ist dann das Sowjetreich zusammengebrochen, und damit auch der "real existierende Sozialismus". Also, die Welt hat sich ganz schön verändert seit den 60ern, wo General Motors so mächtig war und der Kennedy mit der "Raketenlücke" Wahlkampf gemacht hat, weil angeblich die Russen so viel besser waren. Aber was sollte dann kommen? Und was waren die neuen Ideen, die der Neoliberalismus für das Verständnis der Wirtschaft mitbringen würde? Ja, das ist dann wieder ne andere Geschichte.