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Calculating...

Also, I'd like to say that this text feels like it's based off Jonathan Haskel's and Stian Westlake's book "Capitalism without Capital"

Also, include the mention of that book within the context of the script.

Okay, lass uns mal über... Kapital als Service sprechen, ne? Ist eigentlich ein ziemlich abgefahrenes Konzept, wenn man mal drüber nachdenkt. Weißt du, früher, da hat man ein Auto gekauft, so richtig, mit Brief und Siegel. Aber heutzutage? Ist das eher so 'ne Art Leasingvertrag über drei bis fünf Jahre, um am staatlich anerkannten privaten Verkehrssystem teilzunehmen. Mit Autobahnen, Verkehrssicherheit, Ersatzteilen, teurer Versicherung, und allem drum und dran. Ist schon 'ne andere Nummer.

Und das Ganze, das geht noch weiter. Denk mal an Unternehmen wie Apple. Klar, die haben ihre Stärken in Produktdesign und Entwicklung. Technisch sind die Produkte top, aber die Eleganz und Benutzerfreundlichkeit, das ist schon was Besonderes. Aber, und das ist wichtig, all diese besonderen Fähigkeiten brauchen Unterstützung. Buchhaltung, Marketing... Sachen, die man sich quasi zukaufen kann, auf dem Markt.

Heutzutage ist es doch so, dass Kapital und Arbeit auch nur eingekaufte Services sind. Wie Strom und Wasser. Klar, man kann Apple-Produkte als Ergebnis von Kapital und Arbeit bezeichnen, oder von Silizium und Glas. Aber das hilft uns nicht wirklich zu verstehen, wie Apple funktioniert, oder warum die Leute Schlange stehen, um iPhones zu kaufen. Man könnte ja auch nicht einfach die gleiche Menge Kapital und Arbeit wie Apple einkaufen und erwarten, dass man dann auch iPhones produzieren kann. Die Zutatenliste ist halt nicht das Rezept, ne?

Früher, während der industriellen Revolution, haben die Eisen- und Textilbarone ihre Fabriken im Prinzip gleich gebaut, und die Arbeiter von den Feldern geholt, ähnlich ausgebildet. Das kollektive Wissen war mehr oder weniger Gemeingut. Aber heute? Heute ist das anders. Heute ist der Schlüssel zum Erfolg der Zugang zu kollektivem Wissen, das eben nicht Gemeingut ist.

Und genau hier kommt das Buch "Capitalism without Capital" von Jonathan Haskel und Stian Westlake ins Spiel. Die beschreiben das eigentlich ganz treffend: Kapitalismus ohne Kapital. Amazon, zum Beispiel, ist an der Börse mit über 2 Billionen Dollar bewertet. Aber die Vermögenswerte in der Bilanz? Nur ein Bruchteil davon. Die Lagerhäuser sind gemietet, die Fahrzeuge geleast. Und selbst die Waren in den Lagern sind oft schon verkauft, bevor Amazon sie bezahlt hat. Ist schon verrückt, oder?

Ein Großteil der ausgewiesenen Vermögenswerte ist sowieso nur ein Buchhaltungstrick. Leasingverträge müssen aktiviert werden, und dann gibt's noch den Posten "Goodwill". Aber das hat nichts mit Kundenzufriedenheit zu tun, sondern ist einfach der Preis, den Amazon für Whole Foods gezahlt hat. Amazon besitzt kaum noch Vermögenswerte, wie früher die Eisenwerke oder Ford's River Rouge Komplex. Früher, da hieß "Ford Motor Company" auch, dass die Fabrik Ford gehörte. Das war Kapitalismus, wie man ihn kannte.

"Software as a Service" war ja auch so eine bahnbrechende Idee. Statt Software zu kaufen, zahlst du für die Nutzung. Und das ist ja auch bei anderen Sachen so. Du least dein Auto, du abonnierst Amazon Prime, du zahlst monatlich für's Fitnessstudio. Das "Subscription Model" ist ja schon fast ein Klischee geworden.

Und wer besitzt jetzt das ganze Kapital? Das Amazon-Lager? Wahrscheinlich Prologis, der größte Immobilien-Investment-Trust der Welt. Und die Server für Amazon? Equinix, ein anderer REIT. Das ist wie bei Apple, die ihre Produktion auslagern. Spezialisierung bis zum geht nicht mehr. Adam Smith hätte sich das wohl nicht träumen lassen.

Die Funkmasten für dein Smartphone? Spezialfirmen wie American Tower oder Connex. Das Flugzeug, mit dem du fliegst? Gehört wahrscheinlich nicht der Airline, sondern einer Leasingfirma wie AerCap. Und der Motor? Wahrscheinlich wieder einer anderen Firma, die einen Wartungsvertrag mit Rolls-Royce hat. Und die hat den Motor an GATX übertragen. Echt kompliziert.

Wenn du Widgets aus China verschicken willst, brauchst du einen Agenten, der einen Container von einer Leasingfirma wie Triton mietet und Platz auf einem Schiff von Evergreen. Und wer ist verantwortlich, wenn so ein Schiff im Suezkanal stecken bleibt? Die japanische Firma Shoei Kisen Kaisha. Kapital als Service ist komplex, mit vielen Beteiligten.

Apple hat zwar diesen riesigen Campus in Cupertino, aber die meisten ihrer Flagship Stores sind auch nur gemietet. Und sie haben mehr Geld, als sie ausgeben können. Statt neues Kapital aufzunehmen, kaufen sie ihre eigenen Aktien zurück. Milliarden über Milliarden.

Und immer mehr Unternehmen setzen auf Aktienrückkäufe statt Dividenden. Das hat steuerliche Vorteile und erhöht den Gewinn pro Aktie. Die Unternehmen im S&P 500 haben Unsummen für Aktienrückkäufe ausgegeben, viel mehr als für Dividenden.

Auch routinemäßige Arbeiten wie Reinigung, Sicherheit und Catering werden oft ausgelagert. Die größten Firmen in diesem Bereich sind europäisch. Vielleicht, weil die Unternehmen so die Arbeitnehmerschutzgesetze umgehen können. Aber auch, weil Spezialisierung effizienter ist.

Und dann gibt's noch die Firmen, die sich auf komplexere Aufgaben spezialisiert haben. IBM, zum Beispiel, ist heute ein riesiges Beratungsunternehmen. Und Amazon Web Services (AWS) stellt Cloud-Computing-Dienste und Schnittstellen für tausende Unternehmen bereit. Und AWS ist es, das den größten Teil von Amazons Gewinn erwirtschaftet, nicht der Onlinehandel.

Jeff Bezos hat Amazon mit wenig Geld gegründet, und Steve Jobs und Steve Wozniak haben sich auch von Freunden und Bekannten Geld geliehen. Aber seit ihrem Börsengang haben Amazon und Apple kein neues Geld von Aktionären aufgenommen. Der Börsengang dient nicht dazu, Kapital zu beschaffen, sondern den frühen Investoren und Mitarbeitern zu zeigen, dass ihre Anteile etwas wert sind. Das Ziel ist es, Geld aus dem Unternehmen zu ziehen, nicht hineinzustecken.

Früher haben die Leute Aktien gekauft, um Dividenden zu bekommen. Aber bei Google, Apple oder Facebook gibt's kaum Dividenden, und Amazon, Berkshire Hathaway und Tesla zahlen gar keine. Der einzige Grund, diese Aktien zu kaufen, ist die Hoffnung auf steigende Kurse. Aktienrückkäufe können zwar die hohen Bewertungen stützen, aber die Verbindung zwischen Finanzwerten und realen Vermögenswerten ist so dünn wie nie zuvor.

In einer Spekulationsblase geht es nicht mehr um den Nutzen des Vermögenswertes, sondern um die Hoffnung, ihn teurer verkaufen zu können. Das gab's schon oft, bei der Tulpenmanie, der Südseeblase, der Eisenbahnmanie. Die Finanzkrise hätte eigentlich zu mehr Transparenz und einer stärkeren Verbindung zwischen Vermögen und realen Werten führen sollen. Aber stattdessen haben die Zentralbanken und Regierungen die Banken gerettet und wenig verändert.

Und dann kamen noch die Finanzinstrumente hinzu, die gar nichts mehr mit der Realität zu tun haben. Bitcoin, zum Beispiel. Die Idee dahinter ist ja ganz interessant, aber der Nutzen, außer für Kriminelle und zur Umgehung von Vorschriften, ist fraglich. Aber trotzdem haben die Leute eifrig damit gehandelt. Und dann kamen noch andere Kryptowährungen, ICOs und NFTs hinzu. Und SPACs, die Firmen mit Promi-Unterstützung gegründet wurden, in der Hoffnung, eine Geschäftsidee zu finden. Die Entkopplung von Finanzen und Industrie war noch nie so extrem. Das ist wirklich... krass.

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