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Okay, also, äh, hallo erstmal! Lasst uns mal über ein... ja, sagen wir mal, ein ziemlich trauriges Kapitel in der Geschichte sprechen, ne? Also, ich hab' hier so ein Buch, "The Great Illusion" von Norman Angell. Eigentlich hieß es mal "Europe's Optical Illusion", kam 1909 raus. Tja, könnte man locker in die Kategorie "die haben's nicht kommen sehen" einordnen. Was einen im 21. Jahrhundert echt fertig macht, ist, dass wir *genau* wissen, was passiert ist. Und man wünscht sich so sehr, dass all die Leute, die das Buch gelesen haben, sich mal nach dem gerichtet hätten, was da drin stand, anstatt nur zu staunen.
Die "Illusion", um die es in Angells Buch ging, war halt, dass Krieg und Gebietseroberung die wichtigsten Mittel für moralischen und materiellen Fortschritt wären. "Wenn das Vermögen einer Nation wirklich militärisch beschlagnahmt werden kann", schrieb er, "dann müssten kleine Staaten ja total unsicher sein" und "der Österreicher müsste besser dastehen als der Schweizer". Aber das war eben nicht so. Angell bemerkte zum Beispiel, dass "belgische Staatsanleihen 20 Punkte höher stehen als deutsche", obwohl Belgien viel kleiner ist und militärisch kaum was zu bieten hat. Er meinte, "ganz einfache Fragen wie diese und die klaren Fakten, die dahinterstecken, werden zu besseren Vorstellungen führen"... naja, über Eroberung und so.
Wenn's so einfach wäre, mit klaren Fakten zu besseren Vorstellungen zu kommen… hätt' er ja recht gehabt.
Angell hat argumentiert, dass es viel billiger ist, sich das zu machen und zu kaufen, was man will, als Militärmacht aufzubauen und das eigene Volk zu verheizen, um es anderen wegzunehmen. Krieg und Imperium, um dem König mehr Land zum Regieren zu geben – das war, laut Angell, keine Option mehr für irgendwen. Und im Zeitalter der industriellen Kriegsführung sogar total bescheuert. Und Imperium, um Leute dazu zu bringen, den "richtigen" Gott auf die "richtige" Art anzubeten, das war, äh, auch so 'ne Sache, die die Menschheit eigentlich hinter sich gelassen haben sollte.
Er hatte Recht, dass Krieg wirtschaftlich keinen Sinn mehr machte. Aber er lag halt total daneben mit seiner Annahme, dass die Menschheit das deshalb hinter sich gelassen hätte.
Geschichten haben ja immer Protagonisten, ne? Die treffen Entscheidungen, handeln... Wir denken halt in Geschichten. Ein Premierminister wie Otto von Bismarck – ein Protagonist – manövriert, um an der Macht zu bleiben. Die Arbeiterklasse – auch 'ne Art Protagonist – gibt ihm die Stimmen ihrer Abgeordneten im Parlament im Gegenzug für 'ne Krankenversicherung. Und Deutschland – noch ein Protagonist – entscheidet sich, den Weg der Sozialversicherung und der Sozialdemokratie einzuschlagen. Manchmal ist das reine Metapher: Der Ozean will näher an den Mond, und deshalb gibt's Ebbe und Flut. Oder der Blitz sucht sich den Weg des geringsten Widerstands zur Erde. Wir denken halt so. Vielleicht geht's gar nicht anders.
Auf einer Ebene hat die Geschichte des langen 20. Jahrhunderts zwei Ideen als Protagonisten: Auf der einen Seite Friedrich August von Hayek – der Markt gibt, der Markt nimmt; gelobt sei der Markt. Auf der anderen Seite Karl Polanyi – der Markt ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Markt. Im langen 20. Jahrhundert, in dem das Wirtschaftliche und seine ständigen revolutionären Veränderungen dominieren, werden fast alle unsere Protagonisten in all unseren Geschichten von mindestens einer, vielleicht beiden dieser Ideen geprägt. Gilt für die Menschheit genauso wie für Nikola Tesla oder Bismarck oder die deutsche Arbeiterklasse. Was Protagonisten dann aus Hayeks und Polanyis Ideen gemacht haben, wie sie sie verdreht und ihre Politik danach ausgerichtet haben, das hat dann den Unterschied gemacht.
Oft wirken die Prozesse und Faktoren der Geschichte fast unvermeidlich. Die Handlungen und Entscheidungen einzelner Personen gleichen sich irgendwie aus. Und wenn eine Chance von einer Person nicht ergriffen wird, dann halt von 'ner anderen. Oder wir haben das Gefühl, dass alles ganz anders hätte laufen können, aber wir können nicht genau sagen, wann jemand rechts statt links abgebogen ist und damit den Unterschied gemacht hat. Selbst 'ne so wichtige Person wie Tesla hat nur eine – sehr wichtige – technologische Uhr um ein Jahrzehnt vorgestellt. Herbert Hoover und Li Hongzhang und Co. sind wichtig als Individuen, aber historisch entscheidend nur, weil sie für Tausende, wenn nicht mehr, stehen, deren Handlungen den Imperialismus vorangetrieben haben, China nicht auf den Weg der schnellen Industrialisierung gebracht haben usw. Aber es gibt Momente, in denen einzelne Personen wirklich zählen und in denen Zufall und Wahl im Vordergrund stehen.
Wir haben ja unseren Fokus von der Ökonomie auf die politische Ökonomie verlagert: Wir mussten uns nicht nur Technologie, Produktion, Organisation und Austausch ansehen, sondern auch, wie Menschen, die sich selbst und andere regieren, versuchten, die Wirtschaft zu regulieren, um eine gute Gesellschaft zu erhalten oder zu schaffen – oder zumindest eine Gesellschaft, die für sie gut wäre. Und dann haben wir uns mit der imperialen Politik beschäftigt. Und dann wird's noch spezieller: Die Menschheit als Protagonist wird zu Nationalstaaten, die wiederum zu den Protagonisten des nordatlantischen Industriekerns und der südlichen Peripherie werden. Und jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir gehen dahin, wo Wahl und Zufall dominieren, in Krieg, Regierung und hohe Politik. Hier zählen Einzelpersonen.
Die Welt am Anfang von 1914 wuchs so schnell wie nie zuvor; es war im Großen und Ganzen friedlich und wohlhabender denn je – klar gab's Probleme, aber wohlhabend. Es war eine Welt, in der es nicht irrational war, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Welt – vor allem Europa – anders. Erstens lag vieles in Trümmern. Und das können wir nicht einfach so logisch erklären.
Also, wie sollen wir diese unlogische Entwicklung verstehen? Ich denke, ein guter Anfang ist ein Jahrzehnt, bevor Angell "The Great Illusion" schrieb. Ab 1899 führte Großbritannien einen Krieg in Südafrika, den Burenkrieg.
Dass es ein Krieg der Wahl war, sieht man daran, dass die Briten in den Jahrzehnten davor anders entschieden hatten. Ab den 1860ern ging die Expansion der europäischen Reiche Hand in Hand mit der Bereitschaft, die Macht an Einheimische abzugeben – an weiße Einheimische, wohlgemerkt: Kanada 1867, Australien 1901, Neuseeland 1907. Und so sollte es ja eigentlich auch 1910 in Südafrika sein. Aber zehn Jahre vorher, 1900, wurde 'ne andere Entscheidung getroffen. Großbritannien schickte mehr als 250.000 Soldaten nach Südafrika, um 200.000 Buren davon zu überzeugen, dass sie sich nicht selbst regieren wollen, sondern lieber von London aus regiert werden wollen.
Die Niederländer waren die ersten europäischen Siedler, die Südafrika kolonisierten, ab 1652. Die Buren waren die Nachkommen dieser niederländischen Kolonisatoren. Die kamen dann am Anfang des 19. Jahrhunderts unter britische Herrschaft. Und weil sie das nicht gut fanden, gründeten sie ihre eigenen Republiken, die Provinz Transvaal und den Oranje-Freistaat. Für die Briten war das jahrzehntelang okay, bis es das nicht mehr war.
Der britische Kolonialsekretär Joseph Chamberlain – Vater von Premierminister Neville Chamberlain in den 1930ern – predigte die Annexion von Transvaal und dem Oranje-Freistaat. Und 1899 schickte er ein Ultimatum: gleiche Rechte für britische Bürger in Transvaal (mit Konsequenzen für die Ressourcenausbeutung) oder Krieg.
Was sollte das mächtigste Reich, das die Welt je gesehen hatte, von zwei kleinen Republiken mit unindustrialisierten Farmern fürchten? Die haben ihr Geld ja auch nur damit verdient, die früheren Bewohner des Landes auszubeuten, ganz egal, ob sie Gold und Bodenschätze gefunden hatten. Tja, mehr als man denkt. Die Burenarmee griff an, belagerte britische Garnisonen in Städten namens Mafeking, Ladysmith und Kimberley und besiegte britische Entsatztruppen in Schlachten an Orten namens Spion Kop, Vaal Kranz, Magersfontein, Stormberg und am Tugela River. Sechshundert von Sir William Gatacres 3.000 Soldaten wurden bei Stormberg gefangen genommen, als britische Truppen flohen, nachdem sie einen fast senkrechten Abhang hinauf gegen verschanzte Buren mit Gewehren beordert worden waren. Und 1.400 von Lord Methuens 14.000 Mann wurden bei Magersfontein getötet oder verwundet, als sie die Buren-Schützengrabenlinie angriffen. Redvers Bullers 21.000 erlitten 1.200 Tote und Verwundete gegenüber 50 Buren bei einem gescheiterten Versuch, den Tugela River zu überqueren.
Joseph Chamberlains Krieg war alles andere als kurz und siegreich.
Jede Kosten-Nutzen-Rechnung hätte dem britischen Kabinett gesagt, dass es Zeit für Friedensgespräche ist: die Truppen zurückziehen, im Gegenzug für Versprechungen der Buren, britische Bergleute und Goldsucher wie weiße Menschen zu behandeln.
Stattdessen wurden ab Februar 1900 eine Viertelmillion britische Soldaten nach Südafrika geschickt. Das war 'ne riesige Zahl. Wenn die Vereinigten Staaten im Jahr 2021 das proportionale Äquivalent eingesetzt hätten, wären das zwei Millionen Soldaten gewesen. Die Entscheidung, so eine Truppe zu schicken, verschaffte den Briten eine überwältigende Überlegenheit: ein Fünf-zu-Eins-Vorteil sogar gegenüber dem gesamten wehrfähigen Burenvolk. Und außerdem schickten die Briten einen fähigen General – Feldmarschall Lord Roberts. Die Hauptstadt des Oranje-Freistaats, Bloemfontein, fiel am 13. März 1900; Johannesburg fiel am 31. Mai; und die Hauptstadt von Transvaal, Pretoria, fiel am 5. Juni.
Aber der Krieg war noch nicht vorbei. Nachdem die Buren in offener Schlacht besiegt worden waren, gingen sie zum Guerillakrieg über und führten anderthalb Jahre lang einen Aufstand gegen die Briten – und irgendwann nahmen sie den britischen Stellvertreter, Lord Methuen, gefangen.
Was macht 'ne militärische Supermacht, wenn ihre Truppen mit einem Guerilla-Aufstand in einem Land konfrontiert sind, in dem sie die Sprache nicht sprechen? Das britische Empire erfand das moderne Konzentrationslager. Sind in einem Gebiet Guerillas aktiv? Dann treibt man alle zusammen – Männer, Frauen und Kinder – und steckt sie hinter Stacheldraht. Man füttert sie nicht zu gut und kümmert sich nicht zu sehr um die Hygiene. Dann baut man kleine Forts und errichtet Drahtzäune, um die Mobilität der Guerillas einzuschränken.
Ungefähr 30.000 Buren, die meisten davon Kinder unter sechzehn Jahren, starben in den Konzentrationslagern. Fast 100.000 Menschen starben im Burenkrieg. Zusätzlich zu den 30.000 toten Buren-Zivilisten starben vielleicht 8.000 britische Soldaten in Schlachten, weitere 14.000 starben an Krankheiten und 10.000 Buren-Soldaten starben. Und obendrein starben vielleicht 30.000 indigene Afrikaner – was damals, groteskerweise, niemand zählte.
Alles in allem mobilisierte Großbritannien 2,5 Prozent seiner erwachsenen männlichen Bevölkerung für den Krieg, und etwa jeder zehnte dieser Männer starb.
Wäre es nicht besser gewesen, wenn all das hätte vermieden werden können? Könnte man meinen. Die meisten Briten dachten das nicht.
Die britischen Parlamentswahlen von 1900 waren ein großer politischer Sieg für die kriegstreiberischen Konservativen unter der Führung von Lord Salisbury: Sie wurden als "Khaki-Wahlen" bezeichnet, wegen der Uniformen der Armee. Ein Friedensvertrag wurde 1902 unterzeichnet, in dem die beiden Burenrepubliken an das britische Empire angeschlossen wurden. Aber 1910, als Südafrika ein weißes, selbstverwaltetes Dominion wurde, mit Afrikaans und Englisch als Amtssprachen, war die Bevölkerung gegenüber Westminster ungefähr so eingestellt wie die Bevölkerung Irlands im Jahr 1910.
Was war falsch mit all diesen wählenden Briten? Warum dachten die Leute vor Ort nicht, dass ein ausgehandelter Frieden zu einem weißen, selbstverwalteten Dominion besser gewesen wäre? Weil sie Nationalisten waren.
Was ist ein Nationalist? Naja, der verehrte deutsche Sozialwissenschaftler und (für seine Zeit) Liberale Max Weber zum Beispiel. In seiner Antrittsvorlesung als Professor an der Universität Freiburg im Jahr 1895, "Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik", fasste Weber die Weltanschauung zusammen, die er mit vielen anderen teilte:
"Wir alle betrachten den deutschen Charakter des Ostens als etwas, das geschützt werden sollte. ... Die deutschen Bauern und Tagelöhner des Ostens werden nicht in einem offenen Konflikt von politisch überlegenen Gegnern vom Land vertrieben. Stattdessen ziehen sie im stillen und trostlosen Kampf des alltäglichen wirtschaftlichen Lebens den Kürzeren, sie verlassen ihre Heimat für ein Volk, das auf einer niedrigeren Stufe steht, und bewegen sich auf eine dunkle Zukunft zu, in der sie spurlos versinken werden. ... Unsere Nachfolger werden uns vor der Geschichte nicht für die Art der Wirtschaftsorganisation verantwortlich machen, die wir ihnen übergeben, sondern für den Spielraum, den wir für sie in der Welt erobern."
Weber, ein dunkelhaariger und quadratischköpfiger kaukasischer Mann, der Deutsch sprach, fürchtete sich sehr vor dunkelhaarigen, quadratischköpfigen kaukasischen Männern, die Polnisch sprachen. In der transparenten Sprache des Nationalismus schrieb er: "Die Wirtschaftspolitik eines deutschen Staates und der Wertmaßstab eines deutschen Wirtschaftstheoretikers können daher nichts anderes sein als eine deutsche Politik und ein deutscher Standard."
Wir wissen, worauf das hinausläuft. Wir werden Kapitel mit den Konsequenzen verbringen. Aber wir können und sollten vorblenden. Niemand trifft jemals seine Entscheidungen im Vakuum. Niemand trifft jemals seine Entscheidungen mechanisch durch offensichtliche materielle Anreize oder Konsequenzen. "Materielle Interessen mögen die Züge auf den Gleisen fahren", sagte Weber gern, "aber Ideen sind die Weichensteller", die die Weichen stellen, die bestimmen, welchem Gleis der Zug folgt. Wenn eine Einzelperson beschließt, dass sie lieber rechts als links abbiegen möchte, sagen wir zu einem Krieg der Wahl, dann spielt es eine Rolle, ob ein großer Teil der Personen, die diese Entscheidung treffen, in die gleichen Vorstellungen verstrickt ist, wenn nicht sogar von ihnen beherrscht wird. Nationalismus war eine Vorstellung, die konkurrierende Überzeugungen nicht nur überschwemmen, sondern auch pervertieren konnte.
Wir sehen das auf der Ebene des Einzelnen. Achtundvierzig Jahre nach Webers Rede würde der größte militärische Befehl deutschsprachiger Soldaten aller Zeiten – Adolf Hitlers Heeresgruppe Süd – noch größere Formationen der Roten Armee in der Ukraine in einem Krieg bekämpfen, der darauf abzielte, dem deutschen Volk "Spielraum" zu verschaffen. Sein Kommandeur war ein Mann, der bei seiner Geburt Fritz Erich Georg Eduard von Lewinski genannt worden war.
Das "von" signalisiert, dass der Name ein deutscher Adelsname ist. Aber "Lewinski" (Levi-ski) ist kein Name, der dem germanischen Zweig des indogermanischen Sprachbaums entspringt. Die Endung "-ski" ist slawisch: Sie signalisiert, dass der Name ein polnischer Adelsname ist – er ist das polnische Analogon zum deutschen "von". Und dann ist da noch das, was zwischen dem "von" und dem "ski" steht: "Levi".
Es gibt keinen jüdischeren Nachnamen auf der Welt als "Levi".
Dennoch arbeitete Fritz Erich Georg Eduard fleißig und enthusiastisch für Adolf Hitler und befehligte geschickt und unermüdlich Soldaten, die fanatisch für ein Regime kämpften, das sich vor allem darauf konzentrierte, so viele Juden wie möglich zu töten (und fast genauso darauf, genug Polen, Russen und andere slawische Völker zu töten, um "Spielraum" für deutsche Bauern zu gewinnen). Die Geschichtsbücher nennen ihn nicht von Lewinsky, sondern "von Manstein". Das lag daran, dass er das zehnte Kind und der fünfte Sohn seiner Mutter Helene von Sperling war und die Schwester seiner Mutter, Hedwig, kinderlos war, also gab Helene Fritz Erich Georg Eduard an Hedwig, und sie und ihr Mann von Manstein adoptierten ihn. Unter diesem Namen machte er Karriere in den Armeen des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der Nazis.
Fritz Erich Georg Eduard von Manstein, geboren von Lewinski, war ein Nationalist. Für ihn, wie für Max Weber und viele andere, war die Aussicht auf den "stillen und trostlosen Kampf" in den gemischten Grenzgebieten – wo einige Leute Deutsch sprachen und andere, die sehr ähnlich aussahen, Polnisch sprachen – inakzeptabel. Er und Millionen andere glaubten das so sehr, dass sowohl Hayeksche als auch Polanyische Vorstellungen von irgendeinem friedlichen Marktweg in die Utopie fast unsichtbar wurden. Der Weg zu seinem Soldatentum war gut geebnet: Die von Lewinskys, von Sperlings und von Mansteins hatten fünf preußische Generäle in ihren Reihen, darunter beide Großeltern von Erich. Helenes und Hedwigs Schwester Gertrude heiratete Paul von Hindenberg, was diesen Feldmarschall und rechtsgerichteten Präsidenten der Weimarer Republik zu Erichs Onkel machte.
In technologisch fortschrittlichen deutschen Städten wie Hamburg und Essen stellten Industrielle und Kaufleute, die dringend Arbeitskräfte suchten, fest, dass viele potenzielle Arbeiter bereits in der Landwirtschaft in Pommern und Preußen beschäftigt waren. Die Industriellen und Kaufleute boten ihnen daher höhere Löhne und ein besseres Leben, wenn sie in die Seehäfen und ins Rheinland ziehen würden, und viele taten genau das. Die Entscheidungen der Industriellen und Kaufleute führten zu Entscheidungen für die Landarbeiter, was zu Entscheidungen für die Gutsbesitzer des deutschen Ostens führte. Anstatt die Lohnangebote der Eisenherren des Rheinlandes zu erfüllen, aber ihre Landarbeiter ersetzen zu müssen, holten sie polnische Arbeiter aus dem Weichseltal weiter östlich. Win-win-win-win, oder?
Die polnischsprachige Bevölkerung, die in der Weichsel verblieb, war glücklich: Sie hatte größere Bauernhöfe. Die polnischsprachige Bevölkerung, die nach Deutschland zog, war glücklich: Sie hatte höhere Löhne und ein besseres Leben. Die deutschsprachigen Gutsbesitzer waren glücklich: Sie konnten ihr Getreide zu einem höheren Preis an den boomenden deutschen Westen verkaufen, ohne die Löhne des deutschen Westens anpassen zu müssen. Die deutschsprachigen Arbeiter, die nach Westen zogen, waren glücklich: Sie hatten höhere Löhne und ein besseres Leben. Die deutschsprachigen Eisenherren und andere Industrielle und Kaufleute waren glücklich: Sie hatten eine erweiterte Belegschaft. Die Aristokraten, die den deutschen Nationalstaat führten, waren glücklich: Sie hatten eine stärkere Wirtschaft, mehr Steuereinnahmen, weniger Armut und folglich ein geringeres Maß an demokratisch-egalitär-sozialistischer Agitation.
Wer blieb unglücklich? Max Weber und jeder andere verblendete deutsche Nationalist.
Beachten Sie, dass Weber im Deutschland der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg fest in der Mitte-Links verankert war. Er war kein Sozialist, aber ansonsten ein Freund der politischen Demokratie, der Massenbildung und des wirtschaftlichen Wohlstands und ein Feind parasitärer Aristokratien und starrer sozialer Ordnungen.
Das Beängstigende ist, dass der deutsche Nationalismus im Europa der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg keine Ausnahme war. Wenn auch nicht ganz die Norm, so war er doch nah dran. Der Nationalismus war in der Regel manifest und wurde als Schicksal in einem Wettbewerb verstanden, bei dem der Gewinner (fast) alles bekommt, in dem Krieg nicht als Katastrophe, sondern als Chance gesehen wurde: eine Chance für nationale Behauptung, nationale Mobilisierung und die Schaffung einer stärkeren nationalen Identität – sowie eine Chance, die Kriegsbeute zu gewinnen, was auch immer das sein mag.
Nehmen wir aber an, Sie weigern sich, unter den Bann eines bestimmten Nationalismus zu fallen. Nehmen wir an, Sie kaufen sich nicht in seine Ermutigung zur Behauptung, zur Mobilisierung, zur Identität und zur Beute ein. Dann wird klar, dass alle Politiker und Militäroffiziere in der Nähe des Scheitelpunkts der frühen Entscheidungsfindung bestenfalls schwer getäuscht und schlimmstenfalls kriminell verrückt waren. Denn alles endete schlecht. Während die Könige der Monarchien, die sich der "gewinnenden" anglo-französischen Seite anschlossen, ihre Throne behielten, würden alle kontinentaleuropäischen Kaiser, deren Minister Krieg führten, ihre Throne verlieren. Aber die ironischen Anführungszeichen um "gewinnen": die gehören dorthin. Fast zehn Millionen Menschen starben im Ersten Weltkrieg. Wenn wir glauben, dass die Spanische Grippe von 1918–1919 durch die Reisen, Zerrüttungen und Hungersnöte des Krieges um eine Größenordnung größer wurde, als sie es sonst gewesen wäre, dann nähert sich die Zahl der Todesopfer fünfzig Millionen.
Bedenken Sie, dass die Herrscher Österreich-Ungarns sich schon lange Sorgen um den serbischen Nationalismus machten, oder vielmehr um die Ausweitung des serbischen Nationalismus nach Norden, da Ideologen argumentierten, dass Serben, Bosnier, Kroaten, Slowenen und andere in Wirklichkeit eine Nation – "Jugoslawen" – seien und dass nur die fremde Herrschaft durch Türken aus Istanbul und durch Deutsche aus Wien die frühere Entstehung einer glorreichen südslawischen Nation verhindert habe.
Bedenken Sie, dass achtzig Jahre 1914 trennen, als Serben und Kroaten Blutsbrüder waren (so sehr, dass die Serben einen blutigen Krieg mit den europäischen Großmächten riskieren würden, um die Kroaten vor der Unterdrückung durch fremde Despoten zu retten), von 1994 (als Serben und Kroaten nicht im selben Dorf oder in derselben Provinz leben konnten, ohne dass die politischen Führer mindestens einer Seite die Ausrottung und Vertreibung der anderen forderten). Und wie schon achtzig Jahre zuvor setzten die Anhänger das um, was die Führer forderten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Krieg zu führen, um Serben und Kroaten zu vereinen, und am Ende desselben Jahrhunderts einen weiteren Krieg zu führen, um Serben von Kroaten und Kroaten von Serben "ethnisch zu säubern", scheint einer der kranksten Witze zu sein, die die Geschichte jemals mit den Menschen gespielt hat, oder, um es kausalrichtiger zu formulieren, die die Menschen jemals mit der Geschichte gespielt haben.
Eine semidemokratische, konstitutionelle Monarchie wie die des habsburgisch regierten Österreich-Ungarns, die, obwohl sie über verschiedene Nationalitäten herrschte, die (meisten) lokalen Bräuche respektierte, den Frieden wahrte und die Freiheit von Handel, Glauben und Rede (in Grenzen) erlaubte, scheint weit mehr als die Hälfte der Liste wünschenswerter Regime zu sein. Aber nicht für die blutsbrüderlichen Vorfahren ihrer völkermörderischen serbischen und kroatischen Nachkommen.
Im Sommer 1914 ermordete ein bosnischer Terrorist, der die Unabhängigkeit Bosniens vom österreichisch-ungarischen Reich und die Vereinigung mit Serbien anstrebte, den Thronfolger des österreichisch-ungarischen Reiches, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Frau Sophie. Der Terrorist hatte einige Unterstützung von der Geheimpolizei des Königreichs Serbien erhalten – wenn auch fast sicher nicht mit dem aktiven Wissen des Königs von Serbien.
Für den alten Kaiser Franz Joseph in Wien und seine Berater schien der ungeheuerliche Mord an seinem Neffen (und seiner Frau) nach einer Reaktion zu verlangen. Und sie sollte die Form der Bestrafung der Schuldigen, der Demütigung Serbiens und der Verdeutlichung, dass Österreich die Großmacht auf dem Balkan ist, annehmen. Dies zu etablieren, schien ein kleines Risiko eines großen Krieges wert zu sein. Schließlich waren die Balkankriege des frühen 20. Jahrhunderts, der russisch-japanische Krieg von 1905, der deutsch-französische Krieg von 1870, der preußisch-österreichische Krieg von 1866, der preußisch-österreichisch-dänische Krieg von 1864 und der französisch-österreichische Krieg von 1859 alle sehr kurz gewesen. Der Krimkrieg von 1853–1856 war länger, aber er war ein begrenzter Krieg: Keine der Kriegsparteien hielt die Einsätze für hoch genug, um es für lohnenswert zu halten, die Zivilgesellschaft zu stören. Und der amerikanische Bürgerkrieg von 1861–1865, bei dem jeder fünfte weiße erwachsene Mann in dem Bogen von Küstenstaaten von Texas bis Virginia getötet und ein weiterer von fünf verstümmelt wurde, wurde nicht als relevant angesehen.
Es war nicht die einzige verpasste relevante Tatsache.
Für den nicht mehr ganz so jungen Zaren in St. Petersburg, Nikolaus II., und seine Minister war es das wichtigste Ziel, zu zeigen, dass das zaristische Russland die Großmacht auf dem Balkan ist. Und dies erforderte, dass kleine slawischsprachige Nationen verstanden, dass sie sich darauf verlassen können, dass es sie vor der Wiener Hegemonie schützt.
Für den nicht mehr ganz so jungen deutschen Kaiser in Berlin, Wilhelm II., und seine Minister versprach die Möglichkeit eines schnellen, entscheidenden Sieges über Frankreich und Russland, Deutschland einen dominanten "Platz an der Sonne" unter den Großmächten Europas zu sichern. Die Entscheidung, Österreich in vollem Umfang zu unterstützen, in welcher Aktion es auch immer als Reaktion auf die Ermordung von Franz Ferdinand beschloss, war fast automatisch. Und wie könnte es anders sein? Im Laufe des 19. Jahrhunderts war das Ansehen und die Macht des Deutschen Reiches durch kurze, siegreiche Kriege, die von dem sogenannten Eisernen Kanzler Otto von Bismarck, einem deutschen Politiker, provoziert und gelenkt worden waren, radikal gesteigert worden.
Für die Politiker der Französischen Dritten Republik musste eines Tages ein Krieg mit Deutschland geführt werden, um das Elsass und Lothringen zurückzugewinnen, die Deutschland 1870 gestohlen hatte. Und es war für Politiker und Bevölkerung gleichermaßen selbstverständlich, dass es sich lohnte, viele Menschen zu töten, um sicherzustellen, dass die Stadt Straßburg nicht "Strassburg" genannt wurde und dass ihr Bürgermeister Französisch und nicht Deutsch sprach. Für die Politiker des Britischen Empire in London war es das Risiko eines Krieges wert, zu zeigen, dass das Britische Empire sich nicht herumschubsen lässt. Hinzu kam, dass Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg eine Schlachtflotte aufgebaut hatte, die Großbritannien als existenzielle Bedrohung ansah, und Großbritannien gezwungen war, ein Vermögen auszugeben, um sie zu übertreffen. Erinnern Sie sich an Winston Churchills Witz über das Tempo des britischen Dreadnought-Schlachtschiffbaus vor dem Ersten Weltkrieg: Die liberale Regierung war bereit, vier neue Schlachtschiffe pro Jahr zu budgetieren, die Marineadmirale forderten sechs, und die Presse und die öffentliche Meinung mit ihrer Angst vor dem kaiserlichen Deutschland drängten sie zu einem Kompromiss von acht.
All diejenigen, die dachten, Krieg wäre gut, wenn auch nur für sie, irrten sich. Die Habsburger Dynastie des alten Kaisers Franz Joseph würde ihren Thron und ihr Reich verlieren. Um die Aussprache von "Straßburg" mit Sicherheit zu klären, würden die Franzosen eine Generation junger Männer verlieren. Die Briten würden ebenfalls eine Generation junger Männer verlieren, auf dem Weg zu einem viel schwächeren Reich nach dem Ersten Weltkrieg, mit dem sie sich erneut einem von Deutschland dominierten Europa konfrontieren würden. Der russische Zar verlor seinen Thron, sein Leben und sein Land, und seine gesamte Familie wurde ebenfalls abgeschlachtet. Auch Russland verlor eine Generation junger Männer sowie seine Chance auf ein weniger als völlig unglückliches 20. Jahrhundert.
Der Erste Weltkrieg sicherte Deutschland keinen dominanten "Platz an der Sonne" unter den Großmächten Europas. Wilhelm verlor seinen Thron. Sein Land verlor seine politische und militärische Autonomie und eine Generation junger Männer und unternahm die ersten Schritte auf dem Weg zu Hitlers Drittem Reich, einem Regime, das den Namen Deutschlands für Jahrtausende verdunkeln würde. Und es sollte mehr als dreißig Jahre dauern, bis die französischen Politiker erkannten, dass der Versuch, Deutschland mit ihrer Armee einzudämmen, einfach nicht funktionierte und dass es vielleicht ein besserer Weg wäre, die deutsche Macht einzudämmen, sie wirtschaftlich in ein breiteres Europa zu integrieren.
Warum haben sie es dann getan? Erstens gab es Nationalismus. Es gab auch die politische Logik, dass der Gewinn dieses Krieges es unwahrscheinlicher machte, dass man einen zukünftigen verlieren würde, und daher unwahrscheinlicher, dass man die Konsequenzen erleiden würde.
Aber da war noch mehr. Da war Aristokratie. Das Europa von 1914 war ein Europa von nationalen Bevölkerungen, von Industriellen und Sozialisten, von Fabrikarbeitern und Technikern. Aber Europas Regierungen im Jahr 1914 – insbesondere die Verteidigungs- und Außenministerien – waren größtenteils mit Aristokraten, Ex-Aristokraten und Möchtegern-Aristokraten besetzt. Dies bedeutete, dass die aristokratischen, grundbesitzenden, militärischen Eliten die Kontrolle über viele der Hebel der Propaganda und Macht hatten. Darüber hinaus erhielten die Aristokraten Hilfe von Industriellen und Unternehmern, die begierig darauf waren, sich wirtschaftliche Vorteile zu sichern, wie es bei der deutschen "Ehe von Eisen und Roggen" von 1879 der Fall war: die Einführung von Zöllen auf Importe von britischem Stahl (um die Positionen der deutschen Hersteller zu schützen) und auf Importe von amerikanischem Getreide (um die Positionen der deutschen Gutsbesitzer zu schützen).
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs fanden sich diese Eliten zunehmend als Mitglieder einer sozialen Kaste ohne gesellschaftliche Funktion wieder. Sie konnten nur mit der Erosion ihres Einflusses und Status, der Erosion ihres relativen Reichtums und der Erosion ihres Selbstrespekts rechnen. In der Welt der Win-Win-Win-Wirtschaft würden diese Aristokraten und Möchtegern-Aristokraten zu Tausenden unvermeidlich verlieren. Oder, um diesem Schicksal zu entgehen, konnten sie ihre Nationen in den Krieg führen.
Macht und Propaganda wurden durch Ideologie verstärkt. Jede Nation beschloss, dass sie ein großes Interesse daran hatte, sicherzustellen, dass ihr Volk den bleibendsten Eindruck auf alle zukünftigen Zivilisationen hinterließ. Werte der Aufklärung und christliche Werte des Friedens, der Brüderlichkeit und der Nächstenliebe gerieten unterdessen in Ungnade.
Die Aristokraten Europas waren sich höchstens halb bewusst, wie viel sie zu verlieren hatten, als sie 1914 die Würfel warfen. Aber sie warfen die Würfel. Sie mobilisierten die Massenunterstützung, indem sie eine mächtige Echokammer schufen, in der sich Propaganda und Ideologie gegenseitig verstärkten. Und die zivilisierten Massen des Westens, gelehrter und besser ernährt, gekleidet und untergebracht als jede vorherige Generation, schlossen sich ihnen begeistert an.
Ursache und Metaphern sind wichtig. Dass die Nationen Europas wie Dominosteine fielen, ist eine Art Erklärung, die eine Reihe von Verständnissen fördert. Weil ein Schmetterling mit den Flügeln schlug, landete ein Tornado einen Kontinent entfernt. Weil der Zeitgeist, die dialektische Entfaltung der Geschichte, der Finger der Vorsehung – suchen Sie sich etwas aus – einen Dominostein in Bewegung setzte, fielen die anderen.
Der Erzherzog war getötet worden. Serbien hatte Österreichs Ultimatum abgelehnt. Österreich hatte Serbien den Krieg erklärt. Deutschland versuchte Österreich davon zu überzeugen, dass es, um zu zeigen, dass es ernst ist, angreifen, aber dann in "Belgrad haltmachen" und verhandeln sollte. Russland begann zu mobilisieren. An diesem Punkt griff Deutschland Belgien an. Es war der 4. August 1914. Es war so dumm.
Das Gelächter der Geschütze begann, als Deutschlands schwere Artillerie begann, belgische Festungen zu zerstören und belgische Soldaten und Zivilisten zu töten. Beginnen Sie einen Krieg mit einem Überraschungsangriff auf eine unbeteiligte, neutrale Macht, auf eine Weise, die möglicherweise die weltweit führende Supermacht zu Ihren Feinden macht, wenn Sie bereits unterproduziert, unterlegen und unterzahlt sind. Warum sollte es für eine Militärbürokratie sinnvoll sein, so etwas zu tun?
Ich habe lange gedacht, dass ein großer Teil der Antwort "Preußen" war. Das Deutsche Reich am Vorabend des Ersten Weltkriegs wurde von seinem Bestandteil Königreich Preußen dominiert. Und Preußen wurde von seiner Armee dominiert – es war nicht so sehr ein Staat mit einer Armee als eine Armee mit einem Staat, war der französische Witz seit Jahrhunderten. Die preußische Armee hatte eine dominierende militärische Tradition, zuerst, überraschend und aus einer unerwarteten Richtung anzugreifen. Warum? Weil es sich in einer Region ohne natürliche Verteidigung befand und von bevölkerungsreicheren und oft reicheren potenziellen Gegnern umgeben war. Jeder Staat in einer solchen Situation würde sehr wahrscheinlich jeden Krieg verlieren, den er nicht schnell gewann. Wenn es also einen starken Staat in der Region geben sollte, müsste es einer sein, der Kriege schnell gewinnt – daher die preußische Art der Kriegsführung. Und Preußen wurde dann durch historische Zufälle zum Nukleus, um den herum sich die deutsche kaiserliche Nation um 1900 bildete.
Tatsächlich hätte es fast funktioniert. Hätte sich Großbritannien aus dem Krieg herausgehalten, wären die Deutschen im August 1914 wahrscheinlich Paris erobert worden, woraufhin ein Frieden der Diplomaten in unmittelbarer Reichweite gewesen wäre. Aber Großbritannien trat in den Krieg ein, zuerst um seines Vertragsverpflichtung gegenüber Belgien willen, aber wahrscheinlich noch wichtiger, um die Schaffung eines hegemonialen Deutschlands auf dem europäischen Kontinent zu verhindern, das es sich dann leicht leisten könnte, eine Schlachtflotte zu bauen, die Großbritannien keine strategischen Optionen ließe.
Und so wurde der Auslöser betätigt. Der Krieg würde von den massenweise zwangsverpflichteten achtzehn- bis einundzwanzigjährigen Jungen Europas geführt werden, verstärkt durch ältere Reservisten, die ihre militärische Ausbildung in den vorangegangenen Jahrzehnten erhalten hatten. Diese Armeen marschierten begeistert ab, sangen und nahmen sich die Sache der Kaiser, Aristokraten und Generäle zu eigen, und alle Seiten erwarteten einen kurzen, siegreichen Krieg.
Der Erste Weltkrieg wäre schlimm gewesen, aber nicht eine völlig und unbeschreiblich katastrophale Katastrophe, wenn es ein kurzer Krieg gewesen wäre. Aber die anfänglichen Kriegsparteien waren zu Beginn so ebenbürtig, dass es keinen schnellen Sieg oder kurzen Krieg geben würde. Es war ein langer Krieg. Britische Hilfe für Frankreich verhinderte, dass es im Herbst 1914 überrannt wurde. Deutsche Hilfe an der Ostfront verhinderte, dass Österreich im Herbst 1914 überrannt wurde. Und dann gruben sie alle Schützengräben. Letztendlich wurde es ein totaler Krieg, ein ressourcenmobilisierungsbasierter Abnutzungskrieg, der mehr als