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Ja, hallo erstmal. Also, lass mich mal anfangen, äh, über Hierarchien zu sprechen, ne? Man denkt ja immer gleich an diese steifen Strukturen, so wie früher bei der Ostindien-Kompanie, oder bei der Eisenbahn, wo alle in Uniform rumgelaufen sind. Oder halt in so 'ner Fabrik am Fließband, wo keiner groß nachdenken durfte, sondern nur machen sollte, was gesagt wurde. Das ist ja, hm, so das klassische Bild.
Heutzutage ist "Bürokratie" ja fast schon 'n Schimpfwort, aber Max Weber, der Soziologe, der das vor 'nem Jahrhundert bekannt gemacht hat, der wollte eigentlich was anderes zeigen. Der wollte nämlich zeigen, wie modern Organisationen im Vergleich zu früher sind, also zu so 'ner Zeit von Louis XIV oder Napoleon, wo alles auf Tradition oder Charisma basiert hat.
Denk mal an Friedrich den Großen, der Preußen zur Militärmacht gemacht hat. Super disziplinierte Armee, alles streng nach Rangordnung, und keiner durfte widersprechen, ne? Der hatte so 'ne Idee vom "aufgeklärten Absolutismus", wo der Herrscher nicht von Gott eingesetzt ist, sondern im Grunde im Dienste des Volkes steht. So ähnlich wie bei Hobbes und Rousseau mit dem Gesellschaftsvertrag. Das war sozusagen die Grundlage für die preußische Bürokratie, die damals echt gut funktioniert hat.
Weber, der war ja selbst Sohn 'nes preußischen Beamten. Und der hat gesehen, wie effizient das Militär Deutschland geeint hat und wie gut die Verwaltung funktioniert hat. Deswegen hat er Bürokratie als modernen Ansatz für große Organisationen gesehen, auch für Unternehmen. Er hat sogar gesagt, dass sich der moderne Unternehmer wie der erste Beamte im Unternehmen sieht, genau wie Friedrich der Große sich als "erster Diener des Staates" gesehen hat. Diese Unterscheidung zwischen staatlicher Bürokratie und privater Wirtschaft, die fand Weber total unsinnig. Für ihn waren das einfach beides Beispiele für große, entwickelte Bürokratien, wie zum Beispiel das alte Ägypten, das römische Reich, die katholische Kirche, China oder eben auch moderne kapitalistische Unternehmen.
Webers Liste mit den Merkmalen von Bürokratie, also Befehlsstruktur, klare Rollenverteilung, Unpersönlichkeit, technische Expertise, die ist immer noch relevant. Und man merkt halt, dass das Ganze ursprünglich aus dem Militär kommt, ne?
Hierarchie braucht Autorität, Verantwortung und Rechenschaftspflicht. Autorität ist die Macht, Entscheidungen zu treffen und diese auch zu delegieren. Verantwortung ist die Pflicht, über die Folgen dieser Entscheidungen nachzudenken. Und Rechenschaftspflicht ist der Prozess, in dem die Folgen dieser Entscheidungen bewertet werden.
Ach, da gab es doch dieses Sabotagehandbuch vom US-Geheimdienst aus dem Zweiten Weltkrieg, ne? Da stand drin, wie man in besetzten Gebieten den Krieg sabotieren kann, ohne großes Risiko. So Sachen wie: Alles immer nur über den Dienstweg machen, keine Abkürzungen zulassen, lange Reden schwingen, unwichtige Themen ansprechen, sich über kleinste Details streiten, alte Entscheidungen wieder aufrollen und immer schön vorsichtig sein und zur Vernunft mahnen. Kennen wir doch alle, oder? Gerade aus dem akademischen Bereich, haha.
Viele Leute finden es ja toll, Autorität zu haben, aber Verantwortung und Rechenschaftspflicht sind lästig. Also versuchen sie, Autorität anzuhäufen, aber Verantwortung abzugeben und Rechenschaftspflicht zu vermeiden. Die Leute weiter oben oder unten in der Hierarchie versuchen, das zu verhindern. Und diese Spannungen, die führen dann dazu, dass Bürokratie so 'nen schlechten Ruf hat.
Das beliebteste Mittel, um Verantwortung zu verwässern oder abzuschieben, ist das Meeting, oder noch besser, der Ausschuss. Wenn viele Leute an 'ner Entscheidung beteiligt sind, ist keiner wirklich verantwortlich. Und Formulare und Checklisten, die erzeugen nur den Anschein von Rechenschaftspflicht, ohne dass es wirklich so ist. Meetings, Formulare, Häkchen machen, das kostet alles Zeit, oft sehr viel Zeit. Und so verschwenden Bürokratien Ressourcen und treffen schlechte Entscheidungen.
Arnold Weinstock, der war einer der erfolgreichsten britischen Manager seiner Zeit. Und der hat mal gesagt, dass seine Firmenphilosophie auf persönlicher Verantwortung basiert, sodass es völlig unnötig ist, Zeit in irgendwelchen Sitzungen zu verbringen. Alle Ausschüsse wurden aufgelöst, und wenn man sich mit Kollegen beraten wollte, dann konnte man das ja machen, aber jeder ist persönlich für seine Entscheidungen verantwortlich und muss nicht an irgendwelchen Treffen teilnehmen. Und ganz wichtig: Für die Einstellung von Unternehmensberatern braucht man die Erlaubnis der Zentrale! Ja, der Brief sollte auf jedem Schreibtisch liegen, vor allem bei Unileitungen, Krankenhausdirektoren und Beamten. Meetings sind wichtig, um Infos auszutauschen und sich abzustimmen. Aber es gibt halt 'nen Unterschied zwischen dem Meeting, das wirklich was bringt, und dem Meeting, das nur stattfindet, weil es halt der zweite Mittwoch im Monat um halb drei ist und man im Prokrastinationsausschuss sitzt.
Na ja, irgendwann konnte man nicht mal mehr 'ne Armee so führen wie Friedrich der Große. Oder vielleicht ging das ja noch nie. Die Charge der Leichten Brigade in Balaklawa, das war so ein Paradebeispiel für die zerstörerische Kraft von reiner Hierarchie, ne? "Ihre Sache ist es nicht zu erwidern, ihre Sache ist es nicht, nach dem Warum zu fragen", wie Tennyson gesagt hat. Der französische Kommandeur in der Krim, Bousquet, der hat gesagt: "C'est magnifique, mais ce n'est pas la guerre." Also: "Das ist großartig, aber das ist kein Krieg."
Das mächtigste Militär der Welt, das wurde in Vietnam und Afghanistan besiegt und ist im Irak gescheitert. Das zeigt doch, dass die Größe 'ner Organisation nicht so wichtig ist wie die Fähigkeit, die Probleme zu lösen, vor denen sie steht.
Und der mächtigste Autohersteller der Welt, General Motors, der wurde von asiatischen Unternehmen herausgefordert. Toyota hat zum Beispiel die Andon-Schnur eingeführt, mit der jeder Arbeiter die Produktion anhalten konnte, wenn er 'nen Fehler entdeckt hat. Das hat die Eigeninitiative gefördert und die Leute stolz auf ihre Arbeit gemacht. Und die Kunden haben den Unterschied in der Qualität gemerkt. Heutzutage werden Aufgaben, bei denen man nur Anweisungen befolgen muss, eh besser von Robotern und Computern erledigt.
Es gab da diesen Professor Frederick Thayer, der hat mal ein Buch geschrieben: "Das Ende der Hierarchie". Das war zwar etwas provokant, aber die Idee hat sich trotzdem durchgesetzt. Bill George, auch so 'n Professor, der hat gesagt, dass das hierarchische Modell einfach nicht mehr funktioniert. An die Stelle vom Handwerker-Lehrlings-Modell treten lernende Organisationen mit Wissensarbeitern, die sich nicht von oben herab führen lassen. Aber er hat dann paradoxerweise gesagt, dass wir trotzdem 'nen neuen Führungsstil brauchen. Klar, ist ja auch ein Business-Buch, ne?
Aber das Ende der Hierarchie wird oft übertrieben. Komplexe Organisationen brauchen Strukturen, um sich zu koordinieren. Jede Produktion und jede Organisation braucht 'ne gewisse Hierarchie, damit die Leute wissen, wann Entscheidungen getroffen wurden und was Sache ist. Als Unternehmensberater sich mal die Führungsstrukturen einer Uni angeguckt haben, haben sie festgestellt, dass Entscheidungen oft gar nicht getroffen werden, sondern einfach so entstehen und man gar nicht sagen kann, wann aus 'ner Diskussion 'ne Entscheidung wird. Das ist dann halt auch Chaos pur. Man braucht halt schon Klarheit darüber, wie Entscheidungen zustande kommen.
Nominal hat der König von England ähnliche Macht wie Friedrich der Große. Oberbefehlshaber, ernennt den Premierminister, kann Gesetze verhindern, Verbrecher begnadigen, Parlamente auflösen und so weiter. Aber jeder weiß ja, dass der König diese Macht nicht wirklich hat. Der ratifiziert Entscheidungen, die von anderen Leuten getroffen wurden: Parlamentarier, Geistliche, Wissenschaftler, Regierungen. Ich hab mal in St. Lucia 'n Schild gesehen: "Weiden von Tieren verboten, im Auftrag der Königin." Fand ich irgendwie lustig.
Das britische Parlament hat sich mal von der Queen auf Anraten der Regierung unter Boris Johnson suspendieren lassen, um die Brexit-Pläne durchzusetzen. Das hat das Oberste Gericht aber schnell wieder rückgängig gemacht. Die Queen hat zwar die Macht, das Parlament zu suspendieren, aber die Begründung dafür war unrechtmäßig. Die Queen ist also sozusagen das Oberhaupt einer ratifizierenden Hierarchie. Ihre Zustimmung bedeutet nicht, dass sie die Entscheidung gut findet oder dass sie die Entscheidung selbst getroffen hat, sondern nur, dass sie ordnungsgemäß geprüft und beraten wurde.
Der Monarch ist natürlich 'n Sonderfall, klar. Aber auch ein Orchester hat 'nen Dirigenten und 'ne Sportmannschaft hat 'nen Kapitän und 'nen Trainer. Die Leute machen ja nicht einfach nur, was der Dirigent, Kapitän oder Trainer sagt. Der Geiger folgt den Noten, der Fußballer nutzt sein Talent und seine Erfahrung, um sich zu positionieren, zu passen oder zu schießen. Die Musik und das Spiel würden ja auch weitergehen, wenn der Dirigent seinen Taktstock fallen lässt oder der Trainer einschläft. Der Dirigent, Kapitän oder Trainer, der ist eine Quelle der Inspiration und der Fantasie. Aber wenn diese Führungskräfte ihre Verantwortung verstehen, dann spielen sie nie den großen Boss oder den Besserwisser.
Lyndall Urwick, Gründer einer Unternehmensberatung, der wollte immer mit "Colonel Urwick" angesprochen werden und hat sich stark auf seine militärische Erfahrung berufen. Aber er hat auch gesagt, dass die "offiziellen Kanäle" eigentlich nur dazu da waren, um Vereinbarungen zu bestätigen, die schon vorher auf schnellerem und freundschaftlicherem Wege erzielt wurden. Wenn 'n Offizier die Kanäle nutzen musste, bevor das passiert war, dann galt das als Versagen. Selbst die militärische Hierarchie war also im Grunde eine ratifizierende Hierarchie.
Bill George hatte Recht, als er gesagt hat, dass viele moderne Unternehmen "lernende Organisationen mit Wissensarbeitern" sind, die sich nicht von oben herab führen lassen. Aber er lag falsch, als er gesagt hat, dass solche Organisationen ohne Hierarchie funktionieren können. Steve Jobs war zwar bekannt für seine Wutanfälle und dafür, dass er Leute schlecht behandelt hat. Aber Perfektionist zu sein, ist nicht dasselbe wie ein Besserwisser. Er hat nicht kritisiert, dass seine Anweisungen nicht sorgfältig genug befolgt wurden, sondern dass das Produkt nicht gut genug war. Seine Ausbrüche haben zu seinem inspirierenden Führungsstil beigetragen. Aber so 'n Stil funktioniert halt nur, wenn man wirklich 'n Genie ist und für seine Ideen respektiert wird und nicht für seinen Zorn gefürchtet wird.
Es gibt halt nicht so viele Leute mit dem Talent von Steve Jobs oder Elon Musk. Andy Grove war auch so 'n außergewöhnlicher Manager, der Intel mitbegründet und geleitet hat. Sein Buch "High Output Management" ist in Silicon Valley zum Kult geworden. Er hat verstanden, dass der Wettbewerbsvorteil von Intel und ähnlichen Unternehmen auf dem kollektiven Wissen basiert, das sich ständig weiterentwickelt.
Alle Organisationen, egal ob Google oder 'n Philosophie-Seminar, brauchen sowohl Management-Autorität als auch technische Expertise. Der Konflikt zwischen Autorität und Fachwissen ist leichter zu handhaben, wenn Organisationen klein und Produkte einfach sind. Oder wenn ein paar Spezialisten als interne Berater bei seltenen technischen Problemen helfen können, wie in 'ner Autofabrik. Aber die Spannung zwischen Manager und Experte ist besonders groß in Organisationen wie Unis und Krankenhäusern, wo viele Leute wegen ihrer Fachkenntnisse eingestellt werden. Und deswegen laufen diese Läden oft so schlecht. Die Silicon-Valley-Start-ups, die erfolgreich wurden, waren diejenigen, die das Zusammenspiel von Autorität und Wissen gut hinbekommen haben. Und das gilt auch für das moderne Militär.
Die modernen Unternehmen sind im Grunde genommen vermittelnde Hierarchien. Die Leute arbeiten zusammen, um gemeinsam was zu erreichen. Sie geben die Kontrolle über Outputs und Inputs an die Hierarchie ab. Und zwar nicht, um sich an irgendwelche Verträge zu halten, sondern um an einem Prozess der internen Zielsetzung und Streitbeilegung teilzunehmen.
Viele nicken bei sowas ab, ohne zu merken, wie radikal das eigentlich ist. Das ist was anderes, als wenn man nur Verträge abschließt, um irgendwelche Probleme zu lösen. Diese vermittelnden und ratifizierenden Hierarchien sind die Realität in den meisten erfolgreichen Unternehmen. Aber es ist halt einfacher für Journalisten, den Erfolg dem allwissenden CEO zuzuschreiben. Aber das Bild prägt das Business trotzdem. Und die Art, wie Unternehmen beschrieben werden, beeinflusst die Praxis und die Legitimität von wirtschaftlicher Tätigkeit in der Gesellschaft.
Bei dieser Beschreibung geht es nicht um die Interessen bestimmter Gruppen, sondern um die Aufteilung von Aufgaben und Ressourcen. In 'ner Aktiengesellschaft können die Aktionäre die Direktoren austauschen oder die Manager entlassen, wenn ihnen die Aufteilung nicht passt. Aber das passiert nicht so oft. Die Aktionäre verkaufen ihre Anteile, die Mitarbeiter kündigen, die Kunden und Lieferanten suchen sich was anderes.
Ein erfolgreiches Management findet 'n Gleichgewicht, mit dem die meisten zufrieden sind. Investoren sind zufrieden mit ihrer Dividende, Mitarbeiter sind zufrieden mit ihren Jobs, Kunden und Lieferanten sind zufrieden mit ihren Geschäften. Dann ist die Fluktuation gering, die Kunden und Lieferanten bleiben treu und der Aktienkurs bleibt stabil. Und so läuft das Geschäft.
In 'ner Marktwirtschaft ist es vielleicht wichtiger und effektiver, seine Meinung zu sagen, indem man geht, als indem man sich beschwert. Aber beides läuft parallel. Wenn man ignoriert wird, geht man halt. Und die Stimme, die den meisten Leuten in Organisationen wichtig ist, ist nicht die laute Stimme. Sondern die innere Stimme, die sagt, dass sich die Leute in dieser Organisation um mich kümmern, um das, was ich tue und um das, was ich denke. Und dafür braucht es keine formellen Beteiligungsprozesse, sondern Vertrauen und Respekt. Bei diesen Prozessen sind die Leute, die mitmachen, oft nicht repräsentativ. Die meisten Leute haben was Besseres zu tun und äußern sich nicht gerne öffentlich.
Blair und Stout, die das beschrieben haben, die haben zwar über Wirtschaftsunternehmen geschrieben, aber das gilt ja auch für Schulen, Unis, Krankenhäuser, Sportvereine, Wohltätigkeitsorganisationen, eigentlich für jede Art von Gemeinschaft. Es gibt zwar ein paar Ausnahmen, wo Hierarchie wichtig ist, wie in Schulen, Kirchen oder im Militär, aber das ist eher die Ausnahme. Vermittelnde Hierarchie ist notwendig, damit 'ne Organisation, die auf kollektiver Intelligenz basiert, zusammenhält und effektiv ist. Eine Organisation, die auf Vertrauen und Respekt basiert und nicht auf Pflicht und Vertrag.
Ich war mal bei 'ner öffentlichen Anhörung zu geplanten Änderungen im Telekommunikationsrecht. Da haben fast alle Leute für Telekommunikationsunternehmen gearbeitet oder sie beraten. Ich konnte nur zwei normale Bürger entdecken. Einer hatte 'ne unlösbare Beschwerde gegen seinen Anbieter und der andere war Rentner, dem es warm war und der dankbar war, dass er seine Enkel anrufen konnte. Der wurde dann auch für seinen Beitrag gelobt, haha.