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Calculating...

Okay, also, ähm, hallo erstmal! Also, wir reden heute mal über... über die Anfänge der industriellen Fertigung. Und zwar, ähm, wie die so richtig ins Rollen gekommen ist, ne?

Da gab's dieses Zitat von Andrew Carnegie, irgendwie so, "Der sicherste Weg zur Führung ist, wenige Endprodukte zu verkaufen, die aber große Mengen an Rohstoffen brauchen." Irgendwie so in der Art, ne? War halt ein schlauer Kopf, der Mann.

Jedenfalls, dieses mechanische Modell von Firmen, das hat die Fertigung, die Industrie total beeinflusst, vom Beginn der industriellen Revolution bis so Mitte des 20. Jahrhunderts. Und selbst wenn das jetzt, im 21. Jahrhundert, nicht mehr so ganz aktuell ist, der Einfluss ist immer noch da, ganz klar.

Da gab's auch so einen Wirtschaftshistoriker, Sir John Clapham, der hat Adam Smith kritisiert, weil der irgendwie keine empirische Forschung betrieben hat. Clapham meinte so, "Adam Smith hätte mal lieber zu den Carron Works fahren sollen, anstatt zu dieser blöden Stecknadelfabrik." Die war ja, ähm, nur so eine Fabrik im alten Sinne, quasi, ne?

Ob Smith wirklich in einer Stecknadelfabrik war, ist übrigens gar nicht so sicher. Adam Ferguson, auch so ein wichtiger Denker, der hatte schon vorher über die Arbeitsteilung in so einer Fabrik gesprochen. Und Smith und Ferguson haben sich dann gegenseitig Plagiat vorgeworfen. Am Ende kam wohl raus, dass beide das Beispiel aus so einer französischen Enzyklopädie hatten, und gar nicht aus eigener Anschauung. War also alles ein bisschen kompliziert und hat die Freundschaft der beiden erstmal auf Eis gelegt.

Aber nicht jeder war begeistert von der Industrialisierung, ne? Der schottische Dichter Robert Burns zum Beispiel, der war bei den Carron Works und fand's nicht so toll. Hat irgendwie gesagt, er ist nicht da, um schlauer zu werden, sondern um sich aufs Jenseits vorzubereiten, oder so ähnlich. War wohl nicht sein Ding, das Ganze.

Ein anderer Besucher meinte, die Carron Works hätten 1200 Leute beschäftigt und wären die größte Industrieanlage in Europa gewesen. David Hume, auch so ein kluger Kopf, dachte sogar, es wären noch mehr gewesen, so um die 10.000. Aber das war wohl übertrieben, so genau hat er's wohl nicht genommen, der gute Mann.

Wie gesagt, die Eisenwerke und Textilfabriken, das waren die Vorzeigeobjekte der industriellen Revolution. Richard Arkwrights Fabrik in Cromford hat Dampf und Wasser kombiniert mit innovativen Textilmaschinen. Und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Sir Robert Peel, der Vater des späteren Premierministers, einer der größten Arbeitgeber in England, mit seinen Textilfabriken in Lancashire.

Die Prozesse in Arkwrights Fabrik und Coalbrookdale waren relativ leicht nachzumachen. Patente haben da auch nicht viel geholfen. Deswegen haben die Pioniere der industriellen Revolution ihr Wissen nicht so gut schützen können, weder vor der Konkurrenz im eigenen Land noch vor den Amerikanern und Deutschen, die da auch gerade erst anfingen.

Francis Cabot Lowell zum Beispiel, der war so ein typischer Bostoner Aristokrat, der ist nach England gereist, um Industriespionage zu betreiben. Der Export von Textilmaschinen war verboten, also hat Lowell sich die Designs einfach gemerkt. Zurück in Amerika hat er dann eine Textilfabrik gebaut, die voll auf Taylorismus gesetzt hat. Das heißt, alles war homogen, linear und repetitiv. Und das brauchte halt große Fabriken, um die Arbeitsteilung und die Skaleneffekte optimal zu nutzen.

Der nächste Schritt war dann der Bau von Eisenbahnen. Die brauchten eine hierarchische, disziplinierte Organisation. Alles musste zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und sogar die Zeit selbst wurde dem Geschäft angepasst. Früher hatte jede Stadt ihre eigene Zeit, aber jetzt gab's plötzlich eine einheitliche "Eisenbahnzeit". Und das britische Empire hat Greenwich Mean Time dann als Weltstandard durchgesetzt. Durch die besseren Transportmöglichkeiten konnten dann auch traditionelle Handwerksprodukte wie Bier und Fleisch industriell hergestellt werden.

Adam Smith hat ja mal gesagt, dass wir unser Abendessen nicht der Güte des Metzgers, Brauers oder Bäckers verdanken, sondern deren Eigennutz. Der Mann war übrigens nie verheiratet und hat mit seiner Mutter zusammengelebt. Und, ähm, vielleicht hat er sein Abendessen eher seiner Mutter zu verdanken als dem Eigennutz der Handwerker, wer weiß?

Die Logik der linearen, repetitiven Fertigung hat dann zur Fließbandarbeit geführt. Henry Ford hat damit die Autoindustrie revolutioniert. Und wenn ein Fertigungsprozess sehr repetitiv ist, dann kann man die meisten Unsicherheiten mit Wahrscheinlichkeiten beschreiben. Bei Guinness in Dublin hat damals ein gewisser W. J. Gossett gearbeitet, der unter dem Pseudonym "Student" Statistik betrieben hat. Und die Firma hat ihn dabei unterstützt! Später haben dann Firmen wie Motorola und GE das Konzept von "Six Sigma" populär gemacht, also möglichst wenig Fehler in der Fertigung.

Fords River Rouge Komplex war dann die größte Industrieanlage der Welt. Da konnte man Hyde Park und Central Park zusammen reinlegen, und es wäre immer noch Platz gewesen. Ford und General Motors waren damals die typischen großen Fertigungsunternehmen, die das Geschäft dominiert haben.

Die Carron Works wurden übrigens von Geschäftsleuten gegründet, die das Kapital für die Anlage und die Rohstoffe bereitgestellt haben. Und, ähm, wie alle Unternehmen der industriellen Revolution brauchten die halt viel Kapital für die Anlagen und die Vorräte. Und begabte Ingenieure ohne viel Geld, wie James Watt, die haben sich dann halt reiche Partner gesucht, wie Matthew Boulton.

Marx hat das Ganze ja im Zusammenhang mit dem Niedergang des Feudalismus gesehen. Er nannte die Privatisierung des Gemeinlandes "ursprüngliche Akkumulation". Und während Smith die Akkumulation eher auf Sparsamkeit zurückführte, fand Marx, das war eher Diebstahl. Die Wahrheit lag wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Marx war der Meinung, dass die Kapitalisten sich den Mehrwert der Arbeitnehmer aneignen. Und er dachte, dass die Arbeiterklasse irgendwann die Macht übernimmt und die Produktionsmittel kontrolliert. In der Sowjetunion gab es dann zwar auch so eine Art Dreiecksbeziehung, aber anstelle der Kapitalisten gab es da die Nomenklatura, also die Parteibosse.

Als das Gemeinland privatisiert wurde, entstand eine neue Klasse von landlosen Bauern, die zu Lohnarbeitern wurden. Die Männer, die in den Carron Works gearbeitet haben, kamen von den Feldern und suchten dort ihr Auskommen. Und da sie nichts als ihre Arbeitskraft hatten, mussten sie für einen Hungerlohn arbeiten.

Im Laufe der Industrialisierung zogen immer mehr Menschen in die schnell wachsenden Städte. Und die Fabrikbesitzer haben nicht nur Fabriken gebaut, sondern auch Wohnungen und andere Einrichtungen für ihre Arbeiter. Manche haben sogar noch mehr getan. Sir Titus Salt zum Beispiel, der hat sein Vermögen für das Wohl seiner Arbeiter eingesetzt. William Lever und George Cadbury haben sogar ganze Musterdörfer für ihre Arbeiter gebaut. Und Francis Cabot Lowell hat die Stadt Lowell gegründet, die nach ihm benannt ist.

Aber die Arbeit in den Stahlwerken und Textilfabriken war halt langweilig und körperlich anstrengend. Die Arbeiter wurden kaum ausgebildet und konnten einfach zwischen verschiedenen Aufgaben hin- und hergeschoben werden. Und das galt auch für die Autofabriken in Detroit, wo viele Einwanderer und Afroamerikaner gearbeitet haben. Die Arbeit wurde halt als Ware betrachtet.

An Fords River Rouge Anlage sah es dann auch nicht anders aus. Die wichtigsten Industrien waren kapitalintensiv. Der Bau einer Eisenhütte, einer Eisenbahn oder einer Autofabrik war teuer, und das Kapital war speziell auf die Produktion von Eisen, den Betrieb von Zügen oder den Bau von Autos ausgerichtet. Wer das Kapital kontrollierte, kontrollierte halt fast alles. Der Kapitalist konnte zwar gütig sein, aber ohne eine Gewerkschaft oder Gesetze war man ihm ausgeliefert.

Heute gibt es in Saltaire und Port Sunlight keine Produktion mehr. Nur Cadbury produziert noch in Bournville. Und auch die Fabriken am Charles River sind geschlossen. Lowell hat zwar noch eine kurze Renaissance als Hauptsitz von Wang Laboratories erlebt, aber heute ist die Stadt auch nur noch ein Museum der industriellen Revolution.

In Lowell gab es übrigens einen der ersten Streiks. Als die Löhne gekürzt wurden, haben sich einige der Arbeiterinnen zur Wehr gesetzt. Aber der Streik war erfolglos. Genauso wie der Versuch einiger englischer Landarbeiter, eine Gewerkschaft zu gründen.

Aber im Laufe der Zeit wurde das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit immer konfrontativer. 1871 wurde in Großbritannien die Gründung von Gewerkschaften erlaubt. Und die amerikanischen Gerichte waren nicht mehr so bereit, die Arbeitgeber zu unterstützen. Aber die Streiks der Pullman Eisenbahnarbeiter und in Andrew Carnegies Homestead Works endeten trotzdem mit einer Niederlage.

1911 brach in der Triangle Shirtwaist Company in New York ein Feuer aus. Die Türen zu den Treppenhäusern und Ausgängen waren verschlossen, um Diebstahl zu verhindern. 146 Menschen, meist junge Frauen, starben. Nach dem Unglück wurden neue Gesetze eingeführt, die die Arbeitsbedingungen besser regelten.

Durch das Wachstum der Gewerkschaften und die Ausweitung des Wahlrechts hatten die Arbeiter mehr Macht. In Großbritannien gewann die Liberal Party 1906 eine Erdrutschsieg. Und die Labour Party, die vorher nur zwei Sitze hatte, gewann 29 und nannte sich in Labour Party um. Und nach dem Ersten Weltkrieg wurden sozialistische Parteien zu einer wichtigen politischen Kraft in Europa. In Russland übernahmen die Bolschewiki die Macht und errichteten die erste Regierung, die sich als marxistisch bezeichnete.

Fließbänder werden auch heute noch zum Bau von Autos verwendet. Aber wenn Henry Ford eine Toyota- oder Tesla-Fabrik besuchen würde, würde er sich fragen, wo all die Leute sind. 1962 verkaufte General Motors mehr als die Hälfte aller Autos in Amerika. Aber das war der Höhepunkt für diese Unternehmen. Heute liegt ihr kombinierter Marktanteil bei weniger als einem Drittel.

Die größten Fließbänder gibt es heute für den Bau von Flugzeugen. Die Fabrik in Paine Field, in der Boeing die 747 zusammenbaut, ist das größte Gebäude der Welt. Das Airbus-Werk in Toulouse ist das größte Gebäude in Europa. Moderne Verkehrsflugzeuge sind vielleicht die komplexesten Produkte, die jemals in Serie gefertigt wurden. Das ist schon ein großer Unterschied zu der Stecknadelfabrik und den Carron Works.

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