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Calculating...

Okay, also, lass uns mal überlegen... wer sind denn heutzutage eigentlich die Kapitalisten? Ja, also, klar, Friedrich Engels hat das mal so formuliert, dass die Kapitalisten quasi schon fast alles besitzen, alle Produktionsmittel, Maschinen, Fabriken, die ganze Ausrüstung, um überhaupt irgendwas herzustellen. Stimmt ja auch irgendwie.

Aber wenn man sich das mal genauer anschaut, dann... früher, also, so "Robber Barons" mäßig, ne? Carnegie, Rockefeller, Vanderbilt... die waren ja schon Chefs. Die haben das Ding geschmissen, Entscheidungen getroffen, alles überwacht. Aber heutzutage ist das ja alles viel verteilter. Wer kann sich denn jetzt noch "Kapitalist" nennen?

Klar, man denkt direkt an so Leute wie Bezos, Gates oder Musk. Die haben Aktien, sind reich geworden mit ihren Firmen. Aber die besitzen ja keine Stahlwerke oder Ölquellen direkt, ne? Die kontrollieren "nur" ihre Unternehmen. Und selbst da... die meisten großen Konzerne werden ja von Managern in Anzügen geführt. Diese Karrieretypen, die sich hochgearbeitet haben. Kennste ja. Von den zehn größten Firmen, die ich mir mal angeschaut habe, war keine einzige mehr von ihren Gründern geleitet.

Bei Amazon ist jetzt der Jassy Chef, der war schon lange dabei. Bei Microsoft war's erst Ballmer nach Gates, aber das hat nicht so richtig gefunkt. Dann kam Nadella, der war schon als Uni-Absolvent bei Microsoft. Musk ist noch aktiv bei Tesla und SpaceX, und jetzt auch bei X, also Twitter, nachdem er das... ja, sagen wir mal, "exzentrisch" gekauft hat. Manche wünschen sich ja, er wäre nicht ganz so hyperaktiv.

Aber diese Manager, die sind halt anders als die Gründer. Der Nadella, der ist vielleicht für Microsoft das, was Sloan für General Motors war. Der hat halt diese bürokratische Disziplin reingebracht, die so ein riesiger Laden braucht. Der Sloan war ja eher unauffällig, aber so ein Jack Welch, das war vielleicht der erste Karriere-Manager, der so richtig im Rampenlicht stand. Aber trotzdem, die Leute rennen dem Musk hinterher, aber kaum jemand weiß, wer der Chef von Walmart ist, obwohl der für mehr Leute zuständig ist als jeder andere. Und die Bettencourt, die spielt Klavier, während der Hieronimus L'Oréal leitet. Musste ich auch erstmal googeln, ehrlich gesagt.

Dann gibt's noch diese "Rentiers", also Leute wie die Bettencourt oder Alice Walton. Früher waren das so Typen wie Mr. Darcy, die einfach von ihren Zinsen und Dividenden leben und nicht arbeiten gehen müssen. Gibt's heutzutage nicht mehr so viele, es sei denn, man zählt Leute wie Gates und Bezos dazu, die ja eigentlich auch nur noch "retired" sind.

Und dann die Banken... Früher war da so ein J.P. Morgan, der hat US Steel gegründet, das war die wertvollste Firma der Welt. Heutzutage ist der Dimon Chef der Bank, die er gegründet hat. Dann gibt's noch Venture Capital Firmen, die finanzieren junge Unternehmen, oder Private Equity Firmen, die kaufen etablierte Firmen auf und versuchen, die profitabler zu machen.

Dann gibt's noch so Firmen wie Prologis oder AerCap, die liefern quasi die Produktionsmittel für andere Firmen. Und deren Geld kommt oft von Rentenfonds oder von kleinen Investoren. Total verschachtelt alles.

Und dann nicht zu vergessen die Chefs von internationalen Organisationen, ne? Lagarde von der EZB, Georgieva vom IWF, Okonjo-Iweala von der WTO, Banga von der Weltbank. Auffällig, dass da viele Frauen dabei sind. In der Politik geht das irgendwie schneller als in der Wirtschaft, vor allem im Finanzbereich.

Und natürlich die "Influencer", also Leute wie Koch, Mercer oder Soros. Die versuchen, mit ihrem Geld politischen Einfluss zu kaufen. Und dann die Medienmogule, wie Harmsworth oder Hearst. Heutzutage ist das dann Murdoch oder Bezos.

Und dann noch die Trader, also Goldman Sachs und so. Die machen ja hauptsächlich mit dem Handel von bestehenden Vermögenswerten Geld, nicht so sehr mit der Finanzierung von neuen Unternehmen. Und diese Asset Manager, Blackrock, Fidelity, Vanguard, die verwalten Billionen von Dollar. Die stecken in fast jeder Firma drin, weil die einfach nur die Aktienindizes abbilden.

Und dann die institutionellen Investoren, also der norwegische Ölfond oder CalPERS, der kalifornische Pensionsfonds. Die verwalten riesige Vermögen und stecken ihr Geld dann auch in diese Asset Manager.

Also, sind wir jetzt alle Kapitalisten? Die Leute von AerCap und Prologis, die sind ja eigentlich nur Vermittler. Und deren Aktien werden von Blackrock und so gehalten. Aber das Geld für diese Firmen kommt ja oft von Krediten, von Banken und Pensionsfonds. Und am Ende der Kette stehen wir, die Leute. Die Nutznießer des norwegischen Ölfonds sind die Norweger. CalPERS investiert für die Lehrer und Polizisten in Kalifornien. Die Sparer bei JP Morgan finanzieren die Firmen, die Flugzeuge vermieten oder Amazon-Lagerhäuser bauen. Krass, oder?

Vielleicht finden Leute meiner Generation, wenn sie die Sachen ihrer Eltern durchwühlen, noch so alte Aktienzertifikate. Das war damals in den 80ern in England, als die British Telecom privatisiert wurde. Das war so eine Illusion von einer "Aktionärsdemokratie". Aber die meisten Leute besitzen ja gar keine Aktien direkt. Aber trotzdem profitieren viele Leute von Aktienbesitz. Der Wohlstand ist heutzutage breiter verteilt als früher. Nicht unbedingt gerechter, aber breiter.

Das liegt zum Beispiel am Immobilienmarkt. Nach dem Krieg haben sich viele Leute ein Haus gekauft, und dann sind die Preise gestiegen. Und dann die Rente! Früher sind die Leute gar nicht so alt geworden, dass sie in Rente gehen konnten. Und jetzt leben die Leute noch zwanzig Jahre länger, wenn sie in Rente gehen. Und die Einkommen sind gestiegen, und es gibt viele neue Finanzprodukte.

Sogar die ärmsten Haushalte in England haben heutzutage einiges an Vermögen. Und wer in Rente geht, hat oft ein halbes Pfund zusammen. Nee, Quatsch, ein halbes *Pfund*? Natürlich ein halbe Million Pfund! Also, das Vermögen ist nicht gleichmäßig verteilt, aber es ist breiter verteilt als früher. Also, vielleicht sollte man mal in den Spiegel schauen. Vielleicht ist man ja selbst ein moderner Kapitalist.

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